Was ist gewisser?

Was ist gewisser?

Beitragvon xander1 » Mi 29. Dez 2010, 09:44

Welche Arten versprechen den besseren Wahrheitsgehalt?
  • Einsicht
  • Erkenntnis
  • Wissen
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » Mi 29. Dez 2010, 14:51

Deine Frage ergibt keinen rechten Sinn.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon xander1 » Mi 29. Dez 2010, 16:59

Wieso nicht?

Man kann doch analysieren und abwägen, welcher Quelle der Erkenntnis man eher vertraut, um zur Wahrheit zu gelangen oder man kann es irgendwie formulieren. Auf jeden Fall ist es nicht so einfach.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Nanna » Mi 29. Dez 2010, 17:03

Damit die Frage Sinn macht, müsstest du erstmal definieren, was du unter den einzelnen Begriffen exakt verstehst.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » Mi 29. Dez 2010, 17:16

xander1 hat geschrieben:Man kann doch analysieren und abwägen, welcher Quelle der Erkenntnis man eher vertraut, um zur Wahrheit zu gelangen oder man kann es irgendwie formulieren. Auf jeden Fall ist es nicht so einfach.


Du willst also eigentlich fragen:

Welche ist die zuverlässigste Erkenntnisquelle?

1. Erfahrung
1.1. Äußere Wahrnehmungen
1.2. Innere Wahrnehmungen (Introspektion)
2. Vernunft/Verstand
2.1. Vernunfteinsichten (rationale Intuition)
2.2. logische Ableitungen und Schlussfolgerungen (Deduktion/Induktion/Abduktion)
3. Erinnerungen
4. Zeugnisse/Zeugenaussagen (mündliche oder schriftliche)
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon ujmp » Mi 29. Dez 2010, 18:07

Man kann eine Erkenntnis auch Träumen oder Würfeln. Die Quellenfrage ist m.E. unerheblich, die Frage ist viel mehr, wie man eine Erkenntnis - oder sagen wir lieber vorläufig: eine Meinung - prüft.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Nanna » Mi 29. Dez 2010, 18:26

Kommt meines Erachtens hier fast auf dasselbe heraus.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon ujmp » Do 30. Dez 2010, 08:28

Du hast recht.

Ich hab es auch schlecht ausgedrückt, ich meinte nicht Meinung, sondern lieber Idee. Ein Würfel liefert mir 6 Ideen auf die Frage, was 2+3 ist - irgend woher muss eine Idee ja kommen und woher ist rein logisch egal.

Aber Gewissheit ist eigentlich ein subjektives Gefühl. Und es ist wohl auch so, dass wir totale Gewissheit überhaupt nicht wollen. Wir pendeln immer zwischen dem Bedürfnis nach Gewissheit und dem nach Abwechslung.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Mark » Do 30. Dez 2010, 14:24

Wiederlegung ist die einzige Erkenntnisquelle.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon xander1 » Sa 1. Jan 2011, 02:46

@Myron:

Das ist doch schon mal ein brauchbarer Anfang.

@Nanna:

Ich denke es macht überhaupt keinen Sinn, wenn ich definiere, was die Wörter bedeuten. Was zählt ist die Meinung über die Bedeutung der Begriffe, die offiziell und in Wissenschaften insbesondere in der Philosophie vertreten wird. Darunter zählt auch das ganze Spektrum der unterschiedlichen Verständnisse von Philosophen, sofern deren Bedeutung zeitgemäß ist und nicht im Widerspruch des heutigen Wissensstandes sind.

Naja, aber weil ich gerade Lust habe beschreibe ich mal was ich unter den Begriffen verstehe.
Wenn ich eine Erkenntnis habe, dann spüre ich starke Gewissheit über was mein Gehirn fabriziert hat, das meine Erfahrungen kombiniert, besonders dann wenn es eindeutig ist, wenn es also keine Widersprüche gibt innerhalb eines längeren Zeitrahmens.

Zu "Wissen" kann ich sagen, dass Wissen auch falsch sein kann, auch wenn alle dieses Wissen haben. Wissen wird jedoch in aller Regel versucht objektiv überprüfet, oder zumindest versucht. Sonst wäre es wohl kein Wissen. Da aber absolute Objektivität unmöglich scheint, gibt es auch kein 100%iges Wissen.

Einsicht verstehe ich zunächst als ein Bewusst-werden einer Beschränkung, die man schon immer hatte, der man sich aber nicht bewusst gewesen ist. Z.B. wenn man an die Grenzen seiner körperlichen Kräfte gegangen ist, erhält man die Einsicht, dass das da kaum noch weiter geht.

Letztendlich denke ich, dass die Wissenschaftliche Methode der sicherste, wenn auch nicht der schnellste Weg ist sichere wahre Informationen zu bekommen. Jedoch gehe ich davon aus, dass nicht alles von der Wissenschaft gefunden werden kann, da ich es möglich befinde, dass die Wissenschaftliche Methode zu streng sein könnte. Ich weiß es allerdings nicht, da ich noch nicht viel über die philosophische Disziplin der Wissenschaftstheorie gelesen habe.

