Lumen hat geschrieben:Im Grunde habe ich diesen Punkt aber schon beantwortet, denn die Karte ist nicht das Gebiet. Menschen können von Nutzen, Sinn und Zwecken reden wie der Tag lang ist. Dennoch werden schnellere Antilopen dem Geparden statistisch häufiger entkommen, als die langsameren und damit die entsprechenden Anlagen in die nächste Generation befördern.
Wir schreiben hier aneinander vorbei.
Ich akzeptiere mal diese Definition von Nutzen und könnte dann irgendeine Definition von Nutzen dagegensetzen, z.B. Nutzen für die Gesellschaft oder die psychische Entwicklung, völlig egal. Du könntest dann entgegnen, das sei aber nicht der evolutionäre Nutzen und dem könnte ich zustimmen.
Aber und das ist mein Kritikpunkt: Warum sollte die evolutionsbiologische Bedeutung von Nutzen vorrangig sein?
Wenn der Kontext klar erkennbar der ist, dass es um Evolutionsbiologie gehen soll, z.B. wie hat sein ein Organsystem entwickelt, welche Strategien bei der Fortpflanzung gibt es, dann braucht man nicht lange zu überlegen.
Stellt man aber eine andere Frage, z.B. warum Menschen kooperatives Verhalten zeigen, dann ist keineswegs klar, dass die Evolutionsbiologie, etwa in Form der Soziobiologie, eine Vorrangstellung genießt, obwohl sie in einigen Bereichen eine beachtenswerte, in anderen eine vernachlässigbare Rolle spielt.
Hier geht es um eine von Fall zu Fall Abwägung und nicht jeder der meint, dass er dominant zuständig sei, ist es auch.
Und das sieht man auch ganz empirisch, weil man nicht sagen kann, dass im Zweifel immer das Männchen mit den dickeren Armen gewinnt, manchmal gewinnt das mit den dickeren Brieftasche und meistens sind es ungleich mehr Faktoren, teils biologisch, teils sozial, teils psychologisch.
Soweit dieser Punkt, den ich weiter ausführen könnte, aber ich lasse es mal dabei, weil ich erst mal Deine Antwort abwarten möchte.
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Doch darum soll es in diesen Threads gar nicht gehen.
Hier geht es wirklich darum zu untersuchen, was Evolution denn nun eigentlich ist.
Beschränkt sich Evolution einzig und allein auch die biologische Evolution und wo wird dies Grenze dann gezogen und warum da.
Hier gibt es nicht nur im Forum, sondern allgemein nicht ganz so viel Einigkeit.
Darth sagt, grob, Kultur ist die Fortsetzung der Natur mit anderen Mitteln.
Andere sagen, Kultur sei prinzipiell anders und überformt die dortigen biologischen Aspekte.
(Im Grunde ist das aber auch ein Spiegel von oben: Wer ist wofür zuständig, und warum?)
Ist Evolution nun einfach Veränderung, ohne Sinn und Ziel?
Oder hat Evolution eine Richtung, kann man objektiv von Verbesserungen sprechen und sind das wirklich welche?
Wir halten heute Nutztiere sicher effektiver als vor 200 Jahren, aber ist eine Zunahme von Effektivität automatisch besser?
Aber was ist überhaupt besser und wo fallen besser und nützlicher zusammen, wo evtl. nicht mehr?