Homöopathie

Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Do 26. Aug 2010, 07:55

War gestern in ner Gemeinschafts-Arztpraxis, wo auch eine Homöopathin mitmischt. Der ist es wohl auch zu verdanken, dass Homöopathie-Zeitschriften im Wartezimmer ausliegen. Und natürlich hab ich mir direkt so ne Zeitschrift geschnappt, obwohl ich nicht erwartet hatte, darin was zu lesen, was ich nicht schon weiß.

Aber dann kam doch noch was, was mir nicht bekannt war: In einem Artikel wurde beschrieben, dass, um die Wirkung von homöopathischen "Medikamenten" zu verstehen, "Arzneimittelprüfungen" durchgeführt werden. Dabei werden gesunden Menschen homöopathische Mittel verabreicht, und anschließend werden alle an diesen Leuten auftretenden Krankheitssymptome notiert. Und auf die Weise weiß man dann, gegen welche Krankheiten das getestete Mittel wirkt, denn es basiert ja alles auf dem Ähnliches-heilt-Ähnliches Prinzip.

Das war mir echt neu, denn es gab ja schon diese Homöopathie-Verarscher (in England zumindest), die sich auf öffentlichen Plätzen große Mengen von homöopathischen Medikamenten reingekippt haben (glaub es war Arsen) und dann eigentlich hätten sterben müssen. Oder zumindest krank werden. Jedenfalls ist natürlich gar nix passiert.

Aber wenn sich die Homöopathie und gerade die Arzneimittelprüfung derart leicht als Quacksalberei entlarven lassen - wie kann es denn dann diese Praxis der Arzneimittelprüfung überhaupt noch geben? Warum wird das nicht (vom Staat etc.) unterbunden? Schließlich ist es nachweisbarer Betrug. Und Betrug ist doch strafrechtlich verfolgbar, oder nicht?
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 26. Aug 2010, 08:09

Wo ist da nachweisbar der Betrug?

Wenn ein Homöopath glaubt, dass seine Behandlung hilft, dann schon mal nicht. (Der Vorsatz zum (umgangssprachlichen) Betrug ist Voraussetzung zum Betrug im juristischen Sinn.)
Wenn es hilft (egal wie, auch Placeboeffekt), dann sowieso nicht, denn niemand wurde direkt geschädigt (außer der Konkurrenz: Schulmediziner und "klassische" Chemie-/Arzeneimittelindustrie durch entgangenen Gewinn, dies kann aber niemals Betrug sein, es ist kein direkter Schaden.)

Zu deinem "England-Beispiel": such mal bitte eine Primär-Quelle. Mir ist nämlich irgendwie im Kopf, dass es eben ein Selbstversuch zum Nachweis der Wirkungslosigkeit war und nicht zur Harmlosigkeit. (also von der "anderen" Seite mit genau anderem, entgegengesetztem Ziel).
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Re: Homöopathie

Beitragvon Klaus » Do 26. Aug 2010, 08:33

Es ging in England um den Nachweis der Wirkungslosigkeit. Ansonsten Empfehlung, besten Hochlandkaffe, D23, entspricht ungefähr einem Kaffeemolekül im Mittelmeer, äußerst anregend, dabei schonend und garantiert fair gehandelt.
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Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Do 26. Aug 2010, 10:23

Ich sehe durchaus einen nachweisbaren Betrug:

Man kann beweisen, dass homöopathische Medikamente wirkungslos sind. Indem man tausend Leuten irgendwelche homöopathisch angerührten Gifte gibt und bei allen tausend keine Wirkung eintritt. Da genau dies die Arzneimittelprüfung-Praxis der Homöopathen ist, mit der sie die Wirkungsweise von ihren Mittelchen feststellen, lässt sich festhalten: Egal welche Wirkungen bei der Arzneimittelprüfung auftreten, sie sind nicht auf das Präparat zurückzuführen.

Man kann also die Methode, mit der homöopathische Mittel getestet und sortiert werden, als völlig nutzlos bewerten. Völlig objektiv. Ganz unabhängig vom Placebo-Effekt. Wenn man bei einem Medikament nachweisen kann, dass das Herstellungsverfahren unter Garantie nutzlos ist, warum darf es dann als Medikament verkauft werden?