Eigentlich müssten sich Naturalisten mehr mit der Wissenschaftstheorie befassen, als sie es tun.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon ujmp » Sa 1. Jan 2011, 17:59

xander1 hat geschrieben:Eigentlich müssten sich Naturalisten mehr mit der Wissenschaftstheorie befassen, als sie es tun.


Wir tun hier fast nichts anderes, wenn auch oft nicht ausdrücklich. So wie ich die Problematik verstehe, hegst du möglicherweise falsche Erwartungen an die Wissenschaft. Ich gebe dem wissenschaftliches Denken zwar auch wo es geht dem Vorzug, aber Gewissheit kann es m.E. nicht geben. Rein logisch kann man nie wissen ob eine Theorie stimmt, auch nicht, wenn sie auf die Wirklichkeit passt. Ich meine sogar, dass eine Theorie nie stimmt, sondern bestenfalls ein brauchbares Modell einer Wirklichkeit darstellt. Stell dir zwei Punkte in einem Koordinatensystem vor: Es gibt unendlich viele Funktionen, die durch die beiden Punkte führen. Rein logisch gib es auch für jede Beobachtung unendlich viele passende Theorien, die diese Beobachtung erklären. Auf die Gewissheit kann man m.E. verzichten. Solange eine Theorie funktioniert - d.h. die aus ihr abgeleiteten Prognosen stimmen (oder besser gesagt: den Erwartungen entsprechen)- kann man sie auch verwenden. Eine Theorie für gewiss zu halten, kann uns auch vernageln, nach einer besseren zu suchen. Wir brauchen Gewissheit eigentlich nicht, wir brauchen Mut, unsere Theorien auf die Probe zu stellen. (Ich habe diesbezüglich viel von Karl Popper und seinem Kritiker Paul Feyerabend gelernt.)
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Lumen » Sa 1. Jan 2011, 22:04

Wie schonmal erwähnt, könnte es damit zusammengefasst werden, dass wir ein Rätselheft vorfinden, wo aber der Teil mit den Lösungen fehlt. Wir können alle Rätsel „richtig“ beantworten, und in dem begrenzten Kontext den dieses Rätselhaft bietet könnten die Antworten immer stimmen, doch wir wissen es letztlich nicht mit absoluter Gewissheit. Wir wissen nicht einmal ob es eine Lösung überhaupt gibt. Vielleicht ist unsere Wahrnehmung auch so beschaffen, dass es für uns mehrere Lösungen (Geschichten, Interpretation von Theorien usw.) gibt, die aber alle auf derselben, einen, unverständlichen Wirklichkeit basieren.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon ujmp » Sa 1. Jan 2011, 23:46

Man könnte auch sagen, der Ausdruck "eine Theorie stimmt" meint eben nur, dass die Theorie auf die Wirklichkeit passt.

Ich denke, dass eine Theorie immer nur in einem subjektiven Sinne "wahr" ist und zwar abhängig von der Erwartung, die sich an diese Theorie richte. Anders ausgedrückt, besteht der Wert einer Theorie darin, inwiefern sie mein Problem löst. Die Betonung liegt auf "mein", denn ich formuliere das Problem und ich bewerte die Antwort. Sogar meine Beobachtung ist eine subjektive Theorie, weil ich sie nur mit Hilfe des mir bereits Bekannten formulieren kann ("Beobachtungen sind Theoriegeladen"). Wenn ich die Natur befrage, ob meine Theorie richtig oder falsch ist, mag sie Ja oder Nein Antworten, ich drehe mich aber sowohl bei der Beobachtung als auch bei der Theoriefindung immer nur um meine eigenen Gedanken, um mich selbst. Deshalb kann auch eine neue "Erkenntnis", oder eine "Entdeckung" nie etwas anderes sein, als eine Variante von etwas Bekanntem. Das Meiste dieses Bekannten dürfte apriori vorliegen, hartcodiert in unseren Organismen, die über Jahrmillionen durch die den Gesetzen der Natur ausgesetzte Evolution geformt wurden. Dies bedeutet zwar, dass dieses Bekannte nicht ganz falsch sein kann, aber auch, dass es wohl ein ziemlich beschränktes Wissen sein muss. Denn die Fragestellung war immer eine sehr begrenzte: Wie überlebe ich? Und die Antwort war stets die eigene subjektive Idee des Organismus selbst, seine Erfindung - die Natur hat nur Ja oder Nein dazu gesagt. Unter diesem Gesichtspunkt kann man evtl. sogar auf den Wahrheitsbegriff verzichten. Wir suchen nicht nach Wahrheiten, wir suchen nach Lösungen.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Lumen » So 2. Jan 2011, 10:46

