Vollbreit hat geschrieben:Viele Projekte der versuchten Weltrettung entpuppten sich nachher als Übel, vielleicht deshalb, weil sie zu totalitär waren, zu viel wollten, alles umkrempeln wollten.
So schlecht ist unsere Welt gar nicht gelungen, auch wenn pessimistischen Stimmen lauter werden, die aus verschiedenen Ecken Probleme auftauchen sehen. Klima, Geld, soziale Spannungen, Orientierungslosigkeit, der Umgang mit Tieren, zuviel Religion oder zu wenig, was auch immer.
Aber was eint all die, die meinen, man sollte etwas tun? Unabhängig vom Inhalt genau dieser Impuls und der Wille etwas zu verändern. Doch oft stirbt der Wille in der Flut der Probleme oder weil man sich allein fühlt oder weil viele meinen, ein Wandel müsse radikal sein. Genau da steigen glaube ich viele aus.
ganimed hat geschrieben:Ich finde, A bildet sich die 10% oder irgendeinen bestimmten Unterschied irgendwie nur ein.
Vollbreit hat geschrieben:schön, mal wieder von Dir zu lesen.
Vollbreit hat geschrieben:Deinen Einwand verstehe ich trotzdem nicht.
Wenn Deine Grundsatzkritik ist - so verstehe ich sie - dass es eigentlich nichts zu verbessern gibt ("dass Weltverbesserung praktisch immer eine Illusion ist. Verbesserung gegenüber was?"), warum soll der verlinkte Artikel denn dann das Gewisssen beruhigen?
Vollbreit hat geschrieben:Würdest Du damit nicht unausgesprochen behaupten, 10% seien eigentlich zu wenig?
Nanna hat geschrieben:Geh mal auf die Landstraße und fahr einfach 3m weiter links als sonst. Merkst den Unterschied schon irgendwann.
Der Punkt ist, dass "x mehr als sonst" keine eingebildete Veränderung darstellt, sondern eine tatsächliche.
ganimed hat geschrieben:Ich behaupte nicht, "dass es eigentlich nichts zu verbessern gibt". Ich finde die Welt grässlich und würde mir viele Verbesserungen wünschen. Und hier kann ich den Begriff "Verbesserung" vielleicht am besten so definieren, dass ich sage: die Welt soll in Zukunft besser sein, als sie jetzt ist.
Was ich an dem Artikel und seinem Zielvorschlag (Verbesserung um 10%) logisch unsinnig finde, ist, dass nicht definiert wird, was mit "Verbesserung" gemeint ist und von was die 10% die 10% sind.
Wenn implizit gemeint sein sollte (was ich jetzt mal vermute), dass man mit der Ausgangsmenge das aktuelle Gut-sein des Menschen meint, und mit 10% Verbesserung meint man, dass der Mensch morgen also 110% gut ist, dann ist das ziemlicher Unfug.
ganimed hat geschrieben:Aber was ist, wenn ich sowieso schon seit 5 Wochen von Frau Meier aus der Wohnung nebenan ausgeschimpft werde im gemeinsamen Hof.
Von fundiert und genau definiert ist doch gar nicht die Rede, bewusst nicht.ganimed hat geschrieben:Will sagen: wir leben in einer Welt, in der tausende von Frau Meiers von allen Seiten auf uns einreden, wir tausende von Artikeln lesen (vielleicht nicht täglich, aber immerhin) und wir tausende von anderen Einflüssen bekommen. Zudem kaufen wir gar nicht jeden Tag 50 Flaschen, manchmal sind es nur 30 und manchmal bringen wir sie nicht selber in den Müll. Völlig unmöglich, da fundiert von 10% zu reden, oder überhaupt von "Verbesserung".
ganimed hat geschrieben:„Man kann sich eine Verbesserungstendenz höchstens einbilden, einreden und vormachen. Was der Artikel also vorschlägt "verbessere dich, wenn du magst, um 10%" ist undefiniert und praktisch undefinierbar, weil a) die Art der Verbesserung nicht definiert ist und b) sie schon gar nicht messbar ist.“
Denke, das löst sich auf, wenn man dem Autor unterstellt, dass es ihm nicht um 10% geht, sondern um eine Idee, die man auch „Lieber wenig, statt gar nichts“ nennen könnte, wobei „wenig“ wohl nicht als Fehler betrachtet wird.ganimed hat geschrieben:Ich will behaupten, dass jeder, der von 10% redet bei etwas, wo man nie und nimmer Prozentzahlen benutzen kann, dass der gequirlten Unsinn redet.
