Homosexualität im Unterricht

Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » So 9. Mär 2014, 15:20

Vollbreit hat geschrieben:Soll zukünftig im Unterricht vor Kirchenbesuchern gewarnt werden? Willst Du, dass man sich angewidert wegdreht, wenn man sieht, wie Du aus der Kirche kommst und die Kinder vor Dir in Sicherheit bringt, damit Du sie nicht mit dem klerikalem Virus infizierst?
:irre3:
Wo du solche an den Haaren herbeigezogenen Beispiele hernimmst, ist mir ein Rätsel.

Nanna hat geschrieben:Du hast zumindest behauptet, dass es bei Pädophilen und Homosexuellen einen geteilten Mechanismus gäbe, der beide enthemmen würde, so dass sie mit ungebremster Triebkraft aufeinander losgehen würde. Das klingt schon stark nach einer Veranlagung zur Vergewaltigung. Und sorry, aber glaubst du ernsthaft, dass das nicht auch ziemlich dreist und verletzend von dir rüberkam?
Wenn das verletzend rüberkam, tut mir das natürlich leid.
Ich habe dabei nicht an eine Veranlagung zur Vergewaltigung gedacht, sondern dachte daran, dass es einen biologischen Mechanismus geben muss, der überhaupt keine sexuelle Neigung zulässt, wenn es um unpassende Sexualpartner im biologischen Sinn geht. Klappt ja wohl bei den meisten.

Aber egal wie auch immer, das Thema ist hochkomplex und weil es (vermutlich aufgrund meiner ungeschickten Wortwahl) immer wieder zu Missverständnissen kommt, werde ich mich da künftig heraushalten.

:mute: stine
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » So 9. Mär 2014, 16:08

stine hat geschrieben:Aber egal wie auch immer, das Thema ist hochkomplex und weil es (vermutlich aufgrund meiner ungeschickten Wortwahl) immer wieder zu Missverständnissen kommt, werde ich mich da künftig heraushalten.

Schade. Du könntest ja auch einfach dazu stehen oder andernfalls mal zugeben, dass du Murks in der Birne hattest. Dein Ruf ist hier sowieso ruiniert. :mg:

Als ich vor 20 Jahren das erste mal an einer Bushaltestelle in Leipzig zwei Männer unbefangen knutschen gesehen hatte, war ich ziemlich schockiert und etwas angeekelt. Das war außerhalb meines Vorstellungsbereiches. Ich hatte keine Ahnung von realer Homosexualität, es war sozusagen meine völlig unvoreingenommene, spontane Reaktion. In sofern kann ich die Gefühle von manchen Menschen verstehen, die Homosexualität "nicht ganz normal" finden. Andererseits ist es aber eine Frage der Prägung, man muss sie nicht so hinnehmen. Mittlerweile bin ich besser auf so eine Situation vorbereitet. Ich habe schon mehrere Homosexuelle als Kollegen gehabt. Bei einigen habe ich das lange Zeit gar nicht gemerkt. Wir sind prima miteinander ausgekommen!
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » So 9. Mär 2014, 16:36

ujmp hat geschrieben:Schade. Du könntest ja auch einfach dazu stehen oder andernfalls mal zugeben, dass du Murks in der Birne hattest. Dein Ruf ist hier sowieso ruiniert. :mg:


Ich stehe zu allem, was ich geschrieben habe. Wie es auf der anderen Seite ankommt, ist eh immer eine Sache der Interpretation des Lesers. Mancheiner will auch nicht verstehen.

Und was den Ruf betrifft: Ist er erstmal ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert!

:wink: stine
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Lumen » So 9. Mär 2014, 16:46

Hallo stine,

Allgemein beschreibt sexuelle Neigungen nicht als Schranke, sonder als Präferenz. Homosexuelle unterscheiden sich von dir nicht, außer dass sie sich zum selben Geschlecht hingezogen fühlen, dem sie selbst angehören. Mit Sicherheit hast auch du Präferenzen, die bestimmt noch über das Geschlecht hinausgehen. Dir gefällt vielleicht George Clooney besser als Denzel Washington, oder Leonardo DiCaprio. Wenn sich jemand von Kindern angezogen fühlt, wird das Pädophilie genannt und das ist nochmal eine weitere Neigung. Die Assoziation von Homosexualität und Pädophilie stammt wahrscheinlich von klassischen Beispielen wie dem antiken Griechenland oder aus anderen Einrichtungen, wo ansonsten verklemmte Homosexuelle vielleicht ihre Neigung an Schwächeren ausleben können und durch das Schweigen sich nicht 'outen' müssen. Aber wie du bestimmt weißt, sind allgemein in den meisten Altersgruppen eher Mädchen die Opfer. Im Alter von 5-10 Jahren sogar fast doppelt so viele. Das heißt, Homosexualität hat mit Pädophilie nichts zu tun, außer das es sowohl hetero- als auch homosexuelle Pädophilie geben kann.

