"Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon stine » Mo 16. Aug 2010, 18:35

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn man sich aber mal von der eigenen kleinen Existenz löst und auf das große Ganze schaut, wird einem klar, wo die eigene Position im Universum ist.
Wenn ich so anfange, kann ich den Deckel gleich wieder schließen. Aus dieser Sicht heraus macht es nur noch Sinn, mit einer Flasche Al(k)ohol zu versumpfen.
Da braucht man sich doch über gar nichts mehr aufregen...

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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Klaus » Mo 16. Aug 2010, 18:58

stine hat geschrieben:Aus dieser Sicht heraus macht es nur noch Sinn, mit einer Flasche Al(k)ohol zu versumpfen.


Darf ich Sumpfhuhn zu dir sagen? :mg:

Aber er hat völlig recht. Der Sinn des Lebens ist nichts anderes als der, den man seinem Leben selbst gibt. Ist die Antwort zu stark bist du zu schwach. Die Natur hat keinen Sinn und schon gar kein Ziel. Gib deinem Leben einen Sinn, "Sumpfhuhn". :bier: :titten: :silvester_mrgreen: :sauf:
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon AgentProvocateur » Mo 16. Aug 2010, 19:22

Klaus hat geschrieben:Aber er hat völlig recht.

Nö, hat er nicht, stine hat völlig recht.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon xander1 » Mo 16. Aug 2010, 19:27

Dissidenkt hat geschrieben:All das geschieht aber zu einem höheren Ziel und das ist Überleben, Fortpflanzung und.....Entwicklung.


Ich denke mal, dass das gar nicht so falsch ist. Ich wette aber, dass es für dich sehr aufwändig und umfangreich wäre, das zu begründen. Vielleicht könnte man dich mit so einer Diskussion in den Wahnsinn treiben, weil ich denke, dass du sehr überzeugt davon bist, aber keine Angst. Ich denke genauso.

Allerdings erinnert mich das Ganze an einen Übersinn, ein höheres Ziel. Mein inneres Gefühl sagt mir, dass es problematisch ist, sich ein höheres Ziel zu definieren. Das fühlt sich so an wie ein Dogma an. Etwas das nicht hinterfragt und nicht hinterfragen soll. Und genau das machen auch Religionen. Aber das ist nur ein Gefühl. Vielleicht ist Evolutionismus oder wie man das dann nennt das Dogma überhaupt, von den Naturalisten.

Aber könnte man nicht einfach argumentieren, dass unserer wissenschaftlicher Stand nur an einem Punkt ist und wir noch nicht alles über Evolution wissen und deshalb vorsichtig sein müssen Rückschlüsse zu folgern, sogenannte Naturalistische Fehlschlüsse?

Vielleicht ist es sogar falsch von mir, dir dein Ziel zu nehmen. Vielleicht ist es besser ein Ziel zu haben, egal was.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon stine » Mo 16. Aug 2010, 19:27

@AgentProvocateur & Klaus: Ich trink mit euch beiden :sauf:
Schließlich ist das Leben kurz und schön.
Ich finde das Beste ist, wenn man es geschafft hat, sich selbst als das wahrzunehmen, was man ist.
Und nicht immer Kompromisse für andere machen muss.

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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon ganimed » Mo 16. Aug 2010, 20:21

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn man sich aber mal von der eigenen kleinen Existenz löst und auf das große Ganze schaut, wird einem klar, wo die eigene Position im Universum ist. Diesen Blick als Grundlage für die Frage nach dem Sinn des Lebens zu nehmen, finde ich absolut schlüssig. ... All das geschieht aber zu einem höheren Ziel und das ist Überleben, Fortpflanzung und.....Entwicklung.

