Biology Talk

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Beitragvon mat-in » Do 10. Jan 2013, 14:06

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Wenn er nicht wiederkommt können wir das Thema ja kapern. Magst du mir sagen wie du mit einfachen Regeln hairpins und ähnliche Fallstricke im Primerdesign schneller als die Software erkennst? Dann kann ich mir die Sotware sparen :)
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Re: Schwul im Islam

Beitragvon Darth Nefarius » Do 10. Jan 2013, 19:47

Na, schneller nur dann, wenn du lahme Software hast oder zu faul bist, den Rechner hochzufahren, oder so ein Programm nicht hast (jedenfalls hatten wir das mal als Übung bekommen, ohne Zugriff auf die Software oder Kenntnis von ihr). Eigentlich musst du doch nur schauen, ob du komplementäre Sequenzen hast (zugegeben, das kann schwieriger werden, je weiter sie voneinander entfernt sind, aber Primer sind meist auch nicht sooo lang, bei etwa 20 Basen sollte soetwas sogar ein Biologe hinbekommen). Zum Beispiel so :klugscheisser: : AGGGTTCATGGAATGATAACCCT
Da hast du jetzt ein Problem, weil die Stellen hybridisieren könnten. Aber ich würd da einfach die Codon-Usage ausnutzen und einen anderen Code an den Stellen nutzen, wo es geht. Wenn man die Tripletts auswendig kennt, ist das bestimmt nicht schwierig, zumindest, finde ich, lässt sich das mit der Suche nach Palindromen vergleichen. So viel zu den Hairpins, oder welche meintest du noch? :kg:
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Re: Schwul im Islam

Beitragvon mat-in » Fr 11. Jan 2013, 13:46

Wenn ich z.B. in die klonierte Sequenz noch eine Restriktionsschnittstelle einbaue, wird der Primer an sich länger als die 18 oder 20 Bp und ich empfinde es durchaus als Erleichterung wenn mir der Computer sagt wo ich Palindrome u.ä. in der Sequenz habe und mir gleich noch die Temperaturen genauer ausrechnet als ich das nach Daumenregel mache. In den allermeisten Fällen hat man dann ja noch einen 2., ggf. einen dritten, vierten Primer und alles muß passen, sowohl in sich, als auch untereinander. Aber gut, wenn euch langweilig ist... :^^:
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Re: biology talk

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 11. Jan 2013, 15:51

Na, ich glaube das hat eher etwas damit zu tun, dass man das Prinzip versteht, bevor man aufhört zu denken und alles mit den Computern macht. Aber für eine neue Restriktionsschnittstelle braucht man gewiss keinen längeren Primer. Ich suche einfach nach "Beinahe-Palindromen", schaue, ob der Code degeneriert ist, ändere was und fertig. Alternativ kann man auch konzentriert nach bekannten oder erwünschten Palindromen suchen (wenn man nicht alle Restriktionsenzyme im Kühlschrank hat). Länger wird der Primer bei His-Tags oder dergleichen, aber die verursachen kaum das Problem der Hairpins oder falscher Hybridisierung, machen gewiss die Sequenz nicht komlizierter. Die Daumenregel ist, meine ich, [(G+C)*4]+[(A+T)*2] und ich empfinde es als wesentlich leichter, das in den Taschenrechner einzuhauen als in Excel. Wenns mehrere Primer gibt, kann es zu unerwünschen Hybridisierungen unter ihnen kommen, wenn man unsinnigerweise den Leit- und den Komplementärstrang synthetisiert. Wieso sollte man das tun? Jedenfalls würde mich die Ähnlichkeit in der Anfangssequenz wundern. Und unsere Thermocycler haben genug Platz für mehrere Eppis.
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Re: biology talk

Beitragvon mat-in » Fr 11. Jan 2013, 16:07

Echt mehrere Positionen für Eppis? Wir können PCR mit Literflaschen machen ;) Unsere Thermocyclerstationen sehen ein bischen aus wie Friteusen an der Imbißbude, das ist, damit man in jeder Temperatur Wasserbad schön Platz hat :-P

Bild

Wenn ich wissen will welchen Genotyp meine doppel-ko-Maus hat, hab ich keine Lust 4 PCR pro Tier zu machen...