Wenn die das Zeug im Supermarkt ins Regal stellen, OK. Freie Marktwirtschaft. Ich kann auch Wasser in Fläschchen abfüllen, Etiketten draufmachen wie "Gegen Erkältung", "Gegen Kopfschmerzen" oder "Gegen Gliederschmerzen" und das dann verkaufen. Wer's dann kauft, selbst Schuld. Aber als Medikament zulassen könnte ich das abgefüllte Wasser ja nicht einfach so. Wieso aber dürfen homöopathische Mittel zu Medikamenten auserkoren werden? Das ist für mich der Betrugsfaktor. :/
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 26. Aug 2010, 13:22

Arathas hat geschrieben:Ich sehe durchaus einen nachweisbaren Betrug:

Betrug setzt den Vorsatz (zur geldwerten) Schädigung gepaart mit dem (nachweisbarem) Wissen um (in diesem Fall) der Wirkungslosigkeit voraus. Homöopathen "wissen" aber in der Regel wohl um die Wirksamkeit, genauso wie ein Papst wohl um die Existenz eines oder mehrerer Götter weiß. Selbst einem Hamer ließ sich deshalb IIRC kein Betrug nachweisen und er ist deshalb juristisch kein Betrüger.
Alle drei mögen für dich Betrüger sein, sie sind es aber nicht im juristischen Sinn, selbst wenn du einem einarmigen Handstand machst und dabei dir einen Cappuccino kochst und trinkst (Milch manuell mit einer Gabel aufschäumen gehört dazu).
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Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Do 26. Aug 2010, 13:36

Mh. Aber wenn einer gefälschte Rolex-Uhren verkauft, selbst aber nichts davon ahnt, dass sie gefälscht sind, der kann doch auch wegen Betrugs belangt werden. Zudem habe ich selbst schon oft genug den Satz "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" zu hören bekommen, wenn ich was verbockt habe und dann darauf plädierte, nicht gewusst zu haben, dass ich das nicht hätte tun dürfen. (obwohl ich das natürlich genau wusste und mich auf die Weise nur rausreden wollte :mg: )



Aber ne ganz andere Überlegung, zur (behaupteten) Wirkweise von Globuli: Das Wasser ist der Informationsträger, weil es laut Homöopathie über eine Erinnerung verfügt. Ein homöopathisches Produkt entsteht, indem man einen Wirkstoff immer und immer und immer wieder mit Wasser verdünnt und dabei schüttelt. Irgendwann ist kein Molekül des Wirkstoffs mehr nachweisbar, aber dessen Informationen sind ins Wasser übergegangen und gehen dann mit der Einnahme des Präparats in den Körper über.


Wenn ich das mal auf das Leitungswasser übertrage, das hier aus meinem Hahn kommt: Dieses Wasser ist garantiert schon mit so ziemlich ALLEM in Kontakt gekommen, was überhaupt möglich ist. Dabei wurde es natürlich beständig "geschüttelt" (es floß, es strömte, es wurde zwischen Steinen hindurchgespült ... und so weiter). Eine ganz genaue homöopathische Verdünnung eines Stoffes dürfte in der Natur jede Sekunde überall auf der Welt Myriaden mal geschehen. In einem Tropfen Wasser aus dem Wasserhahn ist also im Grunde jeder erdenkbare homöopathische Wirkstoff vorhanden, den man überhaupt mixen könnte.

Sind meine Annahmen soweit korrekt? Wenn ja, dann werd ich gleich heut Abend beginnen, Flaschen abzufüllen, Etiketten zu drucken und bald gewaltig Kohle einzufahren ... :applaus:
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 26. Aug 2010, 13:54

Arathas hat geschrieben:Mh. Aber wenn einer gefälschte Rolex-Uhren verkauft, selbst aber nichts davon ahnt, dass sie gefälscht sind, der kann doch auch wegen Betrugs belangt werden.
Wenn er glaubhaft nachweisen kann, dass er dies weder wusste noch wissen konnte (bei Einhalt gewisser Sorgfalt) ...
Dein Großonkel Gustav aus den USA ist ein bekannter und begnadeter Uhrensammler. Er stirbt und du erbst einen Teil der Uhrensammlung. Darunter eine Rolex mit Zertifikat - ist aber beides eine exzellente Totalfälschung, Gustav hat es gewusst aber aus Jux hübsch ausgestellt. Du verkaufst das Zeug - und bist kein Betrüger (aber wenn der Käufer es merkt, Rücknahme und eventuell Schadensersatzpflichtig, da eine von dir behauptete Eigenschaft ("echte Rolex") nicht zutrifft. Außer der Käufer musste es merken oder wissen übrigens.) (Alles IIRC - ist länger her)

