Abtreibung

Abtreibung

Beitragvon Max » So 28. Jan 2007, 18:44

Gerade habe ich ein wenig auf kath.net gelesen. Dort war rechts - neben der Werbung - ein Link mit der Aufschrift "Protestieren Sie gegen die Eröffnung eines Kinderschlachthofs in einem Wiener Kaufhaus".

Der Link führt zu folgender Seite. http://www.jugendfuerdasleben.at/lugnerpetition.php

Was haltet ihr davon?
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Beitragvon musikdusche » So 28. Jan 2007, 18:59

Auch als Naturalist kann man Abtreibungen aufs schärfste ablehnen. Wenn man es denn dann auch plausibel begründen kann (und das geht sicherlich). Die Petition scheint aber doch sehr aus dem religiösen Dunstkreis heraus entsprungen zu sein, so dass man wohl wenig mehr als dogmatische "Gründe" gegen Abtreibungen zu hören bekommen wird.

Ich persönlich habe mittlerweile eine sehr liberale Einstellung bezüglich Abtreibung und finde die Gedanken eines Peter Singer in vielen Punkten sehr plausibel (auch wenn ich mit ihm nicht überall einer Meinung bin).
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Beitragvon Tapuak » So 28. Jan 2007, 19:38

musikdusche hat geschrieben:Auch als Naturalist kann man Abtreibungen aufs schärfste ablehnen. Wenn man es denn dann auch plausibel begründen kann (und das geht sicherlich).

Wie denn?
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Beitragvon Andreas Müller » So 28. Jan 2007, 19:39

Ich habe denen mal eine Mail geschrieben:



Einen schönen guten Tag,

ich habe hier verschiedene Fragen von verschiedenen Bekannten zu Ihrer Website gesammelt.
Wir würden uns alle ganz besonders freuen, wenn Sie die beantworten könnten:


Frage zur Petition:

Bieten Sie auch eine Möglichkeit an, für Abtreibung abzustimmen?
Man sollte schließlich immer die Wahl haben, seine Meinung zu einer
Sache frei zu äußern, finden Sie nicht?

Dazu gehören doch zwei Petitionen: Eine für und eine gegen Abtreibung.

Vielleicht irre ich mich aber auch und unterliege einer
"demokratischen Verwirrung". Es wäre schön, wenn Sie mich
aufklären könnten.


Weitere Fragen:

1. "Diese Eigenheiten sind zum Beispiel Abgrenzung von der Umwelt, Stoffwechsel, Vermehrungsfähigkeit, Wachstum, Reizbarkeit und Reizbeantwortung."

Eine befruchtete Eizelle ist vermehrungsfähig? Aber die kann doch gar keinen Sex machen, oder? Die ist doch das Ergebnis
von Sex. Verstehe ich nicht. Sie wissen aber sicherlich mehr von Biologie als ich. Auch das mit der Reizbarkeit kapier ich nicht. Wieso ist
eine Eizelle reizbar? Wer reizt die denn?


2. "Von Anfang an ist das Ungeborene also eine einzigartige und unwiederholbare menschliche Person."

Ja, aber eine Eizelle ist doch keine Person, das ist doch eine einzelne Zelle? Was ist denn persönlich an einer Zelle? Wieso kann sich eine
Zelle nicht wiederholen?


3. Ihre Beschreibung der Kindesentwicklung fand ich sehr unchristlich. Sie reden da von Schleimheuten und solchen Sachen, was hat denn
das mit der Seele und dem Erlösungsweg zu tun? Die sind doch viel wichtiger, wenn man Leben definiert als irgendwelche Innereien.

4. "Das entspricht der Zahl der Opfer, die der Zweite Weltkrieg in seiner siebenjährigen Dauer forderte."

Wieso vergleichen Sie Abtreibungen mit dem Zweiten Weltkrieg? War der siebenjährige Krieg etwa weniger schlimm? Oder die Kriege der
Spartaner und Trojaner? Oder der Krieg gegen Preußen? Viele nette Leute sind gestorben im Krieg Österreich gegen Preußen! Sind die weniger
viel wert als die Opfer des 2. WK?


