Pia Hut hat geschrieben:zu Peter Janotta: Ja das Experiment ist auch ein wichtiges Instrument der Naturwissenschaft um Theorien, die sie aus Naturanschauungen entwickelt hat zu überprüfen und gegebenenfalls zu verwerfen. Aber die Mathematik z.B., die mitunter als eine Art „Königswissenschaft“ betrachtet wird und der mancher die größte Objektivität zuschreibt, bedarf dieses Instrumentes kaum.
Ich bin theoretischer Physiker. Daher kann ich dir da natürlich nur zustimmen. Die Objektivität der Wissenschaft besteht in der grundsätzlichen Nachvollziehbarkeit egal auf welchen Weg. Sei das jetzt anhand von Experimenten, Rechnungen oder der Logik. Jeder sollte zu gleichen Ergebnissen kommen. Wenn Unplausiblitäten auftreten werden diese diskutiert und versucht eine neue Theorie zu erarbeiten, die diese Schwierigkeiten umschifft, oder wenn möglich die alte Theorie zu modifizieren.
Das gilt übrigens nicht nur für die Naturwissenschaften, sonder zum Beispiel auch für die Geisteswissenschaften. Eine vernünftige wissenschaftliche Theorie enthält Annahmen und Folgerungen. Zwar kommt es oft vor, dass es zu einem Sachverhalt verschiedene Theorien gibt, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben, trotzdem muss es auch bei diesen möglich sein sowohl Annahmen als auch Folgerungen nachvollziehen zu können. Ziel der Wissenschaft ist es eine Theorie zu finden, die unter realistischen Annahmen zu in der Realität vorzufindenden Folgerungen kommt. Um diesem Ziel näher zu kommen werden sowohl Annahmen und Folgerungen auf Plausibilität geprüft und versucht durch neue Annahmen (evtl. Zusatzannahmen) neue Theorien zu finden, die die Realität besser beschreiben.
Was deine Kritik an manchen Experimenten angeht, so kann ich dir nur recht geben, dass dort Kritik teilweise durchaus angebracht ist. Als Negativbeispiel für einen blinden "Fortschrittsglauben" mit allen Mitteln, habe ich gestern in einem Bericht die Futuristen kennen gelernt, die Anfang des 20. Jahrhunderts lebten und damals sogar eine Kunstrichtung hervorbrachten. Neben der Verherrlichung von Technik glorifizierte diese Gruppe auch den Krieg und ein bekannter Vertreter wurde sogar Kulturminister unter Mussolini:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/131272/index.html
Deine Kritik an den Experimenten der Hirnforscher kann ich so pauschal aber nicht verstehen. Schließlich nehmen die Versuchspersonen doch freiwillig teil und müssen sich daher bewusst sein, dass die Studie ein Thema hat oder zu Ergebnissen führen kann, die ihnen nicht gefallen. Niemand wird meines Wissens gezwungen an so einem Experiment teilzunehmen. Das Vorenthalten von Informationen zum Versuch ist teilweise nötig, um nur durch dieses Wissen verursachte Effekte im Experiment auszuschließen und so zu wissenschaftlich sinnvoll auswertbaren Daten zu kommen. Wenn es in einem Experiment tatsächlich klar ist, dass die Information über die Details des Experiments zu keiner Verfälschung der Daten führt, gebe ich dir recht, dass die Versuchspersonen in einem solchen Fall über den Zweck des Versuchs informieren sollte.