Was du ansprichst ist ein Grundlegendes Problem über die Studiengänge weg: man kann auch mit vergleichsweise wenig Grips und Reflektion sehr weit kommen.
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Re: biology talk

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 11. Jan 2013, 17:03

So große Cycler haben wir, meine ich, auch, allerdings sehen die nicht so ranzig aus. :mg: Wieviel Substrat müsst ihr da denn reinpfeffern? Nun, mehr als etwa 30 Zyklen schaffen eure Polymerasen wohl auch nicht, bis sie zu schlampig arbeiten. Und da ich noch nicht aktiv forsche, brauchten wir im Kurs auch nicht solche Mengen (obwohl etwa mehr für die Versuche als 1-2 mL durchaus vorteilhaft gewesen wären, wenn man 2 Wochen damit arbeiten soll). Dennoch stört mich die (Un-)Ordnung am Arbeitsplatz gewaltig und der Unterschied der Pflege von Geräten zwischen der Chemie und der Biologie (also das, was zum Praktikum reicht). Natürlich hat es mich immer genervt, eine Vigreux-Kolonne eine Stunde zu waschen, zu putzen und blitze blank zu bekommen. Aber wenn man nicht durch das Glasgerät gucken kann, ist es mir zu schmutzig! Und so einen Standard hätte man auch in der Biochemie pflegen können.
Du kannst doch auch die PCRs gleichzeitig laufen lassen und dann am Volumen sparen?!
Ja, in meinem Studiengang komme ich mir manchmal etwas unfähig vor, weil ich nicht alles besessen auswendig lerne, sondern mir vieles erschließe. Wenn jedoch mal kreatives Arbeiten gefragt ist oder eine Transferleistung, wundere ich mich über meine Mitstudenten, die z.Bsp. nicht erkennen, dass eine Krebsart, die ein spezifisches Antigen bildet, mit einem Antikörper bekämpft werden kann. Und so kann ich es auch mehr als gut kompensieren, dass ich (vergleichsweise) ein schlechtes Gedächtnis habe. Mich nervt aber wirklich, dass dieses Auswendiglernen so einen großen Teil ausmacht und das Denken nur vereinzelt eine Rolle spielt (zwar mehr als bei den Biologen, aber dennoch nicht wirklich viel), obwohl nur ein Bruchteil des Wissens tatsächlich eine Rolle in der Realität spielt. Ich habe mich in früheren Semestern immer gewundert, wenn unsere Profs die elementarsten chemischen Grundlagen vergaßen, die wir gerade lernten. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass sie schlichtweg gelogen haben, als sie meinten, wir würden all dies immer brauchen. Das ist Wichtigtuerei. Jeder meint immer, seine Mikrobiologie/Botanik/chemische Biologie ist die wichtigste für den Studiengang (und die Welt), auch wenn das nach dem ersten/zweiten Semester nie wieder besprochen wird. Naja, dann muss ich halt noch einen Monat früher anfangen zu lernen. :( :book: :book: :book:
Aber was tut man nicht alles für die Möglichkeiten und das (nützliche) Wissen! Es muss auf Unwissende fast wie Magie wirken, was Pharmazeuten, Chemiker, Toxikologen und Molekularbiologen alles hinbekommen (aber oft wissen sie es eigentlich nicht).
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Re: biology talk

Beitragvon Zappa » Fr 11. Jan 2013, 17:22

mat-in hat geschrieben: Unsere Thermocyclerstationen sehen ein bischen aus wie Friteusen an der Imbißbude, das ist, damit man in jeder Temperatur Wasserbad schön Platz hat :-P

Ach Du Scheiße, habt ihr keine Drittmittel :mg:

Obwohl auch ich einige Molis kannte, die auf die Dinger standen. Angeblich funktioniert die PCR damit besser als in den neumodischen Kisten, da die Temperatur rascher und exakter wechselt.
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Re: biology talk

Beitragvon Julia » Fr 11. Jan 2013, 18:16

Darth Nefarius hat geschrieben:Mich nervt aber wirklich, dass dieses Auswendiglernen so einen großen Teil ausmacht und das Denken nur vereinzelt eine Rolle spielt (zwar mehr als bei den Biologen, aber dennoch nicht wirklich viel), obwohl nur ein Bruchteil des Wissens tatsächlich eine Rolle in der Realität spielt.

