Ich finde die Diskussion auch schön.
Hier möchte ich einhaken:
Lumen hat geschrieben:Wie du weißt ist mir wichtig, was das konkret bedeutet. Es bedeutet erstmal recht einfach, dass der Mensch oder irgendein Bestandteil (Gehirn, Herz, Seele, Geist usw.) natürlich keine magische Substanz ist, sondern aus demselben physikalischen Zeug besteht wie alles andere auch.
Es ist in meinen Augen ein Kategorienfehler Geist und Seele, schwierige Begriffe, weil z.B. gerade bei Seele keinesfalls klar ist, was das sein soll und Geist kann wahlweise Bewusstsein, aber auch Intelligenz sein. Nehmen wir an, Geist sei Bewusstsein.
Natürlich kann man formulieren, dass Bewusstein aus dem gleichen physikalischen Zeug besteht, wie ein Auto, Stern oder Baum, nur kommt man dann, was die Erklärungen angeht, nicht viel weiter. Bewusstsein kriegt man nicht aus der Welt. So wie wir immer schon mit Welt umgehen, sind wir immer schon bewusste Wesen. Bewusstsein muss man nicht erst irgendwie suchen, wir baden darin, Bewusstsein stellt den Hintergrund all dessen dar, vor dem wir Welt erleben und mit ihr und unseren Mitmenschen
bewusst interagieren.
Bewusstsein hat nun mindestens zwei und beim Menschen drei konstituierende Elemente.
Zum einen das Nervensystem. Es hat seine evolutionsbiologische Geschichte, sowie seine individuelle.
Zweitens, das affektive Erleben. Der Umschlagpunkt, wo genau sich an die Seite von Funktionsabläufen ein inneres Erleben stellt ist unklar, aber vermutlich stellen Neurotransmitter diesen Wendepunkt dar. Nun gesellte sich an die Seite endokriner Drüsenfuntionen zum erstem mal ein inneren Drang, ein Motiv, aus dem nun „bewusst“ erlebenden Individuum.
Drittens, die sprachpragmatische Ebene. Symbole, Sprache, Zeichen, Normen und ihre Tradition. Habermas nennt das sehr passend, das äußere Gehirn.
Das Problem ist nun, dass man Sprache, soziale Praktiken, Tabus und Ideale, Regeln und Rollen, Individualität, aber auch Führerscheinprüfungen und Abitur, wie man ein Fass baut, einen Zugball beim Billard spielt, einen logischen Beweis führt, eine gute Suppe kocht, wie man erkennt, was ein Fehlschluss ist, wie man versteht, was Verstehen von Funktionieren unterscheidet, eine Schleife macht, sich selbst beherrscht, erfolgreich flirtet, wo man sich in die Reihe (Warteschlange) zu stellen hat (und wie man über Leute denkt, die das nicht tun – und wann man wem Ausnahmen gewährt), aber auch die Glieder einer längeren Kausalkette (und wie man begreift, was eine Kausalkette ist) nicht auf Hirnprozesse reduzieren kann.
Das sind Praktiken, die man zu einem sehr großen Teil von außen erklärt bekommt, manche, wie man eine Geige baut, werden akribisch gelehrt, andere bekommt man nie erklärt. Einen sehr großen Teil unserne Verhaltensnormen lernt man implizit und induktiv und man bekommt sein Verhalten korrigiert – durch die Reaktion der anderen auf einen selbst, falls man in der Lage ist, diese zu deuten – aber man lernt nach und nach, am Beispiel der anderen, wie man sich beim Bäcker zu verhalten hat, wie lange ein Small Talk gehen sollte, wann er angebracht ist und wann er stört, dass das Verhalten gegenüber einem Polizisten irgendwie anders ist, als gegenüber jemand anderem, der einen anspricht, wie man sich bei den Etlern der ersten Freundin verhält und so weiter.
Dass und wo man anders ist, lernt man auch auf diesem Weg, dass man mit anderen auch anders umgeht, ebenfalls. Dass manches Anderssein gut und anderes Anderssein schlecht ist. Dass manches Anderssein bei einigen gut ist und dasselbe Anderssein bei anderen schlecht ist.