5. "Wenn nur durch den Abbruch eine ernste Gefahr für das Leben oder ein schwerer Schaden für die körperliche und seelische Gesundheit der Mutter abgewendet werden kann."

Heißt das, Sie finden es besser, wenn die Mutter stirbt als wenn das Kind stirbt? Aber die Mutter ist im Erlösungweg zu Jesu Christ doch schon viel weiter
fortgeschritten! Das verstehe ich nicht.


6. "Er steckt eine Schere in den Schädel des Kindes. Dadurch entsteht ein Loch, in das er daraufhin einen Saugschlauch einführt und das Gehirn absaugt."
Das ist ja voll krank! Haben Sie keine Angst, dass Kinder Ihre Website lesen könnten? Die kriegen doch Alpträume davon! Schon mal was von Jugendschutz gehört?

7. "Geschwister leiden oft unter dem sogenannten 'Survivor Syndrome': "Warum hat meine Mutter nicht mich abgetrieben?""

Ja und? Warum hat die Mutter das Geschwister nicht abgetrieben?


8. "Jeder Mensch, ob behindert oder gesund, schwarz oder weiß, geboren oder ungeboren, besitzt den gleichen Wert und die gleiche Würde."
Gilt das auch für Ungläubige wie Josef Stalin?


9. "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte"

Wieso jetzt Menschenrechte? Argumentieren Sie mit dem christlichen Glauben oder mit Menschenrechten? Letztere sind doch in der französischen Revolution
von Gottlosen geschrieben worden. Das passt doch nicht zusammen.


10. In Ihrer Bedürfnispyramide stehen Grundbedürfnisse über Leben. Aber wenn man nicht mehr isst - ein Grundbedürfnis - dann verhungert man und
verliert sein Leben. Und wenn man nicht in Sicherheit ist, dann auch. Wie kann man leben, wenn man tot ist?

11. "Welchen Rat würdet ihr einer Familie mit folgender Vergangenheit geben: Der Vater hat Syphilis, die Mutter Tuberkulose. Die haben bereits vier Kinder; davon ist das Erste blind, das Zweite gestorben, das Dritte taubstumm und das Vierte tuberkulös wie die Mutter. Die Mutter erwartet ein fünftes Kind, die Eltern wären zu einer Abtreibung bereit, wenn ihr ihnen dazu ratet... Ihr seid der Meinung, das Kind sollte in diesem Fall abgetrieben werden? - Dann habt ihr soeben beschlossen, Beethoven zu töten..."

Was, Beethoven? Der ist doch an einer ganz anderen Krankheit gestorben, Bleivergiftung oder sowas. Den hat doch keiner abgetrieben. Außerdem ist doch nicht jedes Kind
Beethoven. Den gab es doch nur einmal. Was wenn das Kind nicht Beethoven ist, sondern ein schwerbehindertes Kind, das sein Leben lang leidet? Also rein von der Logik her, meine ich, ist das seltsam.


12. "vergleichbar mit der Forderung Türschlösser zu verbieten, damit sich eventuelle Einbrecher beim Einstieg durch das Fenster nicht verletzen."

Also Türschlösser gibt es nicht mehr und die Einbrecher gehen durchs Fenster und verletzen sich dann. Wieso soll jemand wollen, dass sich ein Einbrecher verletzt? Ich will, dass er nicht einbricht. Was hat das mit Abtreibung zu tun?


13. "Die Bibel lehrt, dass dem Menschen seine Würde bereits vor der Geburt zuteil wird:"

Die Bibel lehrt auch, dass Homosexuelle und Leute, die mit Tieren Sex haben und Leute, die Inzest haben, getötet werden sollen. Außerdem sollen alle Feinde
der Israeliten mitsamt Kindern und Frauen getötet werden. Haben Sie die Bibel überhaupt schon einmal gelesen? Schauen Sie mal folgende Zitate an:

Mose 21
Zitat:
18 Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der auf die Stimme seines Vaters und auf die Stimme seiner Mutter nicht hört, und sie züchtigen ihn, er aber hört [weiterhin] nicht auf sie,
19 dann sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und ihn hinausführen zu den Ältesten seiner Stadt und zum Tor seines Ortes.
20 Und sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Schlemmer und Säufer!
21 Dann sollen ihn alle Leute seiner Stadt steinigen, daß er stirbt; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Und ganz Israel soll es hören und sich fürchten.

