Freier Wille? Inkompatibilismus vs. Kompatibilismus
Verfasst: Di 13. Dez 2011, 23:03
Im Thread Die sieben Todsünden ging es irgendwann um eine Ethik, die sich aus dem Naturalismus folgern lässt. Dabei schlug ich Michael Schmidt-Salomon (MSS) und seine Überlegungen zum evolutionären Humanismus vor und zitierte "Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus".
Darauf wurde von Vollbreit Skepsis geäußert.
Ich schlage diesen neuen Thread vor, um frei von den sieben Todsünden über MSS, seinen vorausgesetzten Determinismus und seine Folgerung, dass es keinen freien Willen gäbe, reden zu können.
Wie der Zufall es so will, hatte ich in den letzten Tagen auch gerade sehr wenig Gelegenheit hier im Forum zu brighten. Aber besser spät als nie und hoffentlich nicht zu spät:
Was verstehe ich unter freiem Willen?
Ich verstehe darunter die Fähigkeit eines Menschen, sich für etwas zu entscheiden, ohne dabei kausal zu 100% abhängig von Faktoren zu sein, die letztendlich (also wenn man den Ursachenketten folgt) außerhalb dieses Menschen liegen. Der freie Wille wäre für mich also die Vermeidung von totaler, kausaler Fremdbestimmung.
Was meine ich mit Ursachenkette? Wenn man nicht aufhört nach dem Warum zu fragen. Dann gelangt man von der "Ursache" zur "Ursache der Ursache" und von dort dann weiter zur "Ursache der Ursache der Ursache" etc. Und wenn man nur lange genug fragt, enden für mein Verständnis alle Motivationen eines Menschen bei genetischen Vorbedingungen oder einer frühkindlichen Prägung oder anderen grundlegen Umwelteinflüssen. Die Gene kommen von den Eltern. Die Erziehung und alle Umwelteinflüsse und -erfahrungen kommen letztlich auch von außen. Es bleibt irgendwann nichts übrig, was wirklich im Menschen selber steckte und ursächlich für eine Entscheidung wäre.
Unser Wille ist also zu 100% nicht frei von kausalen Abhängigkeiten zur Außenwelt.
Darauf wurde von Vollbreit Skepsis geäußert.
Ich schlage diesen neuen Thread vor, um frei von den sieben Todsünden über MSS, seinen vorausgesetzten Determinismus und seine Folgerung, dass es keinen freien Willen gäbe, reden zu können.
Vollbreit hat geschrieben:Ich denke wir sollten uns den Kompatibilismus vorknöpfen, weil diese Diskussion viele Probleme löst, die dranhängen.
Habe aber in den nächsten Tagen weitaus weniger Zeit, ich kann nicht genau sagen, wann Antworten von meiner Seite kommen, tun sie aber.
Sollen/dürfen wir das hier bereden, oder ist ein anderer Thread oder ein neues Thema besser geeignet?
Damit wir nicht lange um den heißen Brei tanzen, schlage ich folgendes vor:
Wir unterstellen, dass die Welt total determiniert ist, wie MSS das will. Wir gehen, damit kein Rest bleibt ins äußerste Extrem. Alles was ich hier schreibe und was Du antwortest, dass wir uns hier treffen und über den Kompatibilismus reden, all das ist seit Anbeginn der Zeit determiniert. Es musste genau so kommen. Wir verstehen das nicht, kennen die Bedingungen nicht - und müssen es nicht - aber in diesem Gedankenexpermient ist all unser Tun auf dem Boden der Naturgesetze, die die Welt determinieren und die überall gelten, festgelegt.
Das ist der erste Punkt. Nun die einfache Frage: Was verstehst Du unter freiem Willen?
Wie der Zufall es so will, hatte ich in den letzten Tagen auch gerade sehr wenig Gelegenheit hier im Forum zu brighten. Aber besser spät als nie und hoffentlich nicht zu spät:
Was verstehe ich unter freiem Willen?
Ich verstehe darunter die Fähigkeit eines Menschen, sich für etwas zu entscheiden, ohne dabei kausal zu 100% abhängig von Faktoren zu sein, die letztendlich (also wenn man den Ursachenketten folgt) außerhalb dieses Menschen liegen. Der freie Wille wäre für mich also die Vermeidung von totaler, kausaler Fremdbestimmung.
Was meine ich mit Ursachenkette? Wenn man nicht aufhört nach dem Warum zu fragen. Dann gelangt man von der "Ursache" zur "Ursache der Ursache" und von dort dann weiter zur "Ursache der Ursache der Ursache" etc. Und wenn man nur lange genug fragt, enden für mein Verständnis alle Motivationen eines Menschen bei genetischen Vorbedingungen oder einer frühkindlichen Prägung oder anderen grundlegen Umwelteinflüssen. Die Gene kommen von den Eltern. Die Erziehung und alle Umwelteinflüsse und -erfahrungen kommen letztlich auch von außen. Es bleibt irgendwann nichts übrig, was wirklich im Menschen selber steckte und ursächlich für eine Entscheidung wäre.
Unser Wille ist also zu 100% nicht frei von kausalen Abhängigkeiten zur Außenwelt.