Ja, wenn man unterstellt, dass die Mitmenschen, nachlässige und böswillige Trottel sind, denen es darum geht, nichts an ihrem Leben und der Welt zu ändern und die im Grunde nur nach einem Vorwand suchen, dies auch weiterhin nicht zu tun.ganimed hat geschrieben:Und jeder, der darauf eingeht und sich vornimmt, wirklich mal so etwa 10% Verbesserung vorzunehmen, kann sich fast mühelos irgendeinen Unsinn zusammenrechnen, der zwar nicht stimmt, aber sich gut anfühlt und einem die Illusion vermittelt, zur Verbesserung der Welt beizutragen.
ganimed hat geschrieben:In dem Artikel hätte also faktisch ebensogut stehen können: "Bildet euch einfach ein, ihr hättet durch 10% Fluxlipuxli zur Besserung der Welt beigetragen. Und denkt euch einfach selber aus, was ihr ganz persönlich unter Fluxlipuxli versteht. Und lächelt entspannt denn alles wird gut."
ganimed hat geschrieben:Ein Aufruf, sich etwas vorzumachen und sich weniger zu sorgen. Psychologisch also relativ sinnvoll. Wenn ich nur drauf reinfallen könnte.
Vollbreit hat geschrieben:Es sollte doch jeder für sich entscheiden, wo er 10% mehr tun möchte.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, wenn man unterstellt, dass die Mitmenschen, nachlässige und böswillige Trottel sind, denen es darum geht, nichts an ihrem Leben und der Welt zu ändern und die im Grunde nur nach einem Vorwand suchen, dies auch weiterhin nicht zu tun.
ganimed hat geschrieben:Ich bin einer von diesen Typen, die ernsthaft glauben, dass Weltverbesserung praktisch immer eine Illusion ist. Verbesserung gegenüber was? Wie wollte man das messen? Man müsste vermutlich mit alternativen Realitäten argumentieren, so wie das bei StarTrek passiert mit alternativen Zeitlinien.
ganimed hat geschrieben:Ich finde, A bildet sich die 10% oder irgendeinen bestimmten Unterschied irgendwie nur ein. Völlig willkürlich spricht er von 10%. Denn es sind ebensogut auch alternative Realitäten denkbar, wo der "Unterschied" 2% oder 20% oder jeden anderen Wert beträgt.
Darth Nefarius hat geschrieben:Biologisch betrachtet ist das Wachstum einer Population und die Lebensspanne ein gutes Indiz für die Qualität der Umgebung.
Darth Nefarius hat geschrieben:Die Resignation sollte nicht hingenommen und geduldet werden als menschliche Schwäche - selbst wenn sie eine ist. Soll man dann eben versuchen, über das Menschsein hinauszuwachsen!
Bei einem lockeren Appell?ganimed hat geschrieben:Mein Einwand war nicht, dass die 10% Forderung zu spezifisch und unflexibel gewesen sei. Ich verstehe schon, dass man sich selber aussuchen kann, was man ändert und um wie viel Prozent. Mein Einwand war, dass hier praktisch ein Kategoriefehler vorliegt.
Was heißt das jetzt, dass man sich und auch sonst nichts verändern kann?ganimed hat geschrieben:Es gibt keine zielgerichtete Änderung und es gibt keine quantifizierte Änderung. Deshalb sind alle Stellen, wo es in dem Artikel um zielgerichtete Änderungen oder irgendwelche Prozentzahlen geht, ausgemachter Unsinn.
ganimed hat geschrieben:Als Beispiel: man bittet einen Maler, die Wand um 40 Grad weiter im Kluxlipluxli-Stil des ausgehenden achten Jahrtausends zu streichen. Er könne sich aber aussuchen, mit welchem Pinsel und wie viel Grad.
Jetzt sage ich: das ist völliger Blödsinn. Es gibt keinen Kluxlipluxli-Stil (der ist nicht definiert) und ein achtes Jahrtausend gibt es auch nicht. Und das ganze kann auch nicht in Grad quantifiziert werden.
