Die Duhem-Quine-These

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Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 04:46

...ist eine der wichtigesten Beiträge an die Wissenschaftstheorie im 20. Jahrhundert. Weiss jemand von euch davon? Wenn nicht werde ich ein bisschen erzählen und damit können wir ein Gespräch darüber führen. (Es wäre schwer für mich besonders, die These ohne guten Grund zu erklären.)
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 05:18

Ist für mich nichts anderes als der gödelsche Unvollständigkeitssatz.
Spannendes Thema..ist damit bewiesen, daß Vertrauen funktioniert ?
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 06:05

Mark hat geschrieben:Ist für mich nichts anderes als der gödelsche Unvollständigkeitssatz.


Hmm ... sie ist etwas anderes denk ich.

Mark hat geschrieben:Spannendes Thema..ist damit bewiesen, daß Vertrauen funktioniert ?


Nein, es geht darum, dass eine These an sich nicht geprüft werden kann, sondern eine Reihe von Thesen. Zum Beispiel:

Bild

Die Ad-hoc-hypothese von „Vulkan” rettete die klassiche Mekanik für eine Weile aber es würde pathologisch gewesen sein, sie zu behalten. Also haben wir die allgemeine Relativitätstheorie.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 06:57

Sprich jede These besteht aus weiteren Thesen, stimmt.
Man muss eben abwägen welchen EInfluss eine x-te Unterstufe noch auf das ganze haben kann (Fallunterscheidungen).
Eine Bedingung ist niemals unabhängig, ausser : Es gibt keine grössere Geschwindigkeit als c ?
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 08:56

Mark hat geschrieben:Eine Bedingung ist niemals unabhängig, ausser : Es gibt keine grössere Geschwindigkeit als c ?


Das weiss niemand mit Sicherheit.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon xander1 » So 6. Mär 2011, 12:21

Ich glaube diese Sache kann ich gebrauchen für meine Bachelorarbeit. Da muss ich mir Thesen ausdenken um Technologien zu vergleichen. Bitte erzähle mehr dazu!

EDIT:
@Raumkapitän:

Kannst du mir bitte möglichst viel aus der Wissenschaftstheorie nennen, das man für Bachelorarbeiten im Bereich Computer Science nutzen kann? Wie gesagt muss ich eine Übersicht über einen Technologiezweig machen und vorhandene Technologien beschreiben und Vergleichen. Dabei muss ich mir Thesen ausdenken und diese Beweisen oder das Gegenteil beweisen. Ich habe leider einen Fehlkauf gemacht bei einem Buch; ich habe ein Buch gesucht zum Thema Wissenschaftstheorie.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Myron » So 6. Mär 2011, 14:32

"The argument from underdetermination asserts that, given any theory about unobservables which fits the observable facts, there will be other incompatible theories which fit the same facts. And so, the argument concludes, we are never in a position to know that any of one of the theories is the truth.
Why should we accept that there is always more than one theory which fits any set of observable facts? There are two routes to this conclusion. One stems from the Duhem-Quine thesis, originally formulated by the French philosopher and historian Pierre Duhem at the turn of the century and later revived by the American logician W. V. O. Quine. Duhem and Quine point out that a scientific theory T (such as the Newtonian theory of gravitation) does not normally imply predictions P on its own (about the motions of planets, say), but only in conjunction with auxiliary hypotheses H (concerning such things as the number of other planets, their masses, the mass of the sun, and so on).

T & H –> P

Because of this, T can always be defended in the face of contrary observations (such as the well-known anomaly for Newtonian theory presented by the orbit of Mercury) by adjusting the auxiliary hypotheses H (by postulating a hitherto unobserved planet, say, or an inhomogeneous mass distribution in the sun). The point is that the observational refutation of P does not disprove T, but only the conjunction T & H.

Not-P –> not-(T & H)

So T can be retained, and indeed still explain not-P, provided we replace H by some alternative H*, such that

T & H* –> not-P.

This yields the Duhem-Quine thesis: Any theoretical claim T can consistently be retained in the face of contrary evidence by making adjustments elsewhere in our system of beliefs. The underdetermination of theory by evidences (UDTE) follows quickly. For the Duhem-Quine thesis seems to imply that the adherents of competing theories will always be able to maintain their respective positions in the face of any actual observational data. Imagine two competing theories T1 and T2. Whatever evidene accumulates, versions of T1 and T2 conjoined with greatly revised auxiliary hypotheses if necessary, will both survive, consistent with that evidence, but incompatible with each other."


