provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Das Homo Oeconomicus Modell ist weit überholt.
Nein, nur deine Vorstellung von Nutzen ist zu eng und weit überholt.
Für Betrug brauchts eine funktionierende Justiz, hab ich das je abgestritten?
Der beste Verbraucherschutz ist der Wettbewerb. Je mehr reguliert wird, desto höher die Eintrittsbarrieren, und desto größer die Kumulrisiken. Wir müssen lernen kleine Risiken zu akzeptieren, weil wir sonst künstlich Kumulrisiken aufbauen, die wir nicht im Griff haben.
Ärzte wären aufgrund der außergewöhnlichen Risikogröße ein Beispiel, wo man noch am ehesten regulieren sollte.
Aber den ganzen Kleinkram mit relativ überschaubaren Folgen, da sollte man lieber die Finger von der Regulierung lassen bzw. sie auf das Allernotwendigste beschränken.
Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum es in diesem Forum so ist, dass ein zusammenhängender Gedanke durch verschiedene Zitate zerissen wird. Daher komme ich wieder darauf zurück:
Der Wettbewerb macht gar nichts, weil du und auch Von Mises von Menschen und deren Verhaltensweisen nichts versteht. Es ist schlichtweg nicht möglich, physikalisch, intellektuell, zeitlich, alles selbst zu überschauen. Zumal wenn jedwede Kontrollinstanz abgebaut wird, kann ich als Verbraucher garnicht mehr wissen, ob das Fleisch in der Lasagne wirklich das ist, was ich mir darunter vorstelle.
Der Wettbewerb und freies Walten und Schalten sorgt dafür, dass die Firmen dann selbst ihre Fürstentümer im Markt abstecken, z.B. durch aufeinander abgestimmte Produktserien und geschützte Hausnormen. Selbst wenn es das in deinem System nicht gäbe, hat eine Herstellerfirma trotzdem mehr wissen über die Spezifikationen als jede Konkurrenz.
Vielleicht kannst du als Entrepeneur noch Nägel verkaufen, das wars aber schon fast. Durch Verträge und dergleichen können Firmen sehr effektiv Konkurrenz unterdrücken: du bekommst dann einfach deine Waren nicht, die du brauchst, um das zu machen, was du machen willst, weil alle Hersteller, die dich beliefern könnten Exklusivverträge mit der großen Firma machen. Falls du etwas innovatives herausbringst, wird eine große Firma es soweit es geht kopieren und deine Preise dann unterbieten. Du kannst mit einer großen Firma und deren eingespielter, super-optimierten Maschinerie kaum wirtschaftlich mithalten.
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben: Man hat Korruption, Nepotismus und Elitismus dann nur legalisiert.
Nein, weil es keinen Mechanismus mehr gibt, der Markteintritte künstlich verhindert.
Siehe oben, du lebst ganz offensichtlich in einem Märchenland!
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:In den USA kommen die roten Bundesstaaten unter jahrzehntelanger republikanischer Führung dem libertären Ideal vergleichsweise nahe. Natürlich wird ein libertär Gesinnter einwenden, das sei nicht genauso, daher *zauberei* gelte das alles nicht, doch grundsätzlich ist das doch die Stoßrichtung: Deregulierung, Privatisierung, wenig Staat (außer da wo Libertäre/Rechte es gerne sehen, viel Gefängnis, Polizei und Militär und natürlich Eingriff in die Privatsphäre wenn es um Sexualität geht). Nur geht es diesen Bundesstaaten komischerweise konsistent schlechter, sodaß die blauen Staaten (unter demokratischer Führung und damit etwas linker und entgegengesetzter) diese subventionieren müssen. Komisch, komisch.
Die Rhetorik geht in Richtung Deregulierung, Privatisierung, weniger Staat, das Handeln ist aber (von ein paar Ausnahmen wie Waffenbesitz und Co.) relativ einheitlich, soweit nicht ohnehin von Bundesebene her vorgegeben. Der ach so unsoziale Romney, der kleine Kinder zum Frühstück isst (um den Grundtenor der deutschen Medien mal zu pointieren) hat in seinem Bundesstaat das Vorbild für Obamas "Gesundheitsreform" geschaffen.
Das geht am Punkt komplett vorbei. Und ist Romneys Reformvorbild etwas, was in einem libertären Modell dazu gehört? Wenn Romney etwas einführt, was zu Demokraten passt, dann ist das doch kein Argument dafür, warum rote (eher) libertäre Bundesstaaten schlechter abschneiden.
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben: Was ist denn jetzt mit Luft und Wasserverschmutzung und natürlichen Resourcen? Wem gehören sie, und wer darf was damit machen, und warum? Allein da geht doch diese naive libertäre Ideologie schon in die Binsen.
Natürliche Ressourcen sind noch relativ einfach. Demjenigen dem der jeweilige Landstreifen gehört. Schwieriger wird das in der Tat mit Luft und Wasser. Hier ist im Zweifel eine möglichst marktnahe Lösung a la Emissionszertifikate irgendwelcher Regierungswillkür (Subventionitis und andrer Interventionismus) vorzuziehen. Gibt auch Libertäre mit andren Ansätzen. Persönlich gibts für mich für dieses Problem bisher gar keinen Ansatz, der mich restlos überzeugt.
