Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Jarl Gullkrølla » Do 16. Sep 2010, 08:47

Die Positivisten hatten das Problem der Eleaten auf die eben beschriebene Weise gemeint gelöst zu haben. Auf dieser Grundlage ist alle Kritik Nietzsches am Naturalismus seiner Zeit verständlich.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Pete » Mo 16. Apr 2012, 13:14

smalonius hat geschrieben:

Richtig. Und deshalb wäre es sehr schön, wenn sich herausstellte, daß die Gesamtenergie im Universum null ist, weil die positive Energie der Materie die "negative Energie" eines leeren Raumes genau ausbalanciert. Dann müßten wir uns nicht mehr fragen, wo die Gesamtenergie herkommt. Eben weil sie null ist.

Aber das ist gegenwärtig nur Spekulation. Ein sehr "runde" Spekulation, meines Erachtens, die das "Etwas aus Nichts" gut erklären könnte.

Es ist ein bisschen wie quadratische Ergänzung in der Schule, falls das noch jemand parat hat. Additive Ergänzung.

0 = 0
0 = 1 - 1

Schwupps, und schon hast du ein Universum. :kg:


:-) Was jedoch bleibt ist die Frage, wo 1 und -1 herkommen und wo der Raum für die Expansion herkommt... Zwar haben wir mit 1-1=0 die Vorraussetzung dafür dass quasi aus Nichts das Universum entstehen kann, aber das Nichts ist nicht wirklich Nichts, sondern das Produkt von eben 1 und -1.
Was bleibt ist die Frage wo kommen 1 , -1 und der Raum her...

Somit fängt dann die Suche wieder von vorne an, es wäre aber der Zünder entdeckt. :irre:
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Myron » Mo 16. Apr 2012, 18:20

Pete hat geschrieben:Was jedoch bleibt ist die Frage, wo 1 und -1 herkommen und wo der Raum für die Expansion herkommt... Zwar haben wir mit 1-1=0 die Vorraussetzung dafür dass quasi aus Nichts das Universum entstehen kann, aber das Nichts ist nicht wirklich Nichts, sondern das Produkt von eben 1 und -1.
Was bleibt ist die Frage wo kommen 1 , -1 und der Raum her...


Der Zahlenausdruck "1–1" steht nicht für zwei Zahlen, 1 und –1, sondern für eine einzige Zahl: 0. Es bleibt also bei 0 = 0.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Pete » Mo 16. Apr 2012, 19:53

Dann bleibt das Ganze bloße These, denn wo Nichts ist, da ist kein Raum, da ist auch nicht 1 und auch nicht -1
Wie gesagt: ansonsten ist 0 nur das Produkt, aber eben nicht Nichts.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Myron » Mo 16. Apr 2012, 23:16

Pete hat geschrieben:Dann bleibt das Ganze bloße These, denn wo Nichts ist, da ist kein Raum, da ist auch nicht 1 und auch nicht -1.


Wenn es keinen Raum gibt, dann gibt es kein Wo.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Pete » Di 17. Apr 2012, 09:05

Myron hat geschrieben:
Pete hat geschrieben:Dann bleibt das Ganze bloße These, denn wo Nichts ist, da ist kein Raum, da ist auch nicht 1 und auch nicht -1.


Wenn es keinen Raum gibt, dann gibt es kein Wo.


Eben. Und wo 0 ist, kann zwar theoritisch -1 und 1 sein, oder -25 und 25, es kann auch Raum sein. Aber die 0 steht dann nur für mathematisch 0 und eben nicht für Nichts!

Deshalb kann zwar aus mathematisch 0 etwas entstehen, aber noch lange nichts auch dem Nichts.

Es bleibt also die Frage, wo das, aus dem etwas geworden ist, her kommt.

Und wir müssen wohl damit noch recht lange leben, dass wir diese Frage nicht lösen können, bzw. damit leben, dass wir es evtl. nie lösen können.


Zu dem müssen wir sehen, dass die These auch noch auf anderen nicht ganz unumstrittenen Thesen fußt - und so genial ein Hawkings diese Thesen weiter denken kann - es ist nur ein Kartenhaus, dass bei einem kleinen Windstoß zusammenbrechen kann.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Bumm » Di 17. Apr 2012, 21:49

Pete hat geschrieben:Deshalb kann zwar aus mathematisch 0 etwas entstehen, aber noch lange nichts auch dem Nichts.

Es bleibt also die Frage, wo das, aus dem etwas geworden ist, her kommt.

Und wir müssen wohl damit noch recht lange leben, dass wir diese Frage nicht lösen können, bzw. damit leben, dass wir es evtl. nie lösen können.


