Nutzen des Naturalismus

Nutzen des Naturalismus

Beitragvon xander1 » So 11. Jan 2009, 18:35

lorenz hat geschrieben:Was ist (speziell) eine RELIGIÖSE Gemeinschaft? Eine Gemeinschaft zur wechselseitigen Bestätigung und Bewahrung abstruser Gerüchte? Als Wissenschaftler sollte man sich von so was fernhalten.Wenn es aber nur ums kuscheln geht, da gibt es andere Möglichkeiten genug.


Ja zur Bewahrung abstruser Gerüchte, das gehört dazu. Religiöse haben Motive. Motive hat man wegen deren Vorteilen. Ansonsten müssten die Religiösen sich irren. Was man sollte ist irrelevant. Es geht nicht ums kuscheln. Eine religiöse Gemeinschaft ist ein sozialer Bund. Die Brights sind auch ein sozialer Bund, sind dabei aber nicht so zweckorientiert wie religiöse Gemeinschaften. Hat man als Bright wirklich den anderen Bright als starken Verbündeten? Dieser Naturalismus ist lächerlich und das sage ich als Atheist. Naturalismus ist einfach zu wenig durchdacht, nutzt etwas, aber nutzt zu wenig.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon lorenz » So 11. Jan 2009, 20:23

xander1 hat geschrieben:Dieser Naturalismus ist lächerlich und das sage ich als Atheist. Naturalismus ist einfach zu wenig durchdacht, nutzt etwas, aber nutzt zu wenig.

Ich finde den Naturalismus nicht lächerlich. Er ist, was er ist: Ein Fundament, auf das und um das herum gebaut werden kann. Natürlich kein Schweizer Messer, mit dem man alles machen könnte. Aber ich würde sagen: Er schließt NICHTS aus von dem, was ich brauche. Das ist doch ein guter Anfang.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon xander1 » Mo 12. Jan 2009, 19:23

Die Zeugen Jevohvas und Scientology werben damit, dass sie dein Leben verbessern können. Kann der Naturalismus mein Leben verbessern?
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon Pfeifer » Mo 12. Jan 2009, 20:09

Nein, der Naturalismus verbessert dein Leben nicht - zumindest nicht zwangsläufig. Aber du musst ihm zu Gute halten, dass er das auch niemandem verspricht. Er ist einfach ehrlich - im Gegensatz zu den genannten "Neuen Religionen", wie sie in der Religionswissenschaft heißen. Diese geben sich Scheinwahrheiten hin, die sich gut verkaufen lassen, um Kohle oder Macht zu gewinnen. Ihre Mittel sind Unterdrückung und die Schaffung eines Klimas der Angst durch Repressalien und Aufbau von mentalen Abhängigkeiten. Und mit diesen Worten werden die zu Grunde liegenden Machenschaften nicht auch nur ansatzweise oberflächlich angekratzt - es steckt so viel perfide Machtgeilheit und -ausnutzung dahinter, dass einem schlecht werden kann!

Das Alles kann man dem Naturalismus nicht vorhalten. Wie gesagt: er ist ehrlich und lässt jedem die freie Wahl. Selbst, wenn du dich gegen ihn entscheidest, lebst du nach seinen ihm zu Grunde liegenden Prinzipien - schon aus deinem persönlichen Wesen heraus. Das kann man über keine einzige Sekte, sei sie noch so groß und umspannend, behaupten: dass sie für jeden einzelnen Erdenbürger absolute Geltung besitzt (selbst dann noch, wenn man seine Theorien nicht begreifen möchte).

Naturalismus ist offen und kritikfähig, Naturalismus ist hinterfragend und reflexiv, Naturalismus ist fortschrittlich und somit notwendig. Schon diese wenigen Attribute halte ich für mein persönliches Leben sehr hoch. Man kann dagegen keines davon in der Beschreibung auch nur einer einzigen relgiösen Gruppierung und der darin herrschenden starren Strukturen anwenden.

