Das Multiversum und was es bedeutet

Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon stine » So 11. Dez 2011, 14:55

Nanna hat geschrieben:Ich kann mich weder gut fühlen, wenn ich ihn verschone, weil ich ihn ja in einer der Varianten verschonen musste und genauso brauche ich mich auch nicht besonders schlecht fühlen, wenn ich ihn erschieße, weil ich das ja auch in einer der Varianten tun musste. Dadurch, dass ich determiniert bin, beides zu tun und es Glückssache ist, in welcher der Varianten ich mich hinterher wiederfinde, sind Entscheidungen und auch ganze Begründungsstränge etc. völlig irrelevant geworden.
Selbst wenn diese Theorie Wirklichkeit wäre, dann hättest du in diesem Beispiel doch immerhin die Wahl, in welcher Variante du dich hinterher wiederfinden möchtest.

Nanna hat geschrieben: dem, dass es auf die Gesamtheit der Universen gesehen keinerlei Moral oder Richtiges gibt, weil ich für jede gute Tat, die ich in irgendeinem Universum tue, in einem anderen mit Gewissheit eine schlechte begehe und das führt das ganze Ziel des moralischen Handelns absolut ad absurdum.
Wie oben erklärt, wählst du das Universum, in dem du künftig weiter leben möchest selbst aus, durch deine Entscheidung, die du triffst. Was mit deinem "dir unbewussten" Doppelgänger passiert, kann dir doch egal sein, oder? Du lebst immer in der Welt, die du dir "bewusst" machst.

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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Nanna » So 11. Dez 2011, 15:40

Nein, genau die Wahl habe ich eben nicht, wenn determiniert ist, dass ich immer beide Möglichkeiten (platt gesagt: die gute und die schlechte) wähle. Es bedeutet auch, dass ich beide Möglichkeiten gut finden muss. Dass ich mich für irgendetwas entschieden habe, ist eine Illusion, die unter den Annahmen der MWI, wie ich sie verstehe, nur in der Retrospektive funktioniert. Ich rede mir ein, ich hätte moralisch handeln wollen, indem ich die gute Möglichkeit gewählt habe. In Wirklichkeit hatte ich nur Glück, nicht in dem Universum zu landen, in dem ich die schlechte Variante gewählt habe. In einem Multiversum, in dem man alle möglichen Entscheidungswege simultan geht, anstatt einen vielversprechenden zu wählen, gibt es keine Entscheidungen mehr, nur das, was wir hinterher so nennen, um uns einen willkürlichen Verlauf an Ereignissen zu rationalisieren. Ich finde das fast noch fataler als ein streng deterministisches Einzeluniversum, denn in jenem finden zumindest überhaupt noch Abwägungen statt, selbst wenn das Ergebnis theoretisch vorbestimmt ist.
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon stine » So 11. Dez 2011, 16:58

Nanna hat geschrieben:Dass ich mich für irgendetwas entschieden habe, ist eine Illusion, die unter den Annahmen der MWI, wie ich sie verstehe, nur in der Retrospektive funktioniert. Ich rede mir ein, ich hätte moralisch handeln wollen, indem ich die gute Möglichkeit gewählt habe. In Wirklichkeit hatte ich nur Glück, nicht in dem Universum zu landen, in dem ich die schlechte Variante gewählt habe.
Ich würde sagen: Gut, dass das nur eine Theorie ist!
Ich denke, du brauchst dir vorerst keine Sorgen zu machen. Wenn du, bis zum Beweis der Multiversen, vorerst wenigstens mal nur so tust, als würdest du dich stets für den moralischeren Weg entscheiden, dann könntest du weiterhin das Glück haben, immer in der Variante zu landen, wo es besser für dich und deine Lieben ausgeht.
Die Theorie, dass jede Entscheidung eines jeden Menschen hier auf dieser Erde eine Spaltung des Universums nach sich zieht, halte ich für nicht realistisch. Es ist die Kopfgeburt eines surreal denkenden Wissenschaftlers.