Dann bist du sehr nach an Leibniz Rationalismus, ich gehe ein wenig stärker davon aus, dass unsere Wahrnehmung isomorph zur Wirklichkeit ist. Vergleiche Andy Warhol Marylin Monroe mit einem Foto von ihr oder das Verhältnis aus Karte einer Landschaft und der Landschaft selber.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon ujmp » So 2. Jan 2011, 11:37

Mit Leibnitz kenn ich mich nicht so aus. Isomorphismus ist aber eine sehr optimistische Vorstellung. Denn es gibt theoretisch sowohl unendlich viele falsche als auch unendlich viele passende Theorien um eine Beobachtung zu erklären. Praktisch scheint es aber so, dass die Irrtümer in der Überzahl sind. Isomorphismus ist also ein ausgesprochener Glücksfall. Oder um es mal verkürzt nach Popper auszudrücken: "Wahrheit" ist immer ein Risiko. Jede Theorie birgt tendenziell das Risiko falsch zu sein. Jede Theorie muss sich an der "Wirklichkeit" bewähren - das heißt, sie muss zeigen, ob sie mein Problem löst. Und jede Theorie kann durch eine bessere Lösung ersetzt werden. Deswegen meinte ich, das wir Mut brauchen und nicht Gewissheit.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Lumen » So 2. Jan 2011, 14:46

Nicht die Theorien sind isomorph sondern unsere Denkstrukturen und Wahrnehmung zur Wirklichkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Art überleben kann, ohne die Wirklichkeit in irgendeiner, wenn auch vereinfachten oder abstrakten Form darzustellen. Ich gehe davon aus, dass andere Tiere eine völlig andere Wahrnehmung haben, vielleicht Töne oder Gerüche als Farben wahrnehmen usw. aber auch diese Wahrnehmung wäre isomorph zur Wirklichkeit.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » So 2. Jan 2011, 17:23

xander1 hat geschrieben:Zu "Wissen" kann ich sagen, dass Wissen auch falsch sein kann, auch wenn alle dieses Wissen haben.


Es gibt kein falsches Wissen, sondern nur fälschlicherweise für Wissen gehaltenes Glauben.

xander1 hat geschrieben:Letztendlich denke ich, dass die Wissenschaftliche Methode der sicherste, wenn auch nicht der schnellste Weg ist sichere wahre Informationen zu bekommen.


Die Erfahrungswissenschaften heißen so, weil darin die Sinneserfahrung bzw. -wahrnehmung (Beobachtungen und Experimente) die maßgebliche Erkenntnisquelle ist.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » So 2. Jan 2011, 17:45

ujmp hat geschrieben:Aber Gewissheit ist eigentlich ein subjektives Gefühl.


Es wird zwischen psychologischer, subjektiver und epistemologischer, objektiver Gewissheit unterschieden. Das entspricht dem sprachlichen Unterschied zwischen "Ich bin (mir) gewiss/sicher, dass…" und "Es ist gewiss/sicher, dass…". Subjektive Gewissheit besteht in Zweifelsabwesenheit, während objektive Gewissheit in Unbezweifelbarkeit oder Unfehlbarkeit besteht. Das heißt, objektiv gewisses Wissen ist unfehlbares Wissen, bei dem die Möglichkeit eines Irrtums logisch ausgeschlossen ist.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » So 2. Jan 2011, 18:24

Myron hat geschrieben:Welche ist die zuverlässigste Erkenntnisquelle?


"Als Erkenntnisquelle sehe ich das an, wodurch die Anerkennung der Wahrheit, das Urteil, gerechtfertigt ist."

(Frege, Gottlob. Nachgelassene Schriften. Bd. 1. Hrsg. v. Hans Hermes, Friedrich Kambartel und Friedrich Kaulbach. 2. rev. Aufl. Hamburg: Meiner, 1983. S. 288)

Erkenntnisquellen sind also sowohl Wissens- als auch Rechtfertigungsquellen.
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Re: Was ist gewisser?

Beitragvon Myron » So 2. Jan 2011, 18:37

xander1 hat geschrieben:Einsicht verstehe ich zunächst als ein Bewusst-werden einer Beschränkung, die man schon immer hatte, der man sich aber nicht bewusst gewesen ist.


Vernunfteinsichten im Sinne des Rationalismus sind erfahrungsunabhängig (* gewonnene Erkenntnisse, die auf das rein geistige Erschauen oder Erfassen selbstverständlicher oder unmittelbar einleuchtender Wahrheiten zurückgehen. Die Empiristen erkennen höchstens rein analytisch-logische Vernunfteinsichten als A-priori-Wissen an und bestreiten, dass es synthetisches A-priori-Wissen gibt, das auf die erfahrbare Wirklichkeit bezogen ist.

(* "erfahrungsunabhängig" bedeutet hier im weiten Sinn "unabhängig von äußeren und inneren Sinneswahrnehmungen, Erinnerungen und Zeugnissen".)
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