(Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Mo 1. Sep 2014, 11:04

@ provinzler:

Nein monokausal siehst Du es nicht, nur selektiv.

@ stine:

stine hat geschrieben:Also mal ehrlich Jungs, wenn das mit der Genderforschung so richtig ist, wie es sich hier herauskristalisiert, ...


Was erscheint Dir denn richtig und was kristallisiert sich Deiner Meinung nach heraus? Gib doch mal Butter bei die Fische.
Im Grunde ist es doch so, dass Du die Genderfiorschung, die Du vermutlich außer aus der Sicht ihrer Kritiker überhaupt nicht kennst, von A bis Z für falsch hältst.
Kannst mich aber revidieren

Darum die Frage, was Du dennoch richtig findest, wie Dein Satz ja suggeriert. Darüber können wir dann ja reden, auch darüber, ob aus dem, was Du an den Ergebnise der Genderforschung als richtig anerkennst, folgt, dass Homosexualität ein rein soziales Konstrukt ist.

Nach meiner bescheidenen Meinung hast Du Dich in den Fragen zur Sexualität (die Du ja bekanntlich für stark überbewertet hältst - dennoch kommst lustigerweise Du immer wieder darauf zu sprechen, lass das nicht den Adorno hören) als relativ kenntnisarm präsentiert.

Aber wir haben ja noch 30 Tage, um das zu ändern. :mg:
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon provinzler » Mo 1. Sep 2014, 13:32

Vollbreit hat geschrieben:
Nein monokausal siehst Du es nicht, nur selektiv.

Inwiefern selektiv? Ich sage nur, dass man mit dem hochjubeln bestimmter Konzepte sehr vorsichtig sein sollte, solange die (verdeckten) Folgeschäden nicht geklärt sind. Fakt ist, dass für die eigene Bindungsfähigkeit eine gesunde Bindung an eine oder mehrere feste Bezugspersonen in sehr jungen Jahren ist. Das sind im Normalfall ein oder auch beide Elternteile, können aber auch Großeltern, Onkel, Tante oder (deutlich) ältere Geschwister sein. Ist dieser Zug einmal abgefahren (bzw. das fragliche Zeitfenster vorüber) kommt es nur sehr selten vor, dass dieser Schaden noch reparabel ist. Und das Tragische: Bindungsunfähige Eltern geben automatisch ihre Unfähigkeit auch an ihre eigenen Kinder weiter, weil sie ihnen nicht die feste Bindung geben können, die dafür notwendig ist. Und wie eine Ganztageskinderkrippe das auch nur annähernd irgendwie leisten können soll, ist mir nicht plausibel. Hohe Scheidungsraten in Ländern mit hoher Fremdbetreuungsquote sprechen nicht gerade gegen die genannte These. Dass es andre Treiber auch gab/gibt steht auch außer Frage.
provinzler
 
Beiträge: 929
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 16:24

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Mo 1. Sep 2014, 16:00

provinzler hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:
Nein monokausal siehst Du es nicht, nur selektiv.

Inwiefern selektiv?
Ich kann versuchen meine Eindruck zu erklären:
Du weißt in der Regeln wohl meistens, dass die meisten Dinge viele Ursachen haben. Beispiel hier waren Depressionen und Scheidungen.
Von einem Slow-Virus, über genetische Disposition, Erziehung, Selbstaggression, erlernte Hilflosigkeit, Mangel an Sonnenlicht, Bewegung, Omega-3-Fettsäuren, Lithium, Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, das natürlich munter wechselwirkend plus all dem, was ich jetzt vergessen habe, reicht das Spektrum.
Ich will nicht ausschließen, dass gute Sozialsysteme Menschen in den Selbstmord treiben können, ich sehe nur den Zusammenhang noch nicht und damit das glaubwürdiger wird, müsste die Tendenz ja so sein, dass je besser das Sozialsystem funktioniert, um so größer die Selbstmordrate ist und ich weiß nicht, ob die Statistiken das hergeben.
Ich komme mir nur etwas blöd dabei vor, Dir hier was zu erklären, was Du sehr gut selbst weißt.

