Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » So 25. Sep 2011, 19:28

Ich habe in einem anderen Thread geschrieben:
"Eines der wichtigsten und schwierigsten Themen ist das Verhältnis des ontologischen Naturalismus zur soziokulturellen Sphäre des Moralisch-Ethischen und Normativ-Rationalen. Besonders erschwerend ist dabei der Umstand, dass es so etwas wie den metaethischen Standpunkt des Naturalismus nicht gibt, weil ein Naturalist mehrere Wahlmöglichkeiten hat. Er muss nicht einmal ein ethischer Naturalist im engeren Sinne sein, denn der ethische Naturalismus ist eine Form von ethischem Realismus und Kognitivismus, und ein ontologischer Naturalist muss weder ein ethischer Realist noch ein ethischer Kognitivist sein."

"Non-cognitivism is a variety of irrealism about ethics with a number of influential variants. Non-cognitivists agree with error theorists that there are no moral properties or moral facts. But rather than thinking that this makes moral statements false, noncognitivists claim that moral statements are not in the business of predicating properties or making statements which could be true or false in any substantial sense. Roughly put, noncognitivists think that moral statements have no truth conditions. Furthermore, according to non-cognitivists, when people utter moral sentences they are not typically expressing states of mind which are beliefs or which are cognitive in the way that beliefs are. Rather they are expressing non-cognitive attitudes more similar to desires, approval or disapproval.
Cognitivism is the denial of non-cognitivism. Thus it holds that moral statements do express beliefs and that they are apt for truth and falsity. But cognitivism need not be a species of realism since a cognitivist can be an error theorist and think all moral statements false. Still, moral realists are cognitivists insofar as they think moral statements are apt for truth and falsity and that many of them are in fact true.
Two negative theses comprise the central common non-cognitivist claims, although often current theories only endorse them in qualified form. One thesis might be called semantic nonfactualism. Simply put this thesis denies that predicative moral sentences express propositions or have truth conditions. Thus semantic nonfactualism suggests that their contents are not apt for truth or falsity. Moral predicates do not denote or express properties and predicative moral sentences do not therefore predicate properties of their subjects. The second negative thesis can be called psychological non-cognitivism. This thesis denies that the states of mind conventionally expressed by moral utterances are beliefs or mental states which fall on the cognitive side of the cognitive/non-cognitive divide. Typically non-cognitivists accept both negative theses, though there are views which accept one and not the other."

———
"Der Nonkognitivismus ist eine Variante des ethischen Irrealismus mit einer Reihe einflussreicher Unterformen. Nonkognitivisten stimmen mit Irrtumstheoretikern darin überein, dass es keine moralischen Eigenschaften oder moralischen Tatsachen gibt. Aber anstatt zu denken, dass dies moralische Aussagen falsch macht, behaupten Nonkognitivisten, dass es bei moralischen Aussagen nicht darum geht, Eigenschaften auszusagen oder Aussagen zu tätigen, die in einem wirklichen Sinn wahr oder falsch sein könnten. Grob gesagt, denken Nonkognitivisten, dass es moralischen Aussagen an Wahrheitsbedingungen mangelt. Außerdem ist es den Nonkognitivisten zufolge nicht der Fall, dass wenn Leute moralische Sätze äußern, sie typischerweise Geisteszustände zum Ausdruck bringen, die Glaubenszuständen entsprechen oder wie diese kognitiver Natur sind. Sie bringen vielmehr nichtkognitive Einstellungen zum Ausdruck, die eher Wünschen, Billigungen oder Missbilligungen gleichkommen.
Der Kognitivismus ist das Gegenteil des Nonkognitivismus. Folglich geht er davon aus, dass moralische Aussagen Ausdruck von "Glaubungen" (Meinungen/Überzeugungen) sind und dass sie sowohl wahrheits- als auch falschheitsfähig sind. Aber der Kognitivismus muss keine Art von Realismus sein, da ein Kognitivist ein Irrtumstheoretiker sein und denken kann, dass alle moralischen Aussagen falsch sind. Moralische Realisten sind allerdings insofern Kognitivisten, als sie denken, dass moralische Aussagen wahrheits- und falschheitsfähig und viele davon tatsächlich wahr sind.
Im Zentrum der nonkognitivistischen Perspektive stehen zwei negative Thesen, wobei diese von aktuellen Theorien oft nicht in ihrer absoluten Form übernommen werden. Die eine These kann als semantischer Nonfaktualismus bezeichnet werden. Diese These verneint, einfach gesagt, dass moralische Aussagesätze Aussagen (Frege'sche Gedanken) ausdrücken oder Wahrheitsbedingungen unterliegen. Der semantische Nonfaktualismus nimmt also an, dass deren Inhalte weder wahrheits- noch falschheitsfähig sind. Moralische Prädikate stehen nicht für Eigenschaften und drücken auch keine aus, und den Subjekten moralischer Aussagesätze werden keine Eigenschaften zugeschrieben. Die zweite negative These kann als psychologischer Nonkognitivismus bezeichnet werden. Diese These verneint, dass die herkömmlicherweise von moralischen Äußerungen ausgedrückten Geisteszustände Glaubenszustände oder Geisteszustände sind, die zur kognitiven Seite der Aufteilung zwischen dem Kognitiven und dem Nichtkognitiven gehören. Typischerweise akzeptieren Nonkognitivisten beide negative Thesen, aber es gibt auch Auffassungen, die nur eine davon akzeptieren."