Deswegen habe ich Biologie im Gymnasium abgewählt und später Physik studiert, da kam das Denken immer am Ehesten auf seine Kosten.
Ich kenne aber auch einen Chemieprofessor, der jetzt an einem Physikinstitut arbeitet und sich immer über Physiker lustig macht, die meinen alles mit Papier und Bleistift mal eben herleiten zu können und sich weigern irgendetwas auswendig zu lernen. Anscheinend gehen Chemiker sehr oft "nach Rezept" vor und lernen all diese Rezepte auswendig. Irgendeinen Sinn wird das schon haben.
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Re: biology talk

Beitragvon Zappa » Fr 11. Jan 2013, 19:35

Ein befreundeter Chemiker hat mir erklärt Sie seien eher die Chaoten die gerne auch mal rumprobieren. PhysikerInnen seinen eher zwanghaft und wollen alles herleiten.
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Re: biology talk

Beitragvon Julia » Fr 11. Jan 2013, 20:09

Vielleicht einigen wir uns darauf, dass Physiker Sachen herleiten. Und Chemiker entweder Rezepten folgen oder wenn sie mit neuen Problemen konfrontiert sind einfach rumprobieren. :mg:
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Re: biology talk

Beitragvon Nanna » Fr 11. Jan 2013, 20:15

Eine Freundin von mir ist (aus Interesse, nicht wegen Überforderung) von Physik zu Bio gewechselt und meinte neulich mal, dass man durch Herleiten auf viele chemische Prozesse kaum kommen könne und dass die Entdecker häufig selber Bauklötzchen gestaunt haben Angesichts dessen, was das Zeug da plötzlich unaufgefordert tat. Dass man in Chemie an solche Probleme ganz anders herangehen muss, war für sie auch erst mal sehr gewöhnungsbedürftig. Eine Fächerkultur ist wahrscheinlich schon stark (natürlich auch nicht ausschließlich) durch den Gegenstand vorstrukturiert und die Chemiker haben einfach einen etwas erratischen Gegenstand abgekriegt. ;-)
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Re: biology talk

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 11. Jan 2013, 20:24

Julia hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Mich nervt aber wirklich, dass dieses Auswendiglernen so einen großen Teil ausmacht und das Denken nur vereinzelt eine Rolle spielt (zwar mehr als bei den Biologen, aber dennoch nicht wirklich viel), obwohl nur ein Bruchteil des Wissens tatsächlich eine Rolle in der Realität spielt.

Deswegen habe ich Biologie im Gymnasium abgewählt und später Physik studiert, da kam das Denken immer am Ehesten auf seine Kosten.

Dieses Wissen (das über die Chemie und die Biologie) ist entscheidend für die moderne Medizin, die Pharmazie und das Verständnis um das eigene selbst (scheint mir wesentlich wichtiger als die Fähigkeit, auf den Mond fliegen zu können oder Zeitdilatationen zu berechnen). Es mag nerven, aber man bekommt nichts geschenkt und eigentlich ist es auch nachvollziehbar, dass man viel lernen muss, wenn der Gegenstand der Lehre äußerst komplex ist.
Julia hat geschrieben:Ich kenne aber auch einen Chemieprofessor, der jetzt an einem Physikinstitut arbeitet und sich immer über Physiker lustig macht, die meinen alles mit Papier und Bleistift mal eben herleiten zu können und sich weigern irgendetwas auswendig zu lernen. Anscheinend gehen Chemiker sehr oft "nach Rezept" vor und lernen all diese Rezepte auswendig. Irgendeinen Sinn wird das schon haben.

