Myron hat geschrieben:Im Ernst, dein dünkelhafter Ton missfällt mir!
Toll, das gefällt mir an dir als Diskussionskontrahent! Bist du zufällig Brite, deine "Not amused"-Art, deine Ausdrucksweise und deine häufigen englischen Zitate deuten darauf hin.
Auch wenn es anstrengender bei dir ist, will ich doch gerne kontern, es macht auch mehr Spaß
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Myron hat geschrieben: Darth Nefarius hat geschrieben:"Phänomenalität", wieder Eso-Kacke.
Von wegen! Damit ist gemeint, dass mein Bewusstsein sozusagen das Erscheinungsfeld oder der Erscheinungsraum des mir Gegenwärtigen ist, d.h. all desjenigen, das als Erscheinung in mein Bewusstsein fällt, darin auftaucht.
Also eine Art Oberstübchen?
Das mag als Modell ausreichen, aber es entspricht nicht der Realität, dass wir da ein Paar Gedanken in unserer Hirnschale haben, die miteinander diskutieren.
Myron hat geschrieben:Wenn sich die Subjektivität des Bewusstseins nicht mit der objektivistischen Methodologie des Behaviorismus erfassen lässt, dann spricht das nicht gegen dessen Realität, sondern gegen die Tauglichkeit jener Methodologie zur Untersuchung der psychischen Realität (die Teil der physischen Realität ist).
Die Untersuchungsmethoden sind mannigfaltiger als nur die Sektion, es ist nunmal wissenschaftlicher Modelle anhand der Beobachtung zu formen, anstatt umgekehrt. Wie würdest du denn dein Oberstübchen beweisen wollen? Du setzt voraus, dass dieses Konstrukt ein Teil der physischen Realität ist? Dann beweise es anhand dieser.
Myron hat geschrieben:Beobachtungen, d.i. (aufmerksame) äußere Wahrnehmungen (Sinneseindrücke), sind nur eine Art von Erlebnissen.
Zum Beispiel ist das Haben oder Erleben einer depressiven Stimmung keine Beobachtung.
Ich kann als selbstbewusstes Lebewesen meine Empfindungen, Gefühle, und Stimmungen zwar von einer höheren Bewusstseinswarte aus innerlich aufmerksam beobachten und beschreiben, aber das ist nicht dasselbe wie sie einfach zu haben und unmittelbar zu erleben, ohne sie zum ausdrücklichen Gegenstand einer höheren Geistestätigkeit zu machen, wie sie introspektive Akte darstellen.
Das, was nicht unter Wahrnehmung fällt aber du Erleben nennst, ist eine Art der Interpretation aktueller oder gespeicherter Sinneseindrücke. Sowohl die aufmerksame Beobachtung, als auch die Beschtreibung, als auch das unmittelbare Erleben bedingen nicht, dass diese Prozesse "höhere Geistestätigkeit" genannt werden. Man definiere "höher". Simultane Informationsverarbeitung ist durchaus bemerkenswert, aber genaugenommen nicht bewusst simultan auszuführen (versuch doch mal gleichzeitig deinen Gegenkommentar zu schreiben und dabei in den Fernseher zu gucken.). Alles Simultane in unserem Hirn ist eher unbewusst, unsere Verdauung, unser Herzschlag, unsere Atmung.
Myron hat geschrieben:Was ich meine, ist, dass sogenannte geistige Vorkommnisse (Ereignisse, Vorgänge, Zustände) nur dann echt geistige Vorkommnisse sind, wenn sie bewusste, erlebte Vorkommnisse sind. Alles, was sich hinter der "Bühne" des Bewusstseins abspielt, sind rein objektive Nerven- und Körpervorgänge ohne subjektiven, und damit ohne echt geistigen Gehalt.
Man kann da nicht so einfach unterscheiden, tatsächlich kannst du alles, was du subjektiven Gehalt nennst auch als objektiven deuten. Wenn dir besipielsweise der Magen schmerzt, wird das unweigerlich auch deine Laune beeinflussen, also deine Präzision in der folgenden Argumentation, deinen subjektiven geistigen Gehalt. Ich habe schon davon geschrieben, dass ich unser Handeln von Motiven ableite, die auf unseren Trieben basieren, also die objektiv ablaufenden und beobachteten Phänomene.
Myron hat geschrieben:[1] Im Computer werden die einzelnen Informationen (d.h. Bitfolgen, also Folgen von den Signalen 0 und 1) hintereinander verarbeitet. Im Gegensatz zu dieser seriellen Bearbeitung erfolgt im neuronalen Netz die Verarbeitung der Signalmuster parallel.
Tatsächlich erfolgt die Signalverarbeitung parallel, aber eben nicht bewusst parallel, sondern nur unbewusst, uns wird nicht auffallen, dass sonstwer einen neuen Haarschnitt hat, wenn wir am Steuer sitzen und die Ampel gerade rot wird, uns fällt (vor allem uns Männern) nur auf, dass jemand bestimmtes, wenn diese Person darauf hindeutet, anders aussieht, aber nur dann, wenn wir versuchen dies bewusst wahrzunehmen.
Myron hat geschrieben:[2] Die Geschwindigkeit der Signalverarbeitung an den Schaltelementen (z.B. Transistoren) eines Computers liegt im Bereich von Millionsteln von Sekunden, hingegen bei den Neuronen des Gehirns im Bereich von nur einigen Tausendsteln von Sekunden. Diese langsame Geschwindigkeit der Signalverarbeitung durch ein biologisches Neuron wird andererseits wieder ausgeglichen durch die parallele Informationsverarbeitung von mehreren Neuronen.
