El Schwalmo hat geschrieben: Warum sollte man die aktuelle Organisation der gesellschaftlichen Reproduktion verändern, nur weil eine Theorie etwas beschreibt?
Nein, weil die Theorie im anderen Fall eine fatale Verletzung der Generationengerechtigkeit prognostiziert.
El Schwalmo hat geschrieben: Du musst mindestens noch begründen, warum das Ziel anzustreben ist (und dafür ist Merschs Theorie vollkommen belanglos, man könnte diese Frage genauso gut diskutieren, falls diese Theorie grottenfalsch wäre).
Weil die Theorie im anderen Fall eine fatale Verletzung der Generationengerechtigkeit prognostiziert.
El Schwalmo hat geschrieben: Es ist trivial, dass, falls der IQ erblich ist, und sich die Menschen, die hohe IQs haben, sich nicht fortpflanzen, der IQ sinkt (falls man das bei einer auf einen Durchschnitt normierten Größe messtechnisch fassen kann).
Mit dieser Trivialität hat ein Großteil der Wissenschaften bereits ihre Probleme.
El Schwalmo hat geschrieben: Die Frage ist, wer dazu befugt ist, zu entscheiden, ob man eine Gesellschaft so organisieren muss, dass der IQ nicht sinkt. Die Diskussion ist uralt ('Eugenik'), Galton kannte Darwin persönlich.
Die Regierenden wären befugt. Sie haben den Auftrag, auch die Interessen der kommenden Generationen zu vertreten, und z. B. darauf zu achten, dass wir deren Ressourcen nicht restlos verbrauchen und die Umwelt nicht zu sehr verschmutzen. Sollte so etwas dennoch festgestellt werden, folgt das "sollen". Dies wird übrigens auch beim IQ schon längst so gehandhabt. Das Elterngeld wurde aus exakt diesem Grund implementiert: Man wollte dafür sorgen, dass sich beruflich engagierte (gebildete/intelligente) Personen verstärkt für Kinder entscheiden. Das Elterngeld korrelierte aus diesem Grund mit dem Einkommen. Bedauerlicherweise hat es nicht funktioniert, wie viele vorher schon prognostizierten, da Familie und Beruf eben kaum miteinander vereinbar sind. Beruflich engagierte Menschen scheuen sich trotz Elterngeld das Wagnis Kind einzugehen. Sie entscheiden sich lieber für Auto und Urlaubsreise, weil sie damit flexibler sind.
Es geht auch weniger um IQ, sondern um sozialen Erfolg, der auf sehr unterschiedliche Weise zustande kommen kann, sich aber letztlich fast immer in Geld ausdrückt und stark mit IQ und Bildung korreliert. Solltest du der Ansicht sein, dass eine Gesellschaft sich nach Möglichkeit nicht so organisieren sollte, dass sozialer Erfolg nicht negativ mit der Zahl der Nachkommen korreliert, dann bist du entweder der Auffassung, dass die ET für moderne menschliche Gesellschaften nicht mehr gilt (das müsstest du dann aber wirklich sauber begründen können und ich wage zu bezweifeln, dass du das kannst, speziell bei der sonstigen „Expertise“, die mir in dieser Frage hier so entgegenprallt), oder du hast sie nicht verstanden.
Es ist doch ganz einfach: Wenn eine Gesellschaft sich bewusst dafür entscheidet, dass nun nach Möglichkeit auch alle Frauen arbeiten gehen sollen, dann entscheidet sie sich nicht für etwas Gott gegebenes, sondern für ein Reproduktionskonzept, was nicht notwendigerweise evolutionär stabil sein muss. Wenn sie sich dafür entscheidet, dass jede Familie im Wesentlichen ihre Kinder selbst finanzieren soll, Sozialhilfeempfänger dagegen nicht, dann entscheidet sie sich für ein bestimmtes Reproduktionskonzept. Alles, was Mersch dazu sagt, ist: Alle diese Entscheidungen genügen irgendwelchen Interessen. Dabei ist möglich, dass sie sich einseitig an den Interessen der aktuellen Generation ausrichten und die der kommenden nicht ausreichend berücksichtigen. Mersch fordert, dass dies stärker geschehen sollte. Wir sollten gemäß ihm stärker berücksichtigen, welche reproduktiven und evolutionären Auswirkungen Entscheidungen haben können. Heute wird das praktisch nie gemacht. Es werden Maßnahmen immer nur daraufhin untersucht, welche unmittelbaren Auswirkungen sie haben, nicht aber auf lange Sicht. Das wäre die evolutionäre Sicht, die eine neue Qualität darstellt.
Tun wir nichts, wird die kommende Generation unter Armut leiden. Das kann man schon jetzt klar prognostizieren, zumal ein Großteil der heutigen Kinder ja bereits in Armut aufwächst (was du scheinbar für normal, ich für ein Verbrechen halte).
Ich halte deine Stellungnahme nicht für sachlich wissenschaftlich, sondern klar ideologisch motiviert. Sie war politisch, nicht wissenschaftlich. Das Galton-gepoltere in diesem Zusammenhang diente der politischen Agitation. Hier geht es um ein naturalistisches Weltbild, nicht um die übliche politische Agitation.