Ne, alle Rezepte muss man nicht auswendig lernen. Lern mal den Mechanismus der Eliminierungs-Additionsreaktionen und du kannst damit schon 20 verschiedene Produkte herstellen. Auch da gibt es Regeln und Verallgemeinerungen.
Auch wenn die Chemiker theorietisch sehr penibel (vor allem wegen der Sicherheit) sein müssen, sind die sehr entspannt. Und zu den Physikern: Ich hab Strahlenbiologie mit Bachelor-, Master- und sogar einem Diplomstudenten (der ist auch schon so alt wie der Dozent). Besonders helle scheinen die auch nicht zu sein, wenn man mit denen spricht.
Julia hat geschrieben:Vielleicht einigen wir uns darauf, dass Physiker Sachen herleiten. Und Chemiker entweder Rezepten folgen oder wenn sie mit neuen Problemen konfrontiert sind einfach rumprobieren. :mg:

Ne, darauf werde ich mich nicht einigen. :nosmile: Es gibt klar strukturierte, aber auch berechenbare Möglichkeiten des Handelns. Und es steckt auch eine Menge Physik in der Chemie. Ich kann mich noch an die ersten Semester erinnern, wie ich physikalische Chemie gehasst habe! :kopfwand: Zig Berechnungen der Enthalpie, der Entropie, der inneren Energie usw., um herauszufinden, ob und wann die Stoffe den zur Hölle miteinander reagieren! Aber das ist gewiss kein Rumprobieren und Biologen können gewiss nicht viel über die Chemie erzählen.
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Re: biology talk

Beitragvon Julia » Sa 12. Jan 2013, 03:08

Darth Nefarius hat geschrieben: Dieses Wissen (das über die Chemie und die Biologie) ist entscheidend für die moderne Medizin, die Pharmazie und das Verständnis um das eigene selbst (scheint mir wesentlich wichtiger als die Fähigkeit, auf den Mond fliegen zu können oder Zeitdilatationen zu berechnen).

Das mag ja sein, aber das heißt ja nicht, dass jede Biologie studieren muss. Ich will die Biologie auch nicht abwerten, ich habe nur festgestellt, dass mir die Art wie Biologie gelehrt wird und sicher auch einiges was das Biologinsein ausmacht, nicht taugt. Ich habe in meinem Studium auch mal in die Biophysik reingeschnuppert, das ist auch recht unterhaltsam gewesen. Schlussendlich hat sich die Sache dann aber doch anders entwickelt.
Und was das Verständnis um das eigene selbst angeht, da kann ich genauso gut behaupten, dass die Kenntnis der Nukleosynthese unabdingbar ist, schließlich bestehen wir ja aus Elementen, da muss man doch wissen wo die herkommen und welche Prozesse da beteiligt sind. Was ist die Entstehung des Lebens gegen den Urknall?
Was wären die Biologen ohne die Messinstrumente der Physiker? *theatralischer blick*

Darth hat geschrieben:Ich hab Strahlenbiologie mit Bachelor-, Master- und sogar einem Diplomstudenten (der ist auch schon so alt wie der Dozent). Besonders helle scheinen die auch nicht zu sein, wenn man mit denen spricht.

Das klingt aber reichlich unentspannt. Bisher hast nur du dich wirklich abfällig über "normale Biologen" geäußert

Darth hat geschrieben: Es gibt klar strukturierte, aber auch berechenbare Möglichkeiten des Handelns. Und es steckt auch eine Menge Physik in der Chemie.

Die meisten Physiker_innen halten Chemie für einen Teil der Physik, die "Physik der Elektronenhüllen". :mg:
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Re: biology talk

Beitragvon mat-in » Sa 12. Jan 2013, 10:16

Ich dachte bisher immer, daß sowohl Physik als auch Chemie im "Grundrezepte auswendig lernen" besteht, zu mindest bis zu dem Punkt, an dem man das Fach selbst studiert. Ob das jetzt ein nuklearer Zerfall oder eine Nukleophile Addition ist... ganz egal.

Das schöne an der Biologie ist, das sich so viel vernetzt und ineinander greift.

