ostfriese hat geschrieben:Ich halte einen pragmatischen, Diskurs-basierten Wissensbegriff nicht bloß für wünschenswert, sondern für unverzichtbar.
Welche Bedingung der klassischen Definition willst Du denn für Deinen "pragmatischen" Wissensbegriff opfern?
Die Wahrheits-Bedingung oder die Beweis-Bedingung (Rechtfertigungs-B.) oder beide?
Die Wahrheits-Bedingung kann nicht aufgegeben werden: Kp -> p bzw. Kp -> T("p")
Eine Aussage wie "Es regnet zwar nicht, aber Peter weiß, dass es regnet" ist widersinnig.
Dass man nicht wissen kann, dass A, wenn es nicht der Fall ist, dass A, sollte unmittelbar einleuchten.
Ob eine Aussage A wahr ist, können wir natürlich nur anhand der gegebenen Beweise feststellen; und wenn aus diesen die Wahrheit von A nicht mit logischer Notwendigkeit folgt, dann können wir keine absolute Gewissheit haben, dass wir wirklich wissen, dass A, und somit nicht irrtümlicherweise
glauben zu wissen, dass A.
Die Beweis-Bedingung zugunsten einer bloßen Mehrheitsmeinungs-Bedingung aufzugeben, erscheint ebenfalls inakzeptabel:
"Wir wissen, dass A, nur dann, wenn die Mehrheit der Fachleute der Meinung ist, dass A."
ostfriese hat geschrieben:Es ist ein Gebot pragmatischer Vernunft, uns mit schwächeren Rechtfertigungen zu begnügen. Und die münden alle in El Schwalmos Formel "Wahrheit = zeitkernig diskursiv einlösbare Geltung".
Ihr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt; aber das ändert nichts daran, dass "Wahrsein" und "Als-wahr-Gelten" keine Synonyme sind!
Wie Frege betont, es ist durchaus möglich, dass eine Aussage falsch ist, die von allen Menschen für wahr gehalten wird.
Anzunehmen, dass der "Ozean der Wahrheit" (Newton) davon abhängig ist, was wir gelten lassen, zeugt von menschlichem Größenwahn.
"Whatever the truth may be, it isn't up to us." ———
"Was auch immer die Wahrheit sein mag, sie ist nicht von uns abhängig." [© meine Übers.]
(Lewis, David.
On the Plurality of Worlds. Oxford: Blackwell, 1986. p. 114)