provinzler hat geschrieben:Fakt ist, dass für die eigene Bindungsfähigkeit eine gesunde Bindung an eine oder mehrere feste Bezugspersonen in sehr jungen Jahren ist.
Sicher, aber Leute die da Defizite haben sind eher solche, die gar nicht erst heiraten, sich nicht mal richtig darauf festlegen lassen, dass sie jetzt in einer „festen“ Beziehung sind.
Und wie gesagt, auch für Scheidungen gibt es mehr als einen Grund.

provinzler hat geschrieben:Das sind im Normalfall ein oder auch beide Elternteile, können aber auch Großeltern, Onkel, Tante oder (deutlich) ältere Geschwister sein. Ist dieser Zug einmal abgefahren (bzw. das fragliche Zeitfenster vorüber) kommt es nur sehr selten vor, dass dieser Schaden noch reparabel ist. Und das Tragische: Bindungsunfähige Eltern geben automatisch ihre Unfähigkeit auch an ihre eigenen Kinder weiter, weil sie ihnen nicht die feste Bindung geben können, die dafür notwendig ist.
Das ist alles richtig, nur haben sie oft nicht mal Kinder, weil ihnen das schon wieder zu bindend.

provinzler hat geschrieben:Und wie eine Ganztageskinderkrippe das auch nur annähernd irgendwie leisten können soll, ist mir nicht plausibel.
Ich bin persönlich auch kein Freund von Kinderkrippen, halte sie manchmal für die zweitbeste Lösung, in einigen – ich glaube sehr wenigen Fällen – ist es gut, wenn Kinder mal von den teilnahmlosen, desinteressierten und überforderten Eltern wegkommen.
Und leider scheint es ja so zu sein, dass ausgerechnet die, die die Unterstützung brauchen könnten, drauf pfeifen und lieber die Kohle kassieren.
Nur, wenn ich dann zwischen den Zeilen lese und ahne, wie paradiesisch es doch früher in der guten alten Zeit gewesen sein muss, dann frage ich mich und die anderen dann auch, wann diese gute alte Zeit gewesen sein soll. In der Zeit als Papa Patriarch war? Hat meine Oma erlebt. Mit reichlich Geschwistern gesegnet wurde die ganze Bande in ihre Zummer gesperrt und musste still sein, wenn der Vater, der Herr im Haus, nach Hause kam, weil der Ruhe wollte und sein Wille war Gesetz. Meine Oma fand das nicht schön.
Oder die Zeit der schwarzen Pädagogik, als es noch richtig auf die Fresse gab, wenn man nicht parierte? Der spießige Muff der 50er. Danke, da kenne ich auch Leute, die mich davon kuriert haben, dadurch, dass sie Zeitzeugn waren. Selbst die Landromantik hat mir Peter Handke mit „Wunschloses Unglück“, der Geschichte seiner Mutter, die sich, weil ein wenig zu anders und nicht ins Dorf passend, das Leben nahm, genommen. Die heile Familie, vielleicht hat es sie im Biedermeier gegeben, aber ich vermute in Zeiten von harter Arbeit, Kindersterblichkeit, Tuberkulose, Diphterie, industrieller Revolution und so hielt es es auch damit in Grenzen, den Einfluss der Bürgertums schätzt Du ja ohnehin geringer als ich ein.

provinzler hat geschrieben:Hohe Scheidungsraten in Ländern mit hoher Fremdbetreuungsquote sprechen nicht gerade gegen die genannte These. Dass es andre Treiber auch gab/gibt steht auch außer Frage.
Klar, ich sehe auch manches kritisch in Skandinavien, nicht zuletzt, dass man die Männer ein wenig kastriert hat (für mich einer der besten Beiträge dazu stammt von Elizabeth Debold, einer Feministein, Schülerin von Carol Gilligan und von Andrew Cohen, einem etwas umstrittend spirituellen Lehrer: „Was ist nur aus den Wikingern geworden“ oder so ähnlich heißt der. Leider ist ausgerechnet das Heft mit dem Beitrag verschollen). Aber ich vermute mal, es gibt wenige Länder auf der Welt, wo die Mehrzahl der Menschen lieber wohnen würde, als in Skandinavien.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon provinzler » Mo 1. Sep 2014, 18:24

