AgentProvocateur hat geschrieben:Naja, damit hast Du nun die eigentliche Frage elegant umschifft. Ich habe ja nicht nach Gefühlen und deren Stärke und Messbarkeit gefragt, sondern nach Ästhetik und Ethik und deren Herleitung und Bewertung.
Wikipedia schreibt zu Ästhetik:
"Ästhetik (griechisch aísthesis: 'Wahrnehmung') war bis zum 19. Jahrhundert vor allem die Lehre von der wahrnehmbaren Schönheit, von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie in der Natur und Kunst."
Ist Ästhetik kein Gefühl? Wenn ich etwas ästhetisch finde, dann empfinde ich das doch, oder denkt man sich Ästhetik ohne sie zu fühlen?
Aber meinetwegen. Dann denke ich mir eben eine beispielhafte Formel für Ästhetik aus:
Nehmen wir dazu die BlackBox 67 (ganz hinten links im rechten Frontallappen). Wenn die >= 65% Signalstärke feuert, dann findet der Mensch was schön, gesetzmäßig und harmonisch. Eingangssignal dieser BlackBox kommen aus der Amygdala, dem assoziativen Gedächtnis und vielen anderen. Sinnesreize sind natürlich auch dabei. Ausgangssignale führen zum Lächelzentrum und anderen und stimulieren Glücksgefühle und Wohlbefinden (im Glücks- und Wohlbefindzentrum).
Zugegeben, die Wissenschaft hat, soweit ich weiß, das Gefühl/Phänomen Ästhetik noch nicht so gut verorten können wie die Angst im Mandelkern. Aber was bringt dich auf den Gedanken, dass das etwas anderes als eine Frage der Zeit ist? Das Funktionsprinzip im Gehirn ist doch überall irgendwie das gleiche, oder? Was macht gerade den Begriff "Ästhetik" so geheimnisvoll für dich, dass du dir seine hirntechnische Aufklärung nicht einmal vorstellen magst?
AgentProvocateur hat geschrieben:Erkenntnistheorie gehört wohl zur Philosophie. Wenn Philosophie nun tot sei und Naturwissenschaft deren Platz einnehmen will, diese ersetzen will, dann muss sie auch dafür eine Lösung finden.
Erstmal hast du natürlich recht. Eine vollständige Ersetzung der Philosophie ist mit Naturwissenschaft nicht möglich. Ich glaube einfach, dass Zappa mit seiner Einschätzung richtig liegt und Hawking nicht eine vollständige Ersetzung der Philosophie meinte, sondern es ihm um die wie Zappa schrieb "Beantwortung der wirklich großen Fragen (was kann ich wissen, was soll ich tun, was ist der Mensch, was darf ich hoffen)" ging.
AgentProvocateur hat geschrieben:Wo ist die naturwissenschaftliche Entzauberung von Liebe, Emotion und Ästhetik?
Ein konkretes Beispiel also. Wenn man die Formel für Liebe kennt (X feuert mit Signalstärke >= 50%) dann kann man möglicherweise durch das Einsetzen einer Sonde oder durch das gezielte Einwirken von Medikamenten, dieses Signal aus X abschwächen und blockieren. Will eine Marylin Monroe sich nicht mehr in einen Saxophonspieler wie Tony Curtis verlieben, dann nimmt sie zwei Kapseln RomanceBlocker, schickt den Typen in die Wüste und lebt glücklich und zufrieden bis an ihr Ende.
Die Wissenschaft böte also Methoden, die Liebe zu konrollieren. Sie erklärte dann, wie und wo genau Liebe entsteht. Sie erklärt, wozu Liebe evolutionstechnisch und gesellschaftlich-sozial da ist. Sie bietet möglicherweise Ersatz an. Pillen, die einem das gleiche Wohlgefühl und High wie Verliebtheit vermitteln, aber ohne dazu einen Partner zu benötigen.
Kurzum, was bleibt an Zauber, Mysterium und Aura noch, wenn man etwas erklären, kontrollieren und ersetzen kann?