Und, ja: mit jeder Erkenntnis, die ich in meinem immer noch wachsenden naturalistischen Weltbild mache, geht es mir ein Stück besser. Nichts macht mir täglich mehr Spaß, als zu erkennen, wie unglaublich und abgefahren die Entwicklung und Weiterentwicklung des Lebens in der Wirklichkeit ist - ohne übergeordneten Sinn, ohne einen physikalisch existenten Weltenschöpfer und ohne selbsternannte Anführer, die nur ihren eigenen Vorteil sehen.

Nee, nee, mir muss keiner irgendwas versprechen - ich brauch nur den Mond anzugucken und schon geht´s mir besser. So, wie ich die Sache sehe, scheint bei mir Hopfen und Malz verloren. Oder sieht das Jemand anders? :cooler:
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon xander1 » Mo 12. Jan 2009, 21:05

Dein ganzer Text ist ein einziger Widerspruch. Erst sagst du Naturalismus würde dein Leben nicht verbessern und dann zählst du auf was Naturalismus alles besser macht als alles bisherige. Daraus besteht dein Text vom Anfang bis zum Ende.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon ganimed » Mo 12. Jan 2009, 22:35

Manchmal verbessert es ein Leben eben, wenn man nicht mehr mit Unwahrheiten versucht, sein Leben zu verbessern. Weniger ist manchmal mehr.
Ich sehe insofern in Pfeifers Darstellung keinen Widerspruch.

Meine Bilanz ist übrigens fast ähnlich, vielleicht etwas gemischter. Durch den Wechsel ins Lager der Gottlosen hat sich bei mir einiges verbessert. Die Klarheit meiner jetzigen Position zum Beispiel, der Wegfall vieler nagender Widersprüche, das gefällt mir gut. Weniger schön ist der Wegfall dieser guten Emotionen wie Geborgenheit, christliche Gemeinschaft, diese Erhabenheit, vielleicht auch Reinheit. Eben diese ganzen Emotionen, die ich früher immer per Gottesdienst "konsumierte".

Es ist, als hätte ich radikal meine Wohnung entrümpelt. Nun ist toll viel Platz, klare Linien und wunderbare Ordnung. Aber das alte Gerümpel fehlt mir irgendwie doch.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon xander1 » Di 13. Jan 2009, 10:37

Wenn man den Naturalismus für Wahr befindet, erkenne ich aber bisher keinen Grund sich einer naturalistischen Bewegung anzuschließen und den Naturalismus zu befördern? Fördert man nicht etwa den Naturalismus weil mein eine Verbesserung damit erwartet? Ganimed löst mit seinem Text über Unwahrheiten auflösen den Widerspruch trotzdem nicht auf. Allein damit die Wahrheit verkündet wird dem Naturalismus beitreten ergibt zu wenig Sinn.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon Pfeifer » Di 13. Jan 2009, 11:46

xander1 hat geschrieben:Dein ganzer Text ist ein einziger Widerspruch. Erst sagst du Naturalismus würde dein Leben nicht verbessern und dann zählst du auf was Naturalismus alles besser macht als alles bisherige. Daraus besteht dein Text vom Anfang bis zum Ende.


Pfeifer hat geschrieben:Nein, der Naturalismus verbessert dein Leben nicht - zumindest nicht zwangsläufig.


Der Widerspruch, den du entdeckst, ergibt sich allein daraus, dass du ihn als solchen sehen möchtest. Der angegebene, erste Satz meiner Ausführungen macht lediglich deutlich, dass der Naturalismus das Leben nicht per sé verbessert. Ein Naturalist hat nicht zwangsläufig ein besseres Leben, allein, weil er Naturalist ist.

Die darauf folgenden Ausführungen sollen lediglich verdeutlichen, welche großes Potenzial der Naturalismus in sich trägt.