Ich möchte dir auch noch kurz erläutern, wie es sein kann, das Homosexualität sich vererben kann, obwohl es biologisch gesehen keinen Sinn ergibt. Wie Nanna bereits ausführte, können Homosexuelle zunächst einmal Kinder zeugen. Lesbische Frauen können sich künstlich befruchten lassen und homosexuelle Männer können Samenspender sein. Das sind aber noch die unwahrscheinlichsten Gründe. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie zu verschiedenen Zeiten mit einem Partner des anderen Geschlechts zusammenleben. Sei es weil sie ihre Neigung verdrängen; sei es, weil die gesellschaftlichen Regeln Homosexualität verbittet; sei es, weil es ihr erster oder einer der frühen Partner war, wo sie noch nicht so richtig bescheid wussten; sei es, dass sie Heterosexualität auszuprobieren wollen (also nicht komplett abgeschreckt sind). Genauso wie du wahrscheinlich auch einen Typ gut findest, geht das wohl auch mit Geschlechtern. Für manche müssen es ältere, Autorität austrahlende Herren sein, andere akzeptieren nur blond und lange Haare. Für manche gibt es KO-Kriterien bei der Figur, wieder andere sind hinter allem her, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Das sollte dir erlauben, zu sehen, dass es überall Spektren und Präferenzen gibt. Es ist darum genauso normal, wenn meintwegen Anne Will Männer eben nicht attraktiv findet. Ich finde Männer auch überhaupt nicht attraktiv. Ich fänd es schon ziemlich komisch, wenn jemand mir unterstellt ich sei narzisstisch, weil ich unbedingt meinen Willen haben muss und nicht mit Männern ins Bett gehen möchte. Warum sollte also Anna Will narzisstisch (oder sonst-etwas) sein?

Wir haben jetzt etabliert, warum auch 'so' Homosexualität existieren kann. Aber es gibt es auch nach 'hardcore' Biologie gute Erklärungen, warum es Homosexualität gibt. Zunächst nochmal: wir wissen nicht, woran es genau liegt. Darum möchte ich es anhand eines noch schwereren Falls erläutern, wo wir Bescheid wissen: dem Tay-Sachs Syndrom. Mein Vergleich stellt keine Wertung dar, sondern soll nur das biolgoische Prinzip erläutern, warum es solche Vererbungen gibt, obwohl der Träger des Merkmals danach offenkundig Nachteile hat, seine Gene zu befördern. Tay-Sachs ist direkt tödlich und trotzdem vererbar. Nanu, wie geht das denn? Kinder die von Tay-Sachs betroffen sind, leben nicht lange genug um ihrerseits Eltern zu werden.

Um das zu erklären, müssen wir noch ein weiteres Beispiel nehmen. Etwas verwirrend, aber ich komme drauf zurück. Nehmen wir das übliche Textbeispiel von Blüten-Kreuzungen. Das geht so: Jedes Elternteil vererbt einen Satz Gene an seine Nachkommen und es gibt dann für ein Gen (d.h. eine Sequenz auf der DNA, die einer Funktion zugeordnet ist) zwei Versionen in den Nachkommen. Das Gen kann also z.B. rote oder weiße Blüten bewirken. Kreuzt man zweimal weiße Blüten, dann sind die Nachkommen auch weiß. Kreuzt man zweimal rote, sind die Nachkommen rot. Kreuzt man hingegen weiß mit rot, dann sind die Nachkommen auch weiß. Wie kommt das? Das wird mit dominanten und rezessiven Allelen erklärt. Weiß könnte dominant sein und wenn immer ein weißes Allel vorhanden ist, sind die Nachkommen weiß. In dem Fall, hat die weiße Blüte aber trotzdem noch ein rotes Alelle, schließlich wurde das von einem Elternteil vererbt. Nun werden zwei solcher Pflanzen gekreuzt, die beide weiß sind und plötzlich sind auch rote Blüten dabei. Das passiert dann, wenn jeder Elternteil das rezessive, also rote Allel weitergibt. Der Nachwuchs hat dann zweimal rot, und folglich sind die Blüten auch rot. Das heißt, obwohl beide Eltern weiße Blüten hatten, hat der Nachwuchs rote. Du kennst bestimmt ähnliche Beispiele bei Hundezüchtungen, wo bei Mischlingen plötzlich, zwei Gernationen später, ganz anderer Merkmale auftauchen.