MOSE 31ff
Zitat:
7 Und sie führten das Heer wider die Midianiter, wie der HERR dem Mose geboten hatte, und erwürgten alles, was männlich war.
[...]
9 Und die Kinder Israel nahmen gefangen die Weiber der der Midianiter und ihre Kinder; all ihr Vieh, alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie,
10 und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte ihrer Wohnung und alle Zeltdörfer.
[...]
15 Warum habt ihr die Weiber leben lassen?
[...]
17 So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind;
18 aber alle Mädchen, die unberührt sind, die laßt für euch leben.

2. Johannes 7, ff.
Zitat:
Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist.
8Seht euch vor, daß ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt. 9Wer darüber hinausgeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. 10Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt ihn auch nicht. 11Denn wer ihn grüßt, der hat teil an seinen bösen Werken.


Ich frage mich nun also, wie Sie eine Stelle der Bibel zitieren und sich daran halten können und oben genannte Stellen einfach ignorieren. Das ist pure
Blasphemie, wenn Sie mich fragen. Warum sollten Sie dafür nicht in die Hölle kommen?



Einige meiner Bekannten haben eine etwas heftige Ausdrucksweise. Ich hoffe, Sie können Ihre Fragen trotzdem beantworten.

Danke für Ihre Hilfe,
Andreas Müller




:veg:
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Beitragvon Joe » So 28. Jan 2007, 19:44

Schwangerschaftsabbruch ist ein sehr sensibles Thema. Die betroffenen Eltern werden sich wohl meist die Entscheidung nicht leicht machen. Die Frage ist doch wirklich, wann beginnt das Leben? Mit der Zeugung, am Anfang, in der Mitte oder am Ende der Schwangerschaft? Oder erst bei der Geburt? Ab wann hat das Kind eine Persönlichkeit? Erst einige Zeit nach der Geburt?
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Beitragvon Tapuak » So 28. Jan 2007, 19:49

Der Autor hat geschrieben:11. "Welchen Rat würdet ihr einer Familie mit folgender Vergangenheit geben: Der Vater hat Syphilis, die Mutter Tuberkulose. Die haben bereits vier Kinder; davon ist das Erste blind, das Zweite gestorben, das Dritte taubstumm und das Vierte tuberkulös wie die Mutter. Die Mutter erwartet ein fünftes Kind, die Eltern wären zu einer Abtreibung bereit, wenn ihr ihnen dazu ratet... Ihr seid der Meinung, das Kind sollte in diesem Fall abgetrieben werden? - Dann habt ihr soeben beschlossen, Beethoven zu töten..."

Oh, das tolle "Potenzialitätsargument". Sind die Leute, die dieses Argument plausibel finden, eigentlich auch der Meinung, dass Selbstbefriedigung moralisch verwerflich ist? Denn in dem so "verschwendeten" Ejakulat hätte sich ja auch ein potenzieller Beethoven befinden können...

Also los Jungs, gleich raus auf die Straße und alles schwängern, was herumläuft, damit bloß kein Beethoven verloren geht. :kopfwand:
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Beitragvon Tapuak » So 28. Jan 2007, 19:58

Joe hat geschrieben:Schwangerschaftsabbruch ist ein sehr sensibles Thema. Die betroffenen Eltern werden sich wohl meist die Entscheidung nicht leicht machen. Die Frage ist doch wirklich, wann beginnt das Leben?

