PoppersFan hat geschrieben:Ich finde den ganzen Themenkreis sehr interessant, vor allem deshalb: Wenn es auf naturalistischer Seite irgendetwas gibt, dass einem religiösen Dogma ähnelt, dann ist es der physikalistische Monismus. Ihn durchweht so etwas Kristallklares und Endgültiges, und er schmeichelt unserem Bedürfnis nach Letzterklärung. Außerdem bietet er scheinbar den sichersten oder zumindest tiefsten Schützengraben an der Front zum Theismus. Mit entsprechender Begeisterung wird er dann auch von Vielen vertreten. Aber ist er denn tatsächlich richtig?
Selbstverständlich ist in Bezug auf den Physikalismus bzw. Naturalismus auch die Wahrheitsfrage zu stellen.
Ich denke, dass zumindest deren tolerantere Varianten beste Chancen haben, sich zu behaupten.
Der Supervenienz-Physikalismus ist beispielsweise ein ziemlich toleranter Physikalismus:
"Physicalism is true at a possible world w iff any world which is a physical duplicate of w is a duplicate of w simpliciter.""Der Physikalismus ist wahr in einer möglichen Welt W genau dann, wenn jede Welt, die ein physikalisches/physisches Duplikat von W ist, insgesamt ein Duplikat von W ist."(
http://plato.stanford.edu/entries/physicalism/#2)
Das heißt, zwei in physikalischer/physischer Hinsicht identische Welten sind notwendigerweise sowohl in biotischer, psychischer, als auch sozio-kultureller Hinsicht identisch.
Streng genommen bedeutet dies, dass es keine mögliche Welt gibt, die mit unserer wirklichen Welt zwar physisch identisch ist, aber in der Beethovens 9. Symphonie nicht existiert.
Selbstverständlich gibt es mögliche Welten, in denen Beethovens 9. Symphonie nicht existiert; aber dem Physikalismus nach sind jene Welten von der unsrigen wirklichen zwangsläufig physisch verschieden.
Mit anderen Worten, ein allwissender Geist, der alles über unsere wirkliche Welt weiß, bräuchte nur zu wissen, dass eine andere (mögliche) Welt mit der unsrigen
physisch identisch ist, um zudem zu wissen, dass darin Beethovens Neunte existiert.
Denn physische Identität bedeutet
totale Identität.
Das ist die These des Supervenienz-Physikalismus in ihrer einfachsten Formulierung.