Vegan33 hat geschrieben:Der Naturalismus bedeutet Ja im Grunde die Welt so zu akzeptieren wie sie ist.
Nein, der Naturalismus stellt bestimmte Aussagen darüber auf, wie die Welt ist. Auch Supernaturalisten würden argumentieren, dass man die Welt akzeptieren solle, wie sie ist, nur dass in deren Sicht auch übernatürliche Phänomene existieren. Deine Aussage unterstellt, dass bereits klar wäre "wie die Welt ist". Das ist es aber gerade nicht. Naturalismus ist die Annahme, dass die Welt aus natürlichen, gesetzmäßig zusammenhängenden energetisch-materiellen Systemen besteht und - das ist der springende Punkt - nichts sonst. Der Naturalismus stellt eine mögliche Deutung der Wirklichkeit dar, nicht die Aufforderung, die Wirklichkeit an sich - die schwer zu erkennen ist! - zu akzeptieren; denn das würde voraussetzen, dass wir zweifelsfrei wüssten, wie die Welt ist und das können auch wir Naturalisten nicht leisten. Wir können nur eine bestimmte Deutung anbieten und versuchen gut zu begründen, warum sie am wahrscheinlichsten richtig ist.
Vegan33 hat geschrieben:Das heißt im Naturalismus wird nach Antworten gesucht die die Welt ohne Metaphysische oder Übernatürliche Prozesse erklärt.
Ja. Aber das ist, wie gesagt, nicht genau das, was dein obiger Satz impliziert.
Vegan33 hat geschrieben:Gehört habe Ich, dass Indizien in der Forschung wichtiger sind als Beweise ( oder? ).
Was sind "Indizien", was sind "Beweise"? Erkläre am besten erstmal, was du darunter verstehst.
Vegan33 hat geschrieben:Nun, da eine Verschwörungstheorie mit genügend Indizien belegt werden kann würde mich einiges Interessieren, und zwar - Durch Wissenschaft kann heute noch nicht alles bewiesen werden, daher ist man einige male gezwungen Sachen zu Glauben oder nicht, was würde der Naturalismus ( bzw. Ihr, welche seinem Weltbild folgt ) in diesem Fall vorschlagen?
Belege für Verschwörungstheorien sind bei näherem Hinsehen meist extrem einseitig interpretierte Fakten, die aus dem Kontext gerissen werden oder noch häufiger schlichte Behauptungen ohne empirische Grundlage. Logisches Schließen ist ebenfalls nicht gerade die Stärke von Verschwörungstheoretikern. Meist wird den Belegen mehr Erklärungskraft zugeschrieben, als diese eigentlich hergeben und fast immer werden sie verzerrt dargestellt. Darüberhinaus werden gerne Schlussfolgerungen gezogen, die formallogisch schmerzlich falsch sind.
Der Naturalismus, der wissenschaftlichem Denken sehr nahe steht, würde an dieser Stelle dazu anleiten, alle Belege eingehend zu prüfen und, falls kein klares Ergebnis erzielt werden kann, fordern, die das vorläufige Fehlen einer Antwort zu akzeptieren und in der Zwischenzeit weitere Forschungen anzustellen. Ist dies nicht möglich, kann versucht werden, durch Abwägung der Fakten die wahrscheinlich korrekte Erklärung abzuleiten, aber gerade bei diesem Vorgehen darf man nie behaupten, sicheres Wissen zu haben. Für Verschwörungstheorien wird allerdings meist derart schlecht argumentiert, dass man an diesen Punkt da erst gar nicht kommt.
Vegan33 hat geschrieben:- Agnostizismus ( Man wird sich nicht weiter damit beschäftigen und akzeptieren das es ist, wie es ist)
Agnostizismus ist eine Aussage über die bestimmtes Wissen, das wir (wahrscheinlich) nicht erreichen können. Weder ruft der Agnostizismus zum Einstellen jeglicher Forschung auf, noch erhebt er de Forderung, etwas "zu akzeptieren, wie es ist" - gerade weil man dem Agnostizismus zufolge ja nicht sicher wissen kann "wie es ist". Allerdings wird der Agnostizismus normalerweise auf transzendente, also außerweltliche Fragen, angewendet. In kriminaltechnischen Fällen, worum es bei Verschwörungstheorien ja häufig geht, ist eine solche Haltung weder naheliegend noch produktiv, außer, die Faktenlage ist derart dünn, dass Erkenntnisse nicht möglich sind. In dem Fall muss man sich tatsächlich damit abfinden, die Wahrheit nicht herausfinden zu können.