Es ist erschreckend, zu erfahren, dass du auf einem vermeintlichen Widerspruch herum reitest, aber den eigentlichen Gehalt der Antwort auf deine Frage nicht anerkennen möchtest. :down:
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon stine » Di 13. Jan 2009, 15:56

ganimed hat geschrieben:Die Klarheit meiner jetzigen Position zum Beispiel, der Wegfall vieler nagender Widersprüche, das gefällt mir gut. Weniger schön ist der Wegfall dieser guten Emotionen wie Geborgenheit, christliche Gemeinschaft, diese Erhabenheit, vielleicht auch Reinheit. Eben diese ganzen Emotionen, die ich früher immer per Gottesdienst "konsumierte".

Es ist, als hätte ich radikal meine Wohnung entrümpelt. Nun ist toll viel Platz, klare Linien und wunderbare Ordnung. Aber das alte Gerümpel fehlt mir irgendwie doch.
Ich kann dem und der Aussage Pfeifers:
Pfeifer hat geschrieben:Das Alles kann man dem Naturalismus nicht vorhalten. Wie gesagt: er ist ehrlich und lässt jedem die freie Wahl. Selbst, wenn du dich gegen ihn entscheidest, lebst du nach seinen ihm zu Grunde liegenden Prinzipien - schon aus deinem persönlichen Wesen heraus. Das kann man über keine einzige Sekte, sei sie noch so groß und umspannend, behaupten: dass sie für jeden einzelnen Erdenbürger absolute Geltung besitzt (selbst dann noch, wenn man seine Theorien nicht begreifen möchte).
eigentlich nur zustimmen. Vieles wird klarer und deutlicher. Der Wegfall alten Kinderglaubens macht zwar nicht unbedingt fröhlicher, aber dafür gibt die naturalistische Alternative mehr Sicherheit. Ein Teil des gesamten Universums zu sein, ist auch nicht übel...

:mg: So bin ich jetzt sozusagen im Naturalismus auf der Suche nach etwas wie "Gott".
Vielleicht lässt er/es sich ja finden, wenn er/es schon in der alten Religion verloren gegangen ist??
(Ein "echter" Bright werde ich wahrscheinlich nie)

LG stine
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon Thomas » Di 13. Jan 2009, 16:03

Ich denke man kann hier etwas differenzieren.

Eine naturalistische Sicht auf die Welt hat unbestreitbar in den letzten 200-300 Jahren die Lebensqualität vieler Menschen erheblich verbessert. Zum Beispiel hat die These, dass Krankheit vielleicht nicht die Strafe Gottes ist, sondern "natürliche" Ursachen haben könnte (Bakterien, Viren, ...) ganz erheblich zu der hohen Lebenserwartung beigetragen die wir (zumindest hier im "Westen") genießen können. Das ist der Fortschritt, den viele religiös denkende Menschen (da spielt es keine Rolle ob Theist oder A-Theist, wie im Buddhismus) gerne in Anspruch nehmen, die Grundlagen dieses Fortschritts aber gerne "verteufeln".

So preist z.B. der Dalai Lama bei jeder Gelegenheit die auf abstrusen Aberglauben basierende Tibetische Medizin, als er aber Anfang 2002 im nordindischen BodhGaya an einer akute Darmentzündung erkrankte, begab er sich schnellstens in das hochmoderne Lilaviti-Hospital in Mumai wo er mit Antibiotika kuriert wurde. (Quelle: Golin Goldner, "Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs", S.373)

Also schon alleine aus diesen erheblichen Verbesserungen, die eine naturalistische Sicht erbracht hat, lohnt es sich diese Sichtweise zu fördern.

