Evolution ist stetige Verbesserung

Re: Evolution ist stetige Verbesserung

Beitragvon ujmp » Do 10. Apr 2014, 07:30

Vollbreit hat geschrieben:Darth ist bspw. der Auffassung, dass Triebe alles erklären und mit alles ist gemeint, alles Leben und das ganze Spektrum des menschlichen Entwicklung. Vor allem der Urtrieb Egoismus, von dem viele Biologen ausgehen soll alles erklären. Dass Problem ist, dass eine Theorie die alles erklärt, nach Popper unwissenschaftlich ist (wie Dir Dein kongenialer Claqueur vermutlich erklären könnte, ansonsten, wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Falsifikationismus ), doch auch, wenn einem Wissenschaftstheorie zu anstrengend ist, sollte man erkennen, dass eine Theorie (wie: alles Egoismus) aus der man ein Verhalten ableiten kann und für den gleichen Fall im Zweifel auch das konträre Verhalten ableiten könnte, keinerlei Trennschärfe und erklärende Kraft mehr hat.

Nicht dass mich Vollbreits Wiederholungen von Falschem wirklich interessieren würden, ich bin nur zufällig wegen des bunten Links drauf gestoßen: Eine Theorie, die alles erklärt, ist nicht das Problem. Das Problem ist eine solche Theorie, wenn sie auf Grund ihrer logischen Struktur nicht widerlegbar ist. Die Verhaltensforschung unternimmt sehr viel, um diese Theorie zu testen - sie ist falzifizierbar. Eint Theorie ist um so aussagekräftiger, je mehr sie ausschließt - sprich: je besser sie eine Sache auf den Punkt bringt. Es ist daher sehr leicht, Darts Theorie zu Fall zu bringen: mit Gegenbeispielen. Der Punkt ist eben, dass sie sich nicht finden lassen. Das ist ja in der Newtonschen Mechanik genau so: Sie erklärt verdammt viel und logisch müsste man nur ein Beispiel finden, dass ihr widerspricht - gibt's aber nicht.
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Re: Evolution ist stetige Verbesserung

Beitragvon laie » Fr 11. Apr 2014, 08:17

ujmp hat geschrieben:Eint Theorie ist um so aussagekräftiger, je mehr sie ausschließt - sprich: je besser sie eine Sache auf den Punkt bringt


ganz genau. Darum kann man Gesetze als Teilmengenoperation verstehen: die Anwendung von Geset zesaussagen verkleinert den Bereich der Fälle, die möglicherweise als Anwendungsfälle oder Modelle in Frage kommen.

Das ist ja in der Newtonschen Mechanik genau so: Sie erklärt verdammt viel und logisch müsste man nur ein Beispiel finden, dass ihr widerspricht - gibt's aber nicht.


Dann ist die Newtonsche Mechanik nicht falsifiziert oder? Was sind mit Anwendungen der Quantenmechanik? Sind das auch Anwendungen der Newtonschen Mechanik? Aber es sind doch physikalische Vorgänge, oder? Oder ein Rudel Löwen in der Wüste: Partikel in Bewegung. Oder die Anziehung von Liebenden, eine Frage der Gravitation oder? Wie du schon gesagt hast: erfolgreich ist eine Theorie dann, wenn es ihr gelingt, solche Fälle auszuschliessen, die offenbar nicht in den Anwendungsbereich fallen. Dieser Ausschluss ist aber nicht logisch zwingend motiviert. Logisch gesehen spricht nichts dagegen, Liebe als Gravitation zu deuten und ein Löwenrudel als Spezialfall sich bewegender Himmelskörper. Der Ausschluss solcher Fälle ist pragmatisch motiviert. Was ich sagen will: Falsifizierbarkeit ist nur ein schwaches unscharfes Kriterium.



Das mit der Problematik einer universellen Supertheorie (logische Struktur, nicht mehr falsifizierbar usw.) sehe ich nicht mehr so dramatisch. Selbst wenn es eine solche Theorie gäbe, hätte man immer noch die Möglichkeit "nein" zu sagen. Eine Antithese lässt sich zu jeder Theorie erzeugen, egal wie universell diese daherkommt. Sagt jemand "alles ist Geist", dann sage ich "alles ist Materie", behauptet jemand, alles ist egoistisch motiviert, dann lautet meine These alles ist altruistisch. Und glaub mir, bei Bedarf findet man auch Argumente für alles mögliche.
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Re: Evolution ist stetige Verbesserung

Beitragvon ujmp » Sa 12. Apr 2014, 09:22

Es geht erst mal nur um den Informationsgehalt einer Theorie, auf einer rein logischen Ebene, die ganz unabhängig von tatsächlichen Erkenntnissen ist. Eine Theorie der Form "Alle A sind B" hat einen höheren Informationsgehalt als eine Theorie der Form "Alle A sind B oder C" oder gar "Alle A sind B oder Nicht-B". Letztere ist praktisch informationslos, weil keine Instanz von A mit dieser Theorie in Widerspruch treten kann. D.h. diese Theorie ist auf Grund ihrer logischen Struktur nicht widerlegbar, sie ist immer wahr. Oder anders ausgedrückt, der Grad der Unsicherheit ob eine Instanz von A nach dieser Theorie B ist, ist 100%. Vollbreit unterstellt Darth zu Unrecht diese Form der Behauptung.
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Re: Evolution ist stetige Verbesserung

Beitragvon ujmp » So 13. Apr 2014, 07:02

Falls es nicht deutlich geworden ist: Das Newtonsche Gesetz "F=ma" (Kraft gleich Masse mal Beschleunigung) sagt aus, dass es für jedes Wertepaar {m,a} genau ein F gibt. Der Informationswert besteht darin, dass dies für alle Massen gilt. Ich hab nicht genau verfolgt, worauf sich Vollbreits Kritik bezog, aber zumindest lässt sich folgende Theorie formulieren "Die Wahrscheinlichkeit eines menschlichen Verhaltens ist proportional zu der Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten die Reproduktion seiner Gene begünstigt". Egal ob das stimmt oder nicht, der Informationsgehalt dieser Theorie ist jedenfalls sehr hoch denn es ist nicht schwer, Tests zu konstruieren, die das messen können - sprich die es in Frage stellen können. Nichts anderes ist gemeint, wenn man sagt, diese Theorie ist falsifizierbar.
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