Empfinden und Physik der Zeit

Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Peter Janotta » Mi 30. Jan 2008, 22:02

Das ist ja eigenartig. Warum sehen dann die ganzen Animationen bei der ESA oder NASA anders aus, so dass die Gestirne im Entfernten der Ellipse langsam wirken und in der Nähe des Zentrums schnell? Ich glaube du hast da ausversehen etwas verwechselt. Die Erde bewegt sich nicht auf einer Kreisbahn.

Da muss ich dir recht geben. Die Erde wird natürlich auf ihrer realen Ellipsenbahn auch vom Geschwindigkeitsbetrag beschleunigt. Ich bin bei meiner Erklärung von einem vereinfachten Modell mit einer Kreisbahn ausgegangen.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Mi 30. Jan 2008, 22:38

JustFrank hat geschrieben:
ostfriese hat geschrieben: In der Alltagsvorstellung der meisten Menschen erfordert "Beschleunigung" ja eine Bewegung, die schneller wird...


Muss nicht sein. Wenn wir im Auto auf die Bremse latschen oder im All Sonden zu den inneren Planeten schicken, tritt eine negative Beschleunigung ein.

Da hast Du mich missverstanden. Ich bezog mich auf die Beschleunigung als (inverses) Potential eines Gravitationsfeldes. Wobei "Potential" nun wiederum ein physikalischer Fachbegriff ist und nicht einfach mit "Potenzial" im Sinne von "Vermögen" alltagssprachlich übersetzt werden darf. Mit einer Problematisierung des Begriffs "Beschleunigung" wollte ich stine nicht behelligen, sondern nur auf die Frage eingehen, ob (relativistische) Zeitdehnung messbar bzw. spürbar ist. Dass Geschwindigkeitsänderungen eines Körpers auch negativ sein können (wenn er gebremst wird), versteht sich von selbst, damit hätte stine sicher kein Problem gehabt.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon JustFrank » Do 31. Jan 2008, 08:07

Sorry, da habe ich tatsächlich das falsche Schlagwort aufgeschnappt. Ich hatte mich gedanklich an den Begriffen "Beschleunigung" und "schneller werdende Bewegung" festgelesen.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon emporda » Do 31. Jan 2008, 12:12

ostfriese hat geschrieben:Ich hatte den physikalischen Begriff der Beschleunigung oben rausgelassen (hab's jetzt ergänzt), weil ich annahm, dass stine dadurch noch mehr verwirrt werden könnte. In der Alltagsvorstellung der meisten Menschen erfordert "Beschleunigung" ja eine Bewegung, die schneller wird...

Beschleunigung (wissenschaftlich ein sprachlicher Lapsus) ist definiert als Änderung der Geschwindigkeit in einer Zeiteinheit. Es gibt folglich auch negative Werte. Je nach der daran beteiligten Masse ist dafür Leistung aufzuwenden (Antrieb) oder zu gewinnen bzw. zu vernichten (z.B. glühende Bremsscheiben).
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Do 31. Jan 2008, 15:28

emporda, so weit waren wir schon.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 1. Feb 2008, 09:03

Klaus hat geschrieben:Die Jahre werden mit zunehmenden Alter spuerbar kuerzer, weil die hinter einem liegende Lebenszeit immer groesser wird und man sich ausrechnen kann, wann Schluss ist, schon rein statistisch. Also die vor uns liegende Zeit wird kuerzer, die hinter uns liegende Zeit laenger. Das ist das Leben und die Menschen empfinden es ganz subjektiv so.

Könnte es sein, dass wir gefühlsmäßig auch physikalische Regeln wahrnehmen?
Was oben ist kann nur nach unten und umgekehrt?
Gleich einer Sinuskurve erspüren wir, dass die Woche zäh bis zur Mitte geht und ab Mitte schnell zum Wochenende?
Viel Zeit am Beginn der Ferien, und dann immer weniger zum Ende hin.
Ist der Zenit überschritten, eilt es nach unten. Wenn das so wäre, dann würden wir erspüren, wo genau unsere Lebensmitte ist. Wir würden dann, wenn wir denken die Jahre werden jetzt kürzer und vergehen in Folge immer schneller, wissen, dass es bergab geht mit unserer Lebenskurve.

sinniert die stine
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon JustFrank » Fr 1. Feb 2008, 09:19

stine hat geschrieben:Könnte es sein, dass wir gefühlsmäßig auch physikalische Regeln wahrnehmen?


