Buch von Peter Singer gesucht

Buch von Peter Singer gesucht

Beitragvon Max » Do 8. Mär 2007, 14:51

Ich würde in der nächsten Zeit gerne mal ein Buch von Peter Singer zulegen. Hat jemand von euch ihn schon gelesen und kann ein Buch empfehlen? Sehr gut fände ich ein allgemeines Buch, das einen umfassenden Überblick über sein Denken liefert.
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Beitragvon Falk » Do 8. Mär 2007, 15:00

"Practical Ethics"/"Praktische Ethik" ist wohl sein bekanntestes Werk und auch das, das ich dir empfehle. Singer diskutiert darin hauptsächlich konkrete ethische Probleme von Tierethik bis Euthanasie.

Das Buch hat mich zum Vegetarier gemacht, wenngleich ich letztendlich kein Utilitarist bin. Es ist also zumindest für mich schon ein fundamentales Werk! :)
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Beitragvon Max » Do 8. Mär 2007, 15:03

Danke, Thomas, für die schnelle Antwort.
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Beitragvon Tapuak » Do 8. Mär 2007, 16:23

Ich lese das erwähnte Buch gerade und kann es ebenfalls weiterempfehlen. Auch wenn mich die in dem Buch dargestellten utilitaristischen Ansätze noch nicht vollständig überzeugt haben, stimme ich letztlich mich vielen von Singers Schlussfolgerungen überein. Das Buch hat eine sehr hohe Relevanz für praktische Fragen (wie der Titel schon sagt :P), ist verständlich geschrieben und konsequent naturalistisch. Es hat mir wieder einmal gezeigt, welch riesigen Vorsprung die englischsprachige philosophische Ethik z.B. vor der deutschsprachigen hat, was den Grad der Aufgeklärtheit, die Rationalität usw. angeht.
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Beitragvon musikdusche » Do 8. Mär 2007, 17:27

Lustig, ich habe das Buch auch gerade vor ein paar Tagen durchgelesen - scheint ja sehr beliebt zu sein, der Schinken. Auch wenn ich einem Großteil seiner Punkte nichts zu mäkeln habe, so nimmt er in meinen Augen nicht genügend Rücksicht auf die Emotionen des Lesers. Dass Singer in Deutschland oft missverstanden wurde, hat m.E. nicht zuletzt mit seiner zu nüchternen Behandlung von Infantizid, Euthanasie etc. zu tun.

Aber wer weiß, vielleicht wäre dann niemand drauf aufmerksam geworden....

Ich fand das Buch jedenfalls sehr lesenswert.
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Beitragvon ostfriese » Do 8. Mär 2007, 19:30

Ich sehe es gerade als Stärke Singers, dass er konsequent rational argumentiert. Damit bleibt er von der ersten bis zu letzten Zeile transparent und kritisierbar. Jede seiner Überlegungen ist Schritt für Schritt nachvollziehbar, Singer mogelt sich an keiner Stelle durch. Wer seine Schlussfolgerungen kritisiert, müsste also präzise sagen können, welche Prämissen er ablehnt.

Über einige davon kann man tatsächlich lange diskutieren, ebenso über das Gewicht von Dammbruchargumenten im Vergleich zu rein verantwortungsethischen und utilitaristischen. Aber das bestreitet Singer ja auch gar nicht.

"Praktische Ethik" ist auf jeden Fall eine ausgezeichnete Denkschule der Moralphilosophie, uneingeschränkt empfehlenswert.


PS.: Meine Reclam-Ausgabe enthält eine bittere Abrechnung unter der Überschrift: "Wie man in Deutschland mundtot gemacht wird." Sie trifft leider voll ins Schwarze, ich habe es selbst erlebt: An der Braunschweiger TU wurde 1996 (?) Wolfgang Buschlingers Seminar über Singer vom linksradikalen AstA kaputt sabotiert. Einziges Argument: Singers Thesen seien "indiskutabel". Unterstützt wurde der AstA von Behindertenverbänden, die sich durch Überlegungen zur pränatalen Diagnostik, zu Abtreibung und Infantizid in ihrer Würde verletzt sahen und Singer als Nazi-Ideologen diffamierten.
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Beitragvon Tapuak » Do 8. Mär 2007, 20:24

Nachdem ich das Buch nun bald durchgelesen habe, kann ich die reaktionären Proteste, die es teilweise verursacht hat, umso weniger verstehen. Die Leute, die da Seminare sprengen und Vorlesungen zum Abbruch bringen, haben das Buch offensichtlich nicht verstanden. :irre:
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Beitragvon Klaus » Do 8. Mär 2007, 20:30

Singer in seiner geradlinigen, rationalen Argumentation ist vielen ein Dorn im Auge, denn konsequent zu Ende gedacht heißt das, wir müssten unser Leben ändern. Davor haben die meisten Menschen Angst, also werden Ausflüchte gesucht und gefunden.