Nichts, was man im Hirn vorfindet, wenn man es einfach wachsen lässt, natürlich etwas, was sich auch im Hirn niederschlägt, sowie sich Hirnprozesse, auf verschiedenen Wegen, auch in der sozialen Umwelt und Traditionskette niederschlagen.
Ich weiß nicht, ob Dir unmittelbar klar, ist, dass ohne den direkten Umgang mit Welt Wissen nicht generiert werden kann und dass die Rekonstruktion von Ereignissen über den Weg der reinen Reiz-Reaktion beim dem was das Erfolgsorgan reizt zusammenbricht und damit weit hinter dem zurückbleibt, was wir in unseren Alltasgsprachspielen ganz selbstverständlich erwähnen und verstehen „... und bin dann mit dem Kopf gegen die Scheibe geprallt, darum habe ich diese Beule.“ Was davor war können wir semantische einfangen, in der Reiz-Reaktionssprache nicht.
Aber die Aussage war ja, alles sei Physik und natürlich ist es irgendwie denkbar, dass die neurobiologischen Prozesse im Hirn mal irgendwan in die Sprache der Physik umgeschrieben werden könnten, doch wie das bei sozialen Praktiken, Feinheiten der Sprache gehen könnte und dann in eine gemeinsames Bild des inneren Erlebens und der sozialen Bedeutung überführt werden könnten, das in vollem Umfang das Darstellen kann, was soziale Systeme leisten und wie man innerlich erlebt, das stelle ich mir schwer vor, zumal der Faktor Individualität dazukommt, der Dich immer etwas anders erleben lässt als mich, so dass eine Objektivierung m.E sogar prinzipiell ausgeschlossen ist. Zwischen Erleben und Funktion bleibt ein irreduzibler Rest.
Die nächste simple, aber nicht unbedeutende Frage wäre, gesetzt den Fall es sei möglich, die Sprache der ersten Person in die der dritten zu übertragen: Wissen wir dann wirklich mehr und warum? Gesetzt, die Theaterkritik aus quantenphysikalischer Siicht würde mal geschrieben, ich kann mir gegenwärtig nicht mal vortellen, was sie uns mehr liefern sollte.
Mit anderen Worten: Mit der Idee der Übrsetzbarkeit von allem in die Sprache der Physik, wird ein Ideal beschworen, das m.E. prinzipiell unerfüllbar ist und von dem gar nicht klar ist, inwieweit es uns weiterhelfen kann und ganz aktuell: nichts davon ist auch nur in Sichtweite.
Gute Gründe, die Physik dort in Ehren zu halten, wo sie gut ist, wenn sie uns Physik erklärt, aber ansonsten bringt uns die Floskel, dass ja irgendwie alles immer auch Physik ist, genauso weit die die Floskel, dass das alles so ist, weil Gott es so gewollt hat: Man kann es verwenden oder ersatzlos streichen und nichts ändert sich.
Lumen hat geschrieben:Wir haben Wahrnehmungsapparatur und „Triebe“ evolutionär einprogrammiert bekommen, unsere Umgebung (physikalisch wie sozial) zu erkennen, was im Wesentlichen meint, mentale Repräsentationen zu erzeugen die wir in unserer internen, mentalen Simulation dafür benutzen um zukünftige Zustände der physikalischen Realität zu errechnen.
Nein, wenn überhaupt, dann nur sehr begrenzt. Wir sind da eher im Sozialen unterwegs.
Das wird gerne bestritten, aber man erkennt es daran, dass jemand der das nicht tut, sein Gegenüber auf seine Emotionen zu durchleuchten, uns sofort komisch vorkommt. Auch wenn man sich fragt, was Putin wohl vor hat, geht es ja eben
darum und nur sekundär, ob und wo bald russische Panzer stehen könnten.
Lumen hat geschrieben:Eine Repräsenation ist kein Dualismus und die Tatsache, dass die Repräsentationen mit physikalischem Zeug erzeugt wird ist keine sonderlich mysteriöse Angelegenheit, jedenweils weit weniger spukhaft als Philosophen und Theologen es uns weis machen wollen, indem sie diese Ideen sprachlich verstellen und dabei vergessen, was das alles konkret bedeutet.
Theorien werden immer sprachlich dargestellt.