Unsere Umgebungsparameter wirken in verschiedenster Weise auf uns ein. Ich meine jetzt nicht, dass wir bei Regen nass werden und bei Kälte frieren, sondern dass Vorgänge in unserer Umgebung Vorgänge in unserem Gehirn auslösen.

Das ist hier schon in mehreren Beiträgen angeklungen.

Unser Zeit- und Geschwindigkeitsempfinden sind dabei besonders leicht zu täuschen.

Wenn wir beispielsweise mit dem Auto mit hoher Geschwindigkeit eine längere Strecke auf der Autobahn zurückgelegt haben und dann eine Ausfahrt nehmen und in eine Ortschaft fahren, dann kommen uns die 50 km/h, an die wir uns zu halten haben, sehr langsam vor. Sind wir dagegen als Fußgänger unterwegs und ein Auto fährt mit ebenfalls 50 km/h an uns vorbei, haben wir den Eindruck, dass das Fahrzeug viel schneller sei.

Ebenso wird unser Zeitempfinden durch unsere jeweilige Lebenssituation gedehnt oder gestaucht. Alltäglichkeit gaukelt uns vor, dass die Zeit schneller vergeht, weil die Anzahl der neu aufzunehmenden Eindrücke mit jedem Tag reduziert wird. Ausnahmesituationen, wie beispielsweise eine Stunde lang ganz allein an einem Strand in der Karibik zu sitzen, scheinen die Zeit zu dehnen, weil unsere Wahrnehmung der Situation intensiver ist.

Die (Selbst)täuschungen sind also eine Kombination aus extern Ergeignissen und den internen Reaktionen darauf.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon emporda » Fr 1. Feb 2008, 11:02

Ich empfinde den Titel als falsch oder unverständlich. Der Titel wurde zweimal nachträglich geändert. ostfriese

Es ist keinem von uns gegeben die Zeit zu beschleunigen, wir können allenfalls den Zeitverlauf unterschiedlich empfinden. Das erste wäre eine physikalische Handlung nachvollziebar für alle, das zweite ist eine subjektive Empfindung wenig oder gar nicht durch Dritte zu erkennen.

Das ist etwa so wie Kartoffeln gekocht oder versalzen.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon trazy » Fr 1. Feb 2008, 11:37

emporda hat geschrieben:Es ist keinem von uns gegeben die Zeit zu beschleunigen, wir können allenfalls den Zeitverlauf unterschiedlich empfinden. Das erste wäre eine physikalische Handlung nachvollziebar für alle, das zweite ist eine subjektive Empfindung wenig oder gar nicht durch Dritte zu erkennen.


Falsch.
Wir beschleunigen und verlangsamen die Zeit jede Sekunde. Jede Bewegung krümmt den Raum. Raumkrümmung ist auch immer Raumzeitkrümmung. Zeitkrümmung bedeutet, dass einerseits quasi beschleunigt und andererseits verlangsamt wird und dass die Geschwindigkeit gleich bleibt, das ist relativ und kommt darauf an von wo man hinschaut und ob man postiv oder negativ beschleunigt.

Mit der Entdeckung der Raumzeitkrümmung hat man also auch quasi eine Zeitmaschine entdeckt.

Übrigens lässt sich die Lichtgeschwindigkeit darauf zurückführen, dass die Raumzeit maximal gekrümmt wird, wenn man diese Geschwindigkeit erreicht. Man kann also normale Materie nicht auf Lichtgeschwindigkeit bringen.