Immerhin, und was ist mit emotionalen Werten? Beispielsweise könnte jemand die Spitze des Mount Everest absprengen, wenn es dort rare Resourcen gibt. Oder man könnte den Grand Canyon fluten und ordentlich Strom erzeugen usw. Und woher kommt Landbesitz eigentlich? Und auch die Frage ist nicht beantwortet, was ein Habenichts in einer Welt macht, die immer jemandem gehört und wo er die Regeln befolgen muss, die derjenige aufstellt. Das Mittelalter lässt grüßen. Was macht man denn dann? Genau, man wird effektiv ein Knecht. Und warum ist das so:
Du hast keine Produktionsmittel, also bekommst du sie von irgendwem gestellt. Dafür bekommst du ein Dach über den Kopf, genug zu essen um deine Produktivität zu erhalten, sowie die geringste Krankenversorge wie nötig. Der Marktpreis richtet sich danach, wie teuer es ist, eine Kraft in der Tätigkeit anzulernen. Sagen wir es kostet 10.000 € um einen neuen zu finden, der die arbeit gleichgut verrichtet, dann kann die Widerherstellung deiner Arbeitskraft im Krankheitsfall nicht teurer als 10.000 € sein. All deine menschlichen Fakultäten, Einfälle und Glücksmomente sind fortan im Dienst deines Herren. Nach 8 Stunden Arbeit, 6 Tage die Woche, dem errechneten Produktivitätsoptimum für Menschen, bist du weiterhin ein Habenichts mit leeren Händen. Aber du hast einen Tag überlebt. Schöne Welt, die du dir da vorstellst. Organisierende Arbeiter und Gewerkschaften, die dem Gegensteuern? Warum sollte das denn funktionieren? Auch das hat einen kalkulierbaren Preis. Es kostet X das Problem loszuwerden, entweder indem die Betroffenen ausgetauscht oder eingekauft werden. Man wird manchmal austauschen, manchmal direkt feuern wollen, um einen Erpressungseffekt zu verhindern. Beim zweiten, dritten Mal, werden sich die Habenichtse in ihr Schicksal fügen und eben damit auskommen, was ihnen das Leben zugeteilt hat. Menschen können erstaunlich genügsam sein, wenn sie es müssen.
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Derzeit macht Piketty die Runde mit der Formel r > g. Die Rendite von Kapital und Vermögen (r) ist größer als das Wirtschaftswachstum (g). Hat jeder intuitiv schon immer geahnt, aber dafür gibt es nun etwas mehr als nur Ahnung. Der Traum vom harten Arbeiten und dann reich werden ist tot. Reiner Bockmist. Wer Reich ist, wird reicher. Das ist sicher. Und das lügen sich die entsprechenden Leute und ihre Lackeien dann eben noch zurecht indem sie ihre "Verantwortung" die sie "tragen" schön hochlügen, wenn sie in Wahrheit entweder garnicht haften oder im Falle der Fälle dann sanft abgefangen werden. Ohne irgendeine Umverteilung geht das Steil durch die Decke. Was haben da Libertäre für Antworten? Kein Fiat Geld und das? Nagut, geschenkt, dann kaufen die Produktionsmittel und Besitz.
Du unterliegst hier einem Denkfehler, den ich mit folgendem Beispiel verdeutlichen möchte. Denn solange Menschen konsumieren, wird die Rendite aus mathematischer Notwendigkeit immer höher sein, als das Wachstum. Die Rendite ist die mathematische Obergrenze für das Wachstum. [...]
Worin liegt der Denkfehler bei r > g? Und wenn das so ist, wie kommts das es eine bekannte und beobachte Konstante zu sein scheint und nunmehr offenkundig seriös belegt wurde, und von höchsten Fachkollegen geehrt wurde? Ich kann mich da nicht einreihen.
Provinzler hat geschrieben:Hart arbeiten und reich werden war immer nur ein Traum. Hart und clever arbeiten und ein bisschen Glück haben ist der Weg. Und das war auch nie anders. Da lügen sich viele etwas vor.