Andererseits wird ist im Thread wohl auch das persönliche Wohlbefinden gemeint. Da wird es dann schlicht und ergreifend sehr individuell und kaum objektivierbar. Das muss halt jeder selber herausfinden. Ich persönlich finde es sehr beruhigend davon auszugehen, das es in der Welt mit rechten Dingen zugeht. Dass ich also nicht der Willkür eines mich richtenden Wesens ausgesetzt bin, oder einer abstrusen Karmalehre ausgeliefert bin, bei der ich überhaupt nicht weiß ob es letztlich "gut" ausgehen wird.

Zum "Wohlfühlen" allerdings, braucht es keine Religion. Das geht auch im Fußballverein, im Debattierklub, in der Familie, bei den Freunden, im Konzert, beim Kabarett, ... also in einer Gemeinschaft.

Und für mich gibt es noch einen weiteren großen Vorteil eines naturalistischen Weltbildes: Ich kann feststellen ob ich mich irre. Nur dadurch kann man der Realität immer weiter ein Stückchen näher kommen. Und das ist unglaublich spannend.
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Re: ZDF fördert Schöpfungsmythos

Beitragvon Pfeifer » Di 13. Jan 2009, 18:45

xander1 hat geschrieben:Wenn man den Naturalismus für Wahr befindet, erkenne ich aber bisher keinen Grund sich einer naturalistischen Bewegung anzuschließen und den Naturalismus zu befördern? Fördert man nicht etwa den Naturalismus weil mein eine Verbesserung damit erwartet? [...] Allein damit die Wahrheit verkündet wird dem Naturalismus beitreten ergibt zu wenig Sinn.


Es gibt genausowenig Grund, sich einer katholischen Lehre anzuschließen, nur weil man die Lehre Jesu von Nazareth für klug und richtungsweisend hält. Dass sich die Christen die historisch belegten Vorfälle zu Nutze machten, um (s.o.) ihre Machtgeilheit zu befriedigen, und sich daraus dann ein weltumspannender (Aber-)Glaube entwickelt hat, der ein körperliches Leben im Jenseits verspricht, ebenso wenig - und da spreche ich ganz sicher für jede gegenwärtige oder frühere Sekte.

Der Naturalismus ist keine Bewegung - die Brights dagegen sind es. Dass du dich in einem Forum der Brights bewegst, zeigt mir, dass dir die zu Grunde liegende Weltsicht nicht komplett wiederstrebt. Du gehts ja auch nicht auf ne Tekkno-Party und erzählst den Leuten dort, wie Scheiße Tekkno ist - das machst du nur, wenn du in missionarischem Sinne unterwegs bist, und dann hat jeder Sympathisant der Tekkno-Szene das Recht, dir entschieden zu widersprechen. Insofern find ichs klasse, dass du deine Zweifel hier hinterlässt, denn mir bringen die Zweifel der Anderen stets neue Einsichten, indem ich mich mit dieser Kritik auseinandersetzen kann. Also, vorerst mal Danke. Ich freu mich auf deinen nächsten Beitrag... :2thumbs:

stine hat geschrieben:So bin ich jetzt sozusagen im Naturalismus auf der Suche nach etwas wie "Gott".


Ich versuche nochmal, dir meinen Versuch der Antwort auf die Frage nach Gott zu erläutern:

Stell dir vor, du lernst eine nette Frau namens Jone kennen, im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Euch. Wenn du sie siehst oder über sie nachdenkst d. h. immer, wenn du dich mit ihr auseinandersetzt, ist das immer mit einem bestimmten Gefühl verbunden. Eines Tages kommst du von einer Party aus Berlin mit dem Zug in dein kleines Heimatdorf gefahren und dir gegenüber sitzt eine Frau, die du noch nie gesehen hast, die dich aber sofort an Jone erinnert. Ihre Bewegungen, ihre Frisur, ihre Wortwahl erinnern dich an sie - nicht aber ihre Stimme, ihr Kleidungsstil und das Muttermal auf der Wange. Trotzdem sagst du zu ihr: "Du bist genau wie meine Freundin Jone." - nämlich deshalb, weil du eine emotionale Repräsentanz von Jone mit dir herumträgst, die sogar dann wachgerufen wird, wenn Jone gar nicht da ist. Das, was du mit Jone verbindest, ist nicht Jone selbst, sondern ein Gefühl, das sich aus vielen anderen durch den Umgang mit Jone entwickelten Gefühlen zusammengesetzt hat. Diese Gefühle entstehen im Gehirn und stehen für dein Bild von Jone.