Selbst wenn man nicht in allem mit ihm übereinstimmt, macht die Argumentation betroffen, also mir ging es so.
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Beitragvon Tapuak » Do 8. Mär 2007, 21:50

Klaus hat geschrieben:Singer in seiner geradlinigen, rationalen Argumentation ist vielen ein Dorn im Auge, denn konsequent zu Ende gedacht heißt das, wir müssten unser Leben ändern. Davor haben die meisten Menschen Angst, also werden Ausflüchte gesucht und gefunden.

Mag sein, dass das die psychischen Gründe sind, die hinter der Ablehnung seiner Positionen bezüglich Tieren, materieller Umverteilung und Asyl stehen - denn in Bezug auf diese Themen müsste tatsächlich viele Leute ihr Leben ändern, wenn es nach Singer ginge. Der Aufruhr wegen seiner Positionen zur Sterbehilfe und zur Abtreibung scheint mir aber vor allem auf eklatante Missverständnisse zurückzuführen sein. Oder es ist auch hier die Angst vor Veränderung - weniger im praktischen Leben, aber darin, die gewohnten Denkschablonen zu verlassen (Heiligkeit des Lebens usw).

Im Januar war Singer übrigens im deutschen Fernsehen zu Gast, falls es jemand noch nicht gesehen hat (er kann übrigens ziemlich gut Deutsch). Hier die Sendung als Video:
http://www.daserste.de/maischberger/sendung_dyn~uid,rm0794pyzgiazmme93jsyo0x~cm.asp
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Beitragvon Klaus » Do 8. Mär 2007, 21:56

@Ostfriese, habe das Ding gelesen, mit dem Boykott, wer heute in bestimmten Kreisen, insbesondere den Linken Positives zu Singer von sich gibt, wird gleich bei den Nazis eingeordnet. Da wird nicht viel nachgedacht, da ist man sofort gebongt. Es sind dieselben Kreise die ihn Dawkins "Egoistischen Gen" die theoretischen Grundlagen für rechtsextreme Rassenideologie sehen. Für mich für ein sicheres Zeichen dafür, das die ach so materiellen Linken religiös gehörig verwanzt sind.
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Beitragvon Falk » Do 8. Mär 2007, 22:45

Die Leute, die da Seminare sprengen und Vorlesungen zum Abbruch bringen, haben das Buch offensichtlich nicht verstanden.


Optimist. Die dürften das Buch kaum gelesen haben.
Singer macht eben deutlich, daß die Unterscheidung "Mensch vs Tier" in ihrer Radikalität völlig unhaltbar ist - das wird durch den Vergleich zwischen Tieren und schwer geistig Behinderten oder Säuglingen klar. Damit will er freilich darauf hinweisen, daß viele Menschen ihren Umgang mit Tieren ändern müßten. Verstanden wird es aber in Deutschland meistens so, daß Singer darauf hinaus wolle, daß schwer geistig behinderte Menschen und Säuglinge getötet werden dürften. Was natürlich völliger Quatsch ist.

Aber wie ihr richtig anmerkt - es so zu verstehen ist viel einfacher als es richtig zu verstehen. Dann muß man sichs elbst nämlich nicht ändern, sondern kann fröhlich auf Singer rumkloppen.
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Beitragvon ostfriese » Fr 9. Mär 2007, 05:15

Was ihr schreibt, gibt mir die Gewissheit, dass ich hier zu Hause bin. Danke für dieses gute Gefühl!!
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Beitragvon Max » Mo 12. Mär 2007, 12:31

Ich habe das Buch inzwischen bekommen; und es gefällt mir wirklich. Es ist klar und stringent verfasst, gekonnt rational und in keiner Weise dogmatisch oder auf orthodoxen Mythen aufbauend.

Singers Forderung nach einem humanen Tod finde ich überzeugend. Der Nazivergleich ist nicht nur unangebracht, sondern auch eine ziemliche Unverschämtheit und ein Zeichen von einer gehörigen dogmatischen Borniertheit. Allein dieses polemische Vorgehen, obwohl man nicht die geringste Ahnung von Singers Gedanken hat, spricht für sich. Es zeigt, auf welchem intellektuellen Niveau diese Kritik liegt.
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Beitragvon molosovsky » Mo 12. Mär 2007, 15:17

Wie’s der Zufall will, hab ich letzte Woche den Reclamband »Praktische Ethik« aus dem Ramsch gefischt.
Erster Eindruck eines Querlesers: nüchtern, argumentativ sorgfältig, trocken.
Mal gucken, wann ich genug in Singers Buch geschmökert habe, um mir ein genaueres Urteil zu bilden.

Grüße
Alex / molo
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Beitragvon Max » Mi 21. Mär 2007, 15:42

Hat einer von euch zufällig Singer gesehen, als er vor zwei Wochen bei Maischberger war?
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Beitragvon Alexander M. » Do 22. Mär 2007, 00:21

Klaus hat geschrieben:Für mich für ein sicheres Zeichen dafür, das die ach so materiellen Linken religiös gehörig verwanzt sind.

Ich bezweifle, dass die Linken an dieser Stelle über die herkunft ihrer Werte nachgedacht haben. Hie rLeuchten einfahc sofort die Alarmglocken, wenn etwas gesagt wird, was man mit viel Phantasie zu Nazigedankengut in Verbindung setzen kann.
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