Nun zurück zu Tay-Sachs. Tay-Sachs in einer einfachen Ausfertigung hat sogar Vorteile. Es bewirkt eine höhere Intelligenz und Immunität vor Tuberkolose. Das ist ein deutlicher Überlebensvorteil in manchen Zeiten und Gegenden. Wenn aber beide Eltern ihr Tay-Sachs an ihr Kind vererben, also im kosmischen Lotto Pech hatten, dann hat ihr Kind zweimal das Tay-Sachs Allel, aber kein 'gesundes' und das ist dann tödlich. Es kann aber genausogut sein, dass ein Elternteil ein gesundes (ohne Tay-Sachs) und einer ein Tay-Sachs Alelle vererbt, dann hat der Nachwuchs Glück gehabt und genießt die Vorteile. Logischerweise bedeutet das dann aber, dass bei einem Partner, der ebenfalls Tay-Sachs Träger ist, wieder die Gefahr besteht, dass das Kind Tay-Sachs vererbt bekommt und dann stirbt.

Und dann noch abschließend wieder zurück auf Homosexualität und ein Helau an das Selfish Gene: ein Familienangehöriger, Bruder oder Schwester, ist aus Gen-Sicht nicht nutzlos. Sondern wenn sie als Onkel und Tante zusätzliche Versorger sind, kann das die 'Fitness' der Gene erhöhen. Die Nachkommen mit einem Homosexualitäts-Allel (plakativ!) können also einen Vorteil haben, weil sie in der Elterngeneration einen zusätzlichen Versorger haben, und da könnte sich unterm Strich rechnen, auch auf die Gefahr hin, dass homosexuelle Individuen selbst keine Nachkommen haben.

Ich hoffe, diese Erläuterung hat dir ein bischen was gebracht und die Bio-Fraktion möge nicht zu streng mit meinen Vereinfachungen sein.
Zuletzt geändert von Lumen am So 9. Mär 2014, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » So 9. Mär 2014, 16:51

@stine: Unter "dazu stehen" verstehe ich auch "es vertreten" - du scheinst aber einen Rückzieher zu machen!

(Mir fehlen hier ein paar richtige Nazis - zum verkloppen! :aufsmaul:)
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » So 9. Mär 2014, 21:49

ujmp hat geschrieben:Also, es ist schon seit Jahren üblich, in Schulbüchern gezielt darauf zu achten, dass sich nicht nur Jungen und Mädchen sondern auch Farbige oder Körperbehinderte in den Illustrationen wiederfinden. - Wer A sagt, der wird irgendwann auch B sagen...


Letztlich eine Ständestaat, wenn man das konsequent zu Ende denkt oder? Ist im Grunde wie das mittelalterliche Zunftwesen, mit all seinen detaillierten Vorschriften für bestimmte Gruppen, das ein ziemlich enges Korsett bildete. Wollen wir da wirklich wieder hin?
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » So 9. Mär 2014, 21:55

ujmp hat geschrieben:Andererseits ist es aber eine Frage der Prägung, man muss sie nicht so hinnehmen.

Also Umerziehungslager, wie die Stadt Amsterdam das plant? Oder was schwebt dir da vor?
Zuletzt geändert von provinzler am So 9. Mär 2014, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » So 9. Mär 2014, 21:57

So'n Quatsch! :/
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » So 9. Mär 2014, 22:08

ujmp hat geschrieben:So'n Quatsch! :/

Ich persönlich hab mich irgendwann entschieden, meine Vorlieben einfach so hinzunehmen, wie sie sind. Dazu gehört der Ekel vor nem knutschenden Homopärchen (dem im Normalfall egal sein wird, ob ich mich aus Ekel oder Pietät wegdrehe) genauso dazu, wie die Feststellung, dass mich nunmal bestimmte Merkmale bei Frauen stärker anziehen als andre, ich bestimmte Nahrungsmittel mag, aber andre nicht. Aber wenn jetzt jemand meint, meine diesbezüglichen Vorlieben und Abneigungen therapieren zu müssen, werde ich ziemlich grantig...
Und ich lasse andren ihre Vorlieben. Ob einer ins Theater geht oder Rugby guckt, ist mir egal.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » So 9. Mär 2014, 22:22

provinzler hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:So'n Quatsch! :/

Ich persönlich hab mich irgendwann entschieden, meine Vorlieben einfach so hinzunehmen, wie sie sind. Dazu gehört der Ekel vor nem knutschenden Homopärchen (dem im Normalfall egal sein wird, ob ich mich aus Ekel oder Pietät wegdrehe) genauso dazu, wie die Feststellung, dass mich nunmal bestimmte Merkmale bei Frauen stärker anziehen als andre, ich bestimmte Nahrungsmittel mag, aber andre nicht. Aber wenn jetzt jemand meint, meine diesbezüglichen Vorlieben und Abneigungen therapieren zu müssen, werde ich ziemlich grantig...
Und ich lasse andren ihre Vorlieben. Ob einer ins Theater geht oder Rugby guckt, ist mir egal.
Leben und leben lassen...

