Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Do 30. Jan 2014, 12:18

Öffentlich ist es ja in letzter Zeit einigermaßen ruhig geworden rund um die Verschuldungs- und vor allem Defizitproblematik in der Eurozone. Dabei ist diese weiterhin nicht gelöst.
In Griechenland haben die Staatsschulden mittlerweile einen Wert von 176% des BIP erreicht, das jährliche Staatsdefizit liegt nach wie vor bei fast 15%, bei steigender Tendenz. Und mittlerweils sind 80% dieser SChulden in Händen von Staat oder Staatsinstitutionen und nicht mehr privater Einrichtungen. Bisher hat man die Problematik im stillen Kämmerlein mit Verlängerung der Tilgungsfristen und Zinsabsenkungen versucht zu verstecken, allerdings hat die deutsche Politik bereits damit erneut ihr Versprechen gebrochen, denn auch das sind bereits reale Ausfälle.
Der nächste Schuldenschnitt ist unausweichlich und er wird vom Steuerzahler zu tragen sein.
Die griechische Staatsverschuldung beträgt zum Jahresende ca. 330 Milliarden €. Davon befinden sich dann ca. 265 Milliarden in den öffentlichen Händen, davon mindestens 75 Milliarden € in den öffentlichen Haushalten Deutschlands. Bei einem Schuldenschnitt von nur 50% wären das bereits 37,5 Milliarden € echter Verlust,nur für das kleine Griechenland. Damit hätte Griechenland eine Gesamtverschuldung von "nur" noch ca. 80% und könnte vermutlich vorerst an die Kapitalmärkte zurück. Allerdings hätte es immer noch ein jährliches Defizit von über 10% des BIP.
Allerdings entpuppen sich vor diesem Hintergrund die Prahlereien unserer ReGIERung über einen angeblich "strukturell ausgeglichenen" Haushalt als plumpe Propagandalüge*. Wundert mich ja bloß, dass man noch nicht angekündigt hat, das demografische Problem durch Ausbau der Storchenpopulation zu lösen. Vermutlich würden die staatsbesoffenen Deutschen sogar das glauben, weils die ReGIERung verzapft.



* Und hinterher wird es heißen, dass sei völlig unerwartet, hätte ja niemand wissen können, quasi "höhere Gewalt" usw.
Erinnert mich grad an eine Anekdote von Anfang der letzten Dekade, als Borussia Dortmund alles an Werten verhökerte und belieh um teure Starspieler zu verpflichten. Das ganze Konstrukt konnte nur so lange gut gehen, wie noch was zum verhökern da war, und man die lukrative Champions League irgendwie erreichte. Als das 2003 dann nicht gelang, und man auch nix mehr zum verhökern hatte, fuhr man astronomische Verluste ein.
Einer der Vorstände äußerte sich dazu dann in einer Pressekonferenz. Hängen geblieben ist seinerzeit bei mir der Satz: "Fehlende Erlöse aus internationalen Wettbewerben überdecken positive Tendenzen im operativen Bereich"
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Zappa » Do 30. Jan 2014, 21:59

Provinzler hat geschrieben: Der nächste Schuldenschnitt ist unausweichlich und er wird vom Steuerzahler zu tragen sein.

Sehe ich auch so, allerdings werden die Griechen hierfür einige Zugeständnisse machen müssend. Vielleicht bekommt man den lamen Staat endlich mal in den Griff.

Provinzler hat geschrieben: Allerdings entpuppen sich vor diesem Hintergrund die Prahlereien unserer ReGIERung über einen angeblich "strukturell ausgeglichenen" Haushalt als plumpe Propagandalüge.

Zumal man nachfolgenden Regierungen mit den ganzen Rentengeschenken noch ein strukturelles Problem mehr geschaffen hat - "Nach mir die Sintflut".
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Sa 1. Feb 2014, 14:20

Zappa hat geschrieben:Sehe ich auch so, allerdings werden die Griechen hierfür einige Zugeständnisse machen müssend. Vielleicht bekommt man den lamen Staat endlich mal in den Griff.

