Jounk33 hat geschrieben:Kann man so nicht einfach beantworten, weil es sicherlich von Kultur zu Kultur unterschiedlich war weshalb man sich imaginäre Vorbilder erfunden hat.
Wie sowas entstand kann recht einfach gesagt werden. Durch Wahrnehmung von Ereignisen die nicht erklärbar sind. Wie z.B. ein Blitzeinschlag usw.
Ich halte solche Motivzuschreibungen über die Jahrtausende ehrlich gesagt für gewagt, oft verstehen wir ja nicht mal den eigenen Ehepartner und den können wir sogar noch fragen.Jounk33 hat geschrieben:Spannender halte ich die Frage weshalb eine technologisch fortgeschrittene Kultur eine Religion braucht.
Ich habe mir dazu vor einiger Zeit eine Antwort zurecht gebogen. Also ich wage sogar zu behaupten, dass ohne Religion es nicht zu dem Fortschritt und der Technologie gekommen wäre wie wir sie heute kennen.
Die Pyramiden wurden z.B. aus religiösen Gründen gebaut. Man war der festen Überzeugung, dass nur die sichere Aufnahme des Pharaoh bei den göttern gewährleistet, dass die Nilüberschwemmung weiter statt findet. also momentan ist das die gängige Erklärung für den Sinn der Pyramiden.
Du meinst das damit ein Motiv gegeben war, etwas aus Verehrung oder zum Gütigstimmen zu tun? Denn eine religiöse Überzeugung zu haben, hat für mich vordergründig wenig mit der Notwendigkeit zur technologischen Entwicklung zu tun.Jounk33 hat geschrieben:Wenn das stimmt, dann würde das bedeuten, dass erst durch religiöse Überzeugung die Technologie und die Arbeitsleistung möglich war die es erlaubte so ein bauwerk mit diesen Mitteln zu realisieren.
Ich glaube, dass die Nummer mit dem Krieg als Vater aller Dinge da eher stimmt.Jounk33 hat geschrieben:Das ist jetzt nur ein prominentes Beispiel. Abe rim grunde kann man die Entwicklung aller Kulturen auf Religiosität zurück führen. Auch in Deutschland z.B. begann man im frühen Mittelalter mit der Errichtung von Steingebäuden zuerst bei religiösen Gebäuden und/oder mit Gebäuden für Herrscher. Also in der Vergangenheit hatten fast alle technologischen Errungenschaften entweder einen religiösen oder einen militärischen Hintergrund.
Ja, unsere ganzes Finanzsystem – und vieles andere - ist eine Übereinkunft, die davon lebt, dass man an das Geld glaubt und die Ideen, die daran hängen.Jounk33 hat geschrieben:Wenn man heute z.B. unser Geldsystem als Religion annehmen würden, dann werden auch hier die meisten neuen Technologien erst durch diese Religion erklärbar, also der Sinn dazu erschliesst sich nicht ohne einen Glauben an irgendetwas. Es heisst ja nicht für umsonst, dass Geld erst dadurch wertvoll ist weil jeder daran glaubt.
Reicht dazu nicht einfach der Glaube an eine bessere Zukunft. Also kurz, ein Ideal zu haben? Du hast insofern Recht, als Ideale, Phantasie, Liebe, Kunst und Religion (der Glaube) eine gemeinsame Wurzel haben, aber es differenziert sich dann doch aus. Man kann sehr phantasiebegabt sein, ohne religiös sein zu müssen.Jounk33 hat geschrieben:Also um es kurz zu sagen, ohne Glauben an irgendwas keine geistigen und somit auch keine technologischen Fortschritt.
Man sieht in vielen Deiner Posts Kapitalismuskritik durchschimmern, zumindest ist das meine Phantasie. Aber was meinst Du, welche Form von Religion untergeht und warum?Jounk33 hat geschrieben:Deshalb halte ich Religion auch mittlerweile für nicht mehr so ganz unwichtig. Also ich bin sogar der festen Überzeugung lieber an einen Gott zu glauben den es nicht gibt als an die Macht des Gelxdes zu glauben. Im grunde ist es auch das was die Päpste predigen, nur ist es halt auch komisch, dass sie selbst an die Macht des Geldes mehr glauben als an den Gott den sie anbeten. Deshalb geht diese Form von Kirche/Religion unter.
stine hat geschrieben:Ich denke, dass der Mensch etwas über sich braucht. Wo sich der Mensch selbst zum Schöpfer macht, trägt er viel zu viel Verantwortung mit sich herum.
stine hat geschrieben:Religionen dienen dazu, das reale Leben mal loszulassen und sich zu besinnen, dass man nicht selbst der Nabel der Welt ist.
stine hat geschrieben:Dass Religionen es bis heute geschafft haben populär zu bleiben liegt sicher daran, dass einige Völker ihren Gott immer noch als Hauptverantwortlichen für ihr Dasein sehen und bei anderen ist aus dem Glauben Respekt vor dem Leben geworden.
stine hat geschrieben:
Religionen bilden auch nach wie vor unsere moralischen Leitbilder ab.
Das kann sein. Aber ich glaube, das erklärt nicht das Entstehen von Religionen. Ich will das erklären.stine hat geschrieben:Ich denke, dass der Mensch etwas über sich braucht. Wo sich der Mensch selbst zum Schöpfer macht, trägt er viel zu viel Verantwortung mit sich herum.
Möglich, aber warum sollte man das überhaupt tun? Warum sollte man sich nicht als Nabel der Welt fühlen wollen?stine hat geschrieben:Religionen dienen dazu, das reale Leben mal loszulassen und sich zu besinnen, dass man nicht selbst der Nabel der Welt ist.
