Evolution des menschlichen Gehirns

Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon xander1 » So 19. Mai 2013, 14:46

Habe da so eine Frage zur Evolution des menschlichen Gehirns.

Richard David Precht schreibt, dass nach seinen Quellen die menschliche Intelligenz so stark voran geschritten ist, weil die Menschen gegenseitig evoluionär konkurriert haben. Das gab es außerdem noch bei den Delfinen. Wohl auch aus diesem Grund haben Delphine heute ein so gutes Gehirn.

Also die natürliche Selektion sei nicht die Ursache dafür, dass wir heute ein so gut funktionierendes Gehirn.

Und meine Frage?
Ja wie kann es sein, dass dieser Prozess in Gang geworfen wurde und warum gerade beim Menschen und beim Delphin? Warum hat es dieses starke evolutionäre Gehirnwachstum nicht bei Bären oder Steinböcken usw. gegeben?

Hat Intelligenz eine besondere Relevanz wenn man auf 2 Beinen geht und Hände besitzt oder ein solches Stimmband wie wir besitzt?

Nimmt unsere Intelligenz aus evolutionären Gründen weiterhin die nächsten Jahrhunderte zu?
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon Andilein » Di 21. Mai 2013, 10:44

Du kannst in der Evolution nicht nach "ausgerechnet der und der" fragen. Das spielt dabei keine Rolle. Tatsache ist, dass uns das große Gehirn einen Vorteil gegenüber anderen Lebewesen gegeben hat. Vor allem, da der Mensch im direkten Vergleich ein eher schwaches Wesen ist. Gegen Großkatzen, Elefanten oder sogar unseren nächsten Verwandten, den anderen Menschenaffen, hätten wir keine Chance. Ein gutes Gehirn hat es uns ermöglicht, Sprache zu entwickeln, Kultur zu entwickeln, strategisch zu denken, kausal zu denken. Das allein hat unserem Überleben schon geholfen.
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon mat-in » Do 23. Mai 2013, 10:45

xander1 hat geschrieben:Also die natürliche Selektion sei nicht die Ursache dafür, dass wir heute ein so gut funktionierendes Gehirn.
Das ist nicht außerhalb der natürlichen Selektion. Alles in deiner Umgebung spielt da mit rein, auch "Mein Nachbar ist viel Schlauer als ich und hat mit 5 Fisch zum Preis von 10 verkauft, das war echt nett von ihm!" ist ein erheblicher Nachteil... umgekehrt ist zu viel nachdenken unter umständen auch ein Nachteil. Dein Gehirn braucht riesige Energiemengen, einfach nur um da zu sein, im Ruhezustand. Da mußt du schon erheblich Kapital draus schlagen, zum Beispiel in Form von Werkzeugbenutzung oder Gruppenverhalten beim jagen damit es nützlich ist. Und sogar beim Menschen ist "zu viel Hirn" ein Nachteil, siehe Geburtenrate unter Akademikern :(
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon Gitterin » Do 23. Mai 2013, 17:26

Ich denke das die Natur zumindest bei uns in den letzten hundert Jahren nicht mehr viel mitgemischt hat. Die Evolutionen die bei und statt finden haben wir selbst hervorgerufen, und nicht alles zum Vorteil....
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon mat-in » Do 23. Mai 2013, 17:39

Wenn man mal nicht annimmt die Erde sei nur 6000 Jahre alt, dann sind die meisten Entwicklungen die uns so erfolgreich gemacht haben schon etwas länger her als 200 Jahre.
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon ujmp » Do 23. Mai 2013, 19:07

Wie man gelegentlich liest, hat sich das menschliche Gehirn schon seit 100.000 Jahren nicht mehr verändert. Ich persönlich zweifle daran, dass wir heute intelligenter sind, als unsere Vorfahren vor 200 Jahren oder vor 2000 Jahren. Das ist ein Trugschluss und zwar ein ziemlich offensichtlicher, wenn man sich z.B. mal die "Elemente" des Euklid vor Augen hält. Es ist recht zweifelhaft, ob man zum Autofahren intelligenter sein muss, als zum Lenken einer Pferdekutsche. Ich hab sogar mal die Meinung gelesen, dass unsere Vorfahren, die als Jäger und Sammler in eine wesentlich raueren Welt überlebten, intelligenter waren, als wir heute. Eine koordinierte Großwildjagt z.B. erfordert viele intelligente Entscheidungen, auch blitzschnelle - die der übliche Aldi-Kunde an der Wursttheke aus dem Stand wohl nicht hinbekommt - vermutlich nicht. :mg:
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon mat-in » Fr 24. Mai 2013, 08:41

Ich denke, viel von dem was wir heute intelligenter sind (zu mindest für die letzten jahrzehnte ist der Effekt ja nachweisbar), liegt an der Hirnentwicklung. Die ist ja mit der Geburt noch lange nicht abgeschlossen und je mehr man von seiner Umgebung gefordert wird und je besser und gezielter man unterrichtet wird, desto mehr holt man aus dem System raus. Bei Mäusen ist das nachweislich so, daß Haltung in Käfigen mit Spielzeug / Klettermöglichkeiten / sich veränderndem Käfigaufbau es später und weniger heftig zu demenzsymptomen kommt und sie auch in jungen jahrne in kognitiven Test besser abschneiden. Wieviel besser / schlechter unser Schulsystem jetzt ist... naja.
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon Vollbreit » Fr 24. Mai 2013, 09:14