Anfangs dachte ich stine hat die Raumzeitkrümmung gemeint. Jetzt lese ich die Eingangsfrage nochmal durch und muss meine Hand auf die Stirn hauen! Stine, du meinst diese Frage doch wirklich nicht ernst, oder?
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon emporda » Fr 1. Feb 2008, 12:05

trazy hat geschrieben:Falsch.
Wir beschleunigen und verlangsamen die Zeit jede Sekunde. Jede Bewegung krümmt den Raum. Raumkrümmung ist auch immer Raumzeitkrümmung. Zeitkrümmung bedeutet, dass einerseits quasi beschleunigt und andererseits verlangsamt wird und dass die Geschwindigkeit gleich bleibt, das ist relativ und kommt darauf an von wo man hinschaut und ob man postiv oder negativ beschleunigt.

Mit der Entdeckung der Raumzeitkrümmung hat man also auch quasi eine Zeitmaschine entdeckt.

Das ist zwar faktisch korrekt, unterliegt aber nicht unser Entscheidung ob wir es tun oder nicht tun. Der Effekt ist so minimal, wir bemerken ihn mangels einer ausreichend auflösenden Sensorik nicht einmal. Beim Kartoffel kochen ist das anderes, es ist eine bewußte gewollte Handlung, anfassen und wir wissen es.

Für die bewußte Zeitmaschine werden wir kaum je die Energie aufbringen, die notwendig wäre sie zu betreiben. Hätten zukünftige Generation es ermöglicht, es wäre längst jemand in unser Zeit aufgetaucht.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 1. Feb 2008, 12:59

trazy hat geschrieben:Jetzt lese ich die Eingangsfrage nochmal durch und muss meine Hand auf die Stirn hauen! Stine, du meinst diese Frage doch wirklich nicht ernst, oder?


Was ist falsch an der Frage ob wir es bemerken würden, ob Zeit auch objektiv gesehen schneller vergehen kann oder ob das immer nur ein subjektiver Eindruck ist?

LG stine
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon emporda » Fr 1. Feb 2008, 13:20

stine hat geschrieben:
trazy hat geschrieben:Jetzt lese ich die Eingangsfrage nochmal durch und muss meine Hand auf die Stirn hauen! Stine, du meinst diese Frage doch wirklich nicht ernst, oder?


Was ist falsch an der Frage ob wir es bemerken würden, ob Zeit auch objektiv gesehen schneller vergehen kann oder ob das immer nur ein subjektiver Eindruck ist?
Wie soll man (nicht wissenschaftlich) über eine Änderung der Zeit reden, die wir nicht bemerken und die damit für uns objektiv nicht existent ist

Wie soll man über einen Gott reden, der sich nie zeigte, den wir noch nie bemerkt haben und der damit für uns objektiv nicht existent ist.

Beides entspringt den gleichen unlogischen und verschwommenen Gedankenvorgängen. Stine, merkst Du nicht was Du da schreibst oder als Fragen in die Welt setzt.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Fr 1. Feb 2008, 13:28

stine hat geschrieben:Könnte es sein, dass wir gefühlsmäßig auch physikalische Regeln wahrnehmen?

Ich bin mir sogar sehr sicher, dass unsere Wahrnehmungen allesamt streng der Physik unterliegen. Vielleicht gründest Du eine neue Disziplin als Teilgebiet der Neurowissenschaften: Die "Physikologie" untersucht dann, ob bestimmte mentale Prozesse mit mathematisch-physikalischen Modellen anzunähern sind und welche neuronalen Korrelate hierfür auffindbar sind.

Die extremen Schwankungen unseres subjektiven Zeitempfindens gehören sicherlich zu den faszinierendsten Phänomenen in diesem Zusammenhang. Deine Sinuskurve ist fein beobachtet, diese Erfahrung kann ich voll bestätigen (sowohl für den Verlauf eines Arbeitstages, als auch für den Verlauf einer Arbeitswoche).
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Fr 1. Feb 2008, 13:36

emporda hat geschrieben:merkst Du nicht was Du da schreibst

emporda, könnte es sein, dass Du aus lauter Voreingenommenheit nur noch Rot siehst?

stines Frage ist vollkommen berechtigt. Niemand zweifelt daran, dass unser subjektives Zeitempfinden eine Illusion ist, aber es ist völlig legitim zu fragen, wie man diese Illusion näher beschreiben und erklären könnte.