Vollbreit hat geschrieben:Ich will nicht ausschließen, dass gute Sozialsysteme Menschen in den Selbstmord treiben können, ich sehe nur den Zusammenhang noch nicht und damit das glaubwürdiger wird, müsste die Tendenz ja so sein, dass je besser das Sozialsystem funktioniert, um so größer die Selbstmordrate ist und ich weiß nicht, ob die Statistiken das hergeben.
Ich komme mir nur etwas blöd dabei vor, Dir hier was zu erklären, was Du sehr gut selbst weißt.

Ja ist schon klar. Skandinavien ist so eine art Soziversuchslabor für die Welt. Die sind ja auch schon mit einigen Dingen gewaltig auf die Schnauze geflogen. Mit Steuersätzen jenseits der 100% beispielsweise, bei denen es dann selbst der Promisozin Astrid Lindgren zu viel wurde. Von den unangenehmen Nebeneffekten, dass bestimmte Berufe mit Zugangsschranken (Ärzte, Rechtsanwälte etc.) ihre Arbeitskraft brutal rationierten, teils auf ein oder zwei Tage die Woche, weil sich Mehrarbeit nicht lohnte, und es da zu echten Problemen kam, mal ganz zu schweigen. Workaholics könnten da durchaus auch verzweifeln, denk ich. Von indirekten Effekten mal ganz zu schweigen. Auch ist gerade in Schweden wohl der gesellschaftliche Druck auf Mainstreamverhalten extrem, was man hört.

Vollbreit hat geschrieben:Nur, wenn ich dann zwischen den Zeilen lese und ahne, wie paradiesisch es doch früher in der guten alten Zeit gewesen sein muss, dann frage ich mich und die anderen dann auch, wann diese gute alte Zeit gewesen sein soll. In der Zeit als Papa Patriarch war? Hat meine Oma erlebt. Mit reichlich Geschwistern gesegnet wurde die ganze Bande in ihre Zummer gesperrt und musste still sein, wenn der Vater, der Herr im Haus, nach Hause kam, weil der Ruhe wollte und sein Wille war Gesetz. Meine Oma fand das nicht schön.

Siehst du, bei uns gab es dieses Patriarchatsmodell in der Familie in der Form gar nicht, wenn ich beispielsweise meiner Oma so zuhöre. Übrigens haben meine Urgroßeltern ihrer Tochter (der jüngeren SChwester meiner Oma) die höhere Schule bezahlt und nciht dem einzigen Sohn, weil sie sich das nur für ein Kind leisten konnten, und das auswählten, dem sie am meisten zutrauten. Mein Opa hat Ahnenforschung betrieben und Belege gefunden, dass schon um 1600 rum einer meiner Vorfahren darauf Wert legte, auch seinen Töchtern einen Lehrer zu bezahlen (das waren damals reiche Bauern). Aber frag mich nicht, woran das liegt. Könnte am sozioökonomischen Hintergrund (Großbauern) liegen, und dass viele der Frauen Geld mit in die Ehe brachten. Oder auch an der weitergegebenen Familientradition. Auf der andren Seite des Stammbaums schauts übrigens ähnlich aus, auch wenn man da nicht so wohlhabend war. Da kann ich mich an den tollen Spruch meines andren Opas erinnern, wenn das Argument kam, bei Mädchen lohne es sich nicht ihnen eine gute Ausbildung zu finanzieren, weil sie ja dann eh heiraten und Kinder kriegen. "Es hat noch keinem Kind geschadet, wenn die Mutter nicht dumm war". Und nach den Erzählungen meiner Mutter war sich der mit über 80 noch nicht zu schade, bei Bedarf die Windeln der Enkel zu wechseln. Vielleicht erklärt das, warum ich bei so mancher Horrorschilderung mich frage, ob das irgendwas mit der Realität zu tun hatte...
provinzler
 