Mal so in eine ganz andere Richtung (es scheint zwar unserem gesunden Menschenverstand zu widersprechen) aber:

Wer sagt, dass es am Anfang "das Nichts" wirklich "gab"? So denken wir halt, es ist eine Idee davon wie die Dinge funktionieren. Unser Gehirn spielt uns einen Streich...
Vielleicht muss im Gegenteil immer etwas da sein und zwar alles was möglich ist (was auch immer das heißt).
Wir sollten die Idee die wir von "dem Überuniversum" (da wo alle Multiversen drin sind ;)) haben nicht verwechseln mit dem wie sie denn wirklich funktioniert.
Genau so wie Mathematik eben nur eine Vereinfachung der Wirklichkeit ist und nicht, wie wir oft denken, andersherum.

Es mag zwar sein, dass man "eine physikalische Theorie von Allem" haben kann. Man schreibt die Weltformel hin und dann? -> Entsteht in diesem Moment ein Universum? Wohl nicht. Und es gibt auch keine Möglichkeit dies zu tun. Man könnte einen Computer nehmen und das Universum simulieren. Aber dafür braucht man zunächst ein Universum mit einem Computer. Unser Gehirn spielt uns einen Streich!

Wir sollten glücklich sein, das logik, mathematik und verstand soweit "begreifen" können. Aber aus der Mathematik das Universum abzuleiten zu wollen ... das Gehirn spielt uns einen Streich ...

Man kann vielleicht andersrum verstehen warum MATHEMATIK möglich ist: Es ist die PHYSIK DER EINFACHEN DINGE. "Ersetze Atom durch 1", "Ersetze Apfel durch 1", "Ersetze Geschwindikeit des Autos durch Bruchteil der Lichtgeschwindgkeit"...

Wir haben die Mathematik immer wieder an die Wirklichkeit und unsere Vorstellung davon angepaßt und nun wundern wir uns warum wir bis dahin und nicht weiter kommen... Das Gehirn spielt uns einen Streich!!!
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon stine » Mi 18. Apr 2012, 07:00

Bumm hat geschrieben:Wir sollten glücklich sein, das logik, mathematik und verstand soweit "begreifen" können. Aber aus der Mathematik das Universum abzuleiten zu wollen.
Mathematik ist nichts anderes, als das Abstrahieren physikalischer Vorgänge, die Darstellung der Welt in Zahlen und Buchstaben. Und nicht jeder Mensch auf dieser Welt kann begreifen, welche Bedeutung diese Zahlen und Buchstaben, aufgereiht mit Sonderzeichen innerhalb eines Terms überhaupt haben sollen. Mathematik ist eine hochkomplexe Errungenschaft derer, die nur noch Kopfarbeiten und die Welt um sich herum längst nur noch als Kulisse für ihr reales Dasein betrachten.
Eins kann die Mathematik aber: Durch die reale Existenz von Primzahlen kann sie beweisen, dass auch bei der Lösung von den scheinbar einfachsten Aufgaben ein unendlicher Rest bleiben kann.

:wink: stine
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Bumm » Mi 18. Apr 2012, 09:00

stine hat geschrieben:Eins kann die Mathematik aber: Durch die reale Existenz von Primzahlen kann sie beweisen, dass auch bei der Lösung von den scheinbar einfachsten Aufgaben ein unendlicher Rest bleiben kann.


Liegt doch aber auch nur daran, dass Division nur in unseren Köpfen existiert. Es gibt ja keine "pi * Atome" oder "sqrt(2)*Atome"...
Also kann Mathematik nichtmal das :lachtot:.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Naturalist66 » Mo 21. Mai 2012, 19:39

stine hat geschrieben:Mathematik ist nichts anderes, als das Abstrahieren physikalischer Vorgänge,...


Hallo,

da muss ich ein wenig widersprechen. In der Schule lernt man es zwar so, wie es oben steht, aber es stimmt nicht:

Erstens ist mathematische Physik eher ein "Schauen, welche Gleichungen auf Naturvorgänge am besten passen". Und diese Schau kann (z.B. in Abhängigkeit von experimenteller Genauigkeit) bei ein und demselben Problem zu durchaus verschiedenen Ergebnissen führen. Die Gravitation hatte Newton bereits gemeint, mit seinem "Gesetz" exakt erfasst zu haben. Die Periheldrehung von Merkur (und andere Phänomene) haben dann aber gezeigt, dass die Differentialgeometrie der Allg. Relativitätstheorie ein wenig genauer passt! Und vielleicht ist auch damit noch kein Ende gekommen: Vielleicht findet man einmal Phänomene (auch großräumige, im Kleinen versagt die ART eh), die wieder eine neue Mathematik erfordern! Will sagen: Die Natur ist, wie sie ist; der Mensch versucht halt, Regeln zu finden, die auf die Natur passen. Also keine "Abstraktion" im strengen Sinne, sondern ein schlichtes Maßnehmen und Anpassen.