P.S.: Der verranzte Thermocycler oben ist von einer Museumsseite.
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Re: biology talk

Beitragvon Julia » Sa 12. Jan 2013, 11:04

mat-in hat geschrieben:Ich dachte bisher immer, daß sowohl Physik als auch Chemie im "Grundrezepte auswendig lernen" besteht, zu mindest bis zu dem Punkt, an dem man das Fach selbst studiert. Ob das jetzt ein nuklearer Zerfall oder eine Nukleophile Addition ist... ganz egal.

Natürlich gibt es immer bestimmte Dinge, die man einfach wissen muss, aber ich hatte immer den Eindruck, dass in der Physik weniger Wissen und mehr Verständnis gefragt ist und eben auch die Fähigkeit sich Dinge selbst herzuleiten. Die Biophysik schien mir mit sehr viel Lernerei verbunden zu sein und auch die Chemievorlesungen waren grauenvoll, da hat man sich dann schon fast wieder auf die "mathematische Ergänzung zur theoretischen Physik" gefreut.
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Re: biology talk

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 12. Jan 2013, 11:35

Julia hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben: Dieses Wissen (das über die Chemie und die Biologie) ist entscheidend für die moderne Medizin, die Pharmazie und das Verständnis um das eigene selbst (scheint mir wesentlich wichtiger als die Fähigkeit, auf den Mond fliegen zu können oder Zeitdilatationen zu berechnen).

Das mag ja sein, aber das heißt ja nicht, dass jede Biologie studieren muss. Ich will die Biologie auch nicht abwerten, ich habe nur festgestellt, dass mir die Art wie Biologie gelehrt wird und sicher auch einiges was das Biologinsein ausmacht, nicht taugt.

Es gibt viele schlechte Biologielehrer. Manche sind nur Ökos, die von CO2 reden können, aber (zumindest die Molekular-) Biologie erfordert beim Forschen eine gewisse Kreativität.
Ich kann mich darauf einigen, dass uns unterschiedliche Dinge eine Motivation waren. Für dich ist der Weg das Ziel, für mich das Ziel. Dabei war es für mich akzeptabel, dass man viel lernen muss, vielleicht weniger denken (als eventuell ein Physiker oder Mathematiker. Aber das, was ich an Physik und Mathematik noch auch machen musste, schien mir auch nicht viel mit Denken zu tun zu haben. Gerade in der Physik sind Formeln und Einheiten das A und das O. Wenn ich unabhängig von der Produktivität mir ein Studium, bei dem man viel denken müsse, gewählt hätte, wäre es eher Mathe als Physik geworden.
Julia hat geschrieben:Und was das Verständnis um das eigene selbst angeht, da kann ich genauso gut behaupten, dass die Kenntnis der Nukleosynthese unabdingbar ist, schließlich bestehen wir ja aus Elementen, da muss man doch wissen wo die herkommen und welche Prozesse da beteiligt sind. Was ist die Entstehung des Lebens gegen den Urknall?
Was wären die Biologen ohne die Messinstrumente der Physiker? *theatralischer blick*

Na, das eine bedingt das andere. Allerdings haben die Biochemiker weder all ihre Geräte (wohl die wenigsten, und dann auch Ingenieuren) noch den Urknall den Physikern zu verdanken. :winkgrin2:
Julia hat geschrieben:
Darth hat geschrieben:Ich hab Strahlenbiologie mit Bachelor-, Master- und sogar einem Diplomstudenten (der ist auch schon so alt wie der Dozent). Besonders helle scheinen die auch nicht zu sein, wenn man mit denen spricht.

Das klingt aber reichlich unentspannt. Bisher hast nur du dich wirklich abfällig über "normale Biologen" geäußert

Ja, und jetzt tue ich das bei den Physikern, mit denen habe ich Strahlenbio, von denen habe ich oben geredet.
Julia hat geschrieben:Die meisten Physiker_innen halten Chemie für einen Teil der Physik, die "Physik der Elektronenhüllen". :mg:

Die "Physik der Elektronenhüllen" ist sehr komplex und verlangt nicht weniger Denkarbeit als die eines Durchschnittsphysikers. Jedenfalls ist es nicht nur Kochen nach Rezept und Probieren, was geht, wenn es keins gibt. :ja:
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Re: biology talk

Beitragvon Julia » Sa 12. Jan 2013, 12:26

Darth Nefarius hat geschrieben:Es gibt viele schlechte Biologielehrer.