Arathas hat geschrieben: Zudem habe ich selbst schon oft genug den Satz "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" zu hören bekommen,
Na und?
Dies bedeutet, wenn du nicht gewusst hast, dass dieses Handeln strafbar ist, so kannst du trotzdem dafür bestraft werden. Aber dieses Handeln (siehe Uhrenbeispiel) ist nicht strafbar. (Der Vorsatz fehlt)

Arathas hat geschrieben:Wenn ich das mal auf das Leitungswasser übertrage,
Na, beim Schütteln musst du noch irgendwas spezielles machen, die Anzahl der Schüttelungen "ist relevant" IIRC.
Ja, es stellt sich natürlich die Frage, ob die Begründer solcher "Schüttelungen" keinen Vorsatz hatten (wie bei Religionsgründern auch), aber die Folgegenerationen glauben einfach. (und glauben auch zu wissen)
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Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Do 26. Aug 2010, 14:09

Stimmt, habe mir grad durchgelesen, was es für Potenzierungen gibt. Beispielsweise 1:50.000.

Auch daraus ließe sich ne schöne Hochrechnung erstellen: Um zu wissen, dass der Stoff bei der Potenzierung von 1:50.000 seine beste Wirkung entfaltet, muss dieser Hahnemann lediglich 49.999 vorherige Potenzierungen vorgenommen und jedesmal an einem Menschen mit dem richtigen Krankheitsbild getestet haben. Wenn er das nicht gemacht hätte, muss man ja annehmen, dass eine Potenzierung von 1:34.847 vielleicht deutlich besser wirkt als 1:50.000 ...

Und für jeden dieser knapp 50.000 Versuche brauchte er ja dann wie gesagt auch einen Menschen mit dem richtigen Krankheitsbild, sonst hätte er ja die Wirkung gar nicht testen können. Wenn man jetzt mal einfach nachrechnet, wieviel Zeitaufwand es bedeutet, ein Mittel auf eine bestimmte Potenz zu bringen und das ganze dem richtigen Kranken zu geben, und diese Zeit dann mit 50.000 multipliziert ... also ich glaub, das hat der Herr Hahnemann nicht so wirklich gemacht. Oder er hat nur ein einziges homöopathisches Mittel entdeckt, dann reicht seine Lebenszeit vielleicht sogar aus ... :mg:

Weiß jemand zufällig, wie lang es ungefähr dauert, so'ne homöopathische Potenz korrekt herzustellen?
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 26. Aug 2010, 14:31

Nicht so schlimm, müsste mal fragen (will aber nicht), aber sicher nicht sehr lange: Schütteldieschüttel
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Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Fr 27. Aug 2010, 07:43

Also wenn Hahnemann direkt nach seiner Geburt mit dem Versuchsaufbau für die 50.000er Potenz begonnen hätte und PRO Tag einen Menschen mit einer anderen Potenz seines Mittelchens zu heilen versuchte, hätte er lediglich 136 Jahre dafür gebraucht ... :opa:

Vielleicht treff ich ja mal nen Homöopathen, dem ich das erzählen kann. ;-)
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Re: Homöopathie

Beitragvon Bionic » Sa 28. Aug 2010, 21:36

Homöopathie muss doch totaler Blödsinn sein, aber warum glauben dann so viele Leute daran? Glauben dass sie ihnen geholfen hat.
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 29. Aug 2010, 10:48

Es geht tatsächlich um Glauben. Und warum Menschen Unsinn glauben, darüber geht es im halben Forum und auch sonst (nicht nur) in der Wissenschaft durchaus häufig.

Warum glauben (auch intelligente und gebildete) Menschen an 35% (legaler) Rendite, warum an einen beliebigen Gott (oder mehrere), dass der Onkel aus Nigeria einem Millionen gibt, wenn man ihm ein paar Tausend Euros oder Dollars gibt usw. usf.
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Re: Homöopathie

Beitragvon Gandalf » So 29. Aug 2010, 10:57

Bionic hat geschrieben:Glauben dass sie ihnen geholfen hat.