Das Kernproblem ist nicht der "lahme Staat" oder fehlende Steuereinnahmen. Das Hauptproblem ist die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands im Vergleich zum Rest der Eurozone. Löhne und Preise müssen real deutlich runter, weil die Produktivität nicht schnell genug steigen kann. Sonst laufen ständig neue Schulden auf. Und ob die dann sich bei den privaten Haushalten auftürmen, bei den Unternehmen, den Banken oder beim Staat ist ziemlich sekundär. Da kaum eine private Institution noch frisches Geld an eine dieser Institutionen vergeben wird, bleibt nur der deutsche Steuerzahler für die Finanzierung des laufenden Defizits.

Zappa hat geschrieben:Zumal man nachfolgenden Regierungen mit den ganzen Rentengeschenken noch ein strukturelles Problem mehr geschaffen hat - "Nach mir die Sintflut".

Ja, diese Entscheidungen sind die frühen Anzeichen einer Problematik, die sich in den nächsten Jahren verschärfen wird. Eine großteils kinderlose Altenklientel, die jetzt aus den jungen Beitragszahlern, die Rendite für ihre Einzahlungen ins Ponzischeme zu pressen gedenkt.
Funktionieren wird das nicht. Schon jetzt liegt der ehrlich gerechnete Rentenbeitragssatz eines Durchschnittverdieners (2500 € brutto) bei 23%, bei Besserverdienenden noch deutlich mehr. Die Frage ist nur wie sich das GAnze am Ende auflösen wird, ob durch Gewalt (im Zweifel haben die Jungen die physische Überlegenheit auf ihrer Seite), finanzieller Kollaps (Staatsbankrott), Inflation (das Geld für Rentenerhöhungen wird einfach gedruckt) etc.
Ich persönlich tippe auf eine Kombination aus letzteren beiden, weil sie das logische Endergebnis des kurzfristig politisch einfachsten Wegs sind...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Nanna » Sa 1. Feb 2014, 16:34

Nachdem jetzt ernsthaft über die Rente mit 63 diskutiert wird und Ilse Aigner behauptet, man solle die Kosten für die Energiewende doch bitte per Darlehen in die Zukunft verlagern, schließlich würden die Strompreise irgendwann mal sinken und dann würde ja erst die nächste Generation davon profitieren, erscheint mir ein solches Ergebnis gar nicht mal mehr so abwegig.

Die Frage ist halt nur, wie es nach einem solchen Crash weiter gehen würde. Nach der Hyperinflation 1923 waren genug junge, arbeitsfähige Leute da, um die Wirtschaft prinzipiell anzukurbeln, aber nach einem Crash in 2023 wären ja die Rentner, Kinder und unterqualifizierten Arbeitslosen immer noch da, die versorgt werden müssten. Mir ist nicht ganz klar, wie das Szenario dann weiter geht.
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Sa 1. Feb 2014, 17:13

Nanna hat geschrieben:Nachdem jetzt ernsthaft über die Rente mit 63 diskutiert wird und Ilse Aigner behauptet, man solle die Kosten für die Energiewende doch bitte per Darlehen in die Zukunft verlagern, schließlich würden die Strompreise irgendwann mal sinken und dann würde ja erst die nächste Generation davon profitieren, erscheint mir ein solches Ergebnis gar nicht mal mehr so abwegig.

