Dissidenkt hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Der 'globale Sinn' ist der, der für alle gilt. Und da ist es meiner Ansicht nach so: das Leben des Menschen selber ist sein Sinn. Er ist Zweck in sich, Endzweck, es gibt keinen übergeordneten Zweck.
Ich hatte dein externalistisch tatsächlich als global und übergeordnet verstanden. Als Sinn also, dem man sich gar nicht bewusst sein muss. Das Leben als Selbstzweck wäre in meinen Augen der pure Nihilismus. Das kann nicht sein, dann wäre alles nichts, überflüssig, unlogisch.
Ja, mir ist diese Schlussfolgerung auch bekannt.
Der eine schließt aus einem Selbstzweck Nihilismus, der andere schließt den eigentlichen, wahren, einzig logisch möglichen Sinn. Da dieser Sinn aber selbstbezüglich, rekursiv, eine Schleife, ein infiniter Regress ist, sind wohl beide Schlussfolgerungen letztlich gleich berechtigt. Ich aber halte es da mit dem ollen Kant.
Schade eigentlich, dass ein infiniter Regress immer noch einen so schlechten Ruf hat.
Nur ist es auf der anderen Seite so, dass, auch wenn man die Großartigkeit eines Selbstbezuges (noch) nicht erkennen kann, man dennoch erkennen könnte, dass ein externalistischer (aufgedrückter, aufgezwungener) Sinn nichts, aber auch gar nichts, Reizvolles / Wünschenswertes hat.
Dissidenkt hat geschrieben:Der "Sinn des Lebens" ist nicht nur ein beliebiges Hirngespinst des Lebens, sondern Produkt einer Milliarden Jahre dauernden Evolution.
Ein Universum OHNE Leben, ohne Bewusstsein wäre tatsächlich sinnlos. Mit der Entstehung von Bewusstsein ist aber im wahrsten Sinne Sinn ins Universum gekommen.
Also, wenn ich richtig verstehe: Du meinst, wenn es keine Evolution gäbe, wir, mal hypothetisch angenommen, einfach so aus dem Nichts hervorgeploppt wären, unser Leben völlig sinnlos wäre. Richtig? Weil ein Sinn immer etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann logischerweise wieder etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann wieder etwas Höheres voraussetzt, etc. ad infinitum, wegen Deiner Prämisse, dass ein echter Sinn etwas Höheres / Äußeres voraussetzt, nicht?
Dissidenkt hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben:Nur wieso sollte das der Sinn des Lebens eines Menschen sein?
Wenn Deiner Ansicht nach alles einen übergeordneten (außerhalb liegenden) Sinn haben muss, was ist dann der übergeordnete Sinn von 'Entwicklung zu höheren stabilen Lebensformen'?
Primär um zu überleben und die Evolution fortzusetzen.
Das ist keine Antwort auf die Frage.
Dissidenkt hat geschrieben:Das wir den externalistischen Sinn nicht kennen, liegt in der Natur der Sache - wir sind ja nur die Flöhe in diesem Zoo. Ich denke aber wir können den Sinn eines Tages erkennen und vielleicht ist es unsere Aufgabe ihn zu erkennen. Unser komplexes Bewusstsein ist doch mittlerweile viel zu leistungsfähig, um nur zum Überleben da zu sein. Ich sehe das im Moment so, dass das Leben und damit Bewusstsein, einem Drang der Materie zur Selbsterkenntnis entstammt. Gut möglich, dass wir eines Tages verstehen, warum das so ist.
Sind wir also lediglich Werkzeuge eines höheren Zieles, welches von außen vorgegeben ist, das wir zurzeit noch nicht mal erkennen? Was findest Du an der Vorstellung toll, ein Werkzeug von jemandem / etwas anderem zu sein? Wieso ergibt sich daraus ein Sinn für alle / jeden einzelnen Menschen? Weil sie dann zu etwas gut sind und nicht einfach nur nutzlos? Ist es das?
Das wäre genau so, als wenn Eltern, deren erstes Kind krank ist, ein zweites Kind zeugen, um dem, wegen der gleichen Gene, später Rückenmark entnehmen zu können.
Fragt das Kind dann: 'was ist der Sinn meines Lebens?' sagen die Eltern: 'damit Du Rückenmark für Deinen Bruder spenden kannst, dafür wurdest Du gezeugt.'
Und das Kind ist dann total glücklich, weil es einen ungewollten, unangefragten von außen aufgedrückten Zweck hat, zu dem es benutzt wird? Und sagt auch noch zu seinem Bruder: 'ätsch, ich habe einen Zweck und somit einen Sinn und Du nicht, ich bin nutzbringend und Du nicht, Deine Existenz ist sinnlos?'
Naja, scheint so zu sein, dass ich einige Leute einfach nicht verstehe. Die Logik fehlt da einfach und das ist sehr bedauerlich.
Naja, und klar kann man auch sagen: 'es gibt einen höheren Sinn, aber welchen, wissen wir nicht. Die Wege des Herren sind unergründlich.' Das tun ja auch viele und sie meinen ernsthaft, sie hätten damit was Gehaltvolles gesagt. Was mir ebenso unbegreiflich ist. Da mangelt es dann zwar nicht an Logik, aber es mangelt schlicht an Gehalt, Bedeutung. Keinen Schimmer einer Ahnung, warum sich Leute zu so einer Nullaussage genötigt sehen und was sie damit erreichen wollen.