Vielleicht...- 'weil' sie ihnen geholfen hat?

@Arathas

Vielleicht hast Du nur einen Teil der Diskussion hier verfolgt - Denn: Deinen "Argumente gegen Homöopathie" - und "für Betrug" - lassen sich in großen Teilen ohne weiteres auch auf den "modernen (Schul-)Medinzinbetrieb" anwenden. Es lassen sich unzählige Statsitiken hierfür finden. Schlimmer: Es stellt sich die Frage, warum man zu den vielfach 'obskuren Behandlungsmethoden und zu den damit verbundenen Milliardengeschäften' im modernen Medizinbetrieb schweigt (die ihrerseits objektiv oftmals nur leere Versprechungen auf Heilung beinhalten), aber dem Heilpraktiker seine 100 Euro neidet. (... und es vielen Patienten nach einem Besuch bei diesem, subjektiv besser geht.)

Medizin ist generell in weiten Teilen keine Wissenschaft. - Zumindest lässt sie sich nicht mit den reduktionistischen Methoden fassen, die in den Naturwissenschaften immer noch vorherrschen. (Auch wenn uns das viele glauben machen möchten)
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Re: Homöopathie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 29. Aug 2010, 11:09

Gandalf hat geschrieben:
Bionic hat geschrieben:Glauben dass sie ihnen geholfen hat.
Vielleicht...- 'weil' sie ihnen geholfen hat?
Nein, aber vielleicht weil sie ihnen scheinbar geholfen hat (der Arzt mal zugehört hat, sich Zeit gelassen hat, weil es nicht weh tut, ...)
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Re: Homöopathie

Beitragvon Bionic » So 29. Aug 2010, 18:47

@Gandalf: Wir können hier gerne die Methoden der Modernen Medizin beleuchten. Allerdings hier immer aufzusagen dass die Medizin kaum Grundlagen hat, ohne dann genauer darauf einzugehen, halte ich für unzureichend.
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Re: Homöopathie

Beitragvon Arathas » Mo 30. Aug 2010, 07:01

@Gandalf
Das mag durchaus sein, ich weiß es nicht. Ich bin kein Freund der Medikamentierung, und wenn etwas auch von selbst weggeht, dann lass ich es von selbst weggehen. Aber ich habe dennoch ein gewisses Grundvertrauen in manche der Hauptpfeiler unserer modernen Schulmedizin. Beispielsweise in Impfungen. Ich reise gern mal in ferne Länder mit schönem Dschungel, wo Krankheiten wie Polio, Hep A + B, Diphterie oder Typhus zu den Risiken gehören. Und ich lasse mich immer ganz brav gegen alles impfen, was man für diese Länder so impfen kann.

Außerdem lass ich mir die Schulmedizin nicht so leicht madig machen, denn ohne die wäre ich gar nicht mehr am Leben, da bin ich mir recht sicher. Ich hatte mit 19 ne Lungenentzündung, die erst recht spät erkannt wurde und wo ich schon mit 41 Grad Fieber halbtot im Bett lag, bevor sie mich ins Krankenhaus abtransportiert haben. Von den nächsten zwei Tagen weiß ich nicht mehr viel, nur, dass ständig Zeug in mich reingepumpt wurde, und 10 Tage später war ich wieder komplett fit. Nachdem ich der Schulmedizin (meiner Meinung nach) also mein Leben verdanke, bin ich ihr gegenüber schon recht aufgeschlossen. ;-)

Aber mach doch mal nen neuen Thread auf und berichte, in welchen Bereichen genau die Schulmedizin versagt oder schwindelt.
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Re: Homöopathie

Beitragvon Zappa » Mo 30. Aug 2010, 16:50

Gandalf hat geschrieben:Medizin ist generell in weiten Teilen keine Wissenschaft. - Zumindest lässt sie sich nicht mit den reduktionistischen Methoden fassen, die in den Naturwissenschaften immer noch vorherrschen. (Auch wenn uns das viele glauben machen möchten)


Kesse These, hast Du Belege dafür?