Beiträge: 929
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 16:24

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Kurt » Mo 1. Sep 2014, 18:28

Vollbreit hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Wenn ich eine Meinung habe, dann halte ich diese für besser als die andere Meinung. Toleranz gegenüber der anderen Meinung heißt dann einfach "dann stirb doch als Rindvieh!" Für meine Zwecke ist das auch genug Toleranz.

Dem steht der folgende Toleranzbegriff gegenüber:
„Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könne am Ende vielleicht doch Recht haben.“ (Robert Lee Frost)
Das sind wohl verschiedene Herangehensweisen. Sie stehen sich dann nicht feindlich gegenüber, wenn man im besten Sinne des Diskurses versucht hat, den anderen vollumfänglich zu verstehen und der andere der Darstellung zustimmt: Ja, so hab ich es gemeint. Von hier aus kann man Kritik üben, aber wer vorher abbricht, der hütet und schützt eventuell seine Vorurteile.


Die Meinung bildet sich ja im besten Fall erst nach dem Diskurs. Und zu vielen Dingen habe ich auch gar keine Meinung, weil ich mich nicht auskenne oder mir das Thema schlichtweg am Arsch vorbei geht. Insofern sehe ich keinen Unterschied in der Herangehensweise.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Mo 1. Sep 2014, 18:53

Geht mir ähnlich. Zu vielen Themen habe ich keine feste Meinung, zu vielen eigentlich überhaupt keine, weil mich das Thema schlicht nicht interessiert.

Nach dem Diskurs bin ich auch manchmal der Meinung, dass ich selbst dann richtig liege, wenn ich den anderen nicht überzeugen konnte, aber mein Beispiel, dass sich das nicht feindlich gegenüberstehen muss, setzt ja voraus, dass vor einen Diskurs stattgefunden hat, insofern, sehe ich da dann auch keinen Widerspruch.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Mo 1. Sep 2014, 20:53

Vollbreit hat geschrieben:Was erscheint Dir denn richtig und was kristallisiert sich Deiner Meinung nach heraus?
Es kristalisiert sich heraus, dass Homosexualität ein kulturelles Phänomen ist, nicht ein genetisch bedingtes.

Vollbreit hat geschrieben:Nur, wenn ich dann zwischen den Zeilen lese und ahne, wie paradiesisch es doch früher in der guten alten Zeit gewesen sein muss, dann frage ich mich und die anderen dann auch, wann diese gute alte Zeit gewesen sein soll. In der Zeit als Papa Patriarch war? Hat meine Oma erlebt. Mit reichlich Geschwistern gesegnet wurde die ganze Bande in ihre Zummer gesperrt und musste still sein, wenn der Vater, der Herr im Haus, nach Hause kam, weil der Ruhe wollte und sein Wille war Gesetz. Meine Oma fand das nicht schön.
Oder die Zeit der schwarzen Pädagogik, als es noch richtig auf die Fresse gab, wenn man nicht parierte? Der spießige Muff der 50er. Danke, da kenne ich auch Leute, die mich davon kuriert haben, dadurch, dass sie Zeitzeugn waren. Selbst die Landromantik hat mir Peter Handke mit „Wunschloses Unglück“, der Geschichte seiner Mutter, die sich, weil ein wenig zu anders und nicht ins Dorf passend, das Leben nahm, genommen. Die heile Familie, vielleicht hat es sie im Biedermeier gegeben, aber ich vermute in Zeiten von harter Arbeit, Kindersterblichkeit, Tuberkulose, Diphterie, industrieller Revolution und so hielt es es auch damit in Grenzen, den Einfluss der Bürgertums schätzt Du ja ohnehin geringer als ich ein.
Es hat immer schon Problemfamilien gegeben. Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Kinder im Alter von 0-3 eine Bezugsperson brauchen und eine Krippeneinrichtung das nicht sein kann, weil Personaleinsatz und -wechsel eben nicht so kontinuierlich eingesetzt bleiben, wie Eltern oder Großeltern. Zudem liegt der Betreuungsschlüssel bei 5 Kinder pro Betreuer. Stell dir eine Mutter mit Fünflingen vor. Sie hat das Recht von der Krankenkasse eine Betreuungshilfe zu bekommen. Da wäre die Betreuung besser, als in der Krippe.
Und glaubst du wirklich, dass von der Arbeit genervte Eltern abends noch genug Geduld für einen übermüdeten, gestressten Schreihals aufbringen?
Es geht bei diesem Thema auch nicht darum, ob die Krippe notwendig ist oder nicht, es ging immer nur darum, dass dieser Hype politisch getrieben ist, dass die Krippenpropaganda auf Hochtouren läuft und junge Eltern sich inzwischen schon genötigt fühlen, auf diese Lösung zurückzugreifen, aus Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder zu denen gerechnet zu werden, die du hier so schön zitierst:
Vollbreit hat geschrieben:Und leider scheint es ja so zu sein, dass ausgerechnet die, die die Unterstützung brauchen könnten, drauf pfeifen und lieber die Kohle kassieren.
Wo ist hier die Quelle? Du bist doch immer der jenige, der alles fundamentiert haben möchte. Also wo hast du das her? Aus der Bildzeitung?