[© meine Übers.]

(Quelle: http://plato.stanford.edu/entries/moral-cognitivism)

Siehe auch:

MORALISCHER REALISMUS: http://plato.stanford.edu/entries/moral-realism
MORALISCHER ANTIREALISMUS: http://plato.stanford.edu/entries/moral-anti-realism
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » So 25. Sep 2011, 23:20

Unser großes Problem ist, dass auf der einen Seite die Theisten mit ihrer supernaturalistischen Gottesbefehlsethik stehen und auf der anderen Seite wir mit einer ganzen Reihe höchst unterschiedlicher metaethischer Standpunkte, die allesamt mit dem ontologischen Naturalismus vereinbar sind. Das heißt, die Theisten argumentieren metaethisch mit einer Stimme und wir sozusagen mit einem Stimmengewirr.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Nanna » So 25. Sep 2011, 23:26

Es wäre ein Anfang, dieses Stimmengewirr "laientauglich" darzustellen. "Naturalismus für Dummies" sozusagen, ohne Komplexität übermäßig zu reduzieren natürlich.

Ich gebe ganz offen zu, dass ich deinen oben übersetzten Text recht fordernd finde. Verstehe ich das im Kern richtig: Naturalisten können all das sein, was in dem zitierten Text angeführt wird, also sowohl Kognitivisten als auch Nonkongnitivisten?
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Lumen » Mo 26. Sep 2011, 00:18

Das "Problem" scheint zu sein, dass verschiedene Konzepte in Bezug gesetzt sind, die der Unvorbereitete erstmal alle "entpacken" muss. Dazu muss ich mich auch erstmal einlesen.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 00:37

Nanna hat geschrieben:Verstehe ich das im Kern richtig: Naturalisten können all das sein, was in dem zitierten Text angeführt wird, also sowohl Kognitivisten als auch Nonkongnitivisten?


Ja, ethische Naturalisten sind sowohl ethische Kognitivisten als auch ethische Realisten. Aber metaphysische Naturalisten müssen keine ethischen Naturalisten sein. (Sie sind natürlich alle zumindest insofern ethische Naturalisten, als ihr metaethischer Standpunkt in jedem Fall mit dem metaphysischen Naturalismus vereinbar ist.)

http://plato.stanford.edu/entries/naturalism-moral

"Naturalistische Kognitivisten sind der Auffassung, dass moralische Eigenschaften mit natürlichen Eigenschaften identisch (oder darauf reduzierbar) sind. Die Cornell-Realisten (z.B. Nicholas Sturgeon, Richard Boyd und David Brink) denken, dass moralische Eigenschaften eigenständige, irreduzible natürliche Eigenschaften sind. Naturalistische Reduktionisten (z.B Richard Boyd und Peter Railton;…) denken, dass moralische Eigenschaften auf andere natürliche Eigenschaften zurückgeführt werden können, die Gegenstand der Naturwissenschaften und der Psychologie sind. Sowohl die Cornell-Naturalisten als auch die naturalistischen Reduktionisten sind moralische Realisten: sie denken, dass es moralische Tatsachen und Eigenschaften wirklich gibt, und dass die Existenz dieser moralischen Tatsachen und der Besitz dieser moralischen Eigenschaften an sich von menschlichen Meinungen unabhängig sind."
[© meine Übers.]
(Miller, Alexander. An Introduction to Contemporary Metaethics. Cambridge: Polity Press, 2003. p. 4)

