ganimed hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Du müsstest also besser erst mal Schritt für Schritt vorgehen, d.h.: erst mal ein Bewusstsein schaffen. Und dann, wenn Dir das gelungen ist, kannst Du Gefühle implementieren.
Das finde ich interessant. Es klingt bei dir so, als wäre Bewusstsein die Grundlage und darauf aufbauend könnte man dann Gefühle hinzufügen. Was ist für dich charakteristischerweise ein Gefühl? Und wie wechselwirkt das mit dem Bewusstsein?
Ich kann Dir weder sagen, was charakteristisch für ein Gefühl ist, noch, wie das mit dem Bewusstsein wechselwirkt.
Eigentlich kann ich Dir noch nicht einmal sagen, was ein Bewusstsein ist.
Ich kann Dir lediglich sagen, dass ich Gefühle habe, etwas fühle. Wenn ich mir zum Beispiel mit dem Hammer auf den Daumen haue, dann fühle ich etwas, was ich 'Schmerz' nenne. Manchmal fühle ich mich glücklich, einfach so, ohne erkennbaren Grund. Aber was das genau bedeuten könnte, wie ich das anders beschreiben, umschreiben, definieren könnte, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich kann nur hoffen, dass Du dennoch verstehst, was ich damit meine. Einfach so, intuitiv, weil Du, nehme ich an, ähnlich bist wie ich und also Ähnliches erlebst. All die Worte, die ich verwendet habe, musst Du verstehen können, was z.B. 'Hammer', was 'Daumen' bedeutet, was 'bedeuten' bedeutet und dann kannst Du Dich in die geschilderte Situation hineinversetzen. Auch was 'hineinversetzen' eigentlich bedeutet kann ich nicht erklären bzw. operationalisieren, ohne auf anderes zurückzugreifen, dessen Verständnis ich voraussetzen muss. Ich bin ganz furchtbar darauf angewiesen, dass Sprache schlicht funktioniert, die ein Verständnis erzeugt. Ich muss immer auf etwas zurückgreifen, von dem ich schlicht hoffe, dass Du es einfach so verstehst.
Und dann habe auch noch etwas, was ich 'Bewusstsein' nenne, was auch so eine Art Gefühl ist. Das Gefühl, zu existieren, hier zu sein, jemand zu sein, ich zu sein. Auch das kann ich nicht weiter definieren, weiter erklären, nur hoffen, dass jemand etwas damit anfangen kann, weil er Ähnliches empfindet.
Naja, das hört sich zweifellos schwammig an. Was einen Naturwissenschaftler / Naturalisten sicher ärgert. Aber unglücklicherweise für ihn ist mir an der Stelle die Naturwissenschaft egal. Wenn der Naturwissenschaftler sagt: 'wenn Du das nicht genauer erklären kannst, existiert es nicht', dann glaube ich ihm das nicht. Wieso sollte auch Existenz von meinen Fähigkeiten / Unfähigkeiten abhängen? Wenn
das Naturalismus bedeuten soll: 'was ich (man / niemand) nicht erklären / operationalieren kann, existiert auch nicht', dann halte ich den für falsch.
Es erscheint mir irgendwie sehr viel mehr evident, dass ich Gefühle und ein Bewusstsein habe, dass es einen 'Sinn' (für mich, d.h.: 'Sinn' in meinem Sinne) ergibt, wenn ich das sage, (obgleich ich das nicht letztbegründen kann), dass ich existiere, als dass der Naturwissenschaftler existiert. Den könnte ich mir auch nur einbilden, vielleicht existiert er gar nicht, und somit auch nicht seine Aussagen. Aber dass ich mir nur einbilde, dass ich mir was einbilde und vielleicht gar nicht existiere: das erscheint mir irgendwie nicht einsichtig, weil selbstwiderspüchlich.
Und wenn Du nun ein Programm entwickelst, von dem Du mal schnell behauptest, es hätte auf irgend eine Weise Gefühle, dann finde ich das voll in Ordnung. Nur hätte das dann erst mal schlicht nichts damit zu tun, was ich intuitiv unter 'Gefühl' verstehe, es wäre etwas anderes. Du könntest es dann ebenso 'jhgdjg' nennen, das wäre das Gleiche. Dein Programm hätte also 'jhgdjg'.
Und eigentlich glaube ich noch nicht einmal, dass ich mich irren könnte. Ich meine mit 'Gefühl', 'Bewusstsein' und 'Existenz' etwas Bestimmtes. Und demnach, so wie ich das meine, existieren sowohl Gefühl, Bewusstsein als auch ich. Wenn jemand meint, dem wäre nicht so, dann muss er etwas anderes darunter verstehen. Was zwar sein gutes Recht ist, mich aber nicht zu jucken braucht.
Allerdings könnte es natürlich schlicht auch sein, dass nur ich unfähig bin, unfähig dazu, 'Gefühle' und 'Bewusstsein' zu operationalisieren. Was sehr wahrscheinlich auch schlicht der Fall ist. Wenn aber jemand anderem es gelingt, das zu tun, was mir verwehrt ist, dann kann ich das immer noch mit meinem intuitiven Verständnis abgleichen. Ein Ding, das mit einem Sensor und einer Variablen ausgestattet ist, würde nach meiner Intuition kein Gefühl haben. Jedenfalls glaube ich (intuitiv) nicht, dass meine Heizung irgendwie Gefühle hat. Bzw. ich kann mir noch nicht einmal im Ansatz vorstellen, was so eine Aussage eigentlich bedeuten könnte, ich könnte das mit nichts in Deckung bringen.