Nö. Wieso sollte "Lebendigkeit" ein relevantes Kriterium dafür sein, wie man mit etwas umgeht? Ein Grashalm ist auch lebendig, aber deswegen ist es noch längst nicht verwerflich, ihn auszureißen. Die Frage ist m.E., ab wann ein Lebewesen überhaupt zu irgendwelchen Empfindungen wie Schmerzen oder Leiden fähig ist.
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 28. Jan 2007, 20:02

Joe hat geschrieben:Schwangerschaftsabbruch ist ein sehr sensibles Thema. Die betroffenen Eltern werden sich wohl meist die Entscheidung nicht leicht machen. Die Frage ist doch wirklich, wann beginnt das Leben? Mit der Zeugung, am Anfang, in der Mitte oder am Ende der Schwangerschaft? Oder erst bei der Geburt? Ab wann hat das Kind eine Persönlichkeit? Erst einige Zeit nach der Geburt?
Vorallem vor dem Hintergrund ab wann früher (aber so lange ist es nicht her!) ein Kind welches bei oder nach der Geburt auf einem katholischen Freidhof begraben werden durfte und nicht vor der Freidhofsmauer verscharrt werden musste. Erst nach der Taufe war ein Kind es wert auf dem Friedhof begraben zu werden, vorher war es unwert. Die Krüppel drehen sich auch alles so hin, wie sie es gerade brauchen. :veg:
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Beitragvon musikdusche » So 28. Jan 2007, 22:10

Tapuak hat geschrieben:
musikdusche hat geschrieben:Auch als Naturalist kann man Abtreibungen aufs schärfste ablehnen. Wenn man es denn dann auch plausibel begründen kann (und das geht sicherlich).

Wie denn?


Hab ich doch gewusst, dass so ein Einwand kommt ;D

Tapuak hat geschrieben: Wieso sollte "Lebendigkeit" ein relevantes Kriterium dafür sein, wie man mit etwas umgeht? Ein Grashalm ist auch lebendig, aber deswegen ist es noch längst nicht verwerflich, ihn auszureißen. Die Frage ist m.E., ab wann ein Lebewesen überhaupt zu irgendwelchen Empfindungen wie Schmerzen oder Leiden fähig ist.


Wie gesagt, ich bin nicht dieser Meinung, aber ich versuche mal eine Argumentation. Die Frage ist weder "wann beginnt das Leben", noch "wann ist ein Lebewesen leidensfähig". Vielmehr ist sie: "Unter welchen Umständen ist ein Leben schützenswert?" Die Definition mit der Leidensfähigkeit ist plausibel, aber nicht zwingend. (Ich habe sie bei MSS gelesen. Benutzt Singer sie eigentlich auch?)
Wie wäre es mit folgender Argumentation:
Rein biologisch verändert eine Schwangerschaft die Frau so, dass sie das Kind austragen kann. Im Allgemeinen entwickelt die Frau auch Muttergefühle, die unglaublich stark sein können. Biologisch gesehen ist ein Fötus also vom ersten Augenblick an "lebenswert", schließlich tut der Körper alles für das werdende Kind. Führen nun Vernunftüberlegungen dazu, das Kind abzutreiben, so handelt die werdende Mutte gegen ihre Biologie und ihren Instinkt. In vielen Fällen muss mit Depressionen gerechnet werden (und ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass diese auch ohne christliches Schuldeinreden kommen können). Wir leben in einer Gesellschaft, in der man ein Kind ohne finanzielles Risiko austragen kann. Warum sollte man also die Mutter einem psychologischen Risiko aussetzen?

Wie gesagt, für mich nicht überzeugend, aber dennoch plausibel, oder?
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Beitragvon musikdusche » So 28. Jan 2007, 22:11

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Vorallem vor dem Hintergrund ab wann früher (aber so lange ist es nicht her!) ein Kind welches bei oder nach der Geburt auf einem katholischen Freidhof begraben werden durfte und nicht vor der Freidhofsmauer verscharrt werden musste. Erst nach der Taufe war ein Kind es wert auf dem Friedhof begraben zu werden, vorher war es unwert. Die Krüppel drehen sich auch alles so hin, wie sie es gerade brauchen. :veg:


Quellen? Würd mich interessieren, hab ich noch nie gehört...

Gruß - MD
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Re: Abtreibung

Beitragvon Kurt » So 28. Jan 2007, 22:29

Max hat geschrieben:Was haltet ihr davon?


