Vollbreit hat geschrieben: Wollen wir der beliebigen Reihe nach erst die technischen Probleme, die des experimentellen Designs, der philosophischen oder weltanschaulichen Grundlagen oder Schlussfolgerungen besprechen, oder einfach all in gehen?
Familiarity promotes the blurring of self and other in the neural representation of threat hat geschrieben:Results in regions such as the anterior insula, putamen and supramarginal gyrus indicate that self-focused threat activations are robustly correlated with friend-focused threat activations but not stranger-focused threat activations.
Hasler hat geschrieben:„Schon bevor die MRT-Aufnahme gemacht wird, muss eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen werden, die Einfluss auf das Messergebnis haben. So muss beispielsweise die Schichtdicke der Aufnahme festgelegt werden. Wird diese zu groß gewählt, können kleine Läsionen oder pathologische Veränderungen in der Aufzeichnung verpasst werden. Wird die Schichtdicke zu klein gewählt, wird die Aufnahmequalität schlecht oder die Messung dauert unzumutbar lange. Der maschinelle Blick in einen lebenden Menschen bedingt eine komplizierte Übersetzung seiner biologischen Struktur in Zahlen, die dann wiederum zu Bildern umgerechnet werden. Und am Ende der Übersetzungskette steht der fehleranfällige Mensch, meist in Gestalt eines Radiologen, der die MRT-Bilder liest, beurteilt und daraus eine Diagnose ableitet.()“ (Hasler 2012, S.40)
Otto Kernberg hat geschrieben:„Das sind also spezifische Interaktionen, bei denen jeder ein gewisses Bild von sich selbst hat, vom anderen und vom Affekt, der sie verbindet. Es gibt Tausende von solchen Erfahrungen in jedem Menschenleben. Diese Erfahrungen werden auch eingebaut in gewisse Gehirnstrukturen. Normalerweise ist es so, dass ganz zu Beginn
unseres Lebens die extrem positiven und die extrem negativen Erfahrungen in
unterschiedliche Gehirnsysteme eingebaut werden, weil sie eben vollkommen
unterschiedlich sind. Es gibt nämlich unterschiedliche Affektsysteme für positive und
negative Emotionen. – Unter anderem beschäftigt sich mein Institut auch mit den
Gehirnstrukturen, die hinter diesen psychischen Zuständen liegen.“
(zitiert aus folgendem Interview: http://www.br-online.de/br-alpha/alpha- ... 534841.xml )
Robert Brandom hat geschrieben:„Leider verlegt eine solche Theorie den Reiz immer an die Körperoberfläche oder ins Nervensystem. Möchte man die Frage, auf welche Gegenstände empirische Begriffe angewendet werden, anhand verlässlicher unterscheidender responsiver Dispositionen (VURDs) beantworten, dann ist eine solche Definition der Reize verheerend. Denn es sind keine Glocken und Tische und Kaninchen mehr, die durch Protobegriffe klassifiziert werden, denen sich wiederholbare Reaktionen annähern, sondern nur mehr Zustände des reagierenden Organismus. Nichts, was auch nur annähernd wie einer unserer gewöhnlichen Begriffe aussieht, wird durch eine solche Theorie eingefangen.“
(Brandom, Expressive Vernunft, 1994, dt. 2000, Suhrkamp, S.599)
Vollbreit hat geschrieben:Die Bildgebung betreffend:
- Was genau bedeutet es denn, wenn eine Region im fMRT farblich verändert dargestellt wird? Dass es da denkt? Wieso? Steht das dran? Warum gerade da?
Vollbreit hat geschrieben: Kann man Denken überhaupt naturalistisch/empirisch festzurren? Wie?
Vollbreit hat geschrieben: Könnte die Verfärbung nicht auch die Abwärme darstellen und der Denkprozess findet immer genau daneben statt? Warum sollte das nicht so sein?
Vollbreit hat geschrieben: Gibt es eine Normierung, die genau besagt, wie, mit welcher Sensibilität ein MRT Gerät eingestellt sein muss, um zu wissen, da denkt es, da nicht mehr/noch nicht? Sprich: Wo liegt die Untergrenze von Denken und gibt es auch eine Obergrenze?
Vollbreit hat geschrieben: Wie ist es eigentlich um die Auflösung eines MRT Gerätes bestellt? Kann man eigentlich sagen, genau in dieser Region passiert dies und das? (In der Tat gibt es Gegenargumente, die besagen, dass mancher Forscher Feinheiten in Untersuchungen hineininterpretieren will, die unterhalb der Auflösung liegen.)
