Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Zappa » Mi 26. Jun 2013, 18:03

ujmp hat geschrieben: Daten sind grundsätzlich nicht theoriebeladen, sondern Beobachtungen, das ist ein Unterschied.

Ja, aber ein ziemlich umstrittener. Denn ob es eine irgendwie zu objektivierende Realität unabhängig von unseren Beobachtungen gibt, ist nicht zu beweisen. In der Praxis macht die Unterscheidung auf jeden Fall keinen Sinn. Die Daten produzieren wir innerhalb eines wissenschaftlichen Paradigmas. I.d.R. sind "falsche Daten" auch relativ leicht in die bestehenden Theorien zu integrieren, dass fängt schon damit an, welche Testreihen man als gelungen ansieht und deshalb in die Datenauswertung aufgenommen werden und welche Versuche als fehlgeschlagen oder wertlos gewertet werden (die ach so hehren experimentellen Naturwissenschaftler schlampen da auch gerne ordentlich :mg: ).

Anders gesagt: Die reinen Mess- oder Sinnesdaten kann man ohne Theorie überhaupt nicht interpretieren und deshalb passen die auch fast immer "irgendwie" oder "ganz gut". Theoriefalszifikation findet in der Praxis nicht so statt, wie Popper sich das theoretisch vorgestellt hat (s. TS Kuhn)'. Daten weden überhaupt erst spannend, wenn es konkurrierende Theorien gibt, sonst passen die immer irgendwie oder werden negiert.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon Nanna » Mi 26. Jun 2013, 18:28

ujmp hat geschrieben:Daten sind grundsätzlich nicht theoriebeladen, sondern Beobachtungen, das ist ein Unterschied.

Aber welche Daten du wie erhebst, ist schon wieder vorurteilsbehaftet. Du unterstellst, dass bestimmte Daten nützlich sind und schließt damit andere, die du auch hättest erheben können, aus. Auf diese Weise strukturiert der Prozess der Datenerhebung bereits einiges vor und ist selbstverständlich abhängig von der Brille, mit der du auf die Welt siehst.

Damit will ich jetzt allerdings nicht Empirie disqualifzieren, nur darauf hinweisen, dass man letztlich auch die Datenerhebung und ihre Art und Weise rechtfertigen muss.
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Re: Neue Bücher über/gegen "Alternativmedizin"

Beitragvon ujmp » Sa 3. Aug 2013, 20:34

Zappa hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: Daten sind grundsätzlich nicht theoriebeladen, sondern Beobachtungen, das ist ein Unterschied.

Ja, aber ein ziemlich umstrittener. Denn ob es eine irgendwie zu objektivierende Realität unabhängig von unseren Beobachtungen gibt, ist nicht zu beweisen. In der Praxis macht die Unterscheidung auf jeden Fall keinen Sinn. Die Daten produzieren wir innerhalb eines wissenschaftlichen Paradigmas. I.d.R. sind "falsche Daten" auch relativ leicht in die bestehenden Theorien zu integrieren, dass fängt schon damit an, welche Testreihen man als gelungen ansieht und deshalb in die Datenauswertung aufgenommen werden und welche Versuche als fehlgeschlagen oder wertlos gewertet werden (die ach so hehren experimentellen Naturwissenschaftler schlampen da auch gerne ordentlich :mg: ).

Anders gesagt: Die reinen Mess- oder Sinnesdaten kann man ohne Theorie überhaupt nicht interpretieren und deshalb passen die auch fast immer "irgendwie" oder "ganz gut". Theoriefalszifikation findet in der Praxis nicht so statt, wie Popper sich das theoretisch vorgestellt hat (s. TS Kuhn)'. Daten weden überhaupt erst spannend, wenn es konkurrierende Theorien gibt, sonst passen die immer irgendwie oder werden negiert.


Da sag ich mal kurz, Kuhn ist auch nicht grad der letzte Schrei! Der wird hauptsächlich noch abgespult, um Relativismus zu rechtfertigen. Selbstverständlich gibt es Richtig und Falsch. Man darf sich den gesunden Menschenverstand nicht einschüchtern lassen! Der Mond, den ich heute Abend sehe, sieht für mich genau so aus, wie für alle Menschen seit Menschengedenken. Sie mögen unterschiedliche Meinungen über ihn gehabt haben, manche richtig , manche falsch, das hat aber den Anblick des Mondes nicht verändert.

Man kann z.B. auch Daten auswerten, die unter theoretischen Voraussetzungen erfasst wurden, die als überholt angesehen werden. Man kann auch Daten produzieren, ohne dass man das überhaupt beabsichtigt, z.B. indem man Spuren im Sand hinterlässt. Und - wenn es überhaupt möglich ist, vernünftig zu urteilen - dann ist es möglich zu beurteilen, ob Daten sich gleichen oder ähneln usw. Es ist völlig unabhängig von theoretischen Voraussetzungen beurteilbar, ob ein gemessener Wert z.B. ansteigt oder fällt, ober ob er sich linear oder zyklisch verändert usw. Und eine diesbezügliche Prognose kann richtig oder falsch sein, gleichgültig, aus welcher Theorie sie abgeleitet wurde.

Und dass es eine Realität unabhängig von unseren Beobachtungen nicht gibt, ist ebenso wenig zu beweisen. Es ist psychologisch auch nicht wirklich möglich so etwas zu glauben, wenn man nicht grad einen an der Waffel hat. Die Leute, die so etwas behaupten, glauben selbst ganz fest an eine Realität - nur eben an eine andere.
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