Und viele schlechte Chemielehrer, jedenfalls in meiner Stichprobe. Ich hatte mal einen, der konnte uns den pH-Wert nicht erklären, weil er nicht verstand was ein Logarithmus ist, das hat er ganz offen zugegeben und meinte wir sollten das im Buch nachlesen. Ein anderer Chemielehrer war nicht davon zu überzeugen, dass es keinen Unterschied macht ob ich erst eine Multiplikation durchführe und dann eine Division oder anders herum. Auf den Hinweis, dass ich aber doch das gleiche Ergebnis bekomme wie er in seiner Musterlösung meinte er es handle sich hier gewiss um Zufall. Gymnasiallehrer.

Darth Nefarius hat geschrieben:Aber das, was ich an Physik und Mathematik noch auch machen musste, schien mir auch nicht viel mit Denken zu tun zu haben. Gerade in der Physik sind Formeln und Einheiten das A und das O.

Formeln haben sehr viel mit Denken zu tun, wenn du sie herleiten und interpretieren musst. Wenn du sie nur auswendig lernst und nach Rezept anwendest (so haben wir das im Chemiunterricht gemacht) natürlich nicht.

Darth Nefarius hat geschrieben:Ja, und jetzt tue ich das bei den Physikern, mit denen habe ich Strahlenbio, von denen habe ich oben geredet.

Ich erzähl dir mal eine Geschichte von einem Klassenkameraden. Wir hatten einen neuen Schüler in der Klasse und unser Deutschlehrer hat ihm ein paar Fragen gestellt um ihn der Klasse vorzustellen. Er fragte den Schüler dann auch nach seinen Hobbies, worauf hin der Schüler Flugzeugmodellbau angab. Um das Gespräch aufrecht zu erhalten fragte der Lehrer dann, was so Modellflugzeuge denn kosten. Der Schüler meinte, dass das recht unterschiedlich sei. Daraufhin meldete sich ein anderer Klassenkamerad und garniert von dümmlichem Gekicher meinte er, sein Vater besäße ein Modellflugzeug, das 20.000 DM gekostet habe.
Er nützte jede unpassende Gelegenheit um auf den Reichtum seiner Familie hinzuweisen, so wie du jede Gelegenheit zu zeigen, was für ein schwieriges Studium du studierst und was für ein genialer Typ du daher sein musst. Allerdings funktionert das so nicht, es gibt keine Vorschusslorbeeren. Und auch das reiche Muttersöhnchen hat auf die Art keine Bewunderung geerntet.
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Re: biology talk

Beitragvon fopa » Sa 12. Jan 2013, 15:40

Julia hat geschrieben:
mat-in hat geschrieben:Ich dachte bisher immer, daß sowohl Physik als auch Chemie im "Grundrezepte auswendig lernen" besteht, zu mindest bis zu dem Punkt, an dem man das Fach selbst studiert. Ob das jetzt ein nuklearer Zerfall oder eine Nukleophile Addition ist... ganz egal.
Natürlich gibt es immer bestimmte Dinge, die man einfach wissen muss, aber ich hatte immer den Eindruck, dass in der Physik weniger Wissen und mehr Verständnis gefragt ist und eben auch die Fähigkeit sich Dinge selbst herzuleiten. Die Biophysik schien mir mit sehr viel Lernerei verbunden zu sein und auch die Chemievorlesungen waren grauenvoll, da hat man sich dann schon fast wieder auf die "mathematische Ergänzung zur theoretischen Physik" gefreut.
Der Unterschied ist meiner Erfahrung nach, dass in mathematischen und physikalischen Dingen das "Auswendiglernen" darin besteht, ein Verständnis für die Dinge so zu entwickeln, dass man sie aus ihren Grundlagen schnell erneut herleiten kann. Wenn du eine Formel falsch aufschreibst, merkst du es daran, dass die Einheiten nicht stimmen oder irgendein Operator fehlt oder es aus anderen Gründen nicht passt. Bei biologischen, geologischen oder gar geisteswissenschaftlichem "Wissen" geht das meist nicht. Falsch gemerkte Vokabeln sind halt falsch.

