Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 27. Feb 2011, 03:53

Mark hat geschrieben:Ein philosophisches Fundament ? Reicht dazu nicht die Empirie ? Oder muss man unbedingt eine weitere Brücke schlagen damit der Mensch "zufrieden" ist ?


Es gibt viele philosophische Fragen in der Wissenschaft. Zum Beispiel: soll man die klassische Inferenz oder vielleicht die Bayes-Inferenz benutzen? Solche Fragen sind nicht trivial und werden nicht durch die Empirie allein entscheiden werden.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 27. Feb 2011, 04:14

Aber es hat doch immer "handfeste" Gründe warum man sich wie entscheidet.. es geht ja um die Wahl eines probaten Modells, und da im Grunde sowieso nur genau eines wirklich richtig sein kann, geht es ja nur um die Wahl des für die jeweiligen Anforderungen passenderen Berechnungsmodells, wohl wissend um bekannte Unzulänglichkeiten. Die Philosophie kommt dabei aber kaum zu Tragen.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 27. Feb 2011, 04:44

Mark hat geschrieben:Aber es hat doch immer "handfeste" Gründe warum man sich wie entscheidet.. es geht ja um die Wahl eines probaten Modells, und da im Grunde sowieso nur genau eines wirklich richtig sein kann, geht es ja nur um die Wahl des für die jeweiligen Anforderungen passenderen Berechnungsmodells, wohl wissend um bekannte Unzulänglichkeiten.


Daran hege ich Zweifel. Viele Wissenschaftler missverstehen die Ergebnisse der klassichen Tests, als wenn sie P(Hypothese | Beobachtung) gäben. (Sie geben wirklich P(Beobachtung | Hypothese).) Ein guter Wissenschaftler sein erfordert manche philosophische Kompetenz.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon xander1 » Do 3. Mär 2011, 12:13

Die ganze Funktionsweise der Wissenschaft ist ein philosophisches Konzept, bzw. sind es verschiedene philosophische Konzepte.

Wenn Stephen Hawking die Philosophie abschaffen will, dann schafft er damit auch sein eigenes Fachgebiet ab.

Die Frage was die Physik kann und was sie nicht kann ist z.B. eine philosophische Fragestellung.

Wenn Hawking wirklich denkt, dass die Philosophie nicht mehr gebraucht wird, dann muss er ein schlechter Wissenschaftler sein.

Da ich davon ausgehe, dass er kein schlechter Wissenschaftler ist, obwohl ich ihn für ziemlich populär-wissenschaftlich halte, denke ich dass er die Philosophie nicht für überflüssig hält.

Geht mal jemand zu einer Büchersuche in Amazon: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?_ ... 1299151095

Also seriös erscheinen mit seine Buchtitel nicht gerade. Wie seriös sie letztendlich sind kann ich nicht sagen, wahrscheinlich sind sie eher seriös.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 03:39

Die Frage ist : welche Wissenschaft oder Geisteswissenschaft ist von der Mathematik auch nur in geringen Graden unabhängig, bzw geht nicht nach mathematischen Formen zugange ? Und woran will man eine Unabhängigkeit bzw Unberechenbarkeit beurteilen, so daß man mit dem heutigen Wissensstand klar sehen kann. Bei etwas komplexerer Biochemie versagen unsere heutigen Rechner, aber haben wir nicht guten Grund zur Annahme, daß es nichts gibt, was nicht mathematischer Beschreibbarkeit unterliegt ?
Oder ist eine solche Aussage garnicht im Widerspruch zur These es gäbe trotzdem unberechenbare Vorgänge ?
Reduziert sich das nicht im Grunde auf die Determinismus-Diskussion ?
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 04:29

Mark hat geschrieben:Die Frage ist : welche Wissenschaft oder Geisteswissenschaft ist von der Mathematik auch nur in geringen Graden unabhängig, bzw geht nicht nach mathematischen Formen zugange ?


Ich weiss nicht, wie das zur Sache gehörig ist.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 05:13

Ganz einfach. Wenn wirklich alles kalkulierbar ist, dann auch die eigene Meinung.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 06:27

Mark hat geschrieben:Ganz einfach. Wenn wirklich alles kalkulierbar ist, dann auch die eigene Meinung.


Wie löst die Kalkulierbarheit Kernfragen wie die Unterdeterminiertheit usw.? Auch unsere Gehirne streibt das Welt, nach einer Mode, durch ein theoretisches Sieb. Es muss sein, anders würde man in einer bedeutungslosen Wolke Reizüberflutung leben.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 06:51

Undeterminierbare Prozesse sind nicht ausschlaggebend für die Vorgänge im Gehirn. "Quantensprünge" verändern dort keinesfalls die Abläufe. Das ist einige Grössenordnungen zu winzig um Einfluss zu haben.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 06:58

Mark hat geschrieben:Undeterminierbare Prozesse sind nicht ausschlaggebend für die Vorgänge im Gehirn. "Quantensprünge" verändern dort keinesfalls die Abläufe. Das ist einige Grössenordnungen zu winzig um Einfluss zu haben.