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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 08:44

stine hat geschrieben:Die Theorie, dass jede Entscheidung eines jeden Menschen hier auf dieser Erde eine Spaltung des Universums nach sich zieht


Nochmal: Es geht nicht um die Entscheidungen von Menschen. Sonst hätte die MWI ja erst angefangen zu existieren, als es die ersten Menschen gab und würde aufhören, wenn alle Menschen ausgestorben sind. Jedes Atom, das die Möglichkeit hat, verschiedene Wege einzuschlagen, erschafft neue Universen - bzw. hat sie längst erschaffen, da Zeit nur Illusion ist.
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon ujmp » Mo 12. Dez 2011, 10:44

Was meinst du damit, dass "Zeit eine Illusion" ist? Es ist unmöglich sich überhaupt irgendein Sein vorzustellen ohne dass es irgendwie dauert.
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 12. Dez 2011, 10:58

Zeit ist insoweit als „Illusion“ zu bezeichnen (wobei mir der Begriff nicht gefällt, da er eigentlich was anderes sagen soll), dass Zeit vielleicht als Absolutes nicht vorhanden ist. Trotzdem ist Zeit eine objektive Realität (die subjektiv unterschiedlich empfunden werden kann).
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 11:18

Das ist natürlich nicht mehr als ne Mutmaßung, ein Verdacht, eine Theorie. Unter anderem beeinflusst durch den Ausgang eines Experiments, das ebenfalls im Buch "Das elegante Universum" beschrieben wird. Muss ich aber auch erst nochmal nachlesen, bevor ich es hier beschreiben kann. ;-)

Aber mal ganz grob veranschaulicht (und sicherlich nicht korrekt, aber besser kann ich's grad nicht erklären): Stell dir mal die Zeit als große Blase vor. Und der Beginn deines eigenen Lebens ist irgendwo an einem Punkt in dieser Blase. Von diesem Punkt aus bewegt sich dein Leben entlang einer Linie innerhalb dieser Blase, bis es irgendwo wieder endet. Also innerhalb der Blase ein kleiner Zeitpfeil, der nur in eine Richtung verläuft. Aber die Gesamtheit der Blase beinhaltet dennoch alles, was jemals passiert ist und jemals geschehen wird. All das ist bereits in dieser Blase zusammengefasst.

Genauso kannst du irgendwelche anderen beliebige Ereignisse nehmen, sei es die Geburt unserer Sonne bis zu ihrem Tod, und als kleine Linie innerhalb der Blase einzeichnen. Da ist einfach mal alles drin enthalten. Und alle diese Zeitpfeile, also alles, was wir erfahrungsmäßig in unserem Universum wahrnehmen können, haben innerhalb der Blase die gleiche Richtung.

So gesehen könnte es aber auch durchaus Dinge oder Wesen geben, deren Zeitlinien innerhalb der Blase in eine andere Richtung verlaufen, als unsere das tun, oder aber unsere an einer Stelle kreuzen ... vielleicht auch an mehreren ...

Na ja, verstehst du, wie ich es ungefähr meine?
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Nanna » Mo 12. Dez 2011, 13:08

Arathas hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Die Theorie, dass jede Entscheidung eines jeden Menschen hier auf dieser Erde eine Spaltung des Universums nach sich zieht


Nochmal: Es geht nicht um die Entscheidungen von Menschen. Sonst hätte die MWI ja erst angefangen zu existieren, als es die ersten Menschen gab und würde aufhören, wenn alle Menschen ausgestorben sind. Jedes Atom, das die Möglichkeit hat, verschiedene Wege einzuschlagen, erschafft neue Universen - bzw. hat sie längst erschaffen, da Zeit nur Illusion ist.

Ja, aber das beinhaltet eben, dass menschliche Entscheidungen, die nunmal mit Atombewegungen korrelieren, von diesen Spaltungen betroffen sind. Bin ich der einzige, der darin eine Herausforderung für die Ethik sieht (was, jetzt kommt Trick 17½ mit Selbstüberlistung, eigentlich egal ist, weil die Ethiker das sowohl als Problem begreifen werden als auch es nicht zu tun, falls die MWI gilt. Irgendwie unbefriedigend...)?
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 13:46

Das "Problem" sehe ich schon, ich wollte eben nur drauf hinweisen, dass nicht nur menschliche Entscheidungen zur MWI führen, weil stine das (so sah es aus) so verstanden hatte.