Die Welt ist nicht wahrer oder besser, wenn man Sprache abzieht, sondern ärmer und reduzierter. Wissenschaft basiert natürlich ebenso auf Sprache wie Philosophie.
Lumen hat geschrieben:Konzeptionell bedeutet dies, dass die physikalische Außenwelt einerseits nahtlos in unsere mentale Innenwelt mündet: Schwingungen werden durch Knochen aufgefangen und auf quasi mechanische Weise in neuronale Signale umgewandelt.
Du müsstest nur erklären können, warum bestimmte Schwingungen einem Menschen sehr viel und andere sehr ähnliche demselben Menschen gar nichts bedeuten. Mit Freuquenz, Lautstärke und Amplitude wird das nicht gelingen.
Lumen hat geschrieben:Zu „Sinn“ und „Bedeutung“ kommen wir noch.
Okay.
Lumen hat geschrieben:Das heißt, einerseits gibt es einen Übergang, aber anderersets entstehen dennoch quasi-diskrete Entitäten durch Kontraste. Visuell vorstellbar ist das vielleicht, wenn der fließende Übergang von Schwarz nach Weiß ausgeschnitten wird und einmal herumgebogen wird, dann kann man zwar einerseits fließend von Schwarz über Dunkelgrau, Hellgrau nach Weiß gelangen und nirgendwo ist eine Kante, aber die weiße Seite stößt dann direkt an die schwarze Seite und somit, siehe da, gibt es eine krasse Zweiteilung, Schwarz dort, Weiß hier. Mein Verdacht ist nun, dass genau an dieser Stelle sich Subjekt und Objekt gegenüberstehen, auch wenn das Subjekt aus dem Objekt „entwachsen“ ist und damit auf der anderen Seite fließend verbunden ist. Anders gesagt, Heidegger ist ein Idiot und Obskurantist.
Du hast Heidegger hier nicht richtig verstanden oder ich habe ihn nicht gut erklärt.
Es gibt in der Philosophiegeschichte einige große Schritte: Einer ist mit Sicherheit von Descartes. Er fragte sich wessen er sich ganz gewiss sein kann, da seine Sinne ihn prinzipiell immer täuschen könnten. Seine Antwort war: Ich kann alles bezweifeln, aber dass ich zweifle, kann ich nicht bezweifeln. Also ist das Zweifeln, eine Form des Denkens, mein Ausgangspunkt. Das bekannte: Ich denke, also bin ich.
Im Zuge dieser Lesart kam die (noch heute gewälzte) Frage auf, ob nicht auch alles anders, ein Traum, eine Illusion sein könnte.
Das war der Skandal, den Kant zu erblicken meinte, Kant ist an sich genial, seine Begründung hier finde ich so lala. Sie lautet in etwa, dass die Außenwelt darum real sein müsse, weil sie dauerhaft und immer wieder erscheint. Für Kant hat eine Illusion eher flüchtigen Charakter, reale Welt nicht. (Was bei Kant wirklich neu ist, ist, dass man beides bei ihm findet: Ihm ist bewusst, dass wir nichts anderes zur Verfügung haben, als Erscheinungen, weshalb er nicht zu unrecht als früher Konstruktivist angesehen wird, doch die andere Seite ist eben sein unerschütterlicher Realismus, in dem er sagt, es sei dennoch auf eine reale Außenwelt zu schließen.)
Da grätscht Heidegger nun rein und sagt, der Skandal sei, für die Existenz der Welt überhaupt einen Beweis zu verlangen. Denn, wir sind in Welt immer schon eigebunden und dass a) die Frage auftaucht, ob es Welt überhaupt gibt (Descartes) und b) jemand versucht darauf eine ernsthafte Antwort zu geben (Kant), ist für ihn der Skandal: Weil der aufkommende Zweifel über die Existenz der Welt für Heidegger ein rein theoretisches Konstrukt, eine Position eines lediglich gedachten Subjekts, dass erst im Zuge dieser Abstraktion einer lediglich gedachten Welt gegenübersteht, wo doch für Heidegger unverrückbar feststeht, dass das Dasein (wie er den Menschen nennt) vortheoretisch und im Alltag aufs Engste mit Welt verbunden ist.