Nicht undeterminierbar, sondern underdeterminiert:

http://de.wikipedia.org/wiki/Unterdeter ... ie_Evidenz
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 12:41

ach soo..
Aber gerade waren wir doch soweit zu sehen, daß alle Thesen in sich wiederrum viele weitere Thesen beinhalten, da werden bei den unterdeterminierten Thesen halt ein paar dabei sein die haltlos sind, und sie decken sich nur im Kern mit den überprüfbaren.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 22:15

Mark hat geschrieben:ach soo..
Aber gerade waren wir doch soweit zu sehen, daß alle Thesen in sich wiederrum viele weitere Thesen beinhalten, da werden bei den unterdeterminierten Thesen halt ein paar dabei sein die haltlos sind, und sie decken sich nur im Kern mit den überprüfbaren.


Ich verstehe nicht.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 23:20

Wollte sagen : nur weil unterdeterminierte Thesen kursieren bedeutet dies nichts in Bezug auf eine vielleicht mögliche Kalkulierbarkeit des menschlichen Geistes.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » Mo 7. Mär 2011, 07:18

Mark hat geschrieben:Wollte sagen : nur weil unterdeterminierte Thesen kursieren bedeutet dies nichts in Bezug auf eine vielleicht mögliche Kalkulierbarkeit des menschlichen Geistes.


Ich meinte nicht, dass solch ein Aufwand unmöglich wäre. Das ist ganz im Gegenteil meine Hoffnung.1 Aber die Underdeterminiertheit (u.a.) untergräbt zu selbstsichere Projekte wie der logische Positivismus.

1 - "Wenn wir hoch zum Himmel seh'n, können wir uns nicht versteh'n, denn uns're Hirne sind so klein: wir wollen keine Menschen sein"
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » Mi 9. Mär 2011, 00:32

Ein schöner Reim..

Ich denke aber auch : die Philosophie kann schon deswegen nicht durch reine Wissenschaft substituiert werden, weil dies bedeuten würde die hinter den philosophischen Bestrebungen stehenden Leidenschaften und Antriebe müssten dann rein wissenschaftlich "kompensiert" werden, und wie das aussehen könnte will ich garnicht wissen.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » Mi 9. Mär 2011, 07:46

Mark hat geschrieben:Ein schöner Reim..

Ich denke aber auch : die Philosophie kann schon deswegen nicht durch reine Wissenschaft substituiert werden, weil dies bedeuten würde die hinter den philosophischen Bestrebungen stehenden Leidenschaften und Antriebe müssten dann rein wissenschaftlich "kompensiert" werden, und wie das aussehen könnte will ich garnicht wissen.


Was meinst du?
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Mark » Mi 9. Mär 2011, 14:05

zB die "Glücklich"-Pille für unzufriedene Hobby-Denker, der wissenschaftlich perfekte Ausgleich für ein unausgeglichenes Gehirn, damit es sich wieder auf rein produktive Probleme konzentrieren kann.
Wissenschaft müsste die Ursache beseitigen, weswegen wir Philosophie betreiben. Es kann nicht die Ursachen kompensieren wie die Philosophie es kann.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » Do 10. Mär 2011, 10:55

Mark hat geschrieben:zB die "Glücklich"-Pille für unzufriedene Hobby-Denker, der wissenschaftlich perfekte Ausgleich für ein unausgeglichenes Gehirn, damit es sich wieder auf rein produktive Probleme konzentrieren kann.


Naja ich denk nicht, dass die Wissenschaft die Ethik umfasst.
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon xander1 » Do 10. Mär 2011, 14:46

Raumkapitän hat geschrieben:Naja ich denk nicht, dass die Wissenschaft die Ethik umfasst.


Es ist aber denkbar, dass Ethik irgendwann durch die Wissenschaft beschrieben werden kann in irgendeiner Zukunft und man Philosophie dafür dann nicht mehr braucht.

Aber ich denke nicht, dass die Wissenschaft über sich selbst stehen kann. Man muss die Wissenschaft philosophisch begründen. Anders kann Wissenschaft gar nicht existieren. Wie wird richtig Wissenschaft betrieben? Das ist eine philosophische Frage!
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Re: Stephen Hawking erklärt Philosophie für tot

Beitragvon Raumkapitän » Fr 11. Mär 2011, 13:47

xander1 hat geschrieben:
Raumkapitän hat geschrieben:Naja ich denk nicht, dass die Wissenschaft die Ethik umfasst.


Es ist aber denkbar, dass Ethik irgendwann durch die Wissenschaft beschrieben werden kann in irgendeiner Zukunft und man Philosophie dafür dann nicht mehr braucht.


http://de.wikipedia.org/wiki/Naturalist ... ehlschluss
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