El Schwalmo hat geschrieben:ich fürchte, wir reden aneinander vorbei, vor allem deshalb, weil Du offenbar eine Auffassung vertrittst, die mir bisher unbekannt war.
Es geht Deiner Meinung nach darum, den Fossilbefund durch eine Ausbreitungshypothese zu erklären. Ich habe Dir daraufhin den Fossilbefund (gerade nochmals) geschildert. Ein Thread dabei ist der Langzeitrahmen, über den wir auch noch diskutieren. Das grundlegende Problem der Ausbreitungshypothese ist aber, dass die Organismen, die sich ausbreiten konnten, auch Möglichkeiten zu Überleben haben mussten. Das ist ein einer reduzierenden Atmosphäre nicht der Fall. Du hast deshalb zuerst versucht, für eine oxidierende Atmosphäre zu plädieren, indem Du für die Bereiche, in denen Eisenerze abgelagert wurden, die es nur in einer reduzierenden Atmosphäre geben kann, eine Kohlenstoffdioxid-Schicht über diesen postuliert hast.Nachdem Du Dich darüber informiert hast, was Diffusion und Konvektion ist, wurde Dir klar, dass das keine Lösung darstellt. Daraufhin plädiertest Du für ein Wunder: Gott machte die Atmosphäre oxidierend. In diesem Kontext kamen wir dann auch darauf, ob Du nicht vielleicht noch viel größere Probleme hast: es kann nämlich sein, dass das, was Du letztendlich vorschlägst, nicht mehr mit der Bibel kompatibel ist.
Ich habe von Anfang an mehrere Möglichkeiten im Blick gehabt: entweder es gabe eine Decke von schwerem Gas, dass es anderen Lebewesen erlaubte, in höheren Regionen zu überleben, oder das Vorkommen von Einzellern beispielsweise berührt den Schöpfungsbericht nicht, oder die Interpretation der Funde, die für diese Lebewesen sprechen, sind falsch.
Dass Gott die oxidierende Atmosphäre geschaffen hat (also durch ein Wunder), habe ich nie anders gesehen, weil ihre Entstehung nach naturlistischen Erklärungen Licht für die Photosynthese voraussetzt, dass erst am ersten Schöpfungstag vorlag.
Dass jede dieser Erklärungen mit der Bibel vereinbar ist, glaubst du mir zwar nicht, aber wir werden auch nicht richtig weiter kommen, wenn du dafür keine Argumente lieferst.
El Schwalmo hat geschrieben:Das heißt im Klartext, dass es schon Jahrmilliarden lange Leben im Wasser gab, bevor das Leben, das in der Bibel erwähnt wurde, erschaffen wurde? Ganz ehrlich, was willst Du dann noch mit einer Ausbreitungshypothese erreichen?
Ich habe doch beides schon mehrfach gesagt: Ja, es ist sehr gut vorstellbar, dass es "Leben" im biologischen Sinne schon vorher gab, obwohl es noch keine "lebenden Seelen" im biblischen Sinne gab.
Die Ausbreitungshypothese erklärt nur das Vorkommen, der höheren Tiere (die dann vermutlich mit den "Näfäsch" identisch sind).
El Schwalmo hat geschrieben:Dann können wir also die radiometrische Datierung anerkennen und von einer Erde, die Jahrmilliarden alt ist, ausgehen. Wann fand dann in diesem Rahmen genau die Schöpfung, die in der Bibel beschrieben wurde, statt? Konkret: ab wann gab es Menschen?
Vor ca. 6000 bis 10000 Jahren. Da dies der radiometrischen Datierung widerspricht, bleibt sie weiterhin ein Problem, wie gesagt.
Du schreibst zwar, dass die Warven diese Vorstellung widerlegen, aber schickst mich immer nur auf die Suche. Ich habe zu den Warven nichts gefunden, was meiner anfänglichen Behauptung widersprochen hat: das hohe Alter entsteht hier nur über den Vergleich mehrerer Warvenabschnitte (ähnlich wie der Vergleich verschiedener Baumringe) und (nicht zuletzt) wieder der radiometrischen Datierung, die man so nicht bestätigen kann.
El Schwalmo hat geschrieben:Deine Alternative trägt nicht, weil Du weit über 99 Prozent des Befunds eben nicht erklären kannst. Wollen wir uns wirklich Gedanken über den Rest machen?