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Mo 1. Sep 2014, 20:54

Vollbreit hat geschrieben:Zu vielen Themen habe ich keine feste Meinung, zu vielen eigentlich überhaupt keine, weil mich das Thema schlicht nicht interessiert.
:lachtot:
Dafür schreibst du aber viel, wenn der Tag lang ist.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Mo 1. Sep 2014, 20:59

provinzler hat geschrieben:Skandinavien ist so eine art Soziversuchslabor für die Welt.
Gibt es denn auch liberale Versuchslabors, dann können wir ja mal vergleichen.

provinzler hat geschrieben:Von indirekten Effekten mal ganz zu schweigen. Auch ist gerade in Schweden wohl der gesellschaftliche Druck auf Mainstreamverhalten extrem, was man hört.
Erzähl mal, ich habe Bekannte, die seit einiger Zeit nach Schweden ausgewandert sind. Er war schon da, verdient dort gutes Geld, sprengt Steine aus dem Fels, lange Arbeitstage, aber ich glaube nur 4 Tage in der Woche, so dass die beidne ein eigenes Haus haben, was man da hinterherworfen kriegt, ich glaube 50.000 Euro oder so. Keine Hundehütte ein richtig schickes Blockhaus, mit allem was man will, heizen kostet fast nichts in Schweden.
Sie kriegt einen Sprachkurs, von Schikanen war da noch nichts zu hören.

provinzler hat geschrieben:Vielleicht erklärt das, warum ich bei so mancher Horrorschilderung mich frage, ob das irgendwas mit der Realität zu tun hatte...
Das ist keine Horrorschilderung, das ist normaler Alltag gewesen. Du vermutest ja selbst, dass Dein Vorfahren die Ausnahmen waren.
Meine Oma hat immer gerne gelesen, damals hatten die aber nur Schulbücher und so las sie ihre Schulbücher heimlich, weil zu viel lesen nicht gut war und ihr untersagt wurde, eine Frau brauchte das nicht.
Die Wohlhabenden waren immer in der Minderzahl, die Statistik kriegt man beim bpb.
Bildung und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen, da hast Du ja sozialdemokartische Gene.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Mo 1. Sep 2014, 21:28

stine hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Was erscheint Dir denn richtig und was kristallisiert sich Deiner Meinung nach heraus?
Es kristalisiert sich heraus, dass Homosexualität ein kulturelles Phänomen ist, nicht ein genetisch bedingtes.
Eigentlich gehört jeder, der die Unterscheidung heute noch macht geteert und gefedert, öffentlich.