Unsere Strompreise sind inzwischen doppelt so hoch wie die französischen. Ausgenommen bisher nurr ein paar energieintensive Großindustriebetriebe, was die EU jetzt kippen will. Warum es ein unlauterer Wettbewerb sein soll, wenn deutsche Firmen etwas nicht zahlen, was französische Firmen auch nicht zahlen, dazu muss man wohl schon EU-Bürokrat sein, um das zu verstehen. Wird halt dazu führen, dass D auch noch Teile seiner Chemieindustrie verlieren wird. Ein Sinken der Strompreise in irgendwie absehbarer Zeit halte ich angesichts der Tatsache, dass man sie unentwegt auf politischem Weg künstlich verteuert (2/3 des Strompreises sind politisch motiviert!) für ziemlich unwahrscheinlich. Seit der Liberalisierung sind die eigentlichen Strompreise real sogar leicht gefallen! Gerechnet übrigens bei der fragwürdigen offiziellen Inflationsrate.
Btw.: Kannst du dich erinnern, dass ich diese Problematik schon vor Jahren angekündigt hatte? Also vor fast 10 Jahren die Rente mit 67 beschlossen wurde, waren die wahltaktisch wichtigen Babyboomer noch voll am Beiträge zahlen. Also waren sie für Entlastung. Aber jetzt bereiten sich diese Jahrgänge mental auf die Rente vor, und hätten gern großzügere Renten, Frühverrentung etc. und sie wissen, dass sie zahlenmäßig überlegen sind. Das es so kommen würde war etwa so schwer vorherzusehen wie das nächste SChaltjahr.
Politik geht immer den Weg des kurzfristig geringsten Widerstandes. Noch gilt der deutsche Staat als bonitätsstark. Deswegen is es für Politiker attraktiv aufzuschulden, um Probleme zu verschieben. Die werden dann erst schlagend, wenn die jetzige Nomenklatura nicht mehr in Amt und Würden ist. Der gesellschaftliche Krieg der Alten an die Jungen ist jetzt erklärt worden, und man darf gespannt sein, wie wir als Generation darauf reagieren werden.
Ich persönlich habe meine Entscheidung für meine Konsequenzen in den nächsten Jahren dahin gehend getroffen, dass ich auf "Karriere" komplett pfeife. Ich sehe nicht ein 50-60h die Woche meine Gesundheit zu ruinieren, nur um dann mit dem größten Teil meines Verdienst die Luxuskreuzfahrten irgendwelcher Rentner zu finanzieren. Lieber nur 35h und nebenbei Kaninchen züchten, um weniger Essen einkaufen zu müssen. Ich hab lang mit dem Gedanken geliebäugelt auszuwandern, das aus persönlichen Gründen inwischen flachfällt, zumindest vorerst.

Nanna hat geschrieben:Die Frage ist halt nur, wie es nach einem solchen Crash weiter gehen würde. Nach der Hyperinflation 1923 waren genug junge, arbeitsfähige Leute da, um die Wirtschaft prinzipiell anzukurbeln, aber nach einem Crash in 2023 wären ja die Rentner, Kinder und unterqualifizierten Arbeitslosen immer noch da, die versorgt werden müssten. Mir ist nicht ganz klar, wie das Szenario dann weiter geht.

Das hängt davon ab, wie sich die Situation entwickelt. Eine veränderte Staatsform oder so würde die Karten komplett neu mischen. Andernfalls bleibt die Frage ob die ältere Generation iwann einsieht, dass sie uns nicht beliebig ausplündern kann. Es wird noch ziemliche Konflikte hierzulande geben.
Und zu allem Überfluss, vernichten wir in fahrlässiger Weise bereits seit 20 Jahren die infrastrukturelle Substanz. Uns stehen jedenfalls interessante Zeiten bevor...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Zappa » So 2. Feb 2014, 12:46

Provinzler hat geschrieben: Unsere Strompreise sind inzwischen doppelt so hoch wie die französischen.

Und trotzdem ist die deutsche Industrie konkurrenzfähiger.

Provinzler hat geschrieben:Warum es ein unlauterer Wettbewerb sein soll, wenn deutsche Firmen etwas nicht zahlen, was französische Firmen auch nicht zahlen, dazu muss man wohl schon EU-Bürokrat sein, um das zu verstehen.

Es geht hier aber darum, warum gewisse deutsche Firmen etwas zahlen, was andere deutsche Firmen nicht zahlen müssen. Um immer alles auf die EU-Bürokratie abwälzen zu müssen muss man was sein?

Provinzler hat geschrieben: ... (2/3 des Strompreises sind politisch motiviert!) ...

Was auch vollkommen in Ordnung ist. Hier werden externe Effekte eingepreist*, so what? Man kann sich natürlich gerne im Detail darüber streiten ob das alles so zielorientiert ist.

Provinzler hat geschrieben: Politik geht immer den Weg des kurzfristig geringsten Widerstandes.

Das sehe ich auch zunehmend als ernsthaftes Problem der westlichen Demokratien in individualisierten Gesellschaften. Wenn überindividuelle Werte zunehmend unwichtig werden, sorgt sich halt eben jeder um seinen eigenen Vorteil und wählt auch so. Und als Politiker wäre man blöd, eben darauf nicht zu reagieren. Nahles liegt mir Ihren sozialpolitischen Kamikazekurs also voll im Trend.