Ich find auch manchmal Hetero-Paare, die sich dem hormonellen Rausch öffentlich hingeben, unappetitlich. Den Homosexuellen, die ich persönlich kenne, wäre so ein Verhalten wohl auch peinlich. Was die Leute privat machen geht mich aber nichts an.

provinzler hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Andererseits ist es aber eine Frage der Prägung, man muss sie nicht so hinnehmen.

Also Umerziehungslager, wie die Stadt Amsterdam das plant?

Nee. Man kann das aber eben ganz sachte schon in der Schule anfangen. Es geht nur darum, Homosexualität erklären, nicht darum zu sie propagieren. Ich bin ja noch in einer so heilen Welt großgeworden, dass mich der moderne Sexualunterricht vermutlich kollabieren lassen würde. ;-)
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » So 9. Mär 2014, 23:04

ujmp hat geschrieben:Ich find auch manchmal Hetero-Paare, die sich dem hormonellen Rausch öffentlich hingeben, unappetitlich. Den Homosexuellen, die ich persönlich kenne, wäre so ein Verhalten wohl auch peinlich. Was die Leute privat machen geht mich aber nichts an.

Ja, das selbe gilt übrigens für die Art und Weise wie manche sich selbst verunstalten. Tätowierungen, Piercings etc.
Ich finds widerlich, aber wems Spaß macht (und evtl. Folgekosten selber trägt...)


ujmp hat geschrieben: Ich bin ja noch in einer so heilen Welt großgeworden, dass mich der moderne Sexualunterricht vermutlich kollabieren lassen würde. ;-)

Wobei ich bei dem Datum mitten im Hochsommer eher auf die Hitze als Auslöser tippen würde. Oder auf einen geplanten Streich.
Aber generell stört mich diese Pathologisierung individuellen Schamempfindens. Das ist Teil der Privat- und Intimssphäre und die ist verdammt noch mal zu akzeptieren. Ich mochte beispielsweise diese Gruppenduschen nie, weil ich mich nicht andren Menschen beliebig nackt zeigen möchte. Hab da mal in einem Trainerforum einen erlebt, der die Kinder dann nach eigener Aussage wirklich zum Duschen zwingt, mit der Drohung sie sonst am Auswärtsspielort allein stehen zu lassen und quasi jeden als verkorkst oder gestört tituliert, der das nicht will. (in meinen Augen sind das Nötigung, Bedrohung, sexuelle Belästigung unter Ausnutzung einer Machtposition und der hätte wenns meine Kinder wären auch ne Anzeige am Hals).
Wenn ich richtig informiert bin ist SChamlosigkeit nach Freud ein Indikator für Schwachsinn. Treffende Diagnose unserer Gesellschaft würde ich persönlich meinen...
Ich habs dann durch Cleverness geschafft, das zu umgehen. Wenn die Haare nass waren, hat bei Auswärtsspielen keienr nachgefragt, und bei Heimspielen war ich einfach immer ganz schnell verschwunden um dann daheim zu duschen...
Wenn andre das machen wollen ist das deren Sache, aber jemanden und insbesondere Kinder dazu zu zwingen, find ich das Allerletzte...
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » Mo 10. Mär 2014, 08:09

Ich kann nachvollziehen, was du sagst. Leider sind so manche gesellschaftlichen Entwicklungen ideologisch dominiert, da wird viel Müll fabriziert. Ich find aber auch, dass Homosexuelle die Anerkennung als normale Menschen verdienen. Vor Hundert Jahren war es z.B. keineswegs selbstverständlich für Frauen, eine akademische Laufbahn einzuschlagen - heute ist das völlig normal. Das hat etwas mit dem gesellschaftlichen Dialog zu tun, der darüber geführt wurde. Mein Vertrauen in die prinzipielle Fähigkeit der Gesellschaft, in der ich lebe, Homosexualität korrekt zu beurteilen ist ziemlich hoch. Ich fühle mich jedenfalls nicht bedroht.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » Mo 10. Mär 2014, 10:01

provinzler hat geschrieben:Aber generell stört mich diese Pathologisierung individuellen Schamempfindens.