Die 99% sind eine heikle Angabe, wenn es um die Altersbestimmung geht, denn wenn diese falsch ist, wird automatisch das Alter aller Fossilien korrigiert. Man kann diesen Bereich also durchaus sinnvoll ausklammern.
El Schwalmo hat geschrieben:Schau Dir den Fossilbefund an. Du hättest dann zwei Bottlenecks. Zeige mir doch die bitte, indem Du konkrete Schichten benennst.
Wenn die Tiere bis zur Sintflut noch nicht weit verbreitet waren - womit ich ja auf die Möglichkeit einer lokalen Flut hingewiesen habe, bei der trotzdem alles Leben umgekommen ist - dann macht sich die erste Ausbreitung und Vernichtung möglicherweise nicht als "Bottleneck" bemerkbar. Angenommen, ich suche jetzt eine Schicht heraus, in der auf einmal höhere Lebewesen auftreten, welche Rolle spielt das dann? Ich sehe weder für dich noch für mich einen besonderen Nutzen darin. Bevor ich mich also wieder auf die Suche mache, würde ich gerne wissen, wofür? Wenn sich hinter deinen Arbeitsaufträgen schon ein fertig formuliertes Argument verbirgt, dann nenn es mir doch einfach, damit ich weiß, wozu ich mich äußern soll. So ist das etwas unbefriedigend...
El Schwalmo hat geschrieben:Dann schau doch mal, was Du zum Baikal-See und der Green River Formation findest. Incl. der Wesen, die man in diesen Schichten findet, im Hinblick darauf, welche Ausbreitung Du wann erklären möchtest.
Die Anzahl der Schichten liegt erheblich unter dem angegebenen Alter des jeweiligen Abschnittes, der, wie ich ja vermutet habe, durch radiometrische Datierung ermittelt wird. D.h., entweder ist die radiometrische Datierung falsch, oder die Schichten entsprechen nicht der Anzahl an Jahren oder beides. Es bleibt also nach wie vor schwierig, allein über die Stratigraphie absolute Altersangaben zu machen. Dies gelingt nur bis zu 4stelligen Zahlen (und auch hier nicht ohne Fehlerquellen).
Um das Vorkommen der Fossilien mit der AH zu erklären, müsste ich dir für jeden Fisch, jeden Krebs und jeden Geier sagen, weshalb der zu exakt welchem Jahr hier gestorben ist, weil er folgendes zu fressen bekam, oder wie stellst du dir das jetzt vor?
El Schwalmo hat geschrieben:Lies meinen obigen Abschnitt noch einmal ("Verschlucken von Heraufgewürgtem"). Aber wenn Du schon die Bibel zur Hand hast, in der Gegend mit dem Hasen wirst Du noch vielfach fündig. Heuschrecken beispielsweise, oder Fledermäuse.
Der Ausdruck für ein Tier, welches "das Gekaute wieder aufsteigen lässt" ist einfach ein stehender Begriff für das, was wir mit "Wiederkäuer" bezeichnen. Es kommt auch in der Wissenschaft vor, dass man einen Begriff bildet, bevor man alle Elemente kennt, die er umfasst. Dadurch entstehen dann oft die für Laien nervigen Überlegungen, ob man durch neue Entdeckungen einen neuen Begriff suchen muss, oder ob man die Abweichungen einfach als Ausnahmen ansieht, die durch den Begriff selbst nicht gut wiedergegeben werden (Beispiel "Sauerstoff", den man m.W. früher als Säurebildner verdächtigt hat).
Deine Alternative besteht doch darin, dass die Leute einerseits wussten, dass es das Phänomen des zweifachen Kau-Verdau-Vorganges gibt, sie wussten, dass dies mit besonderen anatomischen Bedingungen einherging (Kühe wurden beim Opfern ständig zerlegt und die Innereien sorgfältig aufgeteilt), sie konnten beobachten wie Hasen mümmeln. Jetzt unterstellst du aufgrund einer Formulierung, dass man den Hasen im Kontext einer religiösen Vorschrift ungeprüft, einfach aufgrund der Mümmelbewegungen, als Wiederkäuer bezeichnete? Das halte ich noch nicht mal dann für besonders wahrscheinlich, wenn ich nicht an die Inspiration der Bibel glauben würde...
Und was soll jetzt mit den Heuschrecken und den Fledermäusen sein?