Provinzler hat geschrieben: Der gesellschaftliche Krieg der Alten an die Jungen ist jetzt erklärt worden, und man darf gespannt sein, wie wir als Generation darauf reagieren werden.

Wieso "wir", ich bin alt :mg:

Mein ältester Sohn lebt und studiert übrigens mittlerweile in der Schweiz, also tendenziell einer weniger, der die Schulden unserer Generation nicht mehr bezahlen muss/will. In einer globalisierten Welt, kann man nicht mehr voll darauf setzen, dass die zukünftigen Generationen die Schulden brav abbezahlen, dass ist eine Milchmädchenrechnung. Die aktuellen Politiker sollten sich aber so was von schämen mit dem Geld einer brummenden Wirtschaft eines Exportweltmeisters nicht auszukommen. Das ist für mich nicht einfach "problematisch" oder "unverständlich", sondern Indiz für eine ernsthafte Systemkrise.

Meine persönliche Konsequenz: Ich möchte in der Lage sein im Rentenalter für mich selbst sorgen zu können und meinen Kindern nicht auf der Tasche zu liegen.

Nanna hat geschrieben:Die Frage ist halt nur, wie es nach einem solchen Crash weiter gehen würde. Nach der Hyperinflation 1923 waren genug junge, arbeitsfähige Leute da, um die Wirtschaft prinzipiell anzukurbeln, aber nach einem Crash in 2023 wären ja die Rentner, Kinder und unterqualifizierten Arbeitslosen immer noch da, die versorgt werden müssten. Mir ist nicht ganz klar, wie das Szenario dann weiter geht.

Im Idealfall wäre die Produktivität bis dahin so stark gestiegen, dass die Probleme handhabbar wären, Dazu müsste aber spätestens jetzt mal WIRKLICH in Bildung & Forschung investiert werden; allerdings Kinder und Jugendliche sind als Stimmvieh wenig interessant, genauso wie die wenigen Erwachsenen, die die Situation durchschauen. Mich macht diese Katastrophe mit Ansage und die fehlende Reaktion der Entscheidungsträger darauf zunehmend wütend.


Provinzler hat geschrieben: Und zu allem Überfluss, vernichten wir in fahrlässiger Weise bereits seit 20 Jahren die infrastrukturelle Substanz. Uns stehen jedenfalls interessante Zeiten bevor...

Ein weiteres Problem neben den völlig unzureichenden Investitionen in Bildung & Forschung. Wie man die Infrastruktur so sehenden Auges verrotten lassen kann (ich wohne in NRW und weiß wovon ich rede!) ist mir ein Rätsel, dass nur durch Annahme einer kurzsichtigen, uninspirierten, egomanischen Denkweise erklärbar scheint.

---
*Energiepreise sind paradigmatisch für Bereiche, die nicht marktwirtschaftlich gelöst werden können, da wesentliche Akteure (z.B. Umwelt, zukünftige Generationen) nicht Marktteilnehmer sind.
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » So 2. Feb 2014, 13:48

Zappa hat geschrieben:Und trotzdem ist die deutsche Industrie konkurrenzfähiger.

Was mich im Übrigen immer wieder fasziniert.


Zappa hat geschrieben:Es geht hier aber darum, warum gewisse deutsche Firmen etwas zahlen, was andere deutsche Firmen nicht zahlen müssen. Um immer alles auf die EU-Bürokratie abwälzen zu müssen muss man was sein?

M.W. hatten die Franzosen geklagt, oder ist mir da was entgangen?

Zappa hat geschrieben:
Was auch vollkommen in Ordnung ist. Hier werden externe Effekte eingepreist*, so what? Man kann sich natürlich gerne im Detail darüber streiten ob das alles so zielorientiert ist.

Werden sie nicht, was allein dadurch bewiesen ist, dass mit diesen Mitteln nicht etwaige Schäden reguliert werden, sondern dieses Geld im Wesentlichen in den ganz normalen Haushalt fließt. Dass damit Kosten internalisiert werden sollen, ist also eine Lüge...