ujmp möchte sicherlich in der Weise argumentieren, dass die großen Religionsgründungen der Achsenzeit von Menschen getragen wurde, die viel intelligenter waren als wir, weshalb wir die Religionen heute nicht mehr verstehen können. :mg:
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon stine » Fr 24. Mai 2013, 09:26

mat-in hat geschrieben:...es später und weniger heftig zu demenzsymptomen kommt...
Das Gebiet ist mE noch viel zu wenig erforscht. Ich nehme an, ein Kriterium für die steigende Anzahl Demenzkranker ist, dass wir heute viel älter werden und viel mehr gelernt haben, als noch unsere Vorgänger. Ich habe mal gelesen, dass Nonnen, die täglich ihr Gebet und ihre Routinearbeiten verrichten, sehr selten an Demenz erkranken. Jetzt kann man darüber spekulieren, ob das daran liegt, dass sie einfach nicht soviel vergessen können, ihren Arbeitsspeicher kaum benötigen oder einfach nur viel unbehelligter alt werden?
Ich kenne derzeit nur zwei Demenzkranke persönlich und beide waren hochgebildete Mitmenschen, sodass ich mir durchaus vorstellen kann, dass der Arbeitspeicher, wie andere Gelenke und Sehnen auch, unter Verschleiß leiden kann.

Vollbreit hat geschrieben:ujmp möchte sicherlich in der Weise argumentieren, dass die großen Religionsgründungen der Achsenzeit von Menschen getragen wurde, die viel intelligenter waren als wir, weshalb wir die Religionen heute nicht mehr verstehen können. :mg:
:up: , der ist gut!

LG stine
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon mat-in » Fr 24. Mai 2013, 11:35

Auch Nonnen, die täglich routinearbeit verrichten benutzen ihr Gehirn. Und wenn es nur ist, um sich an die Arbeitstermine zu erinnern. Leute die im Heim nur grundversorgt werden (schnell was reinlöffeln ohne Gespräch, waschen, pillen, fertig) und den Rest des Tages die Wand angucken.... nuja. :erschreckt:
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon stine » Fr 24. Mai 2013, 13:56

In der sogenannten Nonnenstudie hat man festgestellt, dass die Lebensweise, von bereits mit krankhafter Veränderung des Gehirns Betroffener, nicht in jedem Fall beeinträchtigt ist.

LG stine
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon Zappa » Fr 24. Mai 2013, 16:58

stine hat geschrieben:In der sogenannten Nonnenstudie hat man festgestellt, dass die Lebensweise, von bereits mit krankhafter Veränderung des Gehirns Betroffener, nicht in jedem Fall beeinträchtigt ist.

Spannend! Danke für den Link.
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Re: Evolution des menschlichen Gehirns

Beitragvon Dissidenkt » So 9. Jun 2013, 16:59

xander1 hat geschrieben:Und meine Frage?
Ja wie kann es sein, dass dieser Prozess in Gang geworfen wurde und warum gerade beim Menschen und beim Delphin? Warum hat es dieses starke evolutionäre Gehirnwachstum nicht bei Bären oder Steinböcken usw. gegeben?

Hat Intelligenz eine besondere Relevanz wenn man auf 2 Beinen geht und Hände besitzt oder ein solches Stimmband wie wir besitzt?

Nimmt unsere Intelligenz aus evolutionären Gründen weiterhin die nächsten Jahrhunderte zu?



Wer sagt, dass Delphine intelligenter seien, als Bären oder Steinböcke?
Wie wollte man die Intelligenz messen und vergleichen?
Delphine sind sehr soziale Tiere, wir stehen nicht auf ihrem Speiseplan und sie überleben einiegrmaßen in Gefangenschaft.
Deshalb kann man sie leicht dressieren und ihnen Intelligenz andichten/beibringen. Bären kann man auch dressieren. Sie sind aber eher Einzelgänger und wir stehen auf ihrem Speiseplan. Ob Delphine oder Bären "intelligenter" sind, ist also alles andere, als einfach zu untersuchen. Hat schon mal jemand versucht Steinböcke zu dresseieren? Vermutlich eher nicht. Dafür gibt es auch Gründe, die weniger im Intelligenzpotential des Tieres liegen, als in seiner spezifischen Ontologie.

Der Grund, warum Menschen beispielsweise intelligenter als Affen sind, liegt wohl auch in der Größe des Gehirns.
Die menschliche Schädeldecke ist über viele Jahre flexibel und bietet dem Gehirn Raum zum wachsen.
Die Schädeldecke bei Schimpansen dagegen ist schon sehr früh zusammengewachsen und verhindert dadurch ein weiteres Wachstum des Gehirns.

Darüberhinaus muss man fragen, was bringt ein größeres oder leistungsfähigeres Gehirn?
Wenn eine Art angepasst ist und ihre physischen Möglichkeiten gut ausschöpft, besteht gar kein evolutionärer Druck intelligenter zu werden.

Was die Intelligenz des Menschen betrifft, würde ich sagen, dass eine relevante Zunahme nicht auf evolutionärem Weg erfolgt, sondern durch die zunehmende soziale Förderung des vorhandenen und alles andere als ausgeschöpften Potentials.

Der Bau einer Schule in einer ländlichen Gegend der Welt wird in kürzester Zeit einen erheblich höheren Einfluss auf die Intelligenz der dortigen Bevölkerung haben, als die Evolution in 10000 Jahren.
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