Zur Parallelität habe ich schon etwas geschrieben, die Geschwindigkeit ist unser Nachteil, aber vielleicht können wir eines Tages beides kombinieren (sobald die chemisch-biologische Grundlage für Kohlenwasserstoff-Siliciumverbindungen ohne Abstoßung möglich sind). Im übrigen können Computer auch signale parallel verarbeiten, ich habe oft beobachtet, dass das aktuelle Update läuft, auch wenn ich gerade meinen neuesten Kommentar hier verewige, das ist parallele Verarbeitung.
Myron hat geschrieben:[3] Computer bestehen aus einigen Millionen von Schaltelementen, das Großhirn enthält über 20 Milliarden Neuronen. Ein Schaltelement des Computers hat nur wenige Verbindungsanschlüsse, ein Neuron kann bis zu 10000 Synapsen aufweisen. Die Vernetzungsdichte neuronaler Netze ist ungleich höher als bei einem Computer.
Ja, das stimmt, aber dennoch ist die höhere Rechenkapazität kein Argument für "mehr Bewusstsein", die Computer von heute können auch mehr verarbeiten als ihre Vorgäger von vor 10 Jahren, die Mechanismen ähneln sich in ausreichendem Maße. Ab wann soll man denn dem Computer ein Bewusstsein zusprechen, ab wann einem Menschen mit geistiger Behinderung absprechen? Ich denke, dass diese Grenze nicht zu ziehen ist, man kann sie nicht an einem Bit mehr oder weniger festmachen, sondern muss die Mechanismen betrachten.
Myron hat geschrieben:[4] Die Hardware moderner Computer muss absolut zuverlässig und fehlerlos sein. Ein kleiner Schaden und schon steht der Computer. Computer sind daher intolerant gegenüber Fehlern. Ganz anders hingegen neuronale Netze. Der Ausfall einzelner Neuronen führt nicht zum Totalausfall, sondern bewirkt nur einen langsamen Leistungsabfall. Neuronale Netze sind fehlertolerant.
Oh, da kennst du meinen schrottigen xp nicht! Ich bekomme dauernd Fehlermeldungen, einige Spezialisten können auch mit sonstwelchen Viren und Trojanern ihre Computer nutzen, auch wenn nicht mehr so gut, aber das geht dem Menschen auch so. Hast du mal in Taschenrechner was witzig-falsches eingegeben und dann "math error" rausbekommen? Bei mir hat er jedenfalls danach auch wieder funkltioniert, aber ich kann schon verstehen, wenn man diese störrischen Mistdinger nicht leiden kann, das geht mir bei einigen Menschen aber auch so.
Myron hat geschrieben:[5] Die Hardware eines Computers kann durch die Eingabe von Inputmustern nicht verändert werden, sehr wohl aber die Vernetzungsdichte in neuronalen Netzwerken. Das Gehirn kann auf Inputveränderungen mit Anpassungen seiner Hardware reagieren (Neuroplastizität). So sind beispielsweise bei Musikern jene motorischen Areale der Großhirnrinde, welche für die Steuerung der entsprechenden Handbewegungen verantwortlich sind, deutlich stärker vernetzt als bei anderen Menschen. Bei blinden Menschen, die häufig mit ihren Fingern Blindenschrift lesen, sind die entsprechenden sensorischen Areale in der Großhirnrinde deutlich vergrößert und dichter vernetzt.
Ich kann das Betriebssystem ändern, dann funktioniert die Hardware anders organisiert immer noch. Diese Flexibilität besitzen die heutigen Computer nicht, aber sie haben eine, wenn wir ihnen die Flexibilität einprogrammieren wollen, dass sie nur mit der Hälfte des Bildschirms arbeiten, wenn wir die andere in Stücke gehauen haben, weil die Verbindung wieder gerade abgekackt ist und wir wütend sind, dann werden sie das auch können, wir brauchen sie nur nicht, weil wir uns dann einen neuen Bildschirm kaufen.
Myron hat geschrieben:[6] Im Computer erfolgt eine genaue Unterscheidung von Daten und Adressen. Daten werden an Adressen abgespeichert und von dort wieder aufgerufen. Daten werden von im Zentralprozessor ablaufenden Programmbefehlen bearbeitet. In neuronalen Netzen gibt es diese Trennung von Adressen, Daten und Befehlen nicht. Die gespeicherten Inhalte sind mit ihren Adressen identisch. Die Daten werden durch veränderte Synapsenstärken an bestimmten Orten im Netz repräsentiert. So entstehen im Netz Landkarten der Außenwelt. Die Datenverarbeitung in neuronalen Netzen wird nicht durch Befehle eines Supervisors programmiert, sondern folgt lediglich den Mechanismen des Feed-Backs und der Assoziation."
Wieder etwas, das du vorraussetzt und nicht belegen kannst, der Supervisor.
Das, was du Supervisor nennst, nenne ich nur Kettenreaktion von Informationen, die nach einer "Rechnung" zu einem "Ergebnis" kommen. Die entsprechenden Erlebnisse, wie du sie nennst, sind lediglich unsere Tasten. Auch im Computer kann ich über mehrere Stellen an die selbe Datei rankommen, es gibt also mehrere Querverbindungen. Auch Dateien kann man nach Prioritäten speichern, was man auch tut, um beispielsweise das System wiederherzustellen.
Zum Rest: Das Maß an Selbstorganisation besitzen unser Computer noch nicht, sie sind uns in fast allem unterlegen, aber sie besitzen gleiche Muster, was die Rechenarbeit bertifft, es ist unsinnig die höhere Leistungsfähigkeit eines Rechners als "Bewusstsein" zu bezeichnen.