Deine "Gesamtsicht" ist, wie ich finde, eine höchst eingeschränkte, willkürlich selektierte, vom menschlichen Standpunkt geprägte und überhaupt nicht schlüssige Sichtweise. Wenn du wirklich aufs Ganze blickst, dann siehst du im Universum hauptsächlich Materie und eine Gesamtentwicklung hin zur völligen Expansion. Also einfach nur ein sehr ausgedehnter Raum mit der Temperatur 0. Alles fliegt auseinander und in einigen Milliarden Jahren gehen alle Sterne aus, alles Leben endet. (Focus Artikel)
Deiner Argumentation nach (schau dir an, wohin das Ganze strebt und das ist dann der Sinn) müsste also der Sinn meines Lebens die kalte Ausbreitung aller meiner Atome im luftleeren Raum sein? Also ich wähle dann doch lieber Sex und Hot Dogs.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Dissidenkt » Mo 16. Aug 2010, 22:13

AgentProvocateur hat geschrieben:Da gibt es jetzt wohl noch ein kleines Missverständnis. Man könnte vielleicht zusätzlich zu 'externalistisch' und ' internalistisch' zwischen 'lokalem Sinn' und 'globalem Sinn' unterscheiden. Der 'lokale Sinn' wäre dann das, was jemand für sich persönlich als sinnvoll ansieht, sei das nun Sex, HotDog-Verzehr, Glücklichsein, anderen helfen, Leidvermeidung in der Welt oder was und wie kombiniert auch immer.

Der 'globale Sinn' ist der, der für alle gilt. Und da ist es meiner Ansicht nach so: das Leben des Menschen selber ist sein Sinn. Er ist Zweck in sich, Endzweck, es gibt keinen übergeordneten Zweck.


Ich hatte dein externalistisch tatsächlich als global und übergeordnet verstanden. Als Sinn also, dem man sich gar nicht bewusst sein muss. Das Leben als Selbstzweck wäre in meinen Augen der pure Nihilismus. Das kann nicht sein, dann wäre alles nichts, überflüssig, unlogisch. Der "Sinn des Lebens" ist nicht nur ein beliebiges Hirngespinst des Lebens, sondern Produkt einer Milliarden Jahre dauernden Evolution.
Ein Universum OHNE Leben, ohne Bewusstsein wäre tatsächlich sinnlos. Mit der Entstehung von Bewusstsein ist aber im wahrsten Sinne Sinn ins Universum gekommen.

AgentProvocateur hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Die Frage nach einem übergeordneten Sinn kann also nur mit Blick auf die ganze Menschheit - besser noch auf das Leben an sich und das Universum - beantwortet werden. Ob einzelne Individuen dies erkennen oder für sich bewusst oder unbewusst annehmen, ist dabei irrelevant. Dem Grundprinzip der Entwicklung kann sich niemand widersetzen.

Nur wieso sollte das der Sinn des Lebens eines Menschen sein?
Wenn Deiner Ansicht nach alles einen übergeordneten (außerhalb liegenden) Sinn haben muss, was ist dann der übergeordnete Sinn von 'Entwicklung zu höheren stabilen Lebensformen'?


Primär um zu überleben und die Evolution fortzusetzen. Das wir den externalistischen Sinn nicht kennen, liegt in der Natur der Sache - wir sind ja nur die Flöhe in diesem Zoo. Ich denke aber wir können den Sinn eines Tages erkennen und vielleicht ist es unsere Aufgabe ihn zu erkennen. Unser komplexes Bewusstsein ist doch mittlerweile viel zu leistungsfähig, um nur zum Überleben da zu sein. Ich sehe das im Moment so, dass das Leben und damit Bewusstsein, einem Drang der Materie zur Selbsterkenntnis entstammt. Gut möglich, dass wir eines Tages verstehen, warum das so ist.

stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Wenn man sich aber mal von der eigenen kleinen Existenz löst und auf das große Ganze schaut, wird einem klar, wo die eigene Position im Universum ist.

Wenn ich so anfange, kann ich den Deckel gleich wieder schließen. Aus dieser Sicht heraus macht es nur noch Sinn, mit einer Flasche Al(k)ohol zu versumpfen.
Da braucht man sich doch über gar nichts mehr aufregen...


Das Gegenteil ist der Fall. Du musst dir klar machen, dass das ganze Universum nur wegen dir und nur für dich da ist. Wer braucht da noch Alkohol?

xander1 hat geschrieben:Allerdings erinnert mich das Ganze an einen Übersinn, ein höheres Ziel. Mein inneres Gefühl sagt mir, dass es problematisch ist, sich ein höheres Ziel zu definieren. Das fühlt sich so an wie ein Dogma an. Etwas das nicht hinterfragt und nicht hinterfragen soll. Und genau das machen auch Religionen. Aber das ist nur ein Gefühl. Vielleicht ist Evolutionismus oder wie man das dann nennt das Dogma überhaupt, von den Naturalisten.