Man muss halt unterscheiden zwischen eher grundlagenorientierter Forschung, die - aus guten Grund - naturwissenschaftlichlastig ist und der klinischen Anwendungsforschung. Letztere hat durchaus eigenständige Methoden, die sich gerade in den letzten Jahrzehnten auch noch ordentlich entwickelt haben (Stichworte: Evidence based medicine). Entscheidend ist: Therapieeffekte lassen sich immer relativ einfach nachweisen und von Placeboeffekten abgrenzen, dass ist methodisch überhaupt keine Hexererei. Wer das nicht macht, wird seine Gründe haben ....

Natürlich schwingt in dem riesigen Wissenskanon der Medizin noch einiges an alten Erfahrungen mit, die einer wissenschaftlichen Überprüfung wohl nicht standhalten würden, dass ist aber ein anderer Aspekt. Wichtig ist vor allem, ob man seine Behauptungen falszifizierbar macht oder nicht. Wer dies grundsätzlich nicht will (wozu Heilpraktiker übrigens überwiegend neigen) hat jeglichen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit von Anfang an aufgegeben und sollte meiner Meinung nach lediglich Befindlichkeitsstörungen behandeln dürfen - und das auch nicht zu Lasten der Sozialversicherungssysteme.
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Re: Homöopathie

Beitragvon Gandalf » Mo 30. Aug 2010, 21:30

Zappa hat geschrieben:Entscheidend ist: Therapieeffekte lassen sich immer relativ einfach nachweisen und von Placeboeffekten abgrenzen, dass ist methodisch überhaupt keine Hexererei. Wer das nicht macht, wird seine Gründe haben ....

Unsinn. Wenn das so einfach ist, dann kannst Du mir sicher etwas über die Studie erzählen, die den nocebo-Effekt untersucht hat, der durch die "Warnhinweise" (Todesdrohungen) auf den Zigarettenschachteln verursacht wird. Wieviel Tote bzw. Krankheiten sind darauf zurückzuführen - statistisch gesehen?
Des weiteren ist mir keine Studie bekannt, die 'ethisch bedenkliche' Untersuchungen anstellt. Z.B. nachweislich krebskranke Patienten, die als Vergleichsgruppe 'bewusst nicht behandelt' werden (dürfen). Allein schon diese ethischen Einschränkungen in der Wahl der Mittel, verhindert 'objektive' Untersuchungen im streng wissenschaftlichen Sinn. (Hindert aber scheinbar das Bundesgesundheitsministerium nicht daran, einen 'unkontrollierbaren Großversuch' mit diesem nocebo Effekt an der Bevölkerung druchzuführen)
Zur Kenntnisnahme wie schlampig und sogar betrügerisch 'medizinische Studien' (statistisch) interpretiert werden, kann ich Dir nur mal folgendes Buch empfehlen: http://www.amazon.de/Hund-Eier-legt-Han ... 3499611546
Eine der 'erschreckenden Erkenntnisse' aus diesem Buch: Mindestens 30% der 'wissenschaftlichen Studien' in medizinischen Fachzeitschriften sind (zum Teil bewusste!) Fehlinterpretationen! Die Autoren gingen sogar soweit die Fachzeitschriften auf die mangelhaften Studien aufmerksam zu machen. (die z.T nachweislich schweres Leid unter Patienten verusacht haben und weiter verursachen) Ergebnis: Es wurde "betreten" zur Kenntnis genommen - geändert (nach einer Qualitätsprüfung Jahre später) - hat sich nichts, - im Gegenteil: Es ist wohl noch schlimmer geworden.


Zappa hat geschrieben:Natürlich schwingt in dem riesigen Wissenskanon der Medizin noch einiges an alten Erfahrungen mit, die einer wissenschaftlichen Überprüfung wohl nicht standhalten würden,

... ach was?
Zappa hat geschrieben: Wichtig ist vor allem, ob man seine Behauptungen falszifizierbar macht oder nicht.