(Anm.: Die Cornell-Realisten heißen so, weil die Hauptvertreter an der amerikanischen Cornell University arbeiten und lehren.)
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 00:43

Myron hat geschrieben:Ja, ethische Naturalisten sind sowohl ethische Kognitivisten als auch ethische Realisten. Aber metaphysische Naturalisten müssen keine ethischen Naturalisten sein. (Sie sind natürlich alle zumindest insofern ethische Naturalisten, als ihr metaethischer Standpunkt in jedem Fall mit dem metaphysischen Naturalismus vereinbar ist.)


Der letzte Punkt wird leicht missverstanden. Worum es geht, ist, dass es sowohl einen metaphysisch/ontologisch naturalistischen ethischen Naturalismus als auch einen metaphysisch/ontologisch naturalistischen ethischen Nonnaturalismus gibt, wobei Letzterer nicht mit dem ethischen Supernaturalismus (Theismus oder Platonismus) gleichgesetzt werden darf.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 01:01

Myron hat geschrieben:Miller, Alexander. An Introduction to Contemporary Metaethics. Cambridge: Polity Press, 2003.


Hier ist eine sehr hilfreiche Übersicht aus diesem Buch:

metaethicsoverview.png


Bis auf Moore's und McDowell's realistischem Nonnaturalismus sind alle Positionen mit dem metaphysischen Naturalismus vereinbar; und sogar bei McDowell's Position ist es fraglich, ob sie wirklich als supernaturalistisch bezeichnet werden kann, was dieser selbst bestreitet. Denn McDowell betrachtet seine moralischen Tatsachen zwar nicht als "primär-natürlich", aber als "sekundär-natürlich" innerhalb der soziokulturellen Sphäre des Menschen, in der in Bezug aufs Normative und Moralische nicht Naturgesetze, sondern Vernunftgründe ausschlaggebend seien ("realm of law" vs. "space of reasons").
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 26. Sep 2011, 14:49

Nanna hat geschrieben:Es wäre ein Anfang, dieses Stimmengewirr "laientauglich" darzustellen. "Naturalismus für Dummies" sozusagen, ohne Komplexität übermäßig zu reduzieren natürlich.
:2thumbs:
exakt dies, verständlich und nicht möglichst wissenschaftlich. Man beachte auch die Vorbehalten gegenüber dem Begriff "Brights", die müssen nicht auch noch durch exakte, aber für die breite Masse nur schwer verständliche Texte untermauert werden. Es spräche aber nichts dagegen, auch solche Texte anschließend in die Website zu integrieren.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Zappa » Mo 26. Sep 2011, 17:47

"Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern versteht." George Bernard Shaw

Ich finde vor allem diese ganzen Begriffsabgrenzungen anstrengend und letztendlich (außerhalb eines Philosophieseminars) unnötig, wie ich schon mal an anderer Stelle schrieb.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon mat-in » Mo 26. Sep 2011, 18:37

Je nach dem wie ich "wahr" definiere komme ich entweder bei Mackie's an oder Analytic Functionalism...

Ich muß da zustimmen, daß es für Experten sicher nötig ist solche Begriffe zu benutzen, da man sonst aneinander vorbei redet, ich als interessierte Philosophie Laie fühle mich von sowas eher abgeschreckt... Aber wenn man es einfacher ausdrückt verliert man wohl Details?
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 19:50