Entwicklung als Sinn des Lebens zu sehen halte ich für die einzig wirklich sinnvolle, sinnstiftende und gesellschaftstragende Philosophie.
Es ist das Gegenteil eines Dogmas, da Fehler und Entwicklungsschritte akzeptiert und systemimmanent sind. Wer Entwicklung als Sinn des Lebens sieht, erkennt automatisch an und respektiert, dass alle Lebewesen auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen sind.

ganimed hat geschrieben:Deine "Gesamtsicht" ist, wie ich finde, eine höchst eingeschränkte, willkürlich selektierte, vom menschlichen Standpunkt geprägte und überhaupt nicht schlüssige Sichtweise. Wenn du wirklich aufs Ganze blickst, dann siehst du im Universum hauptsächlich Materie und eine Gesamtentwicklung hin zur völligen Expansion. Also einfach nur ein sehr ausgedehnter Raum mit der Temperatur 0. Alles fliegt auseinander und in einigen Milliarden Jahren gehen alle Sterne aus, alles Leben endet. (Focus Artikel)
Deiner Argumentation nach (schau dir an, wohin das Ganze strebt und das ist dann der Sinn) müsste also der Sinn meines Lebens die kalte Ausbreitung aller meiner Atome im luftleeren Raum sein? Also ich wähle dann doch lieber Sex und Hot Dogs.


Du widersprichst dir. Du beschreibst ein Universum, in dem sich KEIN Bewusstsein entwickelt hat. In diesem wäre alles egal. Materie würde kommen und gehen, niemand wäre da, dies zu beobachten. In unserem Universum ist es aber eben nichts so. Hier hat Materie Bewusstsein entwickelt. Das ist der entscheidende Unterschied. Natürlich setzt du die Prioritäten deines Lebens selbst. Aber Sex und HotDogs werden dich nicht dauerhaft zufriedenstellen, sie sind eher Ausdruck einer Unzufriedenheit.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hungergeist#Buddhismus
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon AgentProvocateur » Di 17. Aug 2010, 00:20

Dissidenkt hat geschrieben:
AgentProvocateur hat geschrieben:Der 'globale Sinn' ist der, der für alle gilt. Und da ist es meiner Ansicht nach so: das Leben des Menschen selber ist sein Sinn. Er ist Zweck in sich, Endzweck, es gibt keinen übergeordneten Zweck.

Ich hatte dein externalistisch tatsächlich als global und übergeordnet verstanden. Als Sinn also, dem man sich gar nicht bewusst sein muss. Das Leben als Selbstzweck wäre in meinen Augen der pure Nihilismus. Das kann nicht sein, dann wäre alles nichts, überflüssig, unlogisch.

Ja, mir ist diese Schlussfolgerung auch bekannt. :^^:

Der eine schließt aus einem Selbstzweck Nihilismus, der andere schließt den eigentlichen, wahren, einzig logisch möglichen Sinn. Da dieser Sinn aber selbstbezüglich, rekursiv, eine Schleife, ein infiniter Regress ist, sind wohl beide Schlussfolgerungen letztlich gleich berechtigt. Ich aber halte es da mit dem ollen Kant.

Schade eigentlich, dass ein infiniter Regress immer noch einen so schlechten Ruf hat.

Nur ist es auf der anderen Seite so, dass, auch wenn man die Großartigkeit eines Selbstbezuges (noch) nicht erkennen kann, man dennoch erkennen könnte, dass ein externalistischer (aufgedrückter, aufgezwungener) Sinn nichts, aber auch gar nichts, Reizvolles / Wünschenswertes hat.

Dissidenkt hat geschrieben:Der "Sinn des Lebens" ist nicht nur ein beliebiges Hirngespinst des Lebens, sondern Produkt einer Milliarden Jahre dauernden Evolution.
Ein Universum OHNE Leben, ohne Bewusstsein wäre tatsächlich sinnlos. Mit der Entstehung von Bewusstsein ist aber im wahrsten Sinne Sinn ins Universum gekommen.