Für Heidegger klatschen also gerade nicht Subjekt und Objekt als greller Kontrast aufeinander, sondern er kirtisiert diese Position aufs Schärfste und ist einer der Anti-Subjekt-Philosophen.
Lumen hat geschrieben:Falls du mir folgen kannst, gibt es eine Muster-Kette, die irgendwo „da draußen“ beginnt, und die sich fortsetzt bis zur Musterkette in Mentalese. Dort wo wir subjektiv empfinden ist die Musterkette nicht identisch mit der physikalischen Masse, sondern eine Repräsentation und das meint eigentlich eine Verlängerung und Übersetzung der Muster in andere Muster.
Weltwahrnehmung ist immer Repräsentation. Und sehr früh nicht mehr von Begriffen zu trennen und damit verbacken. Und die Begriffe werden individuell verstanden, weil sich einfach an bestimmte Begriffe bestimmte Assoziationen andere Begriffe, Erinnerungen anheften, die speziell mit Deinem Leben zu tun haben.
Das darf nicht völlig schräg werden, man muss den Begriff selbst noch adäqut verwenden können (wenn man verstanden werden will), aber im Leben bekommt jeder Begriff eine individuelle Note, qua Assozioationsgitter, das mitläuft und eine 1:1 Übersetzbarkeit limitiert.
Es ist diese Mischung, dass wir durch Empathie und Analogien das eigentlich Unüberbrückbare doch überbrücken können (das ist für mich auch die Begründung dafür, warum ich die positive Kommunikationstheorie von Habermas, die von einem wechselseitig geteilten Vorverständnis der Kommunikationspartner ausgeht, der Theorie von Luhmann vorziehe, die von einer Unüberbrückbarkeit ausgeht und von einer wechselseitgen Irrtiation der Systeme), wenngleich das nie ganz gelingt. Aber wäre einer wie der andere – und müssten lediglich ein paar Begriffsunschärfen überwunden werden -, worüber wollten wir auch reden?
Lumen hat geschrieben:„Bedeutung“ und deine Verträge und sozialen Verpflichtungen sind turmhoch aufgebaute Entsprechungen, nur ist es auch wieder Verschleierung, die komplizierstesten Dinge zu nehmen um etwas zu veranschaulichen. Es ergibt schon Sinn, warum wir z.B. Wörter erfinden, die sehr umständlich beschreibbaren Sachverhalte entsprechen.
Da bin ich gründsätzlich anderer Meinung und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.
Begriffe sind Abstraktionen, ja, aber sie sind nicht wahnsinnig kompliziert, sondern buchstäblich kinderleicht zu erlernen. Kinder lernen das so spielereisch wie Klötzchen aufeinanderzustellen, Ball zu spielen, wie Dir dann notfalls Hofstadter & Sander erklären werden. Der Begriff „Mama“ erfährt seine Erweiterungen alle paar Jahre, die konkrete Verknüpfung mit der eigenen Mutter ist dabei nur der erste Schritt.
Und auch turmhohe Entsprechungen fallen uns kinderleicht. Es ist mitunter saumäßig schwer die zu explizieren, korrekt deutsch zu sprechen ist für Muttersprachler nicht sehr schwer, die Grammatik dahinter ist ein Albtraum. Erste Regeln und Rollen lernen Kinder so mit 4 Jahren, wenn nicht sogar eher.
Lumen hat geschrieben:Kurzum, wir müssen uns Beispiele suchen die etwas einfacher gestrickt sind.
Können wir gerne machen, aber ich möchte dennoch dazu noch anmerken, dass es in meinen Augen keine Erleichterung und Klärung darstellt, da wir Affen nicht besser verstehen als Menschen und Erdmännchen noch ein wenig besser und richitg gut dann die Einzeller verstehen (und noch besser Quarks und Strings) … denn es ist nicht so. Menschen verstehen wir gut, weil wir welche sind. Nichts davon ist wahnsinnig kompliziert auszuführen. Aufrecht zu gehen ist sicher ein Meisterleistung, aber wir machen es spielend. Sprechen, den Urlaub planen, Einkaufen, einen Arm von einer Lehne unterscheiden (bei diesem Vorgang sind Computerprogrammierer an ihre Grenzen geraten, nicht beim Schach oder der 11 Wurzel aus einer 500-stelligen Zahl), dennoch, für und ein Klacks.