Zweitens ist der obige Satz auch deshalb formal unrichtig, weil bei weitem nicht alle mathematischen Teildisziplinen mit Physik (oder allg. gesagt: Naturwissenschaft) zu tun haben. Es gibt ganze Heerscharen von Mathematikern, die just for fun ihre (Un-)Gleichungen manipulieren, nette Beweise finden wollen, zahlentheoretische Hypothesen aufstellen etc.

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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon ujmp » Mo 21. Mai 2012, 19:49

Wenn man mal versucht zu ergründen, was eigentlich die Grundlagen der Mathematik sind, sieht das alles nicht so einfach aus. Was ist z.B. das Zählen?
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Nanna » Mo 21. Mai 2012, 19:55

Herzlich willkommen im Forum! :brights:

Es gibt auch mathematische Phänomene, die keine Entsprechung in der Wirklichkeit haben, beispielsweise das Banach-Tarski-Paradoxon. Man sollte daher ganz vorsichtig sein, logisch möglichen Phänomenen schon durch ihre bloße Errechenbarkeit physikalische Existenz zuzusprechen.

Sonst kommt sowas hier raus:

Bild

Umgekehrt ist Mathematik eben genau nicht das Abstrahieren physikalischer Vorgänge. Mathe ist einfach zufällig ein gutes Werkzeug für die Physik, das ist alles.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Naturalist66 » Mo 21. Mai 2012, 21:17

Danke, Nanna, für die Willkommensgrüsse! Hoffe, dass es meine Zeit zulässt, mich öfter am Forum zu beteiligen.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon trazy » Di 22. Mai 2012, 05:17

Ich habe mal gehört, dass Materie auch aus dem nichts entstehen kann und dass dabei gleichzeitig Antimatie entsteht und dass beides sofort wieder verschwindet. Kann sein, dass mir das ein Physikstudent vor langer Zeit mal erzählt hat.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon ujmp » Di 22. Mai 2012, 07:19

Mathematik lässt sich auf Folgerichtigkeit reduzieren. Berechenbarkeit bedeutet einfach Vorhersehbarkeit. Vorhersehbarkeit ist eine Anforderung, die wir an unseren Lebensraum haben. Die Physik ist die Nische in der Wirklichkeit, in der diese Anforderung erfüllt ist. Das ist die Nische in der das Werkzeug der Folgerichtigkeit passt. Ganz zufälllig haben wir aber dieses Werkzeug m.E. nicht.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon mat-in » Di 22. Mai 2012, 07:47

trazy hat geschrieben:Ich habe mal gehört, dass Materie auch aus dem nichts entstehen kann und dass dabei gleichzeitig Antimatie entsteht und dass beides sofort wieder verschwindet.
Stimmt.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon ujmp » Di 22. Mai 2012, 08:55

Ich befürchte, dass unser Gehirn nicht das richtige Werkzeug ist, solche Fragen zu klären. Dass es sie stellt, besagt ja nichts. Die Funktionen unseres Gehirns sind nicht type safe. Deshalb bildet es teilweise die unsinnigsten Analogien und Kombinationen.

Bild
http://en.wikipedia.org/wiki/Pegasus

Man sollte aber nicht sagen "leider" - denn manchmal passt's ja.

Bild
http://en.wikipedia.org/wiki/Otto_Lilienthal

Aber der Gedanke, dass die Welt ausgerechnet so simpel gebaut sein könnte, dass sie ein menschliches Gehirn erfassen könnte, scheint mir ziemlich absurd.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon miranda » Di 22. Mai 2012, 11:07

Stimme meinem Vorredner voll zu. Ich glaube es war Khalil Gibran,der irgendwo sagte, dass wo allein die Vernunft (Wissenschaft) herrscht, sie eine beschränkende Kraft ist.
LG Miranda
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon Darth Nefarius » Di 22. Mai 2012, 12:53

Wissenschaft ist keine Kreativitätsbremse, ich kenne viele Studenten, die schon in ihrer Bachelorarbeit sehr ausgefallene Ideen haben. Vernunft hingegen ist ein Konstrukt und nicht mit der Wissenschaft gleichzusetzen, jegliche Bestrebungen, an die Vernunft zu appellieren sind tatsächlich bremsend.
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Re: Endlichkeit/Unendlichkeit der Materie

Beitragvon ujmp » Di 22. Mai 2012, 13:18

Stimmt.

"Ideen haben" hat mit Wissenschaft noch nicht soviel zu tun. Das wird auch gerne überschätzt. Da hätte die Formulierung "Einfälle haben" oft die passendere Konnotation. Richtig geil ist "Lösungen haben"! - Das ist das Geschäft der Wissenschaft.
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