Nanna hat geschrieben:Das sind doch aber Fragen, die in der Philosophie eher keine Rolle spielen. "Was ist der Sinn des Lebens" ist so eine trivialphilosophische Frage, die gern mit dramatischer Geste von philosophisch eher Unbewanderten geäußert wird, aber mit denen führst du ja auch keine Diskussion über die philosophischen Implikationen der Erkenntnis, dass wir in einer evolutionär geprägten Welt leben.
Eben. Was der Sinn des Lebens ist, ist in dem Sinne überhaupt keine philosophische Frage, sondern eine für Lebenshilfe Bücher.
Philosophie hat die Aufgabe, das zu hinterfragen, oder zu klären, wie man manchmal sagt, was man in gewöhnlicher Sprache verwendet, so als sei’s der selbstverständlichste Begriff der Welt, ohne sich aber nähere Gedanken darüber zu machen.
Die Wurzel der Erkenntnistheorie ist z.B. die Frage: Was ist Erkenntnis? Was genau ist das eigentlich?
Man gebraucht es so und jeder weiß irgendwie was gemeint ist, aber was genau bedeutet es?
Gar nicht so leicht.
Oder das Sein. Heideggers
Sein und Zeit widmet sich der Frage, was das Sein denn eigentlich ist.
Wir verwenden es ständig: „Ich bin“, „Etwas ist.“ „Der Ball
ist rund“. „Es
ist gleich 12 Uhr.“ Aber was ist dieser allerselbstverständlichste Begriff des Seins, über den wir alle reden, ohne drüber nachzudenken?
Oder schon ganz am Anfang, der olle Sokrates. Hat seine Mitmenschen immer damit genervt zu fragen, wenn sie von mutigen Menschen redeten, was eigentlich Mut ist. Oder Tugend?
Ist aber nur ein Aspekt. Logik, dröge formale Logik ist ein weiterer Grundbaustein der Philosophie.
Insofern muss man Philosophie nicht glauben, sondern immer begründen. Etwas Rationaleres als Philosophie kann es kaum geben und wann immer man etwas glauben muss, ist es keine Philosophie mehr. Philosophie ist rationale Argumentation mit dem entsprechenden technischen Handwerkzeug, d.h. man sollte Schlussregeln kennen, man sollte erkenntnistheoretische Positionen kennen, man sollte wissen, was Metaphysik ist und was keine ist, man sollte Wahrheitstheorien kennen, man sollte wissen, was der Unterschied zwischen Moral und Ethik ist und so weiter.
Von dort aus kann man überhaupt erst bestimmte Philosophen verstehen, sonst hat man nicht einmal eine Ahnung wovon die Rede sein könnte.
Wenn man sich da ein wenig zurechtfindet, kommt man zu den wirklich interessanten Bereichen, z.B. dem Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit. Ein echter Paradigmenwechsel war die linguistische Wende, die das geglaubte Verhältnis von Sprache und Realität vollkommen veränderte. Bis dahin glaubte man Es gäbe da draußen eine Welt mit Gegenständen und Sprache sei so etwas wie Klebezettelchen an die Gegenstände in der Welt zu machen und diese zu benennen: Hier ein Auto, da der Hund, dort die Schwester. Wer jetzt denkt, wieso, ist doch auch so, der würde von der Beschäftigung mit der linguistischen Wende, die über den wiki Artikel hinausgeht, ungeheuer profitieren.