Find ich gut, dass es auch noch andere gibt, die das so sehen. :up:

ujmp hat geschrieben:... dass mich der moderne Sexualunterricht vermutlich kollabieren lassen würde. ;-)

Geschlechtsteile ausmalen .... im Sexualkundeunterricht .... an einem Borkener Gymnasium? Also mal ehrlich Leute, wenn der Unterricht an einer weiterführenden Schule nicht mehr hergibt, dann weiß ich nicht, wie man da auch noch Homosexualität wissenschaftlich erklärt rüberbringen möchte. Werden dann Figuren ausgeschnitten und die "Kinder" dürfen dann die ausgeschnittenen Männchen und Weibchen nach Belieben einander zuordnen?

LG stine
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » Mo 10. Mär 2014, 16:34

stine hat geschrieben:Geschlechtsteile ausmalen .... im Sexualkundeunterricht .... an einem Borkener Gymnasium? Also mal ehrlich Leute, wenn der Unterricht an einer weiterführenden Schule nicht mehr hergibt, dann weiß ich nicht, wie man da auch noch Homosexualität wissenschaftlich erklärt rüberbringen möchte. Werden dann Figuren ausgeschnitten und die "Kinder" dürfen dann die ausgeschnittenen Männchen und Weibchen nach Belieben einander zuordnen?

LG stine


Da gibts dann Geschlechtsteile aus Plüsch ausm Sexköfferchen, mit denen alle erdenklichen Varianten von jedem einzeln vorgeführt werden müssen, natürlich unter eingehender politisch korrekter Schilderung der Empfindungen dabei (also Heterosex ist Unterdrückung der Frau, erst gar wenn er in einer dauerhaften Beziehung stattfindet, alles andre progressiv und fortschrittlich). Und natürlich ist dabei auch eingehend darauf einzugehen, was Leute aus der BDSM und Swinger-Szene so alles anturnt.
Fähigkeiten sind überbewertet. Deswegen bleibt dann leider keine Zeit mehr den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, weil das ja schließlich sekundär ist...
Richtig gelesen, der Zwang zur physischen Anwesenheit im staatlichen Unterrichtsvollzug wird längst nicht mehr mit der Notwendigkeit begründet, Kindern Dinge wie Lesen und SChreiben und Rechnen zu vermitteln, sondern sie der staatlichen Gehirnwäsche auszuliefern. Aldous Huxleys Schöne Neue Welt, so langsam überholt die Realität die Dystopie...
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » Mo 10. Mär 2014, 20:20

provinzler hat geschrieben:Wenn andre das machen wollen ist das deren Sache, aber jemanden und insbesondere Kinder dazu zu zwingen, find ich das Allerletzte...


Das kommt halt auch bissel drauf an, worum es sich handelt. Kinder werden ja auch "gezwungen" das ABC zu lernen oder muslimischen Mädchen wird verboten, sich zu verschleiern usw - wofür es sicherlich eine breite Zustimmung gibt. Bei Homosexualität geht es doch nur darum, Aufklärungsarbeit zu leisten und Stigmatisierungen vorzubeugen. Keine Ahnung, wie man das macht, vielleicht so:?



(Er ist so gut! ;-))
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » Mo 10. Mär 2014, 23:10

ujmp hat geschrieben:Das kommt halt auch bissel drauf an, worum es sich handelt. Kinder werden ja auch "gezwungen" das ABC zu lernen oder muslimischen Mädchen wird verboten, sich zu verschleiern usw - wofür es sicherlich eine breite Zustimmung gibt.

Soweit ich weiß, ist es derzeit eher so, dass von Schulseite versucht wird, zu verbieten (richtig gelesen!), dass Kinder das ABC oder das Einmaleins lernen. Von Rechtschreibung mal ganz zu schweigen. Da muss sich eine Mutter (Dipl. Mathematikerin) von einer Grundschullehrerin (die kaum unfallfrei bis 3 zählen kann) sagen lassen, sie solle sich da nicht einmischen(Recht und Pflicht zur Kindererziehung durch die Eltern gemäß GG?), weil sie davon nix verstünde! Und das weil sie Anfang der 3.Klasse ihren Kindern das Einmaleins beibrachte, weil sie das für absolut notwendig hielt (die Lehrerin für unsozial). Das ist die Realität in der Schule heute, auch wenn sich das mancher, dessen Schulbesuch schon länger zurück liegt, das nicht vorzustellen vermag (und da zähle ich selbst Nanna und mich dazu, weil wir ja auch schon über 15 Jahre draußen sind aus der Grundschule)...
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Nanna » Di 11. Mär 2014, 02:50

ujmp hat geschrieben:Ich bin ja noch in einer so heilen Welt großgeworden, dass mich der moderne Sexualunterricht vermutlich kollabieren lassen würde. ;-)

Was man bei so was nie ausschließen kann, ist, dass eine solche Aktion Erinnerungen an sexuelle Misshandlung triggert. Ich denke, dass es daher sehr wichtig ist, an der Schule eine wirklich vertrauenswürdige Anlaufstelle für Opfer von Misshandlungen zu haben, das im Unterricht auch immer wieder zu betonen und (s.u.) den Kindern freistellt, beim Aufklärungsunterricht raus zu gehen, wenn es ihnen zu viel wird. Klar, das ist auch nicht einfach wegen des Gruppendrucks, aber wenn man die Angebote sehr ernst macht, ist das zumindest eine Option für Betroffene.

provinzler hat geschrieben:Aber generell stört mich diese Pathologisierung individuellen Schamempfindens. Das ist Teil der Privat- und Intimssphäre und die ist verdammt noch mal zu akzeptieren.