Vollbreit hat geschrieben:Aber wenn die Hirne doch ziemlich verschieden sind, wie kommt es dann, dass wir so genaue Aussagen über diese und jene Bereiche manche können? Wenn es an räumlich ähnlichen Stellen (identische kann es kaum geben) bei zwei Menschen im Bild rot leuchtet, haben die dann beide dieselben Gedanken, wenn es einmal eine emotionale-linkshändige Geigerin ist und ein anderes Mal ein systemisch-rechtshändiger Fußballer? Warum?
Zappa hat geschrieben:So ist es z.B. gelungen aus MRT Daten heraus zu lesen, welches Bild aus einer Auswahl von Bildern die Versuchsperson grad gezeigt bekommen hat. Der "Gedanke" ich sehe eine Katze, ein Auto, eine Frau kann also mit so einer Methode dargestellt und gemessen werden. Dabei ist es mir Wurscht, ob Du das als Gedanken durchgehen lässt, ich finde es schon spannend genug mit bestimmten Bildmustern assoziierte Seherscheinungen messen zu können.
Das mag alles sein, nur die Kurzformel wo's blinkt, da denkt's, die ist einigermaßen kühn gesetzt, weil eben nicht klar ist, was Denken ist und wo es beginnt und endet, sowohl von der Intensität als auch von der Lokalisation her.Zappa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Die Bildgebung betreffend:
- Was genau bedeutet es denn, wenn eine Region im fMRT farblich verändert dargestellt wird? Dass es da denkt? Wieso? Steht das dran? Warum gerade da?
Es bedeutet, dass dieses Hirnareal grad aktiv ist. Gemessen wird die Sauerstoff(ent)sättigung von Blut (was Du natürlich sicher weist). Ob Aktivität = Denken ist, ist letztendlich eine philosophische Frage, grundsätzlich ist für mich als Naturalist aber Denken immer nur auf Grundlage neuronaler Aktivität denkbar. Und insofern ist es schon interessant, wann und bei welchen Aufgaben Hirnareale aktiv sind und wann nicht!
Jepp, die Dinger sind wahre Wunderwerke der Technik. Allein das mit den verschiedenen Relaxationen zu verstehen ist nicht ganz ohne. Ich habe mal nen Artikel über die Dinger geschrieben und den wahnwitzigen Anspruch gehabt, das worüber ich schrieb zu verstehen, das war mit ner kurzen Wiki-Recherche nicht getan, aber die Mühe hat sich gelohnt. (Außer, dass ich zwei Drittel meines Beitrags dann verwerfen musste und die ganzen Mühen dann gar nicht mehr vorkamen.)Zappa hat geschrieben:Die Technik, die dahinter steckt ist im Übrigen äußerst komplex und die Datenauswertung sowieso. Insofern ist das Ganze recht kompliziert und fehleranfällig. Aber ansonsten könnte es ja jeder
Okay.Zappa hat geschrieben:Wenn Du mit festzurren "vollumfänglich beschreibe/begreifen" meinst, dann nicht. Denken hat immer auch eine (nicht messbare) intrasubjektive Komponenten.Vollbreit hat geschrieben: Kann man Denken überhaupt naturalistisch/empirisch festzurren? Wie?
Kann sein, nur ist es eben so, dass verschiedene Wege zum gleichen Endergebnis führen können, d.h. man findet hier keine 1 zu 1 Repräsentationen. Dazu kommt, dass beim Denken immer weite Teile des Hirns aktiv sind und das was man in erhöhter Aktivität sieht gar nicht so entscheidend sein muss. Ein bisschen wie bei den Vitaminen, erst dachte man, dass von denen alles abhängt und dann entdeckte man, was es da noch alles so gibt, was relevant ist.Zappa hat geschrieben:Aber die objektiven, neurologischen Grundlagen lassen sich schon erstaunlich gut messen. Ein "Gedanke" ist meiner Meinung nach ein konstantes Erregungsmuster einer spezialisierten Nervenzellgruppe. Ist die Nervenzellgruppe groß genug, ausreichend kompakt und benachbart, dann kann sie die MRT messen.
Kenn ich, fand ich auch erstaunlich (falls wir dasselbe meinen, ich glaube ja), aber hast Du die Bilder mal gesehen? Ich hatte sofort die Assoziation, dass das Bilder sind, wie die, wo ein Hellseher einen Ort beschreibt, an dem sich etwas befindet. Ich glaube einzig bei dem Umriss einer Person konnte man (wenn man das Originalbild nicht kannte) erkennen, was das in etwa sein soll, der Rest war kaum oder gar nicht zu erkennen.Zappa hat geschrieben:So ist es z.B. gelungen aus MRT Daten heraus zu lesen, welches Bild aus einer Auswahl von Bildern die Versuchsperson grad gezeigt bekommen hat. Der "Gedanke" ich sehe eine Katze, ein Auto, eine Frau kann also mit so einer Methode dargestellt und gemessen werden. Dabei ist es mir Wurscht, ob Du das als Gedanken durchgehen lässt, ich finde es schon spannend genug mit bestimmten Bildmustern assoziierte Seherscheinungen messen zu können.