Also, wenn ich richtig verstehe: Du meinst, wenn es keine Evolution gäbe, wir, mal hypothetisch angenommen, einfach so aus dem Nichts hervorgeploppt wären, unser Leben völlig sinnlos wäre. Richtig? Weil ein Sinn immer etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann logischerweise wieder etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann wieder etwas Höheres voraussetzt, etc. ad infinitum, wegen Deiner Prämisse, dass ein echter Sinn etwas Höheres / Äußeres voraussetzt, nicht?

Dissidenkt hat geschrieben:
AgentProvocateur hat geschrieben:Nur wieso sollte das der Sinn des Lebens eines Menschen sein?
Wenn Deiner Ansicht nach alles einen übergeordneten (außerhalb liegenden) Sinn haben muss, was ist dann der übergeordnete Sinn von 'Entwicklung zu höheren stabilen Lebensformen'?

Primär um zu überleben und die Evolution fortzusetzen.

Das ist keine Antwort auf die Frage.

Dissidenkt hat geschrieben:Das wir den externalistischen Sinn nicht kennen, liegt in der Natur der Sache - wir sind ja nur die Flöhe in diesem Zoo. Ich denke aber wir können den Sinn eines Tages erkennen und vielleicht ist es unsere Aufgabe ihn zu erkennen. Unser komplexes Bewusstsein ist doch mittlerweile viel zu leistungsfähig, um nur zum Überleben da zu sein. Ich sehe das im Moment so, dass das Leben und damit Bewusstsein, einem Drang der Materie zur Selbsterkenntnis entstammt. Gut möglich, dass wir eines Tages verstehen, warum das so ist.

Sind wir also lediglich Werkzeuge eines höheren Zieles, welches von außen vorgegeben ist, das wir zurzeit noch nicht mal erkennen? Was findest Du an der Vorstellung toll, ein Werkzeug von jemandem / etwas anderem zu sein? Wieso ergibt sich daraus ein Sinn für alle / jeden einzelnen Menschen? Weil sie dann zu etwas gut sind und nicht einfach nur nutzlos? Ist es das?

Das wäre genau so, als wenn Eltern, deren erstes Kind krank ist, ein zweites Kind zeugen, um dem, wegen der gleichen Gene, später Rückenmark entnehmen zu können.

Fragt das Kind dann: 'was ist der Sinn meines Lebens?' sagen die Eltern: 'damit Du Rückenmark für Deinen Bruder spenden kannst, dafür wurdest Du gezeugt.'

Und das Kind ist dann total glücklich, weil es einen ungewollten, unangefragten von außen aufgedrückten Zweck hat, zu dem es benutzt wird? Und sagt auch noch zu seinem Bruder: 'ätsch, ich habe einen Zweck und somit einen Sinn und Du nicht, ich bin nutzbringend und Du nicht, Deine Existenz ist sinnlos?'

Naja, scheint so zu sein, dass ich einige Leute einfach nicht verstehe. Die Logik fehlt da einfach und das ist sehr bedauerlich.

Naja, und klar kann man auch sagen: 'es gibt einen höheren Sinn, aber welchen, wissen wir nicht. Die Wege des Herren sind unergründlich.' Das tun ja auch viele und sie meinen ernsthaft, sie hätten damit was Gehaltvolles gesagt. Was mir ebenso unbegreiflich ist. Da mangelt es dann zwar nicht an Logik, aber es mangelt schlicht an Gehalt, Bedeutung. Keinen Schimmer einer Ahnung, warum sich Leute zu so einer Nullaussage genötigt sehen und was sie damit erreichen wollen.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Dissidenkt » Di 17. Aug 2010, 18:39

AgentProvocateur hat geschrieben:Nur ist es auf der anderen Seite so, dass, auch wenn man die Großartigkeit eines Selbstbezuges (noch) nicht erkennen kann, man dennoch erkennen könnte, dass ein externalistischer (aufgedrückter, aufgezwungener) Sinn nichts, aber auch gar nichts, Reizvolles / Wünschenswertes hat.