stine hat geschrieben:Es hat immer schon Problemfamilien gegeben. Das ist nicht der Punkt.
Eben, weil es keine Problemfamilie war. Die waren stinknormal, vielleicht sogar etwas besser situiert als der Schnitt, aber so unterm Strich nix Besonderes.

stine hat geschrieben:Der Punkt ist, dass Kinder im Alter von 0-3 eine Bezugsperson brauchen und eine Krippeneinrichtung das nicht sein kann, weil Personaleinsatz und -wechsel eben nicht so kontinuierlich eingesetzt bleiben, wie Eltern oder Großeltern.
Keine Ahnung ob meine Urgroßmutter das bei ihren 9 Kindern immer mit der gebührenden Aufmerksamkeit hinbekommen hat. Ich vermute mal die haben sich auch geegnseitig erzogen.

stine hat geschrieben:Zudem liegt der Betreuungsschlüssel bei 5 Kinder pro Betreuer. Stell dir eine Mutter mit Fünflingen vor.
Sie hat das Recht von der Krankenkasse eine Betreuungshilfe zu bekommen. Da wäre die Betreuung besser, als in der Krippe.
Und glaubst du wirklich, dass von der Arbeit genervte Eltern abends noch genug Geduld für einen übermüdeten, gestressten Schreihals aufbringen?

Kommt auf die Arbeit an.

stine hat geschrieben:Wo ist hier die Quelle? Du bist doch immer der jenige, der alles fundamentiert haben möchte. Also wo hast du das her? Aus der Bildzeitung?
Radio.

stine hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Zu vielen Themen habe ich keine feste Meinung, zu vielen eigentlich überhaupt keine, weil mich das Thema schlicht nicht interessiert.
:lachtot:
Dafür schreibst du aber viel, wenn der Tag lang ist.

Viel? Du solltest mal sehen, was ich sonst noch so schreibe ;-)
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2014, 09:18

Vollbreit hat geschrieben:
stine hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Was erscheint Dir denn richtig und was kristallisiert sich Deiner Meinung nach heraus?
Es kristalisiert sich heraus, dass Homosexualität ein kulturelles Phänomen ist, nicht ein genetisch bedingtes.
Eigentlich gehört jeder, der die Unterscheidung heute noch macht geteert und gefedert, öffentlich.

Schade, dass du die Toleranz die du von anderen forderst nicht selbst mit einbringst. :pfeif:

Kuckst du hier: http://www.planet-wissen.de/alltag_gesu ... eorien.jsp

Es gibt kein "Schwulen-Gen". Es wurde bis heute keins gefunden und da sich die Vorliebe für gleichgeschlechtliche Liebe im Kopf abspielt ist dies für mich absolut ein Gender-Thema.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2014, 09:22

Vollbreit hat geschrieben:Keine Ahnung ob meine Urgroßmutter das bei ihren 9 Kindern immer mit der gebührenden Aufmerksamkeit hinbekommen hat. Ich vermute mal die haben sich auch geegnseitig erzogen.

Jedes der neun Kinder hatte EINE Großmutter als Bezugsperson und die im Haus lebenden Geschwister zum Spielen und um sich von ihnen etwas abzuschauen. Es ist egal, ob Oma immer Zeit hatte, sie war die Zielperson für allen Kummer. Und weil die 9 Geschwister unterschiedlichen Alters waren, konnte das klappen.
Dass sich größere um kleinere Kinder kümmern ist auch heute noch wünschenswert. Aber dadurch, dass die Geschwister getrennt und in altersabhängige Einrichtungen gesteckt werden (Krippe, Kindergarten, Hort) hat sich das auch erledigt.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon provinzler » Di 2. Sep 2014, 10:21

Vollbreit hat geschrieben:Gibt es denn auch liberale Versuchslabors, dann können wir ja mal vergleichen.

Ansätze dessen betreibt China in einigen seiner Provinzen. Die