Ich glaube aber nicht, dass ein Fach mit viel Auswendiglernen weniger "Denken" erfordert, als beispielsweise Mathematik, Physik oder Chemie. Man muss es schließlich zusätzlich mitbringen, um das viele Wissen in einen Zusammenhang zu bringen und zu vernetzen. Mancher gute Auswendig-Lerner könnte sicher ein bisschen mehr vernetztes Denken vertragen; manchem guten Logiker würde etwas mehr "Wissen" außerhalb seines Faches gut tun... meine ich.
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Re: biology talk

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 12. Jan 2013, 20:18

Julia hat geschrieben:Und viele schlechte Chemielehrer, jedenfalls in meiner Stichprobe. Ich hatte mal einen, der konnte uns den pH-Wert nicht erklären, weil er nicht verstand was ein Logarithmus ist, das hat er ganz offen zugegeben und meinte wir sollten das im Buch nachlesen. Ein anderer Chemielehrer war nicht davon zu überzeugen, dass es keinen Unterschied macht ob ich erst eine Multiplikation durchführe und dann eine Division oder anders herum. Auf den Hinweis, dass ich aber doch das gleiche Ergebnis bekomme wie er in seiner Musterlösung meinte er es handle sich hier gewiss um Zufall. Gymnasiallehrer.

Also, bei den Fällen würde ich an der Schule zweifeln. Das sind keine Stereotypen. Allerdings muss ich zugeben, dass Lehrämtler in allem (so mein Eindruck) wesentlich unfähiger und langsamer sind. eigentlich lief es so ab: Wir hatten (wenn überhaupt) mit ihnen (ob Biologie oder Chemie) gerademal in den ersten 2 Semestern zu tun. Wir waren gerade frisch, die fast fertig. Dennoch waren deren Noten immer die schlechtesten. Lehrämtler ist bei uns fast eine Beleidigung. Wenn es jemanden gibt, den wir geringer schätzen als Biologen, dann die.
Julia hat geschrieben:Formeln haben sehr viel mit Denken zu tun, wenn du sie herleiten und interpretieren musst. Wenn du sie nur auswendig lernst und nach Rezept anwendest (so haben wir das im Chemiunterricht gemacht) natürlich nicht.

Wir oft nicht. Es ist eigenltich immer mindestens Transfer, immer Interpretation.
Julia hat geschrieben:Er nützte jede unpassende Gelegenheit um auf den Reichtum seiner Familie hinzuweisen, so wie du jede Gelegenheit zu zeigen, was für ein schwieriges Studium du studierst und was für ein genialer Typ du daher sein musst. Allerdings funktionert das so nicht, es gibt keine Vorschusslorbeeren. Und auch das reiche Muttersöhnchen hat auf die Art keine Bewunderung geerntet.

:lachtot: Schon gut, nimm einfach alles nicht so persönlich. Ich sag dir ganz ehrlich, dass ich menschlich die mir bekannten Lehrämtler und Biologen sehr viel mehr schätze als meine Mitstudenten. Dass ich nicht über sie lästere, hat nur den Grund, dass sie viel mit mir gemeinsam haben. Ich bin nunmal eher ein Misanthrop, das hat nichts (naja, nicht nur) mit Angeberei zu tun. Was ich an solchen Foren bedauere ist, dass das Gegenüber nicht erkennt, wann man bei dieser oder jener Bemerkung schmunzelt, man muss immer so einen dämlichen =) einsetzen.
Abgesehen davon ist Reichtum der Familie wirklich keine Leistung, in einen Studiengang mit einem NC von 1 etwa 1,5 zu kommen und sich zu halten, schon. :winkgrin2:
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Re: biology talk

Beitragvon mat-in » So 13. Jan 2013, 09:12

Aber ist es nicht ein Fehlschluß zu denken das Leute in einem Studiengang mit NC 2,3 kein gutes Abizeugniss (als würde das was über die denkfähigkeit aussagen *augenroll*) haben? Vielleicht haben die sich ja bewußt gegen medizin und für Biologie entschieden?
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