Ein externalistischer Sinn ist nicht oktroyiert (sonst würden wir hier nicht diskutieren) - im Gegensatz zum Leben an sich. Oder hast du dir dein Leben ausgesucht? Glaubst du wohlmöglich an einen freien Willen? :mg:

AgentProvocateur hat geschrieben:Also, wenn ich richtig verstehe: Du meinst, wenn es keine Evolution gäbe, wir, mal hypothetisch angenommen, einfach so aus dem Nichts hervorgeploppt wären, unser Leben völlig sinnlos wäre. Richtig? Weil ein Sinn immer etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann logischerweise wieder etwas Höheres voraussetzt, dessen Sinn dann wieder etwas Höheres voraussetzt, etc. ad infinitum, wegen Deiner Prämisse, dass ein echter Sinn etwas Höheres / Äußeres voraussetzt, nicht?


Warum muss "Sinn" etwas höheres voraussetzen? In die endlose Regression des "Höheren" muss ich mich doch nicht begeben, nur weil ich Entwicklung als Lebenssinn ansehe. Es ist völlig offen wohin die Entwicklung geht und ich kann damit gut leben. Wichtig ist, dass ich einmal erkannt habe, dass Entwicklung überhaupt sinnstiftend sein kann.

AgentProvocateur hat geschrieben:Sind wir also lediglich Werkzeuge eines höheren Zieles, welches von außen vorgegeben ist, das wir zurzeit noch nicht mal erkennen? Was findest Du an der Vorstellung toll, ein Werkzeug von jemandem / etwas anderem zu sein? Wieso ergibt sich daraus ein Sinn für alle / jeden einzelnen Menschen? Weil sie dann zu etwas gut sind und nicht einfach nur nutzlos? Ist es das?


Wenn man erkennt, dass Entwicklung "Sinn" macht, dass Materie "Sinn" schafft, dann erkennt man, dass man Werkzeug seiner Selbst ist und eben nicht mehr einer nichtreflektierten Macht.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Zappa » Di 17. Aug 2010, 18:53

Sir Lunchalot hat geschrieben:Wenn Menschen vom Sinn des Lebens reden, entsteht bei mir immer der Eindruck, als ob viele Menschen glauben irgendwo einen "Sinn des Lebens" zu finden. ... Ich dachte mir das ich unter Atheisten am ehesten Leute finde auf die diese Frage ebenso unlogisch wirkt.


Ich finde die Frage gar nicht so unlogisch. Wir als Menschen haben ein Selbst- oder Ichbewußtsein. D.h. wir generieren ein Subjekt und haben lauter Objekte um uns herum. Nun kann man natürlich sagen, OK hier bin ich und um mich herum sind alles schnöde, kalte Objekte (Objekte können fast alles sein, bis hin zum Gehirn bis zu Nervenzelle, in der Tat ist es interessant zu frage: Wo bleibt denn das Ich noch übrig?). Aber der Gedanke ist irgendwie erschreckend, sinnleer.

Man möchte sich irgendwie in der Welt wohlfühlen, zu den Objekten - vor allem den anderen, denen wir unterstellen auch - am liebsten gegengeschlechtliche :titten: - Subjekte zu sein, eine Beziehung aufbauen. Das verstehe ich unter Sinnsuche.

Das ist ganz normal, geht im Alter langsam vorüber und stirbt mit dir :mg:
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon ganimed » Di 17. Aug 2010, 19:44

Dissidenkt hat geschrieben:Du widersprichst dir. Du beschreibst ein Universum, in dem sich KEIN Bewusstsein entwickelt hat. In diesem wäre alles egal. Materie würde kommen und gehen, niemand wäre da, dies zu beobachten.

Ich beschreibe ein Universum, in dem sich Bewusstsein nur flüchtig und nur sehr vorübergehend entwickelt hat. Die paar Millionen Jahre sind ein Klacks gegen die 13 Milliarden Jahre Vergangenheit und viele Billionen Jahre Zukunft. 99,999% der Zeit des Universums wird es kein Bewusstsein gegeben haben. Wieso um alles in der Welt sollte also ausgerechnet der Wimpernschlag "Bewusstsein" irgendwas mit dem Sinn des Ganzen zu tun haben?

Dissidenkt hat geschrieben:Aber Sex und HotDogs werden dich nicht dauerhaft zufriedenstellen, sie sind eher Ausdruck einer Unzufriedenheit.

