1von6,5Milliarden hat geschrieben:Im Gegenteil, die vier Grundkräfte der Physik, sind einfach grundlegende Naturgesetze, aber die "sind" ganz einfach, haben kein Ziel und kein "Prinzip".
(Kräfte sind etwas anderes als Naturgesetze.)
Es ist zu unterscheiden zwischen metaphysischen/ontologischen und theoretischen/praktischen/ethischen Prinzipien, d.h. zwischen Grundursachen und Grundsätzen:
"Prinzip (principium, archê): Anfang, Ausgangspunkt, Ursprung, Grund, Voraussetzung. Prinzip ist alles, woraus daß Dasein eines Etwas ursprünglich ableitbar, begreiflich ist, woraus etwas hervorgegangen ist, sich entwickelt hat Realprinzipien sind die Grundlagen, die »Urgründe« der Dinge (metaphysische Prinzipien, s. Prinzipien), Idealprinzipien die Grundvoraussetzungen, Grundsetzungen des Denkens (der Denkinhalte), Erkennens, Handelns (theoretische und praktische Prinzipien formaler und materialer Art)."
(http://www.textlog.de/4901.html)
"Prinzipien, metaphysische, (archai): Anfänge, Seinsgrundlagen, Urgründe der Dinge, aus welchen sie hervorgehen. Die metaphysische Prinzipienlehre löst das mythologische (s. d.) Denken ab. Ale Prinzip der Dinge gilt bald ein bestimmter Stoff, bald ein Stoff schlechthin, bald ein Formales, Geistiges."
(http://www.textlog.de/4898.html)
Die Frage "Gibt es ein höheres Prinzip?" ist somit im metaphysischen Sinne zu lesen als:
"Gibt es eine das physische Universum transzendierende Grundursache des Nämlichen?"
Was könnte da infrage kommen?
Doch wohl nur ein (persönlicher) göttlicher Geist (theos) oder ein unpersönliches Naturgesetz (logos).
Ersteres wird von uns Naturalisten verneint. Interessant ist hingegen letztere Möglichkeit:
"[Option 1: The Universe is a subset of the laws of Nature.]
The first option takes the laws of Nature to be something that transcends the physical Universe. The Universe is one of its particular manifestations. There may be others either in possibility or in actuality. It is important to notice that the recent direction of research in cosmology which has sought to provide a mathematical account of the creation of the Universe out of 'nothing' implicitly assumes the situation (1). It must assume that there pre-exist laws of Nature and other primitive notions like logic prior to the creation of the material Universe. (...) [I]t is interesting to consider that if the Universe as a whole is described by a law of Nature like that enshrined in Einstein's general theory of relativity then there must exist a logical structure larger than the physical Universe."
"[Option 1: Das Universum ist eine Teilmenge der Naturgesetze.]
Der ersten Option nach sind die Naturgesetze etwas, das das physische Universum transzendiert. Das Universum ist eine von ihren besonderen Manifestationen. Möglicher- oder wirklicherweise gibt es noch andere. Es ist wichtig zu beachten, dass die jüngste Richtung der kosmologischen Forschung, die danach strebt, eine mathematische Erklärung der Erschaffung des Universums aus 'nichts' zu liefern, implizit von der Situation (1) ausgeht. Sie muss die Präexistenz von Naturgesetzen und anderer elementarer Ideen wie Logik annehmen, welche der Erschaffung des materiellen Universums vorausgehen. (...) Es ist interessant zu bedenken, dass wenn das Universum als Ganzes von einem Naturgesetz wie dem in Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie aufbewahrten beschrieben wird, es eine logische Struktur geben muss, die größer ist als das physische Universum."
[© meine Übers.]
(Barrow, John D. New Theories of Everything. Oxford: Oxford University Press, 2007. p. 36-7)
Allerdings stellt sich hier die Frage, inwieweit ein abstraktes Naturgesetz (oder eine Menge von Naturgesetzen) ursächlich wirksam sein kann, wo doch üblicherweise angenommen wird, dass von abstrakten Objekten keinerlei Wirkungen ausgehen.
(Es ist jedoch anzumerken, dass Platon seine idealen "Formen" durchaus als Ursachen betrachtete.)
Wenn man als Naturalist verneint, dass abstrakte Naturgesetze die Grundursache der konkreten Raumzeitwelt sein können, dann bleibt eigentlich nur noch die folgende Alternative:
Es gibt überhaupt keine transzendente Grundursache der Raumzeitwelt, weil diese ewig, d.i. unerschaffen ist.
P.S.: Leider sind sich die Philosophen—wie fast immer—nicht darüber einig, was ein Naturgesetz überhaupt genau für eine Sache ist. Eine unsprachliche Tatsache besonderer Art oder eine sprachliche Aussage? Wenn Barrow oben von einem beschreibenden Naturgesetz spricht, dann kann damit nur eine Naturgesetzaussage gemeint sein.
Siehe:
http://plato.stanford.edu/entries/laws-of-nature
http://www.iep.utm.edu/l/lawofnat.htm