Mit Gott ist es ähnlich - mit dem Unterschied, dass es ihn in der physikalischen Welt nie gegeben hat. Irgendwann ist jedoch die Idee von Gott entstanden (der Sage nach durch einen Mann Namens Abraham) und hat sich derart weiterentwickelt, dass heute jeder Mensch der westlichen und orientalischen Welt zwangsläufig mit ihm konfrontiert wird und ein Verhältnis zu Gott aufbaut. Dieses Verhältnis entsteht dabei wie mit deiner Freundin Jone auf rein emotionaler Basis. Jeder Mensch verbindet etwas Anderes mit Gott und hat deshalb andere Gefühle, wenn er an ihn denkt. Der Eine setzt sich mehr mit ihm auseinander, der Andere weniger, wieder ein Anderer gar nicht.

Mir stellt sich letztlich die Frage, welchen Sinn eine solche Vorstellung macht. Denn zumindest aus evolutionsbiologischer Sicht müsste sie doch einen Sinn haben. Warum entwickelte sich die Idee von Gott? Warum ist sie noch immer so mächtig? Und wie kann man sich ihrer zu Grunde liegenden Wahrheit rational nähern?

Letztlich habe ich noch keine befriedigenden Antworten gefunden. Ich gehe aber schwer davon aus, dass man Gottes Existenz verstehen muss, um seiner habhaft zu werden. Deshalb: Liebe deinen Feind - damit ihm (und seinen Anhängern) die Argumente ausgehen.

In diesem Sinne: Zeig dich, alter Mann! :respekt:
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon stine » Di 13. Jan 2009, 19:22

Das hast du schön erklärt, lieber Pfeifer.
Pfeifer hat geschrieben:Mir stellt sich letztlich die Frage, welchen Sinn eine solche Vorstellung macht. Denn zumindest aus evolutionsbiologischer Sicht müsste sie doch einen Sinn haben. Warum entwickelte sich die Idee von Gott? Warum ist sie noch immer so mächtig? Und wie kann man sich ihrer zu Grunde liegenden Wahrheit rational nähern?
Natürlich ergibt der Gottesgedanke auch evolutionsbiologisch einen Sinn: Er vermag alles zu geben (immateriell), was Mensch sich ersehnt. Er vermag für alles Antworten zu haben und er vermag uns die Angst vor dem zu Tod nehmen. Ist das nichts? Wir können unsere Kinder unter seinen Schutz stellen und wir können im Vertrauen auf seinen Segen auch selbst über uns hinauswachsen. Ich werde mich jedenfalls weiter tragen lassen, solange es mir möglich ist. Die Verlassenheit ohne "Gott" macht mich nicht froh. Die naturalistische Weltsicht erlaubt mir, in ganz anderen Größenordnungen, als in der Bibel vorgegeben, nach Gott zu suchen.
Ganz zu schweigen davon, dass religiöse Gruppierungen zu wissen glauben, sie wären die einzig wahren Gotteskenner und wüßten ganz ganau, was Gott will und was nicht. Das Phänomen Gott wird bleiben, auch wenn die Religionen einen Zeitenwandel hinnehmen müssen.

LG stine, die den Nutzen des Naturalismus wieder mal völlig falsch nützt :mg:
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon ostfriese » Di 13. Jan 2009, 19:51

stine hat geschrieben:Die naturalistische Weltsicht erlaubt mir, in ganz anderen Größenordnungen, als in der Bibel vorgegeben, nach Gott zu suchen.