Diese Weisheit klingt ja wirklich sehr überzeugend. Wieso sollten Sex und Hot Dogs nicht dauerhaft zufrieden machen? Und was macht stattdessen dauerhaft zufrieden?
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Dissidenkt » Mi 18. Aug 2010, 19:30

ganimed hat geschrieben:Ich beschreibe ein Universum, in dem sich Bewusstsein nur flüchtig und nur sehr vorübergehend entwickelt hat. Die paar Millionen Jahre sind ein Klacks gegen die 13 Milliarden Jahre Vergangenheit und viele Billionen Jahre Zukunft. 99,999% der Zeit des Universums wird es kein Bewusstsein gegeben haben.


Du weisst weder, wie lange es schon auf der Erde Bewusstsein gibt, noch ob es auf anderen Planeten Bewusstsein gibt und schon gar nicht wie die Zukunft des Bewusstseins aussieht. Schon deshalb ist deine Relativierung unzulässig, zumal du ein Bewusstsein benutzt, um selbiges als bedeutungslos zu klassifizieren. Das ist ein bisschen paradox. :/

ganimed hat geschrieben:Wieso um alles in der Welt sollte also ausgerechnet der Wimpernschlag "Bewusstsein" irgendwas mit dem Sinn des Ganzen zu tun haben?

Weil es das Bewusstsein ist, das diesen "Sinn" des Ganzen erschafft.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon AgentProvocateur » Mi 18. Aug 2010, 20:19

Dissidenkt hat geschrieben:Ein externalistischer Sinn ist nicht oktroyiert (sonst würden wir hier nicht diskutieren) - im Gegensatz zum Leben an sich. Oder hast du dir dein Leben ausgesucht? Glaubst du wohlmöglich an einen freien Willen? :mg:

Entweder ist ein externalistischer Sinn für alle allgemeingültig gegeben und dann ist er notwendigerweise oktroyiert oder er ist nicht allgemeingültig. Aus Letzterem folgt: er ist nicht allgemeingültig. :mg:

Nein, meine Existenz an sich habe ich mir nicht ausgesucht. Lustiger Gedanke übrigens, ('kann X, bevor X existiert, entscheiden, ob X in Existenz treten soll'). Es gibt nun natürlich Leute, die keinen Sinn im Leben sehen und auch solche, die wünschten, nicht geboren zu sein.

Mit dem freien Willen hat das aber nichts zu tun.

Dissidenkt hat geschrieben:Warum muss "Sinn" etwas höheres voraussetzen? In die endlose Regression des "Höheren" muss ich mich doch nicht begeben, nur weil ich Entwicklung als Lebenssinn ansehe. Es ist völlig offen wohin die Entwicklung geht und ich kann damit gut leben. Wichtig ist, dass ich einmal erkannt habe, dass Entwicklung überhaupt sinnstiftend sein kann.

Das nenne ich 'lokalen Sinn'. Kein Problem damit.

Dissidenkt hat geschrieben:Wenn man erkennt, dass Entwicklung "Sinn" macht, dass Materie "Sinn" schafft, dann erkennt man, dass man Werkzeug seiner Selbst ist und eben nicht mehr einer nichtreflektierten Macht.
Ich bin die Materie. Ich bin das Bewusstsein. Ich schaffe den Sinn meiner Existenz. Das ist ein entscheinder Unterschied zum unreflektierten Abspulen evolutionärer Programme.

Das hört sich nun aber nun so ziemlich nach meiner Auffassung an. Da ist jetzt nix mehr mit 'Sinn = Entwicklung zu höheren stabilen Lebensformen'.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon ganimed » Mi 18. Aug 2010, 20:36

Dissidenkt hat geschrieben:Du weisst weder, wie lange es schon auf der Erde Bewusstsein gibt, noch ob es auf anderen Planeten Bewusstsein gibt und schon gar nicht wie die Zukunft des Bewusstseins aussieht.

In einem kalten Universum ohne Sonnen, so nehme ich an, kann es kein Bewusstsein geben. Die Moleküle wechselwirken einfach nicht mehr genug. Ein ziemlich großer, leerer Eisschrank ist die ferne Zukunft. Und ein Ende dieses ewig expandierenden aber völlig toten Universums ist nach dem Modell ja nicht in Sicht. Wie toll also die Evolutionsblüten auf einzelnen Planeten auch immer gedeihen mögen, es ist vergleichsweise nur ein ganz kurzer Sommer und danach ist Schluss. Leben ist nur eine sehr vorübergehende Erscheinung.

