Übernatürlichkeit

Übernatürlichkeit

Beitragvon Rolli Devise » Sa 16. Jun 2007, 16:44

Zwei klassische Auffassungen des Begriffs der Übernatürlichkeit:

"Was weder im Wesen noch in der Kraft der Körper, und also nicht in ihrer Natur, noch auch im Wesen und der Kraft der Welt, und also nicht in der ganzen Natur gegründet ist, das heißet übernatürlich."

(Christian Wolff. 1720. Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt. S. 339)

"Es steht etwas unter der Ordnung der Natur, in so fern sein Dasein oder seine Veränderung in den Kräften der Natur zureichend gegründet ist. Hiezu wird erfordert erstlich, daß die Kraft der Natur davon die wirkende Ursache sei; zweitens, daß die Art, wie sie auf die Hervorbringung dieser Wirkung gerichtet ist, selbst in einer Regel der natürlichen Wirkungsgesetze hinreichend gegründet sei. Dergleichen Begebenheiten heißen auch schlechthin natürliche Weltbegebenheiten. Dagegen wo dieses nicht ist, so ist der Fall, der unter solchem Grunde nicht steht, etwas Übernatürliches, und dieses findet statt, entweder in so fern die nächste wirkende Ursache außer der Natur ist, das ist, in so fern die göttliche Kraft sie unmittelbar hervorbringt, oder zweitens wenn auch nur die Art, wie die Kräfte der Natur auf diesen Fall gerichtet worden, nicht unter einer Regel der Natur enthalten ist. Im erstern Fall nenne ich die Begebenheit materialiter, im andern formaliter übernatürlich."

(Immanuel Kant. 1763. Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Zweite Abteilung, Dritte Betrachtung. S. 103f.)
Rolli Devise
 

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