So ähnlich äußert sich, man höre und staune, Richard Dawkins in "The God Delusion". Was gibt mir der kleine Gott der Bibel und des YEC im Vergleich zu einer über alle Maßen grandiosen, 13,7 Milliarden Jahre alten Welt?

Er bekennt ja dann auch, im Einsteinschen Sinne durchaus religiös zu sein: nämlich voller Ehrfurcht vor der großartigen Natur und den fantastischen Möglichkeiten der Evolution.

stine hat geschrieben:stine, die den Nutzen des Naturalismus wieder mal völlig falsch nützt :mg:

Pantheismus ist mit dem Naturalismus durchaus verträglich. Wenngleich der pantheistische Gott eine selbst für Wunschdenker entbehrliche Hypothese ist, da sie weder himmlische Geborgenheit noch ewiges Leben verspricht. Aber Du arbeitest ja sicherlich weiter an der Konstruktion... ;-)
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon ganimed » Di 13. Jan 2009, 22:55

Pfeifer hat geschrieben:Irgendwann ist jedoch die Idee von Gott entstanden ... Mir stellt sich letztlich die Frage, welchen Sinn eine solche Vorstellung macht. Denn zumindest aus evolutionsbiologischer Sicht müsste sie doch einen Sinn haben. Warum entwickelte sich die Idee von Gott? Warum ist sie noch immer so mächtig? Und wie kann man sich ihrer zu Grunde liegenden Wahrheit rational nähern?

Ich glaube ja, dass nicht die Idee eines Gottes evolutionär Sinn ergibt, sondern unser Sinnbedürfniss im Hirn, dass sich für alles einen Sinn, eine Absicht, einen Plan und einen Sinn vorstellen kann und möchte (auch dort, wo keiner ist). Diese Hirneigenschaft hilft uns heute beim evolutionieren und hat die Gottesidee nur als Nebenprodukt hervorgebracht. Ein Nebenprodukt welches sich, so folgere ich, genau so lange in der Welt halten wird, wie die Hirneigenschaft. Also rechne lieber noch ein paar hunderttausend weitere Jahre, eher mehr.
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon xander1 » Mi 14. Jan 2009, 18:19

Mit Gott meinen die Theisten die Gemeinschaft der Gläubigen. Das ist bei den Polytheisten so und bei den Monotheisten. Gott ist einfach ein Kodewort mit dem die Gemeinschaft gemeint ist. Die Eigenschaften des jeweiligen Gottes und seine Rolle sind dabei nebensächlich, wenn es um die eigentliche Bedeutung geht. Der Monotheismus hat gegenüber dem Polytheismus gewonnen, weil es aufeinmal eine Große Gemeinschaft sein sollte und durch das Mono die anderen Gruppierungen nicht mehr geduldet wurden, also weil der Monotheismus eine Machtkonzentration erlaubt wie es im Polytheismus nicht möglich ist.

Eine noch mächtigere Gemeinschaft wäre also eine die alle 3 Götter vereint zu einem Gott. Wie kann eine Gottlose Gemeinschaft evolutionären Erfolg haben?
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon stine » Mi 14. Jan 2009, 19:35

xander1 hat geschrieben:Gott ist einfach ein Kodewort mit dem die Gemeinschaft gemeint ist.
Wie kommst du denn da drauf?
Kannst du das näher erklären?

neugierig fragt :schiefguck:
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon xander1 » Do 15. Jan 2009, 12:30

Jeder nur halb vernünftige Theist würde mir widersprechen. Warum ist ja wohl klar. Stine du bist ein Theist. Soll ich dir vielleicht noch Bibelstellen heraussuchen, die meine Aussagen bestätigen?