Die meisten Tätigkeiten, die jemanden tagtäglich beschäftigen sind vordefiniert und bieten garkeinen Raum um irgendwelche Sprünge zu machen, ob durch Glück oder durch Cleverness. Alles was zusätzlich rausspringt geht für gewöhnlich in die Tasche des Besitzers und Arbeitgebers. Manche Arbeitgeber bieten Anreize und geben einen Bonus, aber das war es auch schon. Du kommst aus der Tretmühle kaum raus. Frag mal Leute, die irgendwo arbeiten, und vielleicht noch eine Familie versorgen müssen, wieviel Zeit und Energie die haben, etwas "nebenher" auf die Beine zu stellen. Auch dafür sind die Möglichkeiten limitiert. Es ist eine reine Fantasterei, dass jederman jederzeit aus dem Stand heraus mit Geschick und Glück irgendwie seinem Schicksal entkommen kann. In der modernen Welt der Startups verdienen im Falle deines Erfolgs Investoren überproportional mit, und auch da gibt es kein Entkommen, denn ihre Investion ist natürlich hart kalkuliert und sie sitzen am längeren Hebel. Das geht in allen Bereichen so. Es wird hart ausgerechnet, ob du auch als Krankenversicherter lohnenswert bist und wenn Gewinn/Kosten/Risko in einem ungünstigen Verhältnis sind, wirst du eben abgelehnt. In einer Globalen Welt gibt es genügend andere Quellen und dann haben wir heute noch Big Data, die auch wieder nur diejenigen nutzen können, die das nötige Geld haben, dafür zu bezahlen. Und für Habenichte gelten auch Marktpreise. Die schiere Masse an Menschenkraft drückt die Preise eben nach unten.
Vielleicht gibts noch die Utopie von Gemeinschaften, die sich bilden und ihre Resourcen poolen und aus sich heraus etwas produzieren. Aber auch hierfür: Woher kommt wenigstens das Land? Ohne entsprechendes Kleingeld, kein Land. Und wenn es für die Big Corp Konkurrenz zu nervig ist, wird es eben eingekauft und ein Parkplatz draus gemacht.
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Der Republikaner redet dann von "Triple Down", der Idee das sich dann irgendwie, wieder Zauberei *hex hex* Wohltäter organisieren, die das irgendwie alles wieder höchst freiwillig ausgleichen. Ich lach mich tot.
Was Linke aufgrund des neidvernebelten Verstandes nie kapieren sind die Grundlagen auf denen individueller Wohlstand in einem marktwirtschaftlichem System beruht. Nämlich darauf, dass durch steigende Kapitalintensität sukzessive auch die Produktivität der sogenannten einfachen Leute und damit ihr EInkommensniveau sukzessive ansteigt. Ein Bauarbeiter ist heute nur und nur deshalb wohlhabender als vor 100 Jahren, weil andre Menschen mit Kapitalbildung und Know-how Hilfsmittel entwickelt haben, die es dem Bauarbeiter ermöglichen produktiver zu arbeiten.
Ich glaube nicht, dass sich das Leben eines Bauarbeiters analog verbessert hat, eingedenk der Tatsache, was für Maschinen und Produktionsmittel mittlerweile entwickelt wurden. Das Meiste, und ich würde mit Pi*Daumen mal gut von 90%+ ausgehen, wandert doch in die Tasche von den Besitzenden. Die 15 Arbeiter haben vor 100 Jahren ein Hofhaus mit ein paar Schuppen hochgezogen, und waren verhältnismäßig versorgt dafür. Die gleichen 15 Arbeiter heute ziehen ein Hotel hoch, das der Firma, für die sie arbeiten Millionen einbringt und noch ein vielfaches mehr für den Besitzer des Hotels. Die Arbeiter heute mögen im Gegenzug ein Fernseher und ein Auto besitzen, und Krankenversicherung, aber das sind doch Peanuts im Gesamtmaßstab. Noch deutlicher wird das, wenn man Automatisierung einbezieht. Wenn 5 Industrie-Roboter 10 Arbeiter ersetzen, dann fliegen die Arbeiter raus, das eingesparte Geld wird mit den Kosten der Roboter verrechnet. Mit Sicherheit steht am Ende ein Plus und das wandert natürlich in die Tasche des Besitzers.
Hier kann man auch ein anderes Beispiel verdeutlichen. Angenommen, ein Arbeiter denkt selbst wirtschaftlich. Er spart lange, erfindet oder kauft einen Roboter, der seine Tätigkeit vollständig ersetzt. Seine Idee ist die, das der Roboter fortan für ihn arbeiten geht und er sich nur noch um Instanthaltung kümmern muss. Nur siehe da, der Arbeitgeber denkt sich: das klappt. Er feuert einfach den Arbeiter und seinen Roboter und kauft einen identischen für sich. Wieder profitiert nur der Besitzende, weil er eben am längeren Hebel sitzt.
Provinzler hat geschrieben:Lumen hat geschrieben:Die Hauptsache ist doch, dass es ein Klientel an Schnöseln gibt, aus Adelskreisen, Anwälte und Konsorten, und ihr Loser-Kohort, der sich damit identifiziert, die sich wahrhaftig einbilden ein Systemwechsel in eine solche Richtung wäre nicht nur höchst fair, sondern sich auch noch einbilden, sie selbst seien als natürliche Eliten in der Lage darin zu bestehen. Wenn ich mich nicht schon totgelacht hätte, würde ich es jetzt tun.
Du irrst. Für eine solche Klientel ist der Sozialismus am förderlichsten. Denn dort kann man alles kontrollieren, wenn man an den entscheidenden Schnittstellen sitzt. In der Marktwirtschaft muss man hingegen permanent besser sein als das, was die Konkurrenz sich so einfallen lässt.
Ammenmärchen, siehe oben.