Dissidenkt hat geschrieben:Weil es das Bewusstsein ist, das diesen "Sinn" des Ganzen erschafft.

Wie macht es das?
Und wenn das Bewusstsein das macht, wieso ist der Sinn dann die Entwicklung zu noch mehr Komplexität? Wieso "erschafft" das Bewusstsein nicht lieber einen Sinn, in dem es nicht um Entwicklung sondern nur um bewusst sein geht?
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon arcalexx » Do 19. Aug 2010, 06:41

Steven Weinberg zur Frage nach dem Sinn:

"Die Menschen hielten sich selbst für Figuren in einem kosmischen Drama: Wir wurden geschaffen, haben gesündigt, werden erlöst – eine ganz große Geschichte. Nun merken wir, dass wir eher wie Schauspieler sind, die ohne Regieanweisung auf einer Bühne herumstehen, und dass uns nichts anderes übrig bleibt, als hier ein bisschen Drama, dort ein wenig Komödie zu improvisieren"

Zitat von hier: http://www.zeit.de/2009/15/Klein-Weinberg-15?page=11
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Mark » Do 19. Aug 2010, 15:46

Vielleicht ist es ja gar kein Schauspiel.. sondern mehr sowas in der Richtung wie "das normale Leben von der Strasse" ?
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Sappy » Mo 23. Aug 2010, 18:53

Ich denke die Frage "Was ist der Sinn des/meines Lebens?" häufig verwechselt wird mit "Was will ich mit meinem Leben anfangen? Was will ich erreichen?" Jeder Mensch hat irgendwann mal irgendein Ziel. Nehmen wir das altmodische Beispiel: Ein Mann mus einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und einen Sohn zeugen. Das will einem manch einer auch ganz gern mal als den Sinn des Lebens verkaufen, aber es ist lediglich etwas, dass man anstrebt, erreichen möchte.
Also ich denke, jeder Mensch setzt sich mit der Ziel-Frage auseinander, jedoch nicht mit der Sinn-Frage. Die Wörter werden einfach nur vertauscht, evtl. weil "Ziel" einen Beigeschmack von einem Ende (Tod) hat.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Arathas » Do 26. Aug 2010, 08:33

Sheng-Ji Yang: "If our society seems more nihilistic than that of previous eras, perhaps this is simply a sign of our maturity as a sentient species. As our collective consciousness expands beyond a crucial point, we are at last ready to accept life's fundamental truth: that life's only purpose is life itself."


Zu deutsch: Wenn unsere Gesellschaft nihilistischer zu sein scheint als die früherer Äras (Generationen), ist das vielleicht einfach ein Zeichen unseres Erwachsenwerdens als empfindungsfähige Spezies. So wie unser kollektives Bewusstsein einen kritischen Punkt überschritten hat, sind wir letztendlich bereit, die fundamentale Wahrheit des Lebens zu akzeptieren: Dass der einzige Sinn des Lebens das Leben selbst ist.


Icke find die Aussage jut. :up:
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Dissidenkt » Do 26. Aug 2010, 12:59

sinnloses Vollzitat des Vorbeitrags entfernt. 1v6,5M

Ich finde diese Aussage nicht nur falsch, sondern sie wäre auch, wenn sie zuträfe, alles andere als sinnvoll.
Sie ist im Grunde genommen eine Kapitulation vor der eigentlichen Frage, ein mentales Achselzucken, eine Negierung von Bewusstsein (das vollkommen überflüssig wäre) und ganz sicher keine Basis, auf der man ein funktionierendes Gemeinwesen aufbauen könnte.
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Re: "Was ist der Sinn des Lebens?" Ich verstehe die Frage nicht.

Beitragvon Sappy » Do 26. Aug 2010, 21:12

Sheng-Ji Yang sollte seine Aussage vielleicht überarbeiten, denn im Moment ergibt das für mich keinen Sinn. Also ich denke der erste Satz als eine Feststellung und der zweite als Vermutung, wäre logischer. Schließlich ist unsere Gesellschaft nihilistischer als vorherige, über den Sinn des Lebens wird aber sicherlich noch lange diskutiert werden.
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