Vegan33 hat geschrieben:Man glaubt es, weil man es auf die Indizien bzw. Hypothesen stützt
Wie ich schon oben geschrieben habe, hängt hier alles von der Qualität der gegebenen Belege und von der logischen Geschlossenheit der dargestellten Hypothesen ab. Pauschal kann man darüber nichts sagen, alles hängt von der Argumentation im Einzelfall ab.
Vegan33 hat geschrieben:Man glaubt es nicht, weil man nicht bereit ist etwas zu akzeptieren das jeden Moment einen Beweis gegen sich bekommen kann
Alles, was eine falsifiszierbare These und damit wissenschaftlich überprüfbar formuliert ist, kann jederzeit einen Beweis gegen sich bekommen. Lebenspraktisch ist es Unsinn, Fakten nicht zu akzeptieren, weil sie theoretisch widerlegt werden könnten. Entscheidend ist aber, nochmal, dass die Fakten aus einer stringenten Argumentation und empirisch sauberen Belegen abgeleitet werden - dann darf man die auch "glauben" (im Sinne von "begründet vermuten, dass sie wahr sind und weitere Schlussfolgerungen darauf aufbauen").
Vegan33 hat geschrieben:Ich habe über diese Frage nachgedacht als Ich im Internet auf diese Seite stoß -
https://secure.gn.apc.org/members/www.b ... 4aa60a430cZwei Sachen kamen mir in den Sinn: Erstens, das Ich früher auch noch an so etwas geglaubt habe ( bzw. Immer noch 9/11 für ein Insider-Job halte ) und Zweitens, dass diese Seite kaum Religiös Argumentiert und am Ende sogar die Kirche verspottet.
Die Tatsache, dass irgendwer die Kirche verspottet, bedeutet nicht, dass er deshalb eine besonders überlegene Meinung über die Welt hätte - es macht ihn ja noch nichteinmal zum Naturalisten. Leg dein Augenmerk nicht auf solche oberflächlichen Merkmale. Auch ein Priester kann etwas sagen, was so ziemlich jeder Naturalist als wahr anerkennen würde. Nur weil einer Naturalist ist und an die Bilderbergerverschwörung glaubt, bedeutet das nicht, dass diese Verschwörungstheorie deshalb den Zuspruch von Wahrheit verdient hätte. Das sind zwei Sachen, die wirklich nichts miteinander zu tun haben.
Vegan33 hat geschrieben:Dann wäre doch davon auszugehen dass diese Seite mit Wissenschaftlichen Fakten, Beobachtungen oder Theorien arbeitet was einem Naturalisten Ja somit erlaubt an solche Theorien zu glauben, oder?
Rigoroses Nein. Man kann auch ein unwissenschaftlich denkender Naturalist sein. Und selbst, wenn die Seite versuchen würde, wissenschaftlichen Maßstäben zu genügen, würde das nicht bedeuten, dass es ihr deshalb gelingen müsse. Du solltest, anstatt solche Analogieschlüsse zu ziehen, lieber selber nachprüfen, ob diese Seite das tut. Wenn du das nicht kannst, weil du keine ausreichende Kenntnis von wissenschaftlichen Methoden hast, kannst du entweder versuchen, diese Wissenlücke zu schließen oder dir aber zumindest ein Bild davon machen, was die meisten seriösen (!) Wissenschaftler, also Leute, die das jeweilige Fach studiert haben, die an der Uni zu diesem Thema lehren oder an einem Forschungsinstitut zu diesem Thema forschen, die wichtige Forschungsarbeiten zum Thema verfasst haben usw., dazu sagen. Man kann als Faustregel schon sagen, dass sich im Laufe der Zeit meistens die Annahmen als richtig herausstellen, denen die meisten der anerkannten Fachwissenschaftler anhängen. Es gibt zwar immer wieder Fälle, wo das unerwarteterweise nicht so ist, aber generell ist die Meinung am wahrscheinlichsten richtig, der die Avantgarde der Fachwelt in der Mehrheit anhängt. Richtige Außenseitermeinungen stellen sich in der Wissenschaft nur äußerst selten als korrekt heraus.
Zum Thema Bilderberger, 9/11 und Klimaverschwörung will ich eigentlich gar keine großen Worte verlieren. Die da geäußerten Thesen sind einfach nur Unsinn, der nichtmal einer kursorischen wissenschaftlichen Betrachtung standhält.