Ich denke, man sollte die betroffenen selbst entscheiden lassen. Mich nervt es, dass immer die ihr Maul am weitesten aufreißen, die vom Thema am wenigsten Ahnung haben. Damit meine ich insbesondere ältere Herren, die beim Thema Sexualität weder Ahnung noch Erfahrung haben. Um es mal böse auszudrücken. ;-)
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Beitragvon Klaus » So 28. Jan 2007, 22:33

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Also zum ersten sehe ich das als ein Problem der Frauen an, nicht in dem sie damit allein gelassen werden sollen sondern raus aus dem Teufelskreis der 3K, jeder hat ein Selbstbestimmungsrecht über seinen Körper, Frauen erst recht, insofern ist die Diskussion hier sehr steril, da die Sicht der Mütter fehlt.
Die Mütter haben jahrhundertelang Kinder zur Welt gebracht, die dann in irgendwelchen Kriegen verheizt wurden, für Deutsche Mütter gab es für diesen Dienst am Vaterland das Mutterkreuz. Dafür wurden ihre Söhne weltweit begraben.

In der ontogenetischen Entwicklung des Fötus sehe ich zwar Leben aber noch kein Bewusstsein, wie wir es kennen, erst in der embryonalen Phase, sehe ich das, also ab dritten Monat.
Nach dem BGB wird man zum Rechtssubjekt nach der Geburt.
Abtreibungen in der fötalen Phase halte ich für unbedenklich und jede Frau sollte frei darüber entscheiden können. Ich traue mir einfach recht wenig zu um die Beweggründe zu beurteilen oder zu verurteilen, Abtreibung hin und her, da wird dann soviel Theater gemacht, andererseits nimmt mal billig in Kauf, dass durch das Verbot des Kondoms tausende Kinder AIDS-verseucht geboren werden.
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Re: Abtreibung

Beitragvon Kurt » So 28. Jan 2007, 22:35

Kurt hat geschrieben:Ich denke, man sollte die betroffenen selbst entscheiden lassen.


Um meine Meinung noch etwas biologisch zu untermauern, eine Frau wird ein Kind wohl dann abtreiben, wenn ihre persönliche Situation so ist, dass eine erfolgreiche "Aufzucht" des Kindes gefährdet ist. Z.B. wenn sie zu unreif ist, um die Verantwortung zu tragen, wenn ihre materielle, gesundheitliche oder psychische Kondition dementsprechend ist. Ich bin da wenig informiert, aber sind nicht Spontanabgänge ein natürlicher Regelungsmechanismus, um eine "hochwertige Reproduktion" zu gewährleisten?
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Beitragvon Tapuak » So 28. Jan 2007, 22:40

musikdusche hat geschrieben:Rein biologisch verändert eine Schwangerschaft die Frau so, dass sie das Kind austragen kann. Im Allgemeinen entwickelt die Frau auch Muttergefühle, die unglaublich stark sein können. Biologisch gesehen ist ein Fötus also vom ersten Augenblick an "lebenswert", schließlich tut der Körper alles für das werdende Kind.

Ein Fötus ist "biologisch gesehen" nicht "lebenswert". Er lebt einfach. Das ist ein Faktum, was wissenschaftlich weder als gut noch als schlecht zu beurteilen ist. Es gibt keine intrinsischen Werte, über die ein Lebewesen "an sich" verfügt, weil es lebt. Also: Dadurch, dass etwas lebt und durch biologische Mechanismen am Leben erhalten wird, hat es noch keinen moralischen Wert.

Führen nun Vernunftüberlegungen dazu, das Kind abzutreiben, so handelt die werdende Mutte gegen ihre Biologie und ihren Instinkt.

Wenn ein potenzieller Vegewaltiger seine Triebe im Moment einer möglichen Vergewaltigung in den Griff bekommt, also "gegen seinen Instinkt handelt" und somit die Vergewaltigung nicht ausführt, ist das nach meiner Meinung sogar gut. Ich kann also nicht erkennen, was daran generell schlecht sein sollte, sich nicht von reinen Instinkten leiten zu lassen.

In vielen Fällen muss mit Depressionen gerechnet werden (und ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass diese auch ohne christliches Schuldeinreden kommen können). Wir leben in einer Gesellschaft, in der man ein Kind ohne finanzielles Risiko austragen kann. Warum sollte man also die Mutter einem psychologischen Risiko aussetzen?

