Zappa hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben: Behe behauptet beispielsweise, dass es für sein Argument keine Rolle spielt, ob die Komponenten in anderen Kontexten funktional sind.
Mmmh, und was will er dann damit belegen? Wenn Komponenten in anderen Systemen funktional sind, ist eine Rekombination durch Mutation doch leicht denkbar und wenn daraus ein Selektionsvorteil entsteht, setzt sich diese Rekombination fort und durch. Das passt doch prima in die Evolutionstheorie, oder versteh ich da was falsch?
Behe bastelt sich natürlich ein Strohmännlein und fackelt dieses dann genüsslich ab.
Früher, bevor Behe seine Terminologie der "irreduziblen Komplexität" erfand, wurde dieselbe Argumentation am Beispiel von Organen wie z. B. dem Auge bemüht. Die ging in etwa so: "Ein Auge ohne durchsichtige Haut, Konvexlinse und Glaskörper funktioniert nicht, folglich mussten alle Teile in einem Schritt entstehen, was transastronomisch unwahrscheinlich ist." Die Biologen haben aber längst darauf hingewiesen, dass Evolution so nicht funktioniert, weil aus einem lichtempfindlichen Fleck - via Funktionswechsel, über eine Brückenfunktion - Schritt für Schritt ein Linsenauge entstehen kann. Diese Tatsache völlig ignorierend argumentiert Lönnig immer noch so, wie es Paley schon vor Jahrhunderten getan hatte. Clevere Biologen wie Behe treten stattdessen einen Schritt zurück, indem sie die Evolution auf
morphologischer Ebene zwar anerkennen, aber auf
molekularer Ebene dieselbe Argumentation erneut präsentieren. Der Originalität wegen verpasste Behe dem Kinde nur einen neuen Namen.
Jetzt wird, um beim Auge zu bleiben, halt einfach behauptet, dass all die biochemischen Abhängigkeiten beim Sehvorgang unmöglich graduell entstanden sein konnten. Diese Argumentation ist jedoch nicht weniger daneben, weil auf molekularer Ebene genau diesen Evolutionsprinzipien gelten wie auf morphologischer. So weiß man heute beispielsweise, das fast jede Zelle lichtempfindlich ist. Das Protein Melanopsin etwa, das in retinalen Ganglienzellen der Lichtwahrnehmung dient, kommt auch in der Haut und im Gehirn vor. Andererseits können Nervenzellen auch ohne die komplizierte visuelle Signaltransduktion als Lichtrezeptoren fungieren, was sich durch entsprechende Knock-out-Experimente zeigen lässt. Folglich mussten auch die komplexen biochemischen Prozesse in den Lichtsinneszellen keineswegs "in einem Schritt" entstehen, um zumindest eine einfache Lichtwahrnehmung zu ermöglichen. Alle wesentlichen Strukturen, wie lichtsensitive Pigmente, lichtempfindliche (Nerven-) Zellen, Ionenkanäle usw. waren im Prinzip bereits vorhanden usw.
Dass die IC-Argumentation bankrott ist, zeigt sich auch am "evolutionskritischen Lehrbuch" von R. Junker und S. Scherer. In der 6. Auflage wird dort zur Evolution des "Bakterienmotors" behauptet, es seien mindestens 160 simultane Mutationen erforderlich, bevor aus einer funktionalen Vorstufe eine funktionierende Flagelle werden kann. Das entspricht einer Entstehungswahrscheinlichkeit, die mehr als nur transastronomisch klein ist. Jahre vor Drucklegung des Buch hat jedoch bereits Nick Matzke im Rahmen eines Modells gezeigt, dass sich der Evolutionsweg in
mindestens 11 Teilschritte zerlegen lässt, wobei jeder Einzelschritt durch die Selektion belohnt wird. Junker/Scherer räumen inzwischen ein, dass die 160 Simultanmutationen unrealistisch sind, rücken aber von Ihrem grundsätzlichen Argumentationsschema trotzdem nicht ab. Statt dessen wird ein Teilschritt in dem Modell problematisiert und abermals behauptet, es seien x
Simultan-Mutationen erforderlich, ohne dass es dafür eine empirische Evidenz gäbe. Nur beträgt x jetzt vielleicht 5-10, von x=160 ist längst nicht mehr die Rede. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die IC-Argumentation auf Unwissen und auf der Ignoranz evolutionsbiologischer Prinzipien ("GIGO") beruht, Junker und Scherer haben ihn geliefert.