Naturalismus, Wissenschaft und Erkenntnistheorie

El Schwalmo hat geschrieben:darwin upheaval hat geschrieben:Für Menschen, die gerne damit hausieren gehen, dass die Wissenschaft keinen ontologischen Naturalismus benötigt,
wobei man sehr genau darauf achten sollte, was unter 'ontologischer Naturalismus' zu verstehen ist.
Stimmt. Wir haben immer aneinander vorbei geredet, weil Du unter "ontologischem Naturalismus" nie das verstanden hast, was Mahner oder ich darunter verstehen.
Aber darum geht es gar nicht. Du bist (oder warst zumindest) ein vehementer Verfechter der These, dass man als Supranaturalist trotzdem gute Wissenschaft betreiben kann, weil es dafür keinen ontologischen Naturalismus brauche. Solange dessen Religion die wissenschaftliche Theorienbildung nicht beeinflusst, kann man ihm höchstens vorwerfen, ein inkonsistentes Weltbild zu vertreten, aber das kleine Stückchen Konsistenz, das ihm im Gegensatz zu den Vertretern eines starken ontologischen Naturalismus fehlt, ist nichts, was die Naturwissenschaft in irgendeiner Weise juckt.
Es ist, um einen Ausdruck von Dir zu gebrauchen, possierlich, dass Du das immer dann zu vergessen scheinst, wenn es um die von Dir so verhohnepipelten "Theolügen" geht. Plötzlich dürfen die, zum Zweck der Abwehr kreationistischer Argumente, über die Methodologie der Naturwissenschaften nichts mehr sagen, nur weil die selbst "Partei" sind. Im Gegensatz zu Dir werde ich ein treffendes Argument gegen den Kreationismus ohne Ansehen der Person jedoch auch weiterhin als treffend bezeichnen, selbst wenn es von jemandem wie Hemminger kommt.
El Schwalmo hat geschrieben:Als Du noch mit Kutschera liiert warst, hast Du das Verhältnis zwischen Naturwissenschaften und Christentum light durchaus anders gesehen. Und bevor ich mich mit Hemminger intensiver befasst habe, habe ich wie Du heute argumentiert.
Also ist es possierlich, zu konstatieren, dass hier zwei Menschen die Position getauscht haben. Ein hübscher Moment, über Veränderungen von Einstellungen nachzudenken.
Es ist vermutlich noch nicht ganz angekommen, dass Kutschera und mich in der Sache kein Blatt trennt. Nur habe ich nach langen Diskussionen mit Menschen wie Hemminger erkannt, dass das, was uns trennt, hauptsächlich das Philosophische betrifft, nicht die Methodologie der Naturwissenschaften.
Es hat schon etwas Heuchlerisches, wenn man einerseits die Flagge mit der Aufschrift "Dobzhansky-Mayr-Prinzip" wie eine Monstranz vor sich herträgt, andererseits aber immer dann einen Rückzieher macht, wenn es ernst wird. Dann finden sich selbst Taufscheinchristen plötzlich in der Ecke der Schmuddelkinder wieder, auch wenn deren Texte zehn Mal stringenter sind, als das, was manche Atheisten ablassen, wenn sie im polemischen Rundumschlag auf dem Gebiet der "Verbalwissenschaften" dilettieren. Da wäre es nur konsequent, in der Mitgliederschaft und im Vorstand dieser Arbeitsgemeinschaft im VBio mal ordentlich auzumisten, weil dort offenkundig noch immer etliche Christen parasitieren. Oder wird da etwa mit zweierlei Maß gemessen? Wie dem auch sei, wenn ich gefragt werde, ob ich für jemanden, von dem nach Ansicht neutraler Außenstehender "eh nur Gepolter" zu erwarten sei, die Kohlen aus dem Feuer holen oder stattdessen brauchbare Texte eines liberalen Christen ins Netz stellen soll, dem inhaltlich überwiegend auch ein Naturalist zustimmen kann, fällt die Wahl nicht schwer.