Ja, nur ist das meines Erachtens keine Frage, die sich spezifisch an der Thematisierung von Homosexualität im Unterricht festmacht.

Eine gewisse Herausforderung des eigenen Horizonts muss der Unterricht den Schülern einfach generell abverlangen, finde ich. Darüber hinaus ist die Thematisierung von Sexualität ein ganz wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und selbstbewussten Umgang mit dem Thema. Schamlosigkeit soll nicht gefördert werden, klar (wobei ich nicht sehen kann, wo das, v.a. in der Breite, der Fall wäre), aber andererseits kann auch nicht das verklemmteste Kind das Tempo des Unterrichts bestimmen. An Studien, die belegen, dass die Tabuisierung der Sexualität der beste Nährboden für alle möglichen Formen von sexueller Misshandlung, Neurosen und Kompensationshandlungen ist, fehlt es ja nun nicht.
Und ich glaube, dass gerade bei denen, die stark von der Mitte abweichen, also den besonders schamlosen und besonders verschämten Kindern, häufig ein problematischer Umgang mit dem Thema im Elternhaus oder privaten Umfeld die größere Rolle spielt. Angesichts dessen, dass doch ein signifikanter Anteil der Bevölkerung keinen entspannten Umgang mit der eigenen Sexualität hat, ist es auch fast erwartbar, dass Kinder aus solchen Elternhäusern in jedem Klassenzimmer zu finden sind. Und für die ist das Thema dann entweder ungesund vertraute Spielwiese (Schamlosigkeit) oder aber Überforderung wegen der gewohnten Tabuisierung.

Sensible Lehrer sind da vonnöten, aber alles können die halt auch nicht retten. Was ich sinnvoll finde, ist, wenn Lehrer, die sich von dem Thema selbst überfordert fühlen, externe, spezialisierte Lehrkräfte nur für die Aufklärungsstunden anfordern können. Das geht in vielen Gegenden bereits und das sichert meines Erachtens am ehesten, dass die Schüler mit jemandem konfrontiert sind, der sich aus den schlimmsten Fettnäpfchen raushalten kann.

provinzler hat geschrieben:Ich mochte beispielsweise diese Gruppenduschen nie, [...] Wenn andre das machen wollen ist das deren Sache, aber jemanden und insbesondere Kinder dazu zu zwingen, find ich das Allerletzte...

Kann ich gut verstehen, davor habe ich mich im Schwimmunterricht auch immer gedrückt. Rückzugsräume sollten akzeptiert und aktiv angeboten werden, das gilt auch für den Aufklärungsunterricht; wobei ich finde, dass jedes Kind zumindest versuchen sollte, da zu bleiben, aber jederzeit unkompliziert gehen können sollte, wenn es zu viel wird.

provinzler hat geschrieben:Da gibts dann Geschlechtsteile aus Plüsch ausm Sexköfferchen, mit denen alle erdenklichen Varianten von jedem einzeln vorgeführt werden müssen, natürlich unter eingehender politisch korrekter Schilderung der Empfindungen dabei (also Heterosex ist Unterdrückung der Frau, erst gar wenn er in einer dauerhaften Beziehung stattfindet, alles andre progressiv und fortschrittlich). Und natürlich ist dabei auch eingehend darauf einzugehen, was Leute aus der BDSM und Swinger-Szene so alles anturnt.

Ja? Ist das so, außerhalb eines anekdotischen Einzelfalls?
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » Di 11. Mär 2014, 08:39

Nanna hat geschrieben:Angesichts dessen, dass doch ein signifikanter Anteil der Bevölkerung keinen entspannten Umgang mit der eigenen Sexualität hat, ist es auch fast erwartbar, dass Kinder aus solchen Elternhäusern in jedem Klassenzimmer zu finden sind. Und für die ist das Thema dann entweder ungesund vertraute Spielwiese (Schamlosigkeit) oder aber Überforderung wegen der gewohnten Tabuisierung.

