Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon King Lui » Fr 11. Mär 2011, 15:03

Raumkapitän hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben:
Raumkapitän hat geschrieben:Naja ich denk nicht, dass die Wissenschaft die Ethik umfasst.


Es ist aber denkbar, dass Ethik irgendwann durch die Wissenschaft beschrieben werden kann in irgendeiner Zukunft und man Philosophie dafür dann nicht mehr braucht.


http://de.wikipedia.org/wiki/Naturalist ... ehlschluss


Ob die als Naturalistischer Fehlschluss bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist, ist allerdings umstritten.

Dies ist ihm gemäß nicht zulässig, da wertende Schlüsse mindestens eine wertende Prämisse benötigen würden.
Was ist eigentlich die Prämisse für Ethik? Inwieweit gibt es "Moral" auch im Tierreich? Ist eine zumindest minimale Ethik beim Menschen angeboren?

Ich denke nicht, dass Ethik kein naturwissenschaftliches Untersuchungsobjekt sein kann, wenn auch das Weiterschreiben von Ethik nun eher in der Bereich der Sozialwissenschaften und der Philosophie fällt.

Was auf jeden Fall keinen Sinn macht, ist eine unüberwindliche Grenze zu ziehen.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Nanna » Fr 11. Mär 2011, 17:28

Du kannst das ethische Sein, also ethische Praxis, natürlich naturwissenschaftlich untersuchen, etwa, indem du aufdeckst, wie und wann das Gehirn bestimmte Situationen ethisch so und so bewertet. Was du aber nicht kannst, ist aus den ermittelten Standards, die das Gehirn anwendet, schließen, dass diese ein ethisch wünschbares Ideal darstellen. Ich habe in einem anderen Thread gestern schonmal Sokrates zitiert, der sagte "Es ist besser Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun!". Sokrates war konsequent und akzeptierte sogar sein Todesurteil, weil er lieber das Unrecht der falschen Verurteilung hinnahm, als sich gegen das Recht zu stellen und sich der Verurteilung zu entziehen und damit selbst Unrecht zu tun.

Es hätten wohl die wenigsten Moralphilosophen Sokrates übelgenommen, hätte er sich der Urteilsvollstreckung durch Flucht entzogen. Aus naturwissenschaftlicher/neurologischer Sicht macht Sokrates' Verhalten einfach keinen Sinn, der naturwissenschaftlich veranlagte Ethiker würde wohl nicht behaupten, dass Sokrates ethischer gehandelt hat als das, was der "evolutionäre Durchschnitt", wie ich es mal tituliere, von ihm verlangt hätte (nämlich in etwa "Hau ab, aber bring zumindest keine Wache um.")

Trotzdem muss ich sagen, dass ich Sokrates an der Stelle tatsächlich ein ethisch einwandfreies, wenn auch unter realpolitischer Sicht dummes, Verhalten attestieren würde. Diese Ansicht ist nicht effektiv letztbegründbar, es ist eine Vernunftwahrheit, die man - auch das habe ich an anderer Stelle bereits angeführt - axiomatisch akzeptieren und für selbstevident halten muss. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass gewisse Axiome für Ethik notwendig sind. Leitete man alle ethischen Maximen aus naturwissenschaftlichen Betrachtungen ab, also aus dem Sein, würde man sich nicht nur mit dem zufriedengeben, was man zufällig gerade vorfindet, man würde auch die Ethik als solche geradezu abschaffen, würde ich meinen.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon King Lui » Fr 11. Mär 2011, 20:53

Nanna hat geschrieben:Du kannst das ethische Sein, also ethische Praxis, natürlich naturwissenschaftlich untersuchen, etwa, indem du aufdeckst, wie und wann das Gehirn bestimmte Situationen ethisch so und so bewertet. Was du aber nicht kannst, ist aus den ermittelten Standards, die das Gehirn anwendet, schließen, dass diese ein ethisch wünschbares Ideal darstellen. Ich habe in einem anderen Thread gestern schonmal Sokrates zitiert, der sagte "Es ist besser Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun!". Sokrates war konsequent und akzeptierte sogar sein Todesurteil, weil er lieber das Unrecht der falschen Verurteilung hinnahm, als sich gegen das Recht zu stellen und sich der Verurteilung zu entziehen und damit selbst Unrecht zu tun.

Es hätten wohl die wenigsten Moralphilosophen Sokrates übelgenommen, hätte er sich der Urteilsvollstreckung durch Flucht entzogen. Aus naturwissenschaftlicher/neurologischer Sicht macht Sokrates' Verhalten einfach keinen Sinn, der naturwissenschaftlich veranlagte Ethiker würde wohl nicht behaupten, dass Sokrates ethischer gehandelt hat als das, was der "evolutionäre Durchschnitt", wie ich es mal tituliere, von ihm verlangt hätte (nämlich in etwa "Hau ab, aber bring zumindest keine Wache um.")

Trotzdem muss ich sagen, dass ich Sokrates an der Stelle tatsächlich ein ethisch einwandfreies, wenn auch unter realpolitischer Sicht dummes, Verhalten attestieren würde. Diese Ansicht ist nicht effektiv letztbegründbar, es ist eine Vernunftwahrheit, die man - auch das habe ich an anderer Stelle bereits angeführt - axiomatisch akzeptieren und für selbstevident halten muss. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass gewisse Axiome für Ethik notwendig sind. Leitete man alle ethischen Maximen aus naturwissenschaftlichen Betrachtungen ab, also aus dem Sein, würde man sich nicht nur mit dem zufriedengeben, was man zufällig gerade vorfindet, man würde auch die Ethik als solche geradezu abschaffen, würde ich meinen.

Das sehe ich ähnlich. Humes Gesetz oder der naturalistische Fehlschluss, der nicht identisch mit ihm aber sehr ähnlich ist, ist nicht so ohne weiteres überwindbar.

Dennoch spielt bei der Beantwortung der Frage "Abtreibung, ja oder nein?", "Sterbehilfe, ja oder nein?" es eine ganz elementare Rolle, ob man ein wissenschaftlich-naturalistisches Weltbild besitzt oder nicht.

Man sollte sich zumindest bewußt darüber werden, dass da Abhängigkeiten gegeben sind.

Und die Frage: "Gibt es einen angeborenen Sinn für Ethik/Moral?" ist eine, die am ehesten die Verhaltensforschung, vergleichende Verhaltensforschung und die Hirnforschung in Erfahrung bringen kann. Dass es diesen angeborenen Ethikinstinkt gibt, halte ich eigentlich schon für gut belegt. Damit kann auch schon bestimmt werden, wieso Ethik für Menschen überhaupt ein Thema ist.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Nanna » Fr 11. Mär 2011, 21:03

Ja, da kann ich nur zurückgeben, dass wir das wohl sehr ähnlich sehen.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon xander1 » Mi 30. Mär 2011, 08:46

Mir ist noch etwas eingefallen was nur mit Philosophie machbar ist:

Staatstheorie
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