@ Zappa:
Nun, da die anderen Erklärungen der Wirkung der Homöopathie bei Tieren kassiert wurden (Erwartungshaltung und Konditionierung), wird also wieder das älteste Argument aufgefahren. Die liebevoll Zuwendung ist es, die heilt.
Sicher heilt liebevolle Zuwendung, aber ich frage mich immer und andere dann auch, warum sie glauben, dass Tierbesitzer ihr Tier die ganze Zeit nicht liebevoll behandeln, es aber genau und nur dann tun, wenn sie zum Homöopathen gehen?
Es ist ja nicht so, dass Tierbesitzers erste Adresse in jedem Fall der Homöopath ist. Nehmen wir an Hasso ist krank. Die normale Reaktion ist ja, erst mal abzuwarten, ob man sich nicht irrt. „Findest du nicht auch, dass er einen schlechten Eindruck macht?“ Man macht sich Sorgen und hätschelt Hasso schon dann. Vielleicht frisst Hasso nicht wie sonst und bekommt dann sein Lieblingsfutter, vielleicht will er nicht spazieren, oder fiept oder sonst etwas. Also geht man zum Tierarzt, als durchschnittlicher Tierbesitzer schon halbwegs besorgt. Kriegt Hasso bisher keine Zuneigung und Aufmerksamenkeit? Warum hilft die nicht?
Gesetzt, Hasso hat eine Erkrankung die der Tierarzt nicht in den Griff bekommt, warum auch immer und Tierbesitzer hört: „Geh doch mal zu dem und dem Tierheilpraktiker“.
Und hier erst setzen dann Zuwendung und Aufmerksamkeit ein? Hier erst beginnen sie zu wirken? Ausgerechnet hier gibt es immer Zufallstreffer? Natürlich wirkt hier nichts, kann ja nicht, weiß man ja. Also muss es Wunschdenken sein, Zufall, oder liebevolle Zuwendung.
Der liebevollen Zuwendung will ich mich hier zuwenden, zum Wunschdenken gleich.
@ Nanna:
Bin ja direkt froh, dass es noch Themen gibt, bei denen ich Dir nicht zustimme.
Das ist zwar die Übernahme einer handelsüblichen Erklärung, aber dennoch ist das, was Du da behauptest, nicht ohne.
Es ist ja nicht weniger als ein: Du irrst dich. Deine Wahrnehmung muss dich trügen. Der (verständliche) Wunsch, dass es deinem lieben Tier gut gehen möge, lässt dich die Realität etwas verzerrt wahrnehmen.
Du sagst, fairerweise, das gelte für alle Bereiche, ständig würde unsere (falsche) Erinnerung unser Leben neu umschreiben.
Ja und nein. Wenn Dir ein Freund erzählt, er sei gestern im Kino gewesen, glaubst Du ihm?
Wenn jemand sagt, seine Kopfschmerzen seien jetzt besser, glaubst Du ihm?
Wenn Dir jemand erzählt, er habe ein Geschäftsessen gehabt und dabei ausgezeichnet gegessen, glaubst Du ihm?
Wenn Dir eine junge Mutter erzählt, der Keuchhusten ihrer Tochter würde nun zum Glück zurückgehen, glaubst Du ihr?
All diese – und noch viel mehr – Bemerkungen lässt man selbstverständlich passieren.
Bei der Homöopathie heißt es dann: „Stopp, das kann nicht sein, musst du dir einbilden.“ Man sagt es netter, meint es aber.
Und nun kommt es eben zu der Frage, was hat das Biest denn? Ist es irgendeine unspezifische Lurigkeit? Er frisst nicht mehr mit dem gleichen Appetit? Er wirkt so lustlos?
Keine Frage, Menschen können das wahrnehmen, die einen besser, die anderen schlechter, aber hier ist es sicher schwer zu bestimmen, ob das Tier krank ist.
Wenn aber ein Hund Fell verliert, meinetwegen eine handtellergroße kahle, schuppende Stelle zu sehen ist, kann man sich darüber täuschen?
Wenn ein Hund deutlich sichtbar humpelt, kann man sich darüber täuschen? (Wir sind ja wahrnehmungstechnisch gerade auf Abweichungen von der Norm geeicht, Normalität fällt uns nicht auf, Abweichungen i.d.R.. sofort.)
Wenn ein Tier tatsächlich nichts mehr frisst, kann man sich darüber täuschen?
Ich glaube, dass es sehr wohl möglich ist, hier zu differenzieren.
Ich wüsste nicht, mit welchen Recht man jemandem diese Fähigkeit hierzu absprechen sollte, wenn er nicht den ganzen Tag merkwürdige Dinge erzählt.