El Schwalmo hat geschrieben:Dann würde ich an Deiner Stelle aufgeben. Mit Deinem bescheidenen Kenntnissen von Fossilien stimmt etwas überein, was es gar nicht mehr tut, wenn die Kenntnisse etwas unbescheidener sind.
Ich weiß nicht, ob dir bewusst ist, dass das deine Antwort auf meine Frage ganz am Anfang der Diskussion war. Ich habe dir den Link zu der AH gegeben und dich gebeten mir zu sagen, was du davon hältst, weil ich gemerkt habe, dass du dich mit dem Thema gut auskennst. Und deine Antwort ist jetzt, dass ich aufgeben würde, wenn ich mehr Kenntnisse der Fossilien hätte? Das ist irgendwie nicht besonders hilfreich.
El Schwalmo hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, was Dich bewegt. Du scheinst eine nicht ausgegorene Hypothese auf der Basis wenig fundierter Kenntnisse vertreten zu wollen. Schau mal in den Thread, welche Bastionen Du schon geräumt hast.
Da ich keinen Buchstaben der Bibeltexte aufgegeben habe, habe ich außer meiner Vorstellung nichts aufgegeben, noch nicht mal einen Millimeter, geschweige denn "Bastionen". Ich habe dir von Anfang an meine Skepsis gegenüber meinen eigenen Auslegungen dargestellt und davon meinen Glauben an das Wort Gottes unterschieden.
Die Texte sind frei auf dem Markt erhältlich und dir zugänglich, du hast also alle Möglichkeiten der Welt, mich hier zu korrigieren. Aber mit der bloßen Behauptung, ich hätte Teile des Schöpfungsberichtes preisgegeben, machst du es dir etwas zu einfach.
El Schwalmo hat geschrieben:Was meinst Du mit 'Bekenntnis'? Du hast Hausaufgaben bekommen: zeige, wie man Naturwissenschaft besser machen könnte, wenn man von der Bibel ausgeht. Such Dir ein konkretes Problem (bei Bedarf kann ich Dir viele nennen) und löse es dadurch, dass Du den Naturalismus biblisch aufbohrst. Das würde sogar mich überzeugen.
Das geht, aber es wären durchgehend Beispiele, durch die die Diskussion explodieren würden, deshalb schlage ich vor, wir überspringen den Punkt.
El Schwalmo hat geschrieben:Die jüngere Schöpfungsgeschichte in der Bibel (die am Anfang steht) ist ziemlich einzigartig ('elaboriert'): das sagt einer 'es werde ...' und es passiert was. Die ältere Schöpfungsgeschichte (die dann folgt) ist nicht einmal mittlerer Standard. Demiurgen, die irgendwas kneten und was einhauchen ('primitiv'), findest Du zuhauf in Schöpfungserzählungen aus allen Ecken der Welt.
Und was häufig ist, ist falsch? Oder primitiv? Oder selbstverständlich? Ich weiß nicht, ob ich deiner Argumentation folgen kann.
Es handelt sich um zwei sehr unterschiedliche Texte, aber die Bibel ist voll von unterschiedlichen Texten und ich wäre sehr erstaunt, wenn jemand jetzt alle Texte, die es in ähnlicher Form auch in anderen Kulturen gibt, als "primitiv" bezeichnen würde, oder daraus sogar ein Argument gegen ihren Inhalt konstruieren würde. Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?
El Schwalmo hat geschrieben:Bin ich unverschämt, wenn ich von einer derartigen Erklärung einfordere, dass die verdammt genau Informationen als Vorbedingung erfordert, und zwar zwingend?
Mit "unverschämt" hat das wenig zu tun. Der Zusammenhang ist einfach nicht korrekt: man kann sagen, die Fossilien ließen sich naturalistsch durch Entwicklung erklären, auch wenn man nicht den Anfang des Lebens naturalistisch erklären kann. Ich weiß, dass du nicht über Evolution diskutieren willst, aber vielleicht kannst du mir soweit recht geben, dass man die Fragen voneinander trennen kann. Die Evolution kann die Anfangsbedingungen als ein Problem ansehen, aber sie muss deswegen nicht zwangsläufig die Koffer packen.
Ich kann dir nicht die genauen Anfangsbedingungen nennen, aber die Tendenz der Fossilien-Abfolge erklären, und das ist schon viel - und dies sogar genauer, als die These von der Entwicklung.
Gruß
Nathan