Das sind aber m.E. keine prinzipiellen Argumente gegen Abtreibung, sondern dafür, Abtreibungen nur wohlüberlegt auszuführen, wenn die erforderlichen Rahmenbedingungen dafür gegeben sind (psychische/physische Stabilität, Personenumfeld usw). Aber das ist ja im Grunde genommen eine Trivialität. Alle Handlungen - und risikoreiche zumal - sollte man nur ausführen, wenn diese Bedingungen gegeben sind, vom Autofahren bis zum Boxkampf.

Wie gesagt, für mich nicht überzeugend, aber dennoch plausibel, oder?

Finde ich nicht.
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 28. Jan 2007, 23:11

musikdusche hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Erst nach der Taufe war ein Kind es wert auf dem Friedhof begraben zu werden, vorher war es unwert.
Quellen? Würd mich interessieren, hab ich noch nie gehört...
Noch nie gehört? *staun*
Ist m.E. Allgemeinwissen, zumindest in katholischen Gebieten. Werde aber mal nach Quellen suchen.
Auf katholische Friedhöfe durften nur getaufte Katholiken (liegen) => (auch) deshalb gab es auch die Nottaufe
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Beitragvon Max » So 28. Jan 2007, 23:19

Das würde ich auch als Allgemeinwissen bezeichnen.

Viele Nonnen, die heimlich Sex hatten und dadurch schwanger wurden, töten ihre Kinder einfach nach der Geburt.

Im Mittelalter war es keine Seltenheit, Kinder, die man nicht haben wollte einfach in einen Fluss oder auf den Misthaufen zu werfen. Noch im 19. Jhd. war es in London nicht verwunderlich, eine Kinderleiche auf der Straße zu sehen.
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Beitragvon Andreas Müller » So 28. Jan 2007, 23:25

Noch im 19. Jhd. war es in London nicht verwunderlich, eine Kinderleiche auf der Straße zu sehen


In China ist es heute noch Gang und Gäbe. Obwohl wir hier ein paar chinesische Austauschstudentinnen haben und die bislang keine Kinder töten.

Ob die wohl auf meine Mail antworten? Dürfte recht witzig werden...
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Beitragvon Tapuak » So 28. Jan 2007, 23:51

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Noch nie gehört? *staun*
Ist m.E. Allgemeinwissen, zumindest in katholischen Gebieten. Werde aber mal nach Quellen suchen.
Auf katholische Friedhöfe durften nur getaufte Katholiken (liegen) => (auch) deshalb gab es auch die Nottaufe

War mir auch neu, überrascht mich aber nicht wirklich. ;)
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Beitragvon Klaus » Mo 29. Jan 2007, 00:06

Das ist Allgemeinwissen denke ich, ungetaufte, hingerichtete nicht zur Gemeinde gehörende Menschen wurde nicht auf dem geweihten Acker begraben, sondern davor, also jenseits der Friedhofsmauer, daher wurden auch Städtische Friedhöfe eingerichtet, nicht nur aus dem Grund aber auch.
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Beitragvon musikdusche » Mo 29. Jan 2007, 01:06

Ich finde es ziemlich schwierig, eine Position zu verteidigen, die ich selbst nicht habe. Aber das ist eine interessante Übung ;D

Tapuak hat geschrieben:
musikdusche hat geschrieben:Rein biologisch verändert eine Schwangerschaft die Frau so, dass sie das Kind austragen kann. Im Allgemeinen entwickelt die Frau auch Muttergefühle, die unglaublich stark sein können. Biologisch gesehen ist ein Fötus also vom ersten Augenblick an "lebenswert", schließlich tut der Körper alles für das werdende Kind.

Ein Fötus ist "biologisch gesehen" nicht "lebenswert". Er lebt einfach. Das ist ein Faktum, was wissenschaftlich weder als gut noch als schlecht zu beurteilen ist. Es gibt keine intrinsischen Werte, über die ein Lebewesen "an sich" verfügt, weil es lebt. Also: Dadurch, dass etwas lebt und durch biologische Mechanismen am Leben erhalten wird, hat es noch keinen moralischen Wert.