(Papineau, David. "Methodology: The Elements of the Philosophy of Science." In Philosophy: A Guide through the Subject, edited by A. C. Grayling, 123-180. Oxford: Oxford University Press, 1995. pp. 152-53)


Siehe auch:

http://plato.stanford.edu/entries/duhem ... wMetDuhThe

http://plato.stanford.edu/entries/scien ... ermination
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 22:30

xander1 hat geschrieben:@Raumkapitän:

Kannst du mir bitte möglichst viel aus der Wissenschaftstheorie nennen, das man für Bachelorarbeiten im Bereich Computer Science nutzen kann?


Das weiss ich nicht. Die Informatik ist eine Teilmenge der Mathematik, nicht eine Wissenschaft. Sie ist deduktiv. Die Duhem-Quine-These scheint nicht, in diesem Fall relevant zu sein.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 23:11

Anwendbar ist das auf Programmierung, wenn man zB Theorien auf Programme überträgt. Es gibt immer viele Möglichkeiten ein Problem mit einem Programm zu lösen, aber konnte man schon nachweisen, daß genau ein optimales Programm für jedes Problem möglich sein muss ?
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Raumkapitän » So 6. Mär 2011, 23:22

Mark hat geschrieben:Anwendbar ist das auf Programmierung, wenn man zB Theorien auf Programme überträgt. Es gibt immer viele Möglichkeiten ein Problem mit einem Programm zu lösen, aber konnte man schon nachweisen, daß genau ein optimales Programm für jedes Problem möglich sein muss ?


Ich denk, dass die These in Zweifel zieht, ob es solche optimale erkenntnistheoretische Lösnungen gibt.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Mark » So 6. Mär 2011, 23:25

Ich glaube die Antwort liegt immer in der Frage, ebenso wie eine eventuell "optimale" Antwort eine optimal gestellte Frage benötigt, sprich das Problem muss doch nur zu einem Optimum verstanden werden können, um folglich eine optimale Lösung generieren zu können.
Aber ich wähne mich da auf der Schiene der Tautologie, Frage und Antwort scheinen bei genauerer Betrachtung immer mehr zu verschmelzen, jede Reflektionsstufe macht sie einander ähnlicher..
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Raumkapitän » Mo 7. Mär 2011, 06:55

Mark hat geschrieben:Ich glaube die Antwort liegt immer in der Frage, ebenso wie eine eventuell "optimale" Antwort eine optimal gestellte Frage benötigt, sprich das Problem muss doch nur zu einem Optimum verstanden werden können, um folglich eine optimale Lösung generieren zu können.


Ich glaube, dass die Erkenntnistheorie und der Nutzen (i.S.v. „Nutzenfunktion”) unzertrennbar sind.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon xander1 » Mo 7. Mär 2011, 11:34

@Raumkapitän

Ok, dann muss ich mich wohl damit abfinden, dass die Computer Science keine Science ist, obwohl ich den Bachelor of Science mache. Aber was du schreibst leuchtet mir ein.
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Zappa » Mo 7. Mär 2011, 16:14

Myron hat geschrieben:This yields the Duhem-Quine thesis: Any theoretical claim T can consistently be retained in the face of contrary evidence by making adjustments elsewhere in our system of beliefs.
....
The underdetermination of theory by evidences (UDTE) follows quickly. For the Duhem-Quine thesis seems to imply that the adherents of competing theories will always be able to maintain their respective positions in the face of any actual observational data. Imagine two competing theories T1 and T2. Whatever evidene accumulates, versions of T1 and T2 conjoined with greatly revised auxiliary hypotheses if necessary, will both survive, consistent with that evidence, but incompatible with each other."

(Papineau, David. "Methodology: The Elements of the Philosophy of Science." In Philosophy: A Guide through the Subject, edited by A. C. Grayling, 123-180. Oxford: Oxford University Press, 1995. pp. 152-53)


Teil 1 der Aussage find ich vollkommen nachvollziehbar, Teil 2 weniger. Ich sehe nämlich einen ziemlichen Unterschied darin, ob es nur eine gültige These gibt (die kann man wohl in der Tat beliebig lange gegen Fakten in Schutz nehmen) oder ob es konkurrierende Theorien gibt. Gibt es mindestens zwei Theorien wird auf kurz oder lang diejenige überleben, die in sich konsistenter bzw. einfacher, klarer, "schöner" ist und die die besten Vorhersagen erlaubt. Zumindest wird eine ein ziemliches Übergewicht bekommen, was ideengeschichtlich fast auf Gleiche hinausläuft.

Die beiden Philosophen überschätzen hier nämlich den gemeinen Wissenschaftler, der kann i.d.R. nicht mir konkurrierenden Theorisystemen im Kopfe forschen. Sorry for that :mg:
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Re: Die Duhem-Quine-These

Beitragvon Jarl Gullkrølla » Di 8. Mär 2011, 13:59

Ne, das machen Wissenschaftler wirklich so.
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