Das ist eine 'Wunschvorstellung' die ebenfalls nachweislich von den allerwenigsten Wissenschaftlern eingehalten wird: Sie sammeln viel eher Beweise 'für 'ihre' Theorie anstatt den ganzen Tag dahinter her zu sein 'ihre Theorie' zu widerlegen. Der Wissenschaftsbetrieb folgt eher einem pragmatischen Ansatz den man im 'Bayeschen Theorem' wiederfindet. Schlimmer noch: Da man niemals sicher sein kann, das sich eine Theorie nicht doch eines Tages falsifizieren lassen könnte, führt der sture Glaube an an einen "Falsifikationismus" in gerader Linie zur 'Pseudowissenschaft'. Falsifikation ist ein nützliches Instrument in der Wissenschaft - mehr aber auch nicht. Schon gar nicht ist sie mit "Wissenschaft" gleichzusetzen. (Wäre es so, hätte G. Galilei niemals das heliozentrische Weltbild vertreten dürfen - und die Inquisition hätte Recht behalten: Es war ja damals weder falsifizierbar, noch bestand unter den gegebenen Bedinungen Aussicht es falsifizierbar zu machen.)

Im übrigen scheinst Du generell das "wissen_schaffen" mit dem neuerdings so populären (weil bequemen) 'Instrumentalismus' zu verwechseln, - der eine (üble) Philosophie ist

Zappa hat geschrieben:Wer dies grundsätzlich nicht will (wozu Heilpraktiker übrigens überwiegend neigen) hat jeglichen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit von Anfang an aufgegeben und sollte meiner Meinung nach lediglich Befindlichkeitsstörungen behandeln dürfen - und das auch nicht zu Lasten der Sozialversicherungssysteme.

...? Die wenigsten "Sozialversicherungssysteme" zahlen Heilpraktikerleistungen (wenn, dann nur eingeschränkt und selektiv). Dafür zahlen sie um ein Vielfaches mehr für vorgeblich wissenschaftliche, jedoch nachweislich unnütze und überwiegend schädliche Studien, Pharmaka und medizinische "Behandlungs- und Untersuchungsmethoden" (Ich denke da z.B. an den CT-Scan der derzeit u.a. "in" ist, ein "Schweinegeld" - und Tausenden das Leben kostet: http://sciencev1.orf.at/news/123639.html )
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Re: Homöopathie

Beitragvon Zappa » Di 31. Aug 2010, 18:48

Gandalf hat geschrieben:Unsinn. Wenn das so einfach ist, dann kannst Du mir sicher etwas über die Studie erzählen, die den nocebo-Effekt untersucht hat, der durch die "Warnhinweise" (Todesdrohungen) auf den Zigarettenschachteln verursacht wird. Wieviel Tote bzw. Krankheiten sind darauf zurückzuführen - statistisch gesehen?


Du willst meine Aussage mit Bezug auf eine einzige Studie widerlegen? Beleg mal einen Grundkurs in Logik. Abgesehen davon kenne ich diese Studie zufällig nicht, sorry.

Gandalf hat geschrieben: weiteren ist mir keine Studie bekannt, die 'ethisch bedenkliche' Untersuchungen anstellt. Z.B. nachweislich krebskranke Patienten, die als Vergleichsgruppe 'bewusst nicht behandelt' werden (dürfen).


Das ist insbesondere bei Zulassungsstudien immer noch gängige Praxis (s. M. Angell, The Truth About Drug Companies, Random House 2005, S. 94ff.). Ist aber auch gar nicht der zentrale Punkt..

Gandalf hat geschrieben:Allein schon diese ethischen Einschränkungen in der Wahl der Mittel, verhindert 'objektive' Untersuchungen im streng wissenschaftlichen Sinn.


Hab ich nicht ganz verstanden, meinst Du lediglich Placebo kontrollierte Studien seien wissenschaftlich objektiv? Das gilt nur für Erkrankungen, wo es bis dato keine vernünftige Therapieoption gibt. Wenn es etablierte Therapien gibt, ist ein Vergleich neuer Therapien mit diesen viel sinnvoller.

Allerdings müssen diese dann sorgfältig geplant sein, das zu testende "Verum" muss geblindet gegeben werden. Man darf also keine <Standardtherapie> + <tolle neu rosa Kapsel deren Hersteller Arzt jüngst Mallorcaaufenthalt bezahlt hat> gegen <Standardtherapie> und <einen Schluck Wasser> testen. Klingt einleuchtend, wird aber oft gegen verstoßen (natürlich weniger dratsisch :mg: )

Gandalf hat geschrieben:Zur Kenntnisnahme wie schlampig und sogar betrügerisch 'medizinische Studien' (statistisch) interpretiert werden ...


