Magisches Denken


Beitragvon [C]Arrowman » Di 23. Jan 2007, 23:28

Leute die von Natur aus kein Selbstvertrauen haben hohlen es sich eben von woanders, da ist Magie eine gängige Alternative. Es hat Rituale, einen psychologischen suchterzeugenden Effekt und verleiht durch die Ausübung ein Gefühl der Überlegenheit. Schließlich kann man einem alles Heimzahlen, etwa mit dem bösen Blick. Wie gesagt, das hat auch gerade bei Bewertungssituationen mit einem Mangel an Selbstvertrauen zu tun.
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Beitragvon lorenz » Di 6. Mär 2007, 15:21

Interessanter Aufsatz!

Ich meine schon, dass "Hexerei" der Kern der Religion(en) ist, also die Vorstellung, man könnte auf billige Art irgendwelche dollen Dinge erreichen, wenn man nur den richtigen Spruch drauf hat oder wenn man nur den richtigen Geist beschwört, den richtigen Gott anbetet.
Ob das jetzt "Hokuspokus Fidibus" oder "Been zi beena, bluot zi bluoto" oder "Ave Maria gratia plena" heißt, im Grunde ist alles aus dem selben Grundbedürfnis entstanden. Man will die übermächtigen Gewalten, denen man sonst auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, mit schlauen Tricks dazu bringen, dass sie plötzlich im eigenen Interesse agieren.

Grundsätzlich ist das ja nicht mal so eine schlechte Idee. Der Punkt ist aber, dass das in der Regel nicht wirklich funktioniert, und dann fangen die "Magier" an, die Leute zu bescheißen... Dann entstehen u. U. ausgedehnte Betrugssysteme mit hauptamtlichen Ober- und Unterbetrügern, mit Häusern, die speziell zur Ausübung des Betrugs erbaut werden, mit staatlichen Steuern, mit denen der Betrug finanziert wird, mit Schulunterricht, dessen Funktion es ist, dem Betrug in den Köpfen der Menschen eine Heimat zu geben, usw...
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Beitragvon [C]Arrowman » Di 6. Mär 2007, 18:16

Am meisten tun mir aber die Leute leid die auf Sender wie 9-Live oder einschlägigen 0900-Nummern reinfallen. Die bezahlen mächtig geld für ein paar belanglose Tipps.

Anders funktioniert es bei "professionellen" Kartenlegern/Wahrsagern. Die Machen zuerst 5-10 Minuten Smalltalk, um später mit Details aufwarten zu können, von denen man meint sie nie erwähnt zuhaben. Dann werden die Karten gelegt. Da der Kund i.d.R. die bedeutung der Karten nicht kennt/ sich von spezialeffekten täuschen lässt, kann der Leger/Wahrsager Mist erzählen und dem Kunden das Blaue vom Himmel lügen oder umgekehrt die Hölle auf Erden ausmalen, natürlich nicht ohne auch ein paar private Details einzustreuen.
Beides führt dazu das der Kunde 1. wiederkommt und ggf. einen billigen "Talisman" kauft. Diese Geschäfte grenzen schon fast an Betrug, da der Kunde mit psychologischen Mitteln manipuliert wird. Betrug ist es aber deshalb nicht, da schon eine gewisse Grundbereitschaft vorliegt sich verarschen zulassen, wenn man einen Kartenlegee/Wahrsager aufsucht. es ist schon traurig das so viele Menschen solchen Rattenfängern auf den Leim gehen. :kopfwand:
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Beitragvon molosovsky » Di 6. Mär 2007, 18:30

Ich denke, bei der Beurteilung des ›magischen Denkens‹ sollte man unterscheiden, bevor man die Keule des Vorwurfes und der Ablehnung auspackt.

Wenn es um pragmatische Angelegenheiten geht, etwa um solchen Kleinkram wie das Überleben der Menschheit, angestrebte Großanstrengungen und andere Fragen übergreifender Gestaltung, hat magisches Denken in seiner ungehobelten und unmanierlichen Form aussen vor zu bleiben.

Da aber dieses magische Denken (meiner Einschätzung nach) schlicht das ›Larvenstadium‹ des erstaunlichen menschlichen Vermögens zum komplexen, abstrakten Sich-Vorstellens ist, sollte man es weniger verachten, als sich um die ›richtige‹ Kultivierung des magschen Denkens sorgen.