Hier wäre doch erst einmal zu klären, was "biologisch normal" ist. Ich glaube nicht, dass das Schamgefühl Folge einer "verkorksten" Erziehung ist. Es ist einfach irgendwann mal da! Tabuisieren heißt in diesem Zusammenhang doch nur, dass man mit diesem Thema sehr persönlich umgeht und erst mal jeden sein lässt, was er ist und seine Scham respektiert. Ich hätte mich schön bedankt, wenn sich meine Eltern in meine Sexualität eingemischt hätten. Ich hätte es auch nicht gewollt, dass wir als Familie alle zusammen auf einen FKK Strand gegangen wären.

In einem Filmbricht über die neuen Bundesländer, wo FKK üblich gewesen ist (und noch ist?), wurde berichtet, dass man Jugendliche solange vom Strand fern hält, bis sich entschließen könnten, die Badehose abzulegen. Wie verbohrt ist das denn? :erschreckt:

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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » Di 11. Mär 2014, 08:47

ein wenig OT:
provinzler hat geschrieben:Soweit ich weiß, ist es derzeit eher so, dass von Schulseite versucht wird, zu verbieten (richtig gelesen!), dass Kinder das ABC oder das Einmaleins lernen. Von Rechtschreibung mal ganz zu schweigen. Da muss sich eine Mutter (Dipl. Mathematikerin) von einer Grundschullehrerin (die kaum unfallfrei bis 3 zählen kann) sagen lassen, sie solle sich da nicht einmischen(Recht und Pflicht zur Kindererziehung durch die Eltern gemäß GG?), weil sie davon nix verstünde! Und das weil sie Anfang der 3.Klasse ihren Kindern das Einmaleins beibrachte, weil sie das für absolut notwendig hielt (die Lehrerin für unsozial). Das ist die Realität in der Schule heute...

Ein gutes Beispiel ist auch die Sprechschreibweise. Kinder sollen in den ersten Jahren NICHT zur Rechtschreibung genötigt werden, weil das die Lust am Schreiben mindert, heisst es. Ich habe meinen Kindern von Beginn an jedes falsch geschriebene Wort richtig aufgeschrieben und siehe da, die Rechtschreibung war überhaupt kein Problem. Einmal richtig gelesen - immer richtig geschrieben!
All das Herumgemurkse an den Lehrplänen kommt nur deswegen zustande, weil die Posten im Kultusministerium besser bezahlt werden, als der Dienst an der Schulfront. Lehrer die Karriere machen wollen sitzen in der Regel im Ministerium und überlegen sich theoretisch, wie es besser gehen könnte ohne einen Bezug zur Praxis zu haben. Die Jahrgänge die das ausbaden müssen, sind zu bedauern.

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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Vollbreit » Di 11. Mär 2014, 09:33

Inzwischen scheint es mir so, dass gar nicht Homosexualität das Thema ist, sondern Sexualität.

Aber auch da gibt es bestimmte Inkonsistenzen, die ich gerne erläutert hätte.
Wie Nanna schrieb, ist es schwer denkbar, dass das verklemmteste Kind den Fortgang des Sexualkundeunterrichts bestimmt.
Dem würde ich zustimmen und sagen, dass doch grade aus der süddeutschen Ecke gerne das Argument der Elitenförderung kommt. Gerade provinzler schildert ja nun immer wieder, wie eine neidische, dumme und leistungsunfähige Masse den in dieser Hinsicht Bessergestellten das Leben schwer macht. Hier wird eine Art gesunder Härte gefordert und dass nicht der dümmste Bauer derjenige sei, auf den alle zu warten hätten.

Bei der Sexualität wird nun exakt anders herum argumentiert, bitte keine Konfrontation mit dem, was es gibt, schon gar nicht an der Leistungselite, lieber die heile, neurotisch reduzierte Welt des Kuschelsex, wenn es denn schon sein muss mit Kindern über „sowas“ zu reden – Mord mutet man uns kollektiv ja eher zu, als so etwas Ekliges wie Sex, Stichwort: FSK.

Doch auch wenn man, schwer katholisch-konservativ, argumentiert, das sei ja was anderes, Bildung sei ja schließlich hui und Schweinkram immer noch pfui, dann ist die Argumentation auch hier eher inkonsistent, denn die türkischen Mädchen, denen erklärt wird, der Schwimmunterricht sei bereits weit jenseits der Grenze schambesetzter Freizügigkeit, sind ja dann auch nicht recht. So weit wollen wir doch dann bitte nicht gehen.

Bleibt der argumentative Rückgriff auf den Traditionalismus: Bei uns ist das eben so, weil es immer schon so war (und außerdem war früher ohnehin alles besser).
Meine Einschätzung ist, dass es ein schwerer Fehler der Linken war, in ihrer 68iger Sturm und Drang Zeit, in der vollkommen zurecht die Fragen gestellt wurden, die man jahrelang totschwieg, in einer pars pro toto Weise einige Fehlentwicklungen des Traditionalismus dem ganzen Traditionalismus anzulasten und alle alten Normen und Werte unter Generalverdacht zu stellen, statt zu schauen, welche schlecht sind und ausgemustert gehören und welche gut sind und weiter bewahrt und geschützt werden sollten.