Auch der Freie Wille gilt (unter Naturalisten) als Illusion, und dennoch fragen wir nach den hirnorganischen Bedingungen für das Gefühl der Urheberschaft.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 1. Feb 2008, 13:41

emporda hat geschrieben:Beides entspringt den gleichen unlogischen und verschwommenen Gedankenvorgängen. Stine, merkst Du nicht was Du da schreibst oder als Fragen in die Welt setzt.

Ich habe versucht zu vermitteln, was mich beschäftigt. Ich merke aber durchaus, dass wir ganz oft nicht die selbe Sprache sprechen. Meine dilettantisch gestellten Fragen sind hier vermutlich wirklich unpassend.

Trotzdem, danke.

LG stine
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon emporda » Fr 1. Feb 2008, 13:58

ostfriese hat geschrieben:[stines Frage ist vollkommen berechtigt. Niemand zweifelt daran, dass unser subjektives Zeitempfinden eine Illusion ist, aber es ist völlig legitim zu fragen, wie man diese Illusion näher beschreiben und erklären könnte.

Das ist vollkommen berechtigt, nur was hat das mit dem Titel zu tun. Für mich absolut gar nichts, und darum ging es.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Fr 1. Feb 2008, 14:22

Der Titel ist von Peter nachträglich geändert worden, dafür kann stine nichts!
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 1. Feb 2008, 14:48

ostfriese hat geschrieben:Ich bin mir sogar sehr sicher, dass unsere Wahrnehmungen allesamt streng der Physik unterliegen. Vielleicht gründest Du eine neue Disziplin als Teilgebiet der Neurowissenschaften: Die "Physikologie" untersucht dann, ob bestimmte mentale Prozesse mit mathematisch-physikalischen Modellen anzunähern sind und welche neuronalen Korrelate hierfür auffindbar sind.

Die extremen Schwankungen unseres subjektiven Zeitempfindens gehören sicherlich zu den faszinierendsten Phänomenen in diesem Zusammenhang. Deine Sinuskurve ist fein beobachtet, diese Erfahrung kann ich voll bestätigen (sowohl für den Verlauf eines Arbeitstages, als auch für den Verlauf einer Arbeitswoche).


Wie schön, dass du mich verstanden hast! Bild
Ich weiß ja selbst, dass meine Gedankenwelt oft ziemlich verworren ist. Aber nach meinem Dafürhalten besteht die ganze Welt, also auch wir, als Teil des Ganzen, und alles was mit uns zusammenhängt, aus einem Schema. Die "Weltformel" ist zwar ein utopischer Begriff dafür, aber am Ende könnte es durchaus darauf hinauslaufen.

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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Peter Janotta » Fr 1. Feb 2008, 14:51

Ursprünglich hieß der Titel nur Beschleunigung. Am Anfang ging die Diskussion hier um die Auswirkung von Beschleunigung auf die Zeit - daher die Änderung des Titels. Nun geht es aber um das Psychische Empfinden von Zeit. Hab mal geschaut, ob es eine geeignete Stelle gibt das Thema zu teilen, aber die beiden Diskussionslinien sind zu sehr ineineander verwoben.

Soll ich das Thema nochmal umnennen. Z.B. in "Empfinden und Physik der Zeit"?
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 1. Feb 2008, 15:08

Hallo Peter,

danke für dein unermüdliches Interesse am Forum.
Ich denke einen 100% passenden Titel wird es gar nicht geben können, weil das Thema sehr schwammig ist.

Aber dein Vorschlag gefällt mir!
LG stine

Hab's jetzt -- uff! -- Beitrag für Beitrag geändert. ostfriese
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