Zur ethischen Herausforderung: Eine MWI bedeutet, dass alles, was möglich ist, auch (irgendwo) passiert. Es bedeutet aber auch, dass nicht Unmögliches geschieht. Wenn ich einen Würfel werfe, gibt es verschiedenste Möglichkeiten, auf welcher Seite er landen kann. Aber in keinem aus dieser Situation entstandenen Universum wird der Würfel sich in einen lebendigen, 30 Meter großen Wal verwandeln, der plötzlich auf deinem Wohnzimmertisch liegt. (auch wenn der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive bei Douglas Adams genau das tut)

Genauso wird durch dein bisheriges Leben bestimmt, welche Möglichkeiten sich im weiteren Verlauf des Lebens ergeben. Ein absolut friedfertiger Mensch wird sich, wenn er wie in deinem Beispiel die Waffe auf jemanden richtet und sein Leben dabei nicht selbst in Gefahr ist, gar nicht dafür entscheiden, abzudrücken, weil es in diesem Moment nicht im Bereich der Möglichkeiten liegt. Die Entscheidung wird beeinflusst vom bisherigen Verlauf des Lebens, und dein Leben hätte anders verlaufen müssen, um dich dazu zu bringen, abzudrücken. Es wird wohl auch Universen geben, in denen dein Leben anders verlief, du anders geprägt wurdest und dann in die selbe Situation kommst und abdrückst ... aber das ist eine andere Geschichte.

Gut, das löst noch immer nicht dein aufgeworfenes ethisches Problem, aber das wollte ich nur mal als Gedankengang einwerfen ...

Wobei ich gerade darüber rätsele, warum im Hitchhikers guide to the galaxy aus einem Blumentopf ein Wal wird. Mr Adams befand wohl, dass es doch im Bereich des Möglichen läge, dass dies passiert ... wenn auch mit unendlicher Unwahrscheinlichkeit ... ;-)
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon stine » Mo 12. Dez 2011, 13:49

Ich habe MWI nur deswegen einzig im Hinblick auf menschliches Leben gesehen, weil es auf andere Hinblicke, natürliche Abläufe jeglicher Art, egal ist. Da ich die Theorie sowieso nur für ein Hirngespinnst halte, ist das noch zusätzlich egal, wie begrenzt man das sieht.
Wir hatten hier im Forum schon mal über den Doppelspalteffekt debattiert und ich hatte dazu ein schönes Video reingestellt, aber ich müsste das unter meinen vielen Beiträgen wieder finden, was ziemliche Arbeit macht.
Ich halte mich, was die Möglichkeiten der Kleinstteilchen betrifft an meine Wasserfalltheorie: Materie ist nicht statisch, egal welche. Meine Theorie ist nicht wissenschaftlich fundiert, aber weil logisch nachvollziehbar, realer, als ein MWI.

:wink: stine
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 14:02

stine hat geschrieben:Meine Theorie ist nicht wissenschaftlich fundiert, aber weil logisch nachvollziehbar, realer, als ein MWI


Das erinnert mich an meinen Kumpel, der behauptet, etwas wäre so und so, und dann sage ich, dass es aber wissenschaftlich gesehen ganz anders ist, und er erwidert: Meine Erklärung ist aber logischer. :mg:

Im Bereich der kleinsten Teilchen müssen wir uns aber damit abfinden, dass menschliche Logik nicht geeignet ist, um sie zu beschreiben. Sie verleitet uns da sogar zu Fehlinterpretationen.
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon ujmp » Mo 12. Dez 2011, 14:21

Arathas hat geschrieben:Im Bereich der kleinsten Teilchen müssen wir uns aber damit abfinden, dass menschliche Logik nicht geeignet ist, um sie zu beschreiben. Sie verleitet uns da sogar zu Fehlinterpretationen.