Hmm.. ich kann dieser Argumentation nur halb zustimmen. Selbstverständlich hat menschliches Leben doch eine andere Qualität als ein lebender Baum. In diesem Sinne ist das menschliche Leben doch schützenswerter. Es hat also durch bestimmte Eigenschaften (die sich von denen eines Baumes abheben) eine Lebenswertigkeit. Der von dir verwendete Begriff "moralischer Wert" ist insofern problematisch, als dass Moral bei mir die Assoziation mit nicht hinterfragbaren Dogmen weckt. Fraglich ist allerdings wirklich, ob ein "biologischer Vorgang" (hier das heranwachsen eines Säuglings) nur deswegen an Wertigkeit gewinnt, weil die Natur für diesen biolgischen Vorgang unglaublich viel investiert.
Tapuak hat geschrieben:
Führen nun Vernunftüberlegungen dazu, das Kind abzutreiben, so handelt die werdende Mutte gegen ihre Biologie und ihren Instinkt.

Wenn ein potenzieller Vegewaltiger seine Triebe im Moment einer möglichen Vergewaltigung in den Griff bekommt, also "gegen seinen Instinkt handelt" und somit die Vergewaltigung nicht ausführt, ist das nach meiner Meinung sogar gut. Ich kann also nicht erkennen, was daran generell schlecht sein sollte, sich nicht von reinen Instinkten leiten zu lassen.

Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass es nur dann sinnvoll ist, gegen die eigene Biologie/Instinkt zu handeln, wenn man dadurch ein anderes Subjekt beeinträchtigt. Da durch eine Schwangerschaft kein fremdes Subjekt beeinträchtigt wird, sollte die werdende Mutter nicht gegen den Mutterinstinkt/ihre Biologie handeln.
Wenn sich ein Homosexueller aufgrund äußerer Umstände denkt "Ich will nicht mehr homosexuell sein", dann würdest du vermutlich sagen: "Ändere die äußeren Umstände, bevor du dich mit Hormonen zupumpst".

In vielen Fällen muss mit Depressionen gerechnet werden (und ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass diese auch ohne christliches Schuldeinreden kommen können). Wir leben in einer Gesellschaft, in der man ein Kind ohne finanzielles Risiko austragen kann. Warum sollte man also die Mutter einem psychologischen Risiko aussetzen?

Das sind aber m.E. keine prinzipiellen Argumente gegen Abtreibung, sondern dafür, Abtreibungen nur wohlüberlegt auszuführen, wenn die erforderlichen Rahmenbedingungen dafür gegeben sind (psychische/physische Stabilität, Personenumfeld usw). Aber das ist ja im Grunde genommen eine Trivialität. Alle Handlungen - und risikoreiche zumal - sollte man nur ausführen, wenn diese Bedingungen gegeben sind, vom Autofahren bis zum Boxkampf.

Wenn man aber durch diese "Wohlüberlegung" und bestimmte Gewichtungen von Argumenten zu dem Schluss kommt, dass die negativen Folgen praktisch nie eine Abtreibung lohnenswert erscheinen lassen, dann hat man auf naturalistische Art und Weise eine Anti-Abtreibungseinstellung eingenommen.

Mir fällt allerdings auf, dass "meine" bisherigen Punkte nur das Wohl der Mutter im Blickfeld hatten. Über die Lebenswertigkeit des Kindes wurde noch keine Aussage getroffen. Die Naturalisten argumentieren bei der Bewertung einer Abtreibung doch in der Regel mit "Leidensfähigkeit" oder "Bewusstsein". Warum wäre folgende Argumentation denn nicht naturalistisch?:
Ein "biologisches Wesen" hat besonderen Wert, wenn es die Eigenschaften Leidensfähigkeit oder Bewusstsein besitzt, oder wenn es das unmittelbare Potential hat, sich zu einem leidensfähigen oder bewussten Wesen zu entwickeln. Eine unbefruchtete Eizelle hätte kein "unmittelbares Potential", eine befruchtete aber sehr wohl.
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