von Twilight » Do 11. Sep 2008, 19:54
Mir ist zumindest der Gedanke nicht neu. Stephen Baxter hat diese Theorie im dritten Band der "Multiversum"-Reihe aufgegriffen. Es geht im Prinzip darum, dass wir Menschen unsere Sinne im Laufe der Evolution an Dinge angepasst haben, die wichtig sind.
Dabei ist es uns nur möglich, ein Ding in begrenzter Komplexität zu Betrachten.
Zum Beispiel sehen wir einen Waldboden, der aus Sand, Blättern, Tannennadeln, kleinen Ästen und hier und da etwas Gras und Pilzen besteht.
Wollen wir mehr Details erfassen, müssen wir den Ausschnitt verkleinern und sehen dass manche Tannennadeln älter sind, als andere, wir sehen Ameisen, die wie kleine Punkte herum wimmeln und dass einige Äste von Flechten bedeckt sind. Aber der Waldboden als Ganzes verschwindet irgendwie. Der Grasbüschel, der zwei Meter weiter entfernt wächst, wird nicht mehr wahrgenommen.
Auf Kosten der Wahrnehmung der kleinen Äste und vielen verschiedenen Tannennadeln, können wir den Ausschnitt noch mehr verkleinern und auf eine der Ameisen konzentrieren, wie sie aus verschiedenen Körpersegmenten besteht, was sie tut, und das das, was sie tut, kein willkürliches "wimmeln" ist, sondern System hat.
Auf Kosten dieser Wahrnehmung können wir die Ameise töten, mit Gold bedampfen und unter einem Elektronenmikroskop die Facettenaugen oder die filigranen Antennen bewundern. Aber das Hinterteil, nur zwei Millimeter entfernt fällt schon aus dem Rahmen und an den Waldboden wird kein Gedanke mehr verschwendet.
Anders herum können wir auch den Ausschnitt vergrößern, einen Blick von oben auf den Planeten werfen, wo der Waldboden mit all seinen Details unter dem langsam homogen werdenden Blattgrün vieler tausend Bäume verschwindet. Wir können uns ein Bild von der Galaxie machen, wo ein roter Pfeil auf ein winziges Nichts zeigt, mit der Beschriftung "Da bist du". und so weiter.
Aber was passiert, wenn wir viele winzige Details auf dem Niveau eines Facettenelementes des Ameisenauges im direkten Zusammenhang mit einem Ding von der Größe eines Planeten wahrnehmen müssten, um zu erkennen? Das menschliche Gehirn ist dafür einfach (noch?) nicht komplex genug, obwohl wir nicht mehr vollständig auf unsere natürliche Sinneswahrnehmung beschränkt sind.
Der größte Teil des Universums soll ja aus dunkler Materie bestehen. Es ist möglich, diese anhand von Gravitationseffekten nachzuweisen. Aber ist es nur eine unförmige Masse, die die sichtbare Materie manchmal einfach durchsetzt und manchmal nicht? Oder ist sie mindestens genauso komplex, wie die Welt, die wir kennen? Gibt es vielleicht Dunkle-Materie-Leben?
Mit ein paar sich zusammenballenden Sternen können diese Fragen jedenfalls nicht beantwortet werden.