Jetzt spätestens hast du meinen Verdacht erhärtet, das der größte Teil der WU-Befürworter nicht wirklich weiß, wovon sie eigentlich reden. Ohne Logik kannst du nämlich überhaupt nichts erklären. Erklärung ist Logik. Und die Multiversentheorie ist im Übrigen auch nur aus Logik entstanden, weil sie nämlich die logische Konsequenz aus bestimmten Grundannahmen darstellt. An der Stelle ausgerechnet, wo die Logik dann nicht weiterkommt soll man auf sie verzichten. - Da sollte man dann eigentlich erstmal auf die Idee kommen, dass diese Grundannahmen evtl. nicht stimmen. Das erinnert mich dann doch alles sehr an "Gottes Wege sind unergründlich"...
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 14:29

Menschliche Logik ist nicht gleich mathematische Logik. Also jedenfalls nicht für mich. ;-)

Kann auch sein, dass ich mich sehr mißverständlich ausgedrückt habe. Mit Logik meinte ich die "Logik der großen Welt", also das, was die Menschen seit Jahrtausenden durch Beobachtungen der Natur herausfinden konnten und was sich mit unseren Erfahrungen deckt. Und diese Logik lässt sich nicht auf das, was da im Kleinsten passiert, anwenden (oder ergibt Fehlinterpretationen).

So jedenfalls sagen es alle Wissenschaftler, die Bücher über sowas schreiben. Mehr als denen Nachplappern kann ich da auch nicht, da ich mathematisch eine Niete bin und da nie durchsteigen werde und mich auf deren Erklärungen verlassen muss ...
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon ujmp » Mo 12. Dez 2011, 14:37

War nicht persönlich gemeint. Es ist schwer vorstellbar, dass ich mir mal was vorstellen werde, was man sich nicht vorstellen kann - oder so... Ich hab mir Greens "Hidden Reality" besorgt, wir aber noch 'ne Weile dauern, bis ich kundig bin ;-).
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Mo 12. Dez 2011, 14:45

Erzähl dann mal, wieviel du von dem Buch verstanden hast. :mg:

Ich hab zwei andere von ihm gelesen, eben das "elegante Universum" und "Der Stoff, aus dem der Kosmos ist", das von dir erwähnte aber noch nicht. Wäre aber mal wieder Zeit, mich in so ein Werk zu stürzen und hoffnungslos unterzugehen ...
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Gandalf » Di 13. Dez 2011, 21:37

stine hat geschrieben:Die Theorie, dass jede Entscheidung eines jeden Menschen hier auf dieser Erde eine Spaltung des Universums nach sich zieht, halte ich für nicht realistisch. Es ist die Kopfgeburt eines surreal denkenden Wissenschaftlers.


Sorry, Deine Ansicht ist so "surreal logisch", wie die Meinung der krichlichen Inquisition:
- die Sonne kann nicht im Mittelpunkt des Universums sein, da die Erde schon diesen Platz einnimmt
..
oder
- ddie Erde kann keine Kugel sein, da wir ja sonst herunterfallen würden
- Wir müssen uns im Zentrum des Universums befinden, da sich ja alle Galaxien von uns weg bewegen
- das es auf anderen Planeten Leben gibt, halte ich für nicht realistisch, denn Leben ist etwas, was es nur auf der Erde gibt
...

Das Prinzip eine Hologrames ist die Kopfgeburt eines Wissenschaftlers, der mir weismachen will, das viele Einzelbilder auf einer Fläche gespeichert werden, können, obwohl ich doch immer nur eines davon sehen kann...

ts ts ts..
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Gandalf » Di 13. Dez 2011, 22:47

Ich will das Ganze mal in eine deutlichere "multiversale Sprache" übersetzen. (Deutlicher als ich es sonst allgemein tue ;-) )

Nanna hat geschrieben:Nein, genau die Wahl habe ich eben nicht, wenn determiniert ist, dass ich immer beide Möglichkeiten (platt gesagt: die gute und die schlechte) wähle.


Wer sagt das wenn man "immer mehre gleich_gültige" Möglichkeiten" hat, sich diese auch mit gleicher Wahrscheinlichkeit verwirklichen (= im Multiversum weiterkopieren)? Du setzt hier Annahmen voraus, die einfach nicht gegeben sind:
Bsp,: (Das für Lebewesen über-lebenswichtige) Insulin funktioniert nur in der Anordung seiner Moleküle, wie sie eben für Lebewesen erforderlich sind. Geringfüge Abweichungen ("freie Entscheidungen oder "Zufall") im Aufbau des Stoffes führen dazu, das Insulin für das Lebewesen unbrauchbar wird. - Das Lebewesen stirbt - in diesem Teil des Universums ... nach kurzer Zeit.

Geh also mal beruhigt davon aus, dass auch Du in Zukunft in der überwiegenden Mehrzahl der Universen, die an der Entscheidung Deiner Wahl beteiligt waren, - ähnliche, bzw. die gleiche Entscheidungen getroffen hast. Emergente Eigenschaften verschwinden nicht so einfach, denn sie wurden ja teilweise in Millionen Jahren Entwicklungszeit "geprägt" und bilden starke 'Kopiervorlagen'. Z.t. 'extrem stark' - wenn ich so machen "Natrugesetze und Konstanten" betrachte...

Auch Du folgst einem Schema, dem Du treu bleibst und bist nicht der Technokrat, der jederzeit "switchen" könnte, - so wie es angeblich die "Theorie" vorhersagt.

Und wer nicht zum Mördertaugt, der wird mit größter Wahrscheinlichkeit (also in der überwiegenen Anzahl der Universen) auch keinen Mord begehen.

Nanna hat geschrieben:Es bedeutet auch, dass ich beide Möglichkeiten gut finden muss.

warum? Wenn Du in der Vergangenheit Entscheidungen mit gewisser Wahrscheinlichkeit getroffen hast, wird sich die Entscheidungsfindung auch in Zukuft 'wahrscheinlich ähnlich' gestalten!?

Nanna hat geschrieben:Dass ich mich für irgendetwas entschieden habe, ist eine Illusion, die unter den Annahmen der MWI, wie ich sie verstehe, nur in der Retrospektive funktioniert. Ich rede mir ein, ich hätte moralisch handeln wollen, indem ich die gute Möglichkeit gewählt habe.

Nein. Du 'hattest' definitiv eine (physikalisch mögliche) Wahl. Dennoch hast Du nach "langem ringen" mit Dir selbst (= hefitgen Interferenzen zwischen ähnlichen, aber nicht gleichen Universen, in denen Du diese Entscheidung treffen musst), Dich für einenZwieg entschieden. Wahrscheinlich befindest Du Dich gerade in diesem.


Nanna hat geschrieben: In Wirklichkeit hatte ich nur Glück, nicht in dem Universum zu landen, in dem ich die schlechte Variante gewählt habe.

Ich sag mal so , die Wahrscheinlichkeit war astronomisch hoch, das Du in einem Universum gelandet bist (und dass Dein Sein beinhaltet), das Deinem ähnlich ist, wie es Microsekunden früher war (und nicht irgendwo auf einem anderen Planeten, einem Universum mit anderen Naturgesetzen oder im leeren Raum)

Nanna hat geschrieben:In einem Multiversum, in dem man alle möglichen Entscheidungswege simultan geht, anstatt einen vielversprechenden zu wählen, gibt es keine Entscheidungen mehr, nur das, was wir hinterher so nennen, um uns einen willkürlichen Verlauf an Ereignissen zu rationalisieren. Ich finde das fast noch fataler als ein streng deterministisches Einzeluniversum, denn in jenem finden zumindest überhaupt noch Abwägungen statt, selbst wenn das Ergebnis theoretisch vorbestimmt ist.

Es sind genügend Universen für alle da. Also warum resignieren?
====================================

Das Haptproblem,das ich sehe: Nicht die VWI ist "kopflastig", sondern es haben sich bislang viele zu wenig Köpfe (Philosophen) mit ihr ernsthaft auseinandergesetzt. Und diejenigen, die es taten, kamen zu den selben Fehlschlüssen in Folge voraussetzender Annahmen - wie Du. David Deutsch hat es als Physiker denoch gewagt, dieses Terrain zu betreten (was ihm wohl von manchen Philosophen übel genommen wird, die nichts von Quantenpyhsik, - oder diese missverstehen) und konsequent physikalisch 'duchzudeklinieren'.

Ein paar andere Ansichten dazu:
Z.D. Zehmeint, nur ein Zweig im Multiversum (also der, in dem wir uns befinden wäre bewusst)
Die ManyMinds-Therory http://en.wikipedia.org/wiki/Many-minds_interpretation

Denn was überhaupt noch nicht hinterfragt wurde: Was ist das was wir als "Ich" oder als "Selbst" bezeichnen"?
(Scheinbart schient sich niemand an dieses "heiße Eisen" ranzuwagen, - da absehbar ist, das dabei die gespielte Objektivität aufgegeben werden muss)

Basiert dieses 'unfassbare subjektive Etwas' vlt. doch nicht "nur in diesem Universum allein", sondern ist nur ein 'Teilaspekt', eine (wahnehmbare) "Seite" eines "Tesseracts". Also etwas, ds nicht aus abzählbaren Atomen besteht, sondern sich aus 'dynamischen Interferenzen' über viele Universen hinweg zusammensetzt (wobei die allermeisten nahezu identisch sind). Sind wir vlt doch nur Teil einer vielgestaltigeren (multidimensionalen) "Wesenheit"? Wenn man die QT und den ihr zu Grudne liegenden universalen Beziehungsaspekt Ernst nimmt, kommt man an dieser Frage nicht vorbei.

Ich persönliche bevorzuge die Vorstellung, das man sich das "Selbst" durchaus auch als eine Art "Hologramm"- verbildlichen kann, das sich mit anderen Holgrammen zu 'einer' Welt abstimmt.

Die Frage nach dem "Selbst"(Verständnis) dürfte gerade in einem Naturalistenforum auch so ein "Drache hinter dem Spiegel" zu sein, den man am Besten ruhen lässt: Ich wecke ihn dennoch mal: Seltsamerweise gibt es nämlich (esoterische) "Durchgaben", die imho so fast gar nichts mit dem "normalen Eso-palaver" zu tun haben und genau diesen mutliversalen Aspekt des "Selbst'" aufgreifen: anthropomorphes Wesen? Auch wenn ich vieles dort für durchaus fragwürdig halte, ergeben sich für mich durchaus faszinierende (und insprierende) Fragestellungen das Multiversum betreffend.

Grüße
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Nanna » Di 13. Dez 2011, 23:24

Danke für die Antworten. Ich werd das mal eine Weile meinem Unterbewusstsein zum Durchkauen weiterreichen und mich melden, wenn irgendwas sinnvolles hinten rausgeplumpst ist. Nur, dass du weißt, dass ich es gelesen habe und lesenswert fand.
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Arathas » Do 15. Dez 2011, 11:36

Gandalf hat geschrieben: anthropomorphes Wesen?


Aaaaaargh! Ich dachte, diese Art Design wäre zusammen mit dem schlechten Geschmack ausgestorben. :mg: Ehrlich, ich kann das nicht lesen, obwohl ich ja gern wollte. Muss es mir wohl irgendwo anders hin kopieren ...

Das mit der ManyMinds-Theorie erinnert mich grad stark an das Drehbuch, das ich vor ein paar Monaten für nen Drehbuchwettbewerb geschrieben habe: Eine Person hat nen Autounfall und fällt ins Koma, wacht nach nem halben Jahr wieder aus dem Koma auf und weiß gar nicht, dass sie im Koma lag, weil für diese Person der Autounfall gar nicht stattgefunden hat, sondern sie hat das letzte halbe Jahr ihr Leben ganz normal weitergeführt, weil bei dem Unfall ihr Bewusstsein in ein anderes Universum "gerutscht" ist, und zwar in eines, in dem sie das Auto wieder unter Kontrolle bringen und ganz normal weiterfahren konnte. Drum kommt es dann als ziemlicher Schock für die Person, als sie plötzlich aus ihrem normalen Leben rausgerissen wird und die Ärzte ihr erzählen, sie hätte die letzten Monate im Koma verbracht ...
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Re: Das Multiversum und was es bedeutet

Beitragvon Gandalf » Fr 16. Dez 2011, 20:27

Nanna hat geschrieben:Danke für die Antworten. Ich werd das mal eine Weile meinem Unterbewusstsein zum Durchkauen weiterreichen und mich melden, wenn irgendwas sinnvolles hinten rausgeplumpst ist. Nur, dass du weißt, dass ich es gelesen habe und lesenswert fand.


Vlt kanns Du das gleich noch mit verarbeiten: Ich sehe keine Grenze zwischen Mikro- und Makrokosmos, da der "Makroskosmos. Nicht ddeswegen, weil es im Prinzip keine physikalischen Unterschiede gäge, sodnern weil es 'überhaupt keine Unterschiede' gibt.

Dei "Schulbuchmäßige Darstellung" das am DS nur ein Photon (bzw. Elektron, etc.) miteinander interferieren würde resultiert aus einer klassischen Sichtweise auf die Welt: Diese sei beleibig teilbar, dieTeile nach Teilung einzeln untersuchbar ("unter Laborbedingungen") - und der Beobachter schwebt sozusagen "objektiv darüber"..

Diese Ansicht führt zwangsläufig in eine Sackgasse, da es die Quantenwelt unter dieser (stillschweigend) voraussetzenden Annahme "verklassifiziert" - und jeder ist "befriedigt", wenn er dabei feststellt, dass man die Quantenphsik "nicht verstehen kann"... wie alle sagen... Klar, - 'SO' kann man sie auch NIE verstehen, genausowenig, wie wenn man eine Kugel verstehen will indem man sie mittels Quadraten zu beschreiben versucht.

Beim DS. heisst das ganz konkret: Man arbeitet nicht mit "einzelnen verschränkten Photonen", sondern man arbeitet mit "dem ganzen Multiversum", aus dem man 'einzelne Einheiten herausberechnet hat'. Die Trennung zwsichen Subjekt und Objekt ist also NIE von Natur aus gegeben, sondern immer nur in subjektiver Relation zum Experiment, das "man" gerade anstellt. Man spaltet nicht das Experiment ab, sondern 'rechnet das Universum aus dem Experiment heraus. Da dies aber eine gigantische Rechen- (und Engergie-)leistung erforderlich machen würde (die in einem einzelnen Universum nie zur Verfügung stehen kann) um alle Faktoren auszuschließen, hat man immer wieder "Zufallsergebnisse" je genauer man ein "einzelne Teil" beobachten will.

Aus diesem Zusammenhang ergeben sich das (evolutionäre) Prinzip, das bei jedem Quantensystem gefunden werden kann (sei es am Doppelspalt oder in der "österreichicschen Nationalökonomie" (siehe auch Geldystemthread)):

Diversifikation + Selektion


- im Wechselspiel einer positiven Rückkoppelung
Bild

Diversifikation = 'alle' physikalisch möglichen Möglichkeiten werden "getestet" (Multiversum)
Selektion durch positive Rückkoppelung = Möglichkeiten die weitere Möglichkeiten eröffnen, werden kopiert (Selbstreflexion).

Möglichkeiten, die nicht weiterführen bilden zwar die "Masse", doch da sie in ihrer Unbrauchbarkeit für das selbstreflexive System nicht selektiert werden, bleiben sie in einem Zustand niedrigerer Entropie auf das Multiversum bezogen (hinsichtlich der Quantensysteme also selbst, die nicht Atome, o.ä. "sind", sondern diese "zusammensetzen")

Diversifikation + Selektion habe ich bei einem Gensegment genauso...
Bild
...wie in der Soziologie (Wirtschaft):
- ein Unternehmer wagt etwas (ohne die Gewissheit, das Erfolg haben wird)
- erfolgreiche Muster kopieren sich weiter, indem die ausgewählte Realtität zur beobachteten Realität wird.
(und damit sind wir auch bei F.A. Hayek: "...menschliche Institutionen und Werte, sind das Ergebnis des (menschlichen) Handelns und nicht das Ergebnis (menschlichen) Entwurfs")

Grüße
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