Kategorien und Abstraktionen, das Geben und Verlangen von Gründen ist unser Metier und wir sind alle Experten darin.
Lumen hat geschrieben:Schauen wir dazu ins Tierreich, ob und wo es dort „Sinn“ und „Bedeutung“ gibt. In der Tat, gibt es. Tiere zum Beispiel markieren ihr Territorium, und schicken nicht nur Gerüche durch die Luft, sondern auch komplizierte Gesänge.
... und wissen nicht, was sie tun, das ist der Punkt.
Was Termiten machen, lässt Architekten blass werden, in ihren Bauten sind extrem komplizierte Strömungs- und Kühlungstechnikiken „mitbedacht“, nur dass die Biester eben keinen Schimmer von Strömungstechnik haben.
Deshalb der wichtige Unterschied zwischen Sagen und Tun und dem Verstehen, was man sagt und tut.
Lumen hat geschrieben:Da mag der Philosoph sinnieren, ob das Zeichen sind und ob sie real sind und so weiter, aber aus naturalistischer Perspektive sind das alles sinnlose und aus meiner Sicht dumme Fragen mit wohlmöglich noch dümmeren Antworten.
Gut, aber warum?
Das sind die fruchtbarsten Zweige vor allem der neueren Philosophie. Du musst Dein Urteil schon begründen.
Lumen hat geschrieben:Was ist der Sinn? Auch hier sind es wieder Entsprechungen. Ein bestimmter Gesang bedeutet, dass ein paarungswilliger Artgenosse in der Nähe ist. Ein markiertes Gebiet bedeutet, dass auf dem Flecken bereits ein konkurrent wohnt und mir Schwierigkeiten machen wird. Auffällige Farben bei Insekten können bedeuten, dass diese Insekten giftig sind oder sich zur Wehr setzen. Sinn und Bedeutung, und andere für Schwurbler anfällige Konzepte zeigen sich hier in einer recht einfachen Form. Im menschlichen Zusammenleben ist es natürlich weitaus komplizierter, aber nicht unnähnlich. Auch hier ist Bedeutung eine Entsprechung zu entwas anderem, ohne dass dabei geisterhafter Dualismus vonnöten ist. In der Semiotik zum Beispiel ist dieser Pseudo-Dualismus der Unterschied aus Zeichen und Referent.
Auch das musst Du erläutern, denn die Semiotik sagt im Grunde, dass die Speisekarte nicht das Essen ist, was Du ja auch betonst.
Es gibt eine Differenz zwischen dem Wort „Hund“ (Signifikant - eine Zeichenfolge, die nicht frisst, bellt und mit dem Schwanz wedelt), dem was in Dir auftaucht, wenn Du denn „Hund“ hörst (Signifikat) und dem Referenten, dem realen Hund („Ah ja, Waldi ist ein Hund“). Dass man das Wort „Currywurst“ nicht essen kann, ist doch kein Dualismus.
Sinn und Nutzen sind wiederum zwei Paar Schuhe. Nutzen heißt, es hat die und die Funktion, wie Du es für einige Tiere beschrieben hast, Sinn geht über die Funktion hinaus. Wenn jemand sagt, dass er in seiner Arbeit keinen Sinn sieht, braucht man ihm nicht die Funktion der Tätigkeit, die er ja schon ausführt zu erklären, sondern es bedeutet etwas wie: „Ich kann mich damit nicht mehr identifizieren. Ich weiß nicht, was das soll.“
Lumen hat geschrieben:Manchmal muss man einen Ausfallschritt beherrschen und kontinental-schwurblerische Traditionen in die Tonne treten, auch wenn die Gedanken bisweilen spannend und anregend sind. Aus meiner Sicht ist das vielleicht Poesie oder Kunst, aber als Versuch die Welt zu verstehen untauglich.
Mein genereller Einwand ist, dass Du bei einer Technisierung und Funktionalisierung genau in die Problem kommst, in denen der Naturalismus bereits ist. Man kann die Werte die man vertreten möchte, nicht begründen und dies wird offenbar als Missstand empfunden, doch die Lücke kriegt man nicht geschlossen. Die liegt in der Methode begründet. Neben bestimmt 20 Detaileinwänden, die ich hätte.