Aber andersherum gilt ebenso, dass nicht alle alten Werte gut sind, nur weil sie alt sind. Und ein solcher Traditionalismus hätte natürlich auch Schwierigkeiten, den Traditionalismus anderer Kulturen zu kritisieren. Wer sich schon von Dönerbuden überfordert sieht, der wird mit den liebenswerten Praktiken der Taliban berechtigterweise seine Schwierigkeiten haben, aber wo will man mit der Kritik ansetzen, wenn man ansonsten sagt, Traditionen hätten sich eben bewährt?

Konsequenterweise kann man dann nur noch die Schotten dich machen, aber dann entsteht wieder genau jenes kleinkarierte Milieu, was recht problematisch ist.

Und, stine, speziell an Dich. Ich würde Dir wünschen, dass Du Dich mal mit den Buch von Alice Miller „Am Anfang war Erziehung“ konfrontierst. Das schreibe ich vor dem Hintergrund, dass ich so gut wie alles was Miller schreibt heftig kritisieren würde, aber das beste ihrer Bücher ist m.E. das genannte, dünn und überall zu bekommen. Was Miller hier aufdeckt, ist der Mechanismus der Schwarzen Pädagogik, die eben als ein Heile Welt Traditionalismus daherkommt.

Wir gehen heute sehr viel sensibler – und Ende der 1990er mit Sicherheit etwas hysterisch – mit Themen wie sexuellen Belästigungen und sexuellem Missbrauch um, von Frauen, Jugendlichen und Kindern beiderlei Geschlechts, aber wenn die Dunkelziffer auch heute sicher erschreckend sein mag, so gibt es doch Grund zu der Annahme, dass in eben jenen paternalistischen, konservativen und traditionalistischen Kreisen und Zeiten diese Übergriffe erheblich höher waren und es dort, wo insbesondere Frauen als Menschen zweiter Klasse gelten es bis zum heutigen Tage sind. Was wir heute aufdecken sind ja die Verfehlungen der 1950er und 60er.

Und es ist eben der muffige Mantel des Schweigens, der gerade – aber nicht nur – in ländlichen Regionen, die Opfer von Vergewaltigungen und jahrelangem Missbrauch, oft noch ein weiteres Mal zu Opfern macht, wenn sie das was ihnen da passiert ist, doch bitte nicht breit treten sollen, irgendwann muss auch mal gut sein und man muss die Vergangenheit ruhen lassen. Komisch, dass die lieben Kinderlein, für die Du so gerne Partei ergreifst, wenn sie dann ein jahrelanges Martyrium hinter sich haben, einfach nicht die biederen angepassten Bürger werden wollen (und können!) und dann einfach nicht die Fresse halten, sich an Familie, Kinder kriegen, Kuchen backen, Volksmusik und Ostermessen erfreuen. Wie denn??? Wenn es denn so einfach ging, stine, dass man das durch Schweigen und Beten heilen kann, es hätten bestimmt schon einige gemacht.
Das Schweigen und Abspalten funktioniert noch am besten, aber ein gelungenes Leben sieht anders aus.

Und auch das schreibe ich vor dem Hintergrund einer großen, leicht verkitschten Sympathie für diese ländlich-dörflichen Strukturen.
Und um den Bogen zum Anfang wieder zu schließen. Es ist ja wirklich nicht ohne Ironie, dass Freud und der Psychoanalyse einerseits eine Fixierung auf das Sexuelle vorgeworfen wird und dann in verschiedenen Abwehrbewegungen behauptet wird, dass wir das doch heute längst alles (und noch viel mehr) wüssten, dass das Thema Sexualität ohnehin überschätzt wird und gar nicht diese Bedeutung hat, aber gleichzeitig über das was alle wissen, so wenig bekannt ist und das ach so überschätzte Thema in allen Variationen immer wieder das Zeug zum größten Aufreger hat.
Dazu kommt, dass das ach so bekannte Thema Sex größtenteils auf der Ebene von Statistiken und der Erklärung biologischer Vorgänge behandelt wurde. Dass gerade Sexualität eine emotionale, empfindende Seite hat, dass es Unterschiede zwischen gutem und schlechten Sex gibt, wie zu zu sexueller Langeweile kommt, was Sexualität für eine Rolle in der Beziehung spielt und so weiter, darüber ist im Grunde nicht allzuviel bekannt.
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