Ich habe etwas anderes. Kennt jemand noch Asterix? Weiß jemand was der Teutates ist? Das ist der keltische Stammesgott. Asterix meinte damit seinen Stamm. Damit war Asterix ein klarer Patriot. Es ist also auch kein Wunder warum Christen oft auch nationale Ambitionen haben, warum die CDU rechts ist, warum die größte hinduistisch-glaubenskonforme Partei in Indien patriotistisch ist. Das alles ergibt einen Sinn.

Mit Gott ist ein Gemeinschaftsbündnis gemeint in allen Religionen der Welt. Damit bist du als gottloser außerhalb der Gemeinschaft.
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon Pfeifer » Do 15. Jan 2009, 21:35

xander1 hat geschrieben:Mit Gott ist ein Gemeinschaftsbündnis gemeint in allen Religionen der Welt. Damit bist du als gottloser außerhalb der Gemeinschaft.


Nach evangelicher Theologie ist Gott immer da, auch wenn einer es nicht weiß. So gesehen kann es keine Gottlosen geben! Aber du hast Recht: Gott vereint.

xander1 hat geschrieben:Es ist also auch kein Wunder warum Christen oft auch nationale Ambitionen haben, warum die CDU rechts ist


Die CDU ist nicht rechts, vielmehr versteht sie sich als Volkspartei in der Mitte des politischen Spektrums. Was du meinst ist ihre konservative Einstellung. Sie orientiert sich an christlichen Werten und ist somit traditionalistisch eingestellt, denn die Christen und ihre Werte haben eine - wie du weißt - jahrhundertelange Tradition nahezu unveränderter Ansichten. Die CDU steht für Konstanz, die SPD für Aufbruch (wenn mans mal plakativ für diesen Aspekt betrachten möge). Ihre christliche Ausrichtung hat also nichts mit ihrem nationalen Engagement zu tun. Der Vergleich mit deinen Erkenntnissen bzgl Asterix hinkt also mehr als deutlich.

:2thumbs:
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon xander1 » Fr 16. Jan 2009, 09:28

Ich kann hier auch bei Naturalisten aufhören zu argumentenieren was ein Gott für eine Symbolik und Bedeutung hat, denn damit würde ich die Notwendigkeit des Naturalismus zunichte machen. Schlussletztendlich muss ich aufgeben das zu behaupten was ich behaupte. Die einzigen, die mir Recht geben könnten wären Freigeister, die keiner Strömung angehören.
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Re: Nutzen des Naturalismus

Beitragvon stine » Fr 16. Jan 2009, 12:46

Die CDU sitzt im Parlament rechts von der Mitte, die SPD links. Je nach Stimmverteilung könnte die CDU auch mal mehr als die Hälfte einnehmen und dann würde sie über die Mitte verteilt bis nach rechts außen ihren Platz einnehmen. Pfeifer hat das mit der konservativen Partei schon erklärt, wobei ich widerrum bestreite, dass die SPD für Aufbruch steht. Die SPD ist genauso konservativ, kämpft allerdings seit je her mehr für die Arbeitnehmer, als für die Unternehmer.
Zum Auf(Um)bruch haben bisher nur die FDP und die Grünen geblasen.
Die Grünen sitzen übrigens jetzt ziemlich in der Mitte und ganz rechts außen sitzt die FDP, die damit aber deswegen keine Extreme "rechte" Gesinnung zu Tage fördert.

Ich verstehe immer noch nicht, was du meinst, wenn du schreibst:
xander1 hat geschrieben:Mit Gott meinen die Theisten die Gemeinschaft der Gläubigen.
Gott ist die Mitte. Der Sinn der Gemeinschaften. Die Gemeinschaften selber nennen sich Christen oder Muslime oder sonstwie.
Wäre nur eine Gemeinschaft, die sich "Gott" nennte (oder die "Göttlichen"?, dann wären sich ja alle (religiösen) Völker dieser Welt einig, nicht wahr?
Dann müßten sie sich nur noch darum streiten, wie der gemeinsame Gott aussieht und was sein Anliegen an uns ist.

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