Zappa hat geschrieben:Wieso "wir", ich bin alt :mg:

Ich meinte Nanna :mg:

Zappa hat geschrieben: Die aktuellen Politiker sollten sich aber so was von schämen mit dem Geld einer brummenden Wirtschaft eines Exportweltmeisters nicht auszukommen. Das ist für mich nicht einfach "problematisch" oder "unverständlich", sondern Indiz für eine ernsthafte Systemkrise.

Richtig, die Steuereinnahmen sind so hoch wie noch nie, und trotzdem fehlt es angeblich an allen Ecken und Enden. Erinnert mich an eine Anekdote von Friedrich dem Großen. Der soll seinen Finanzminister mal gefragt haben, warum das Volk über so hohe Steuern schreie, wo doch die Staatskasse chronisch leer sei. Daraufhin ließ der Minister Eis bestellen, und es vom Hofstaat von Mann zu Mann bis zu Friedrich weitergeben. Dann erklärte er ihm so wie das Eis auf dem Weg zum König größtenteils geschmolzen sei, so ähnlich sei das mit der Steuer...
Es wird so viel Geld sinnlos verpulvert für allerlei hochgrad unnützes Zeug, dass für wichtige Aufgaben (Infrastruktur, Forschung) kein Geld mehr da ist, trotz Rekordeinnahmen. Wird sich noch verschärfen, je mehr die Babyboomer von der Zahler- auf die Empfängerseite des Systems wechseln.


Zappa hat geschrieben: Dazu müsste aber spätestens jetzt mal WIRKLICH in Bildung & Forschung investiert werden; allerdings Kinder und Jugendliche sind als Stimmvieh wenig interessant, genauso wie die wenigen Erwachsenen, die die Situation durchschauen. Mich macht diese Katastrophe mit Ansage und die fehlende Reaktion der Entscheidungsträger darauf zunehmend wütend.

Unterschreibe ich zu 100%.


Zappa hat geschrieben:
Ein weiteres Problem neben den völlig unzureichenden Investitionen in Bildung & Forschung. Wie man die Infrastruktur so sehenden Auges verrotten lassen kann (ich wohne in NRW und weiß wovon ich rede!) ist mir ein Rätsel, dass nur durch Annahme einer kurzsichtigen, uninspirierten, egomanischen Denkweise erklärbar scheint.

Dieses Problem gibts schon seit üebr 40 JAhren. Die letzte Regierung, die während ihrer Amtszeit real netto in Infrastruktur investiert hat war die Regierung Kiesinger. Die ersten zwei Jahre unter Brandt wurde auch noch investiert, sowie unter Kohl mal kurz nach der Wiedervereinigung. Das wars...
Aber gewählt wird halt wer auf Kosten von Substanz und Zukunft Geschenke verteilt. Wie von SChiller schon vor 200 Jahren vorhergesehen...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Nanna » So 2. Feb 2014, 22:42

provinzler hat geschrieben:Die letzte Regierung, die während ihrer Amtszeit real netto in Infrastruktur investiert hat war die Regierung Kiesinger.

Sag bitte, dass du dir das gerade ausgedacht hast... :o0:
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Mo 3. Feb 2014, 09:24

Nanna hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Die letzte Regierung, die während ihrer Amtszeit real netto in Infrastruktur investiert hat war die Regierung Kiesinger.

Sag bitte, dass du dir das gerade ausgedacht hast... :o0:


Leider nein, die Zahlen stammen aus einem Sonderheft der Wirtschaftswoche aus dem Jahr 2009 anlässlich 60 Jahren Bundesrepublik und da war die wirtschaftliche Entwicklung in unterschiedlichster Hinsicht dokumentiert.
Da widmete sich eine Doppelseite der Entwicklung der Infrastruktur bzw. deren Abschreibungsgrad, bereinigt um Inflationseffekte. Seit 1971 sind mit Ausnahme eines kleinen Strohfeuerchens (glaub war 1991 und 1993) nach der Wiedervereinigung die Abschreibungen (sprich die Abnutzung) der vorhandenen Infrastruktur inflationsbereinigt höher als die Investitionen.
Gut die Zahlenreihe endet 2009, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die letzten Jahre weiter Substanz abgebaut wurde.
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Fr 7. Feb 2014, 13:08