Wolf Singer hat geschrieben:Die zunehmende Verfeinerung neurobiologischer Messverfahren hat nun mehr die Möglichkeit eröffnet, auch die neuronalen Mechanismen zu analysieren, die höheren kognitiven Leistungen komplexerer Gehirne zugrunde liegen. Somit werden auch diese, auch als psychisch bezeichneten Phänomene zu objektivierbaren Verhaltensleistungen die aus der Dritten-Person-Perspektive vertraut sind und beschrieben werden können. Zu diesen mit naturwissenschaftliche Methoden untersuchbaren Leistungen zählen inzwischen auch solche, die uns bereits aus der Ersten-Person-Perspektive vertraut sind, darunter fallen Wahrnehmen, Vorstellen, Erinnern und Vergessen, Bewerten, Planen und Entscheiden, und schließlich die Fähigkeit Emotionen zu haben. Alle diese Verhaltensmanifestationen lassen sich operationalisieren, aus der Dritten-Person-Perspektive heraus objektivieren und im Sinne kausaler Verursachung auf neuronale Prozesse zurückführen. Somit erweisen sie sich als Phänomene, die in kohärenter Weise in naturwissenschaftlichen Beschreibungssystemen erfasst werden können.“
(Wolf Singer in Hirnforschung und Willensfreiheit, Hrsg. Chr. Geyer, Suhrkamp 2004, S.35)
Was ich sagen will ist, dass der unmittelbare Zusammenhang zwischen Protonendichte und Denken zwar plausibel ist, aber nicht alles was plausibel ist, ist auch wahr.Zappa hat geschrieben:Das ist deshalb meines Wissens nach unwahrscheinlich, da man das fMRT natürlich auch mit anderen Methoden (z.B. Nervenstimulation, postoperativen Vergleichen nach Resektion von Arealen) verglichen hat. Aber möglich ist natürlich fast alles, denn Naturwissenschaft behauptet nie fundamental die Wahrheit zu erkennen.Vollbreit hat geschrieben: Könnte die Verfärbung nicht auch die Abwärme darstellen und der Denkprozess findet immer genau daneben statt? Warum sollte das nicht so sein?
Zappa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Gibt es eine Normierung, die genau besagt, wie, mit welcher Sensibilität ein MRT Gerät eingestellt sein muss, um zu wissen, da denkt es, da nicht mehr/noch nicht? Sprich: Wo liegt die Untergrenze von Denken und gibt es auch eine Obergrenze?
Die Experimente sind, aufgrund der relativ niedrigen Nachweisschwelle der MRT, immer so angelegt, dass viel "an-aus" Situationen nacheinander gemessen werden müssen. Will man z.B. herausfinden, welche Areale den linken Daumen motorisch aktivieren, erfindet man ein Experiment, in dem der Proband zig mal den Daumen aktiviert, dann eine Pause macht, dann wieder aktiviert etc. pp. Das macht es schwer "Denkprozesse" darzustellen. Wenn das Gehirn nach dem ersten Mal weiß, was es nach der Pause gleich wieder denken soll, hängt es evtl. an dem Gedanken fest und dieser ist somit nicht messbar. Die Methode ist wird bereits gesagt hochkompliziert, dass können nur wenige Arbeitsgruppen gut.
Trotzdem spannend und experimentelle Daten sind allemal wertvoller, als theoretisches a priori Rumgemäkel. Meiner Meinung nach zumindest.
Genau, und da gibt es wirklich Auswüchse, wenn es stimmt, was behauptet wird, die gravierend sind, gerade auch um den Bereich der Auflösung.Zappa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Wie ist es eigentlich um die Auflösung eines MRT Gerätes bestellt? Kann man eigentlich sagen, genau in dieser Region passiert dies und das? (In der Tat gibt es Gegenargumente, die besagen, dass mancher Forscher Feinheiten in Untersuchungen hineininterpretieren will, die unterhalb der Auflösung liegen.)
Die Auflösung ist beschränkt, örtlich und zeitlich. "Ein Gedanke" ist überhaupt nicht messbar, nur repetitive Hirnaktivitäten. Die Ortsauflösung liegt im cm-Bereich. Deswegen muss man natürlich auch mit anderen Methoden arbeiten um Ergebnisse zu bestätigen, bzw. auf zellulärer und molekularer Ebene Aussagen zu finden. Ist eine Methode von vielen, im Moment sicher etwas gehypt, da relativ neu und eindrucksvoll.