Kausalität, Raum und Zeit haben ihre ›Grammatik‹, mit der sich dann solche Dinge wie z.B. Intentionalität folgern lassen, und man muss die Winkelzüge dieser Grammatik derselben vorsichtig behandeln, sonst landet man bei vermeindlich ›augenfäligen‹ Folgerungen, wie z.B. dass Sonne um die Erde kreist, und dass die Erde keine Kugel sein kann, weil die Antipoden ja ins All purzeln würden.

Was die Menschen im Alltag so alles mit ihrer Fähigkeit des magischen Denkens anstellen, regt mich wenig auf; egal ob sie Glückbringer tragen, ihre Autos oder Computer wie Lebewesen benamsen und behandeln, regelmäßig Runen schubsen oder eben zu ihrem Heiland beten. Diese Art von Beweglichkeit der Phantasie kann ja immerhin die Stimmungswettermacherei bereichern, indem man z.B. seine Ängste bannt, indem man Monster ersinnt, oder seinen Hoffnungen Ausdruck verleiht, indem man Utopien formt. Immerhin geht es bei der Kommunikation der Menschen nicht nur um objektive Annäherung an ›die Wahrheit‹, sondern allergrößtenteils reden wir ja darüber, wie’s uns geht, oder wollen verstehen, wie sich andere Menschen in ihrer jeweiligen Lebenslage fühlen. — Kaum jemand gesteht seine Liebe z.B. dadurch, dass er/sie die entsprechenden bio-chemischen Vorgänge seines Organismus benennt. Vielmehr werden eben Metaphern gebraucht, die im magischen Denken gründen. Wo bliebe denn die Kunst, Poesie und der Humor, würde man das magische Denken vollends mit Argwohn belegen!

Nur wenn eben aus den jeweiligen Privatterrains herausgetreten und ausgegriffen wird, hinein in den großen Raum, dessen Kugeloberflächenbewohner wir alle gleichermaßen sind, dann haben Weihnachtsmann und Osterhase (oder auch ›die Kraft der Geschichte‹ oder ›der Aufstieg des Zivilisationsprozesses‹), politisch gesehen, ihren Mund zu halten.

Grüße
Alex / molo
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Beitragvon Klaus » Di 6. Mär 2007, 18:30

Diese Grundbereitschaft ist bei vielen Menschen vorhanden, wenn sie dann noch hören, was sie wollen, glauben sie es auch, ist mit den Horoskopen genauso, die Zeitungen haben Zufallsgeneratoren und Satzbaustein- Datenbanken, da wird richtig geschüttelt und fertig.
Ich habe mal in einer Firma aus Jux und Dallerei son ein Ding programmiert, mit Bio-Kurve und allen möglichen Schnickschnack, sah gut aus, ging auch gut, bis ein Mitarbeiter seinem Chef sagte am 2 März könne er nicht aus dem Haus gehen, auf die Frage warum, legte er einen Ausdruck aus meinem Horoskop-Programm vor, Bio-Rythmus down, alles andere down und mein Blödsinn als Beweis für die Macht des Übernatürlichen, habe ich nie wieder programmiert, so etwas. War mir peinlich, dass das jemand für voll genommen hat.
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magie

Beitragvon ku***** » Fr 20. Jul 2007, 18:32

Magisches Denken ist für Kinder sehr wichtig. Allerdings muss da aufgepasst werden, dass keine Ängste geschürt werden oder gar die Fantasie ausgenutzt wird.

:up:
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Beitragvon Andreas Müller » Fr 20. Jul 2007, 18:48

Willkommen im Forum, kundiet. :gott:
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Beitragvon Peter Janotta » Fr 20. Jul 2007, 19:19

Hi Kundiet! Sehe ich auch so, dass Magie wunderbaren Stoff für Geschichten bildet. Demnächst geh ich auch in den neuen Potter. :up:

Allerdings muss die Grenze zur Realität aufrecht erhalten werden.
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Beitragvon enbey » Fr 20. Jul 2007, 19:31

ich behaupte mal, dass hinter all jener motivation zum glauben von magie oder religion, unbewusste konflikte und wünsche stecken und nicht die suche nach einen sinn des lebens.
hat jemand beispielsweise angst vor dem tod, so glaubt er an geister, gottesparadies etc. religion scheint gerade dann wie eine lebenskompensation zu sein wie essen oder trinken.
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