Nein, ich weiß gar nicht wie ich dagegen argumentieren kann, weil ich Dein Beispiel vollkommen absurd finde und nicht sehen kann, was es mit den verlinkten Artikeln zu tun hat.ganimed hat geschrieben:Und du willst wirklich gegen meinen Einwand argumentieren, dass dem Maler ja die Wahl des Pinsels und die Gradzahl freigestellt ist? Und damit also kein Druck erzeugt wird?
Ja, ich bin Deinem Einwand nicht gefolgt, weil ich ihn überhaupt nicht verstehe. Also wirklich überhaupt nicht.ganimed hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, du bist meinem Einwand noch nicht wirklich gefolgt. Die Bitte an den Maler ist Unsinn, auch wenn sie dem Maler syntaktisch Freiheitsgrade zugesteht!
Geht es darum?ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Ja, wenn man unterstellt, dass die Mitmenschen, nachlässige und böswillige Trottel sind, denen es darum geht, nichts an ihrem Leben und der Welt zu ändern und die im Grunde nur nach einem Vorwand suchen, dies auch weiterhin nicht zu tun.
Ich trinke heute andere Milchmoleküle, als ich es gestern tat. Ist ja klar. Habe ich dadurch mein Leben geändert?
ganimed hat geschrieben:Ändert euer Leben und belegt euer morgendliches Brot mal mit einer anderen Sorte Gouda. Jung statt alt!
Richtig.ganimed hat geschrieben:Die einen sagen, hey, der schmiert sich jeden Morgen ein Käsebrot, das ist doch gar keine Änderung! Die anderen werden sagen, das heutige Käsebrot besteht aus komplett anderen Molekülen, 10hoch13 Änderungen an einem Tag, alle Achtung! Beide haben recht.
Im Grunde schon.ganimed hat geschrieben:Eine "Lebensänderung" ist einfach undefiniert und jeder kann darunter alles verstehen.
Das erscheint mir eher etwas konstruiert. Aber falls es so gemeint ist, dass ein „Chaot“ etwas ordentlichenr wird, so um 10%, dann ist das vermutlich für ihn (und seine Umgebung) ein Fortschritt.ganimed hat geschrieben:Sogar das Beibehalten von Angewohnheiten kann eine Veränderung sein, wenn man bisher seine Angewohnheiten immer geändert hatte (oder auch nur glaubt, dass es so gewesen sein könnte).
Du plädierst für totale Resignation?ganimed hat geschrieben:Also vergessen wir es lieber. Reden wir nicht mehr von Veränderungen, rufen wir niemanden auf, Veränderungen zu machen oder nicht zu machen.
Worin besteht jetzt der Unsinn? Veränderung anzustreben, sie mit Zahlen zu belegen oder die Zahlen/Anregung nicht zu konretisieren?ganimed hat geschrieben:Und lassen wir den lächerlichen Zusatz auf jegliche Prozentzahl von etwas, was gar nicht zu fassen ist. Hören wir einfach auf, Unsinn zu reden. Wäre mein Vorschlag.
ganimed hat geschrieben:Was mir fehlt ist die Verbindung zwischen dem einzelnen Menschen, der vom Artikel angesprochen wird, seinem Leben und dem Weltzustand. Ich glaube, es gibt praktisch keine. Ob es der Welt besser geht oder nicht, wird nicht von einzelnen Menschen bestimmt. Es wird von gesellschaftlichen Strömungen, von politischen, technischen, soziologischen Entwicklungen bestimmt.
Vollbreit hat geschrieben:„Die Wand um 40 Grad weiter im Kluxlipluxli-Stil des ausgehenden achten Jahrtausends zu streichen“, da würde mir auch nichts einfallen. Aber 10% mehr Gemüse zu essen, 10% mehr spazieren zu gehen, 10% weniger schnell aus der Haut zu fahren, 10% mehr für unbedenkliche Kleidung auszugeben falls man meint, das sei wichtig (sonst kann man auch etwas anderes tun, von dem man meint, es sei gut und sollte mal getan werden), das ist doch zu verstehen.
Vollbreit hat geschrieben:ganimed hat geschrieben:Sogar das Beibehalten von Angewohnheiten kann eine Veränderung sein, wenn man bisher seine Angewohnheiten immer geändert hatte (oder auch nur glaubt, dass es so gewesen sein könnte).
Das erscheint mir eher etwas konstruiert.
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