M_A_V_E_R_I_C_K hat geschrieben:Der angesprochene Theologe kommt zwei Seiten später zu dem Ergebnis, dass die exakten Naturwissenschaften quasi "nur" Wissen zusammentragen würden (also "Richtigkeiten"), aber nichts davon verstehen würden. In "Angelegenheiten der göttlichen Wahrheit und ihrer Konkretionen gibt es nur ein Verstehen, kein Wissen", so seine Worte.
Er will also mitteilen, dass vieles zwar richtig sei, aber eben nicht wahr. Was ist davon zu halten? Ich finde, das ist nur theologisches Geschwafel.
in einem gewissen Sinn hat der Theologe durchaus Recht. Galilei wird folgende Aussage zugeschrieben (sinngemäß aus meinem schlechten Gedächtnis zitiert):
"Science tells how the heavens go, theology tells how to go to heaven."
Diese Dichotomie findet man in vielen anderen Überlegungen, beispielsweise auch in Goulds NOMA. Sehr deutlich aber auch in Wittgensteins 'Tractatus logico-philosophicus'. Der sagt ja sinngemäß auch, dass selbst dann, wenn alle naturwissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, das, was uns eigentlich interessiert, noch gar nicht behandelt wurde.
Noch ein weiteres Zitat:
M_A_V_E_R_I_C_K hat geschrieben: "Der Mensch ist eine stabile Fett-Eiweiß-Verbindung." Als Laie nehme ich an, daß dieser Satz überprüfbar und somit richtig ist. Zugleich weiß ich aber anderswoher [...], daß dieser Satz nicht die Wahrheit über den Menschen sagt.
Vermutlich störst Du Dich hier am Begriff 'Wahrheit'. Besser wäre es meiner Meinung nach, irgendwas in Richtung 'Wesen' oder so zu sagen.
Ein anderes Beispiel: mach eine chemische Analyse der Pigmente eines Bilds von Rubens. Du kannst nun die gleiche Menge dieser Pigmente auf einer anderen Leinwand verteilen. Du hast dann zwei Bilder, die auf der stofflichen Ebene ("stabile-Fett-Eiweiß-Verbindung") identisch sind, aber dennoch vollkommen verschieden aussehen können ("Wahrheit über das Bild"). Es macht keinen Sinn, zu sagen, dass ich das Bild verstehe, wenn ich den stofflichen Aufbau kenne. Oder auch nur, dass beides zusammenhängt.
Das ist kein Trick der Theologen, sondern eine Tatsache des Lebens. Allerdings nutzen Theologen diese Differenz schamlos aus. Selbstverständlich folgt aus naturwissenschaftlichem Wissen (meist) keine Wertung, und ein Gott, sollte es einen geben, ist mit Sicherheit nicht mit den Methoden der Naturwissenschaften erforschbar. Was die Theologen aber erst mal zeigen müssten, ist, dass es überhaupt einen Gott gibt. Die Bilder, die Du genannt hast, sind daher bestenfalls Analogien für einen Sachverhalt, den man gar nicht kennt.