Die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der medizinischen Studien schlampig und fehlerhaft sind, belegt nicht, dass diese es notgedrungen sein müssen. Dem ist nämlich nicht so. Nur bedeutete das natürlich mehr Aufwand, mehr Arbeit und evtl. mehr Geld (wobei gerade viele sehr teure und damit industriefinanzierte Studien nun wiederum besonders elegant "schlampig" sind, aber das ist ein anderes Thema).

Gandalf hat geschrieben: Falsifikation ist ein nützliches Instrument in der Wissenschaft - mehr aber auch nicht. Schon gar nicht ist sie mit "Wissenschaft" gleichzusetzen.


Ich habe auch meinen T.S. Kuhn gelesen und habe nicht behauptete, dass ein Wissenschaftler den ganzen Tag kräftig am Falzifizieren ist. Aber man kann an diesem Kriterium sehr gut unterscheiden, ob eine These überhaupt eine wissenschaftliche Basis hat und es sich lohnt diese zu untersuchen oder ob hier nur pseudowissenschaftliche Rabulistik stattfindet. Das Gewäsch über "Gedächtnis des Wassers", irgendwelche dubiosen Quanteneffekte oder Neuerdings die Nanostruktur des Wassers sind solche völlig überflüssigen pseudowissenschaftlichen Nebelkerzen. Frage doch mal einen Vertreter der Alternativmedizin: "Wo ist deine These, die experimentell thoretisch falszifizierbar wäre". Kommt da nichts, ist alles Quark!

Jeder de behauptet, er könne eine Erkrankung behandeln, kann dies sehr einfach nachweisen: Gibt es bereits erfolgreiche Therapien (immer dran denken Homöopathen behandeln auch mal gerne Tumorerkrankungen oder Lungenentzündungen bei Kinder), dann im Vergleich zu etablierten Therapien, gibt es keine wirksamen Therapien, dann eben gegen Placebo. Dafür muss man nur ein bisschen Biostatistik können und sich mit der Erkrankung auskennen (Häufigkeit, natürlicher Verlauf etc.).Ist das so schwer zu verstehen?

Gandalf hat geschrieben:..? Die wenigsten "Sozialversicherungssysteme" zahlen Heilpraktikerleistungen (wenn, dann nur eingeschränkt und selektiv). Dafür zahlen sie um ein Vielfaches mehr für vorgeblich wissenschaftliche, jedoch nachweislich unnütze und überwiegend schädliche Studien, Pharmaka und medizinische "Behandlungs- und Untersuchungsmethoden" (Ich denke da z.B. an den CT-Scan der derzeit u.a. "in" ist, ein "Schweinegeld" - und Tausenden das Leben kostet: http://sciencev1.orf.at/news/123639.html )


Das mit dem CT ist ein ganz schlechtes Beispiel, zumal Du es offenbar überhaupt nicht verstanden hast . Die Daten - die übrigens nicht unbestritten sind - beziehen sich auf die Langzeitüberlebenden (also 50 Jahre und länger) des Niedrigdosiskollektivs aus Hiroshima (soweit ich mich erinnere ca. 20 mSv). Wenn man nun völlig Gesunde mit einer solchen Dosis bestrahlt (was ja an sich schon Quatsch ist), muss man im ungünstigsten Falle davon ausgehen, dass in 50 Jahren die Krebsmortalität minimal, aber statistisch nachweisbar ansteigt. So what?
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Re: Homöopathie

Beitragvon Bionic » Mi 1. Sep 2010, 14:38

Zappa hat geschrieben:Das mit dem CT ist ein ganz schlechtes Beispiel, zumal Du es offenbar überhaupt nicht verstanden hast . Die Daten - die übrigens nicht unbestritten sind - beziehen sich auf die Langzeitüberlebenden (also 50 Jahre und länger) des Niedrigdosiskollektivs aus Hiroshima (soweit ich mich erinnere ca. 20 mSv). Wenn man nun völlig Gesunde mit einer solchen Dosis bestrahlt (was ja an sich schon Quatsch ist), muss man im ungünstigsten Falle davon ausgehen, dass in 50 Jahren die Krebsmortalität minimal, aber statistisch nachweisbar ansteigt. So what?

Hört sich aber schon bedenklich an. :erschreckt:
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