Das Bundesverfassungsgericht hat sich jetzt höchstselbst faktisch abgeschafft. Und Bundestag und Bundesrat gleich mit. Denn ohne das Königsrecht eines jeden Parlaments, der Budgethoheit, verkommen die endgültig zu reinen Debattierklubs ohne Entscheidungsbefugnis. Dieses Budgetrecht wird jetzt wohl faktisch an einen Technokratenclub vergeben.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 52045.html

War leider erwartbar. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » So 16. Feb 2014, 16:05

Diese direkten Kredite wie ich damals immer schrieb "über der Ladentheke" sind es übrigens auch, die zuletzt dafür gesorgt haben, dass die Target2-Salden inzwischen wieder auf ca. 500 Mrd. € gesunken sind. Auch hat sich durch die Ankündigung des BVerfG die EZB unbegrenzt Staaten finanzieren zu lassen, wohl momentan das Thema Kapitalflucht wieder ein bisschen beruhigt. Das Problem ist nicht verschwunden, die Kreditkarte liegt weiterhin offen zugänglich für alle aufm Tisch, inzwischen sogar mit richterlichem Segen. Und zu glauben, die werde schon keiner nehmen halte ich für sehr naiv...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Mo 24. Feb 2014, 13:45

Worüber unsere Presstituierten so alles nicht berichten. Italien hat den Kapitalverkehr beschränkt. Wenn ein Italiener eine Überweisung aus dem Ausland erhält, muss die Bank seit 1. Februar pauschal 20% als Steuerabschlag einziehen, bis der Bürger nachgewiesen hat, dass es sich um legales Geld handelt. Dass das ein Verstoß gegen geltendes EU-Recht und das Prinzip der Unschuldsvermutung ist, interessiert in Zeiten, in denen Verfassungsgerichte offenen Verfassungsbruch abnicken, ohnehin keinen mehr...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Mo 24. Mär 2014, 12:15

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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Sa 14. Jun 2014, 09:33

Ach übrigens, noch eins am Rande, nachdem die EZB ja weiter versucht, bereits überschuldeten Schuldnern noch mehr Kredite aufzudrücken. Das dauerhafte Extremniedrigstzinsenumfeld wird einige Firmen mit ihren Pensionszusagen gehörig in Schwierigkeiten bringen. Denn diese können nun mit den geschaffenen Rücklagen nicht das an Zinsen erwirtschaften was fest eingeplant war. Das wird die nächste große Bailoutwelle in paar Jahren. Das ist halt die Crux mit der Interventioniererei. Lindere ein Problem und schaffe damit fünf neue...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Zappa » Sa 14. Jun 2014, 13:43

provinzler hat geschrieben:Das dauerhafte Extremniedrigstzinsenumfeld wird einige Firmen mit ihren Pensionszusagen gehörig in Schwierigkeiten bringen. Denn diese können nun mit den geschaffenen Rücklagen nicht das an Zinsen erwirtschaften was fest eingeplant war.
Stimmt, aber andererseits entlastet das dafür ein wenig den Staat, da deren Anleihen noch verkloppt werden können - und mildert so vielleicht ein wenig die zukünftige Milliardenschwemme der Staatspensionen ein wenig ab :joint:
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » So 15. Jun 2014, 20:15

Dem gegenüber steht aber auch wieder der geringere GEwinn der Bundesbank durch Seigniorage gegenüber der potentiell den Etat belastet...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Do 17. Jul 2014, 10:36

Weiter gehts, die Neuauflage der Reichsfluchtsteuer wurde jetzt beschlossen.
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon Zappa » Do 17. Jul 2014, 22:29

provinzler hat geschrieben:Weiter gehts, die Neuauflage der Reichsfluchtsteuer wurde jetzt beschlossen.


Wie, wo? :ka:
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon provinzler » Fr 18. Jul 2014, 19:32

Zappa hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Weiter gehts, die Neuauflage der Reichsfluchtsteuer wurde jetzt beschlossen.


Wie, wo? :ka:

Als Euphemismus verwendet man den Begriff "Wegzugsbesteuerung"...
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Re: Euro-/Finanz- und Wirtschaftskrisen

Beitragvon xander1 » Sa 19. Jul 2014, 11:51

Gehts um die Maut?
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