Mag sein, aber das ist eher die andere Seite des Phänomens, was Menschen am Absprung hindert.stine hat geschrieben:Dass Religionen es bis heute geschafft haben populär zu bleiben liegt sicher daran, dass einige Völker ihren Gott immer noch als Hauptverantwortlichen für ihr Dasein sehen und bei anderen ist aus dem Glauben Respekt vor dem Leben geworden.
Ja, aber wo kommt die Moral her?stine hat geschrieben:Religionen bilden auch nach wie vor unsere moralischen Leitbilder ab.
Vollbreit hat geschrieben: ich kenne das was Blanke und Metzinger dazu sagen.
Vollbreit hat geschrieben:Was nimmt es dem individuellen Erleben, wenn man weiß – und oft sind die Erklärungen auch noch einseitig und müde – dass es für dies und das irgendeine andere Erklärung gibt, als man bisher dachte? Wenn man etwas auf ein beliebiges „das ist doch nur“ reduziert, ist doch die nächste Frage, wie ich dieses Erlebnis, diesen Zustand, diese Erfahrung erreiche bzw. vermeide.
Was gibt oder nimmt es der Liebe, wenn man hört, das sei nur Hirnchemie oder man, wie es idiotischerweise schon geschah, die Liebe sogar pathologisiert?
Vollbreit hat geschrieben:Aber wenn es auf die theoretische Ebene geht und sozusagen ein Offenbarungseid gefordert wird, bei dem „die andere Seite“, meinetwegen Du, fordert, zu gestehen, dass das alles ein Religions-Magie-Esoterik-Spiritualitäts-Mystik-Mischmasch und reine Erfindung sei und man ja durchaus Elemente daraus, meinetwegen, Meditation, Yoga und Gesang in der Gruppe behalten könne, wenn man nur auf den „Quatsch“ verzichtet, da werde ich immer unartige Widerworte geben, weil ich glaube, das ich gute Argumente habe.
Kann ich mir auch gut vorstellen, um ein Über-Ich zu installieren, braucht man im Grunde keinen Gott.stine hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen, dass die Geschichte vom "liebenden" Gott-Vater irgendwann auch das Ende Gottes ist. Wenn niemand mehr Angst haben muss, das Falsche zu tun, dann hat Religion, wie wir sie kennen, ihren SInn verloren. Es tritt die Wohlfühl-Religion in den Vordergrund und was damit erreicht wird, kann auch ein Wellness-Paket in Oberursel bewirken.
. Tun sie aber offenbar nicht. Stattdessen hat der Mensch Hunger nach Sinn, nach Vertrauen, nach Geborgenheit. Natürlich haben die mannigfaltigsten Strömungen diesen Appetit gestillt oder sich bemüht, mit Gewalt, als Herrschaftsinstrument usw. Aber das ist glaube ich eine andere Frage. Jedenfalls kenne ich keinen Menschen, der sich im Leben ausschließlich mit blossen kausalen Überzeugungen zufrieden gibt.Lumen hat geschrieben:Wir arbeiten offenbar mit drei „Haltungen“ (stances), mit denen wir die Welt erklärbar machen
Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.laie hat geschrieben:Ich vermute eine mehr oder minder stark ausgeprägte Grundreligiosität im Menschen, gewissermassen eine "Universalie". Diese Universalie möchte ich gar nicht an bestimmte konkrete Religionen oder Bekenntnisse binden, sondern zunächst einfach annehmen, dass das blosse Wissen, wo man steht, wer man ist, und wie man etwas macht, also grundlegende kausale Überzeugungen, dem Menschen offenbar nicht ausreicht.
Ich würde sagen, das eine (was Dennett beschreibt) ist die kognitive Regulation, aber Religionen bedienen ja nicht allein das kognitive, sondern auch das emotionale und wertgebende Element.laie hat geschrieben:. Tun sie aber offenbar nicht. Stattdessen hat der Mensch Hunger nach Sinn, nach Vertrauen, nach Geborgenheit.Lumen hat geschrieben:Wir arbeiten offenbar mit drei „Haltungen“ (stances), mit denen wir die Welt erklärbar machen
Das ist der Punkt.laie hat geschrieben:Jedenfalls kenne ich keinen Menschen, der sich im Leben ausschließlich mit blossen kausalen Überzeugungen zufrieden gibt.
Was meinst Du in diesem Zusammenhang mit „immer schon“?laie hat geschrieben:Religiosität, religiöser, spiritueller Appetit wird nicht erfunden, sie ist vielmehr immer schon da und darum sind auch Religionen nicht einfach nur etwas "Erfundenes", sondern Ausdruck dieser prinzipiell unstillbaren Sehnsucht.
...und kommen ziemlich sicher aus der gleichen Quelle.laie hat geschrieben:Diese Sehnsucht macht uns, denke ich, genauso aus wie wissenschaftliche Neugier.
Aber was kennzeichnet Deiner Meinung nach denn den Atheisten, der kann ja ohne?laie hat geschrieben:Unstillbar ist sie nicht, weil sie maßlos wäre, sondern weil wir uns ohne sie gar nicht denken können.
Vollbreit hat geschrieben:Vielleicht weiß man auch gar nicht, wer man ist und wo man steht, wenn man nicht weiß, was man glaubt.laie hat geschrieben:Ich vermute eine mehr oder minder stark ausgeprägte Grundreligiosität im Menschen, gewissermassen eine "Universalie". Diese Universalie möchte ich gar nicht an bestimmte konkrete Religionen oder Bekenntnisse binden, sondern zunächst einfach annehmen, dass das blosse Wissen, wo man steht, wer man ist, und wie man etwas macht, also grundlegende kausale Überzeugungen, dem Menschen offenbar nicht ausreicht.
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