Es ist leider wirklich kompliziert; und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich eigentlich immer noch keinen bestimmten metaethischen Standpunkt vertrete, weil ich noch viel zu wenig Ahnung von der Materie habe. In der Metaphysik und der Ontologie kenne ich mich gut aus, sodass ich keine Probleme damit habe, den metaphyischen/ontologischen Naturalismus zu vertreten und zu verteidigen; aber die Ethik und Metaethik allgemein ist meine philosophische Achillesferse. Es wird Zeit, dass sich das ändert, denn die vollmundige programmatische Erklärung, dass die Ethik und Handlungen eines Bright auf einem naturalistischen Weltbild basierten, muss mit konkreten Inhalten unterfüttert werden. Das theoretische und praktische Grundproblem ist allerdings, dass sich im Bright'schen Lager sowohl ethische Kognitivisten/Realisten als auch Nonkognitivisten/Nonrealisten finden, die von völlig gegensätzlichen Grundannahmen ausgehen.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 20:20

METAETHISCHE FRAGEN:

"(a) Meaning: what is the semantic function of moral discourse? Is the function of moral discourse to state facts, or does it have some other non-fact-stating role?

(b) Metaphysics: do moral facts (or properties) exist? If so, what are they like? Are they identical or reducible to some other type of fact (or property) or are they irreducible and sui generis?

(c) Epistemology and justification: is there such a thing as moral knowledge? How can we know whether our moral judgements are true or false? How can we ever justify our claims to moral knowledge?

(d) Phenomenology: how are moral qualities represented in the experience of an agent making a moral judgement? Do they appear to be 'out there' in the world?

(e) Moral psychology: what can we say about the motivational state of someone making a moral judgement? What sort of connection is there between making a moral judgement and being motivated to act as that judgement prescribes?

(f) Objectivity: can moral judgements really be correct or incorrect? Can we work towards finding out the moral truth?"
———
"(a) Bedeutung: Was ist die semantische Funktion des moralischen Diskurses? Ist die Funktion das Ausdrücken und Feststellen von Tatsachen, oder hat er eine andere, nicht tatsachenbezogene Rolle?

(b) Metaphysik: Existieren moralische Tatsachen (oder Eigenschaften)? Wenn ja, von welcher Art sind sie? Sind sie identisch mit oder reduzierbar auf eine bestimmte andere Art von Tatsache (oder Eigenschaft) oder sind sie irreduzibel und von ganz eigener Art?

(c) Epistemologie und Rechtfertigung: Gibt es so etwas wie moralisches Wissen? Wie können wir wissen, ob unsere moralischen Urteile wahr oder falsch sind? Wie können wir unsere moralischen Wissensbehauptungen jemals rechtfertigen?

(d) Phänomenologie: Wie sind moralische Qualitäten im Erleben eines Akteurs dargestellt, der ein moralisches Urteil fällt? Scheinen sie 'da draußen' in der Welt zu sein?

(e) Moralpsychologie: Was können wir über den Motivationszustand von jemandem sagen, der ein moralisches Urteil fällt? Welche Art von Verbindung besteht zwischen dem Fällen eines moralischen Urteils und der Veranlassung, so zu handeln, wie es das Urteil vorschreibt?

(f) Objektivität: Können moralische Urteile wirklich richtig oder unrichtig sein? Gibt es für uns einen Weg, die moralische Wahrheit herauszufinden?"


[© meine Übers.]

(Miller, Alexander. An Introduction to Contemporary Metaethics. Cambridge, UK: Polity Press, 2003. p. 2)
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mo 26. Sep 2011, 20:31

Eine sehr lohnenswerte Anschaffung:

* Höffe, Otfried. Lexikon der Ethik. 7. Aufl. München: C.H.Beck, 2008.

Wirf einen Blick hinein bei GoogleBooks!
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Mi 28. Sep 2011, 03:07

mat-in hat geschrieben:Je nach dem wie ich "wahr" definiere komme ich entweder bei Mackie's…


* Mackie, John Leslie. Ethik: Die Erfindung des moralisch Richtigen und Falschen. Übers. v. Rudolf Ginters. Stuttgart: Reclam, 1983.
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Fr 30. Sep 2011, 17:13

Myron hat geschrieben:Hier ist eine sehr hilfreiche Übersicht aus diesem Buch:
metaethicsoverview.png


Unverständlicherweise fehlt in Miller's (* Übersicht eine der wichtigsten und einflussreichsten nonkognitivistischen Positionen, nämlich der Präskriptivismus von Richard Hare:

http://plato.stanford.edu/entries/moral ... ivism/#Pre

Wer sich damit näher befassen will, der lese diese beiden Bücher:

* Hare, R. M. Die Sprache der Moral. Übers. v. Petra von Morstein. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1983. (Orig. ersch. 1952)

* Hare, R. M. Freiheit und Vernunft. Übers. v. Georg Meggle. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1983. (Orig. ersch. 1963)


(* Bei englischen Namen verwende ich den Genitiv-Apostroph, bei deutschen Namen hingegen nicht.)
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Di 15. Jan 2013, 20:22

[kopiert von hier]

Der Bereich der Metaethik ist sehr komplex, und es gibt darin mehrere grundlegende Standpunkte, von denen alle bis auf zwei mit dem metaphysischen/ontologischen Naturalismus vereinbar sind. Gemeint sind der ethische Theismus, auch bekannt als theologischer Voluntarismus (Gottesbefehlsethik), und der ethische Platonismus (à la G. E. Moore's Intuitionismus), dem zufolge es eine eigenständige, gottesunabhängige objektive moralische Realität und entsprechende objektive moralische Eigenschaften und Tatsachen gibt, die sich nicht auf natürliche Eigenschaften und Tatsachen reduzieren lassen. Den ethischen Theismus und den ethischen Platonismus kann man unter der Bezeichnung supernaturalistischer ethischer/moralischer Realismus zusammenfassen.

Es ist wichtig anzumerken, dass metaphysische/ontologische Naturalisten zwar keinen supernaturalistischen ethischen Realismus, aber durchaus einen nichtnaturalistischen metaethischen Standpunkt vertreten können. Der ethische Supernaturalismus ist per se nichtnaturalistisch, aber der ethische Nichtnaturalismus ist nicht per se supernaturalistisch.
Der ethische Naturalismus ist eine Art von ethischem Realismus, aber metaphysische/ontologische Naturalisten müssen keine ethischen Realisten und damit auch keine ethischen Naturalisten sein. Aber wenn sie ethische Realisten sind, dann müssen sie ethische Naturalisten sein, da alle anderen Arten von ethischem Realismus nicht mit dem metaphysischen/ontologischen Naturalismus vereinbar sind.

Metaethics: http://plato.stanford.edu/entries/metaethics/

Moral Realism: http://plato.stanford.edu/entries/moral-realism/

Moral Anti-Realism: http://plato.stanford.edu/entries/moral-anti-realism/

Moral Cognitivism vs. Non-Cognitivism: http://plato.stanford.edu/entries/moral-cognitivism/

Moral Naturalism: http://plato.stanford.edu/entries/naturalism-moral/

Moral Non-Naturalism: http://plato.stanford.edu/entries/moral-non-naturalism/
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Re: Kognitivismus vs. Nonkognitivismus in der Ethik

Beitragvon Myron » Di 15. Jan 2013, 21:13

Hier ist eine weitere Übersicht über die grundlegenden metaethischen Standpunkte – in Anlehnung und Erweiterung der Übersicht in dem Aufsatz "The Many Moral Realisms" (pdf):

Bild

* erfolgstheoretischer Kognitivismus: Moralische Urteile oder Behauptungen beziehen sich auf moralische Sachverhalte, unterliegen Wahrheitsbedingungen, haben einen Wahrheitswert, und einige davon sind wahr.
* irrtumstheoretischer Kognitivismus (Hauptvertreter: John Mackie): Moralische Urteile oder Behauptungen beziehen sich auf moralische Sachverhalte, unterliegen Wahrheitsbedingungen, haben einen Wahrheitswert, und alle davon sind falsch.

* (inter)subjektiver Realismus: Nichtnatürliche, nicht naturgegebene moralische Wahrheiten bzw. Tatsachen existieren, aber deren Bestehen ist entweder von einzelnen Subjekten/Personen oder von Gruppen von Subjekten/Personen abhängig.
* objektiver Realismus: Natürliche oder nichtnatürliche moralische Wahrheiten bzw. Tatsachen existieren und deren Bestehen ist von allen Subjekten/Personen unabhängig.

Anm.: Wenn Subjekt- oder Geistunabhängigkeit per definitionem als Merkmal des Realismusbegriffs gilt, dann ist der (inter)subjektive Realismus keine Form von Realismus.
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