Ja, aber Klavier ist ja nicht nur Fingermotorik. Für jeden echten Klavierspieler ist das der unwichtigste Aspekt.Zappa hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Aber wenn die Hirne doch ziemlich verschieden sind, wie kommt es dann, dass wir so genaue Aussagen über diese und jene Bereiche manche können? Wenn es an räumlich ähnlichen Stellen (identische kann es kaum geben) bei zwei Menschen im Bild rot leuchtet, haben die dann beide dieselben Gedanken, wenn es einmal eine emotionale-linkshändige Geigerin ist und ein anderes Mal ein systemisch-rechtshändiger Fußballer? Warum?
Eine einfache Methode wäre z.B. jemanden zunächst zu messen, der kein Klavier spielen kann. Dann bringt man ihm Klavier bei und kann dann i.d.T. in der MRT innerhalb von Wochen messen, welche Hirnanteile größer werden, also offenbar u.a. für die Fingermotorik zuständig sind. An diese Hirnarealen kann man dann weiter rumexperimentieren. Noch einmal: Komplexe Materie und einfache Antworten sind meist die falschen.
Ja, auch hier Zustimmung.Zappa hat geschrieben:Zum Rest: Ich denke die Methode ist zu beschränkt um Aussagen zu komplexen Verhaltensmustern machen zu können. Natürlich ist es spannend nach Unterschieden zwischen Dopaminrezepotoraktivitäten von Alkoholikern und Nichtalkoholikern zu schauen (diesmal mit PET), aber das gesamte Trinkverhalten ist zu komplex um auf einen Rezeptor reduziert zu werden. D.h. aber nicht, dass der Rezeptor keine Rolle spielt!
AgentProvocateur hat geschrieben:Hast Du mal einen Link dazu?
AgentProvocateur hat geschrieben: Hast Du mal einen Link dazu?
Vollbreit hat geschrieben:Wir wollen nicht vergessen, wie der Anspruch da vor 10 Jahren war:Wolf Singer hat geschrieben:Die zunehmende Verfeinerung neurobiologischer Messverfahren hat nun mehr die Möglichkeit eröffnet, auch die neuronalen Mechanismen zu analysieren, die höheren kognitiven Leistungen komplexerer Gehirne zugrunde liegen. Somit werden auch diese, auch als psychisch bezeichneten Phänomene zu objektivierbaren Verhaltensleistungen die aus der Dritten-Person-Perspektive vertraut sind und beschrieben werden können. Zu diesen mit naturwissenschaftliche Methoden untersuchbaren Leistungen zählen inzwischen auch solche, die uns bereits aus der Ersten-Person-Perspektive vertraut sind, darunter fallen Wahrnehmen, Vorstellen, Erinnern und Vergessen, Bewerten, Planen und Entscheiden, und schließlich die Fähigkeit Emotionen zu haben. Alle diese Verhaltensmanifestationen lassen sich operationalisieren, aus der Dritten-Person-Perspektive heraus objektivieren und im Sinne kausaler Verursachung auf neuronale Prozesse zurückführen. Somit erweisen sie sich als Phänomene, die in kohärenter Weise in naturwissenschaftlichen Beschreibungssystemen erfasst werden können.“
(Wolf Singer in Hirnforschung und Willensfreiheit, Hrsg. Chr. Geyer, Suhrkamp 2004, S.35)
Da liegt die Latte und ich hab sie da nicht hingehängt.
Zappa hat geschrieben:AgentProvocateur hat geschrieben: Hast Du mal einen Link dazu?
Populärwissenschaftliche Übersichten hier: http://www.kurzweilai.net/how-to-recons ... as-reading
und hier: http://www.kurzweilai.net/how-to-make-m ... s-thoughts
Zappa hat geschrieben:Ich unterscheide schon noch zwischen (naturwissenschaftlich beschreibbarem) Universum und der (sinnlich erfahrenen, intellektuell interpretierten sowie emotional gefärbten) Welt in der wir leben. Aber als Wissenschaftler muss man vielleicht auch mal radikal naiv sein dürfen und frei von Bedenkenträgereien an die Themen ran gehen.
AgentProvocateur hat geschrieben: De zweite Studie kannte ich bereits; wenn ich das richtig interpretiere, muss erstens der Algorithmus stundenlang auf eine bestimmte Person angelernt werden und zweitens werden damit lediglich Informationen aus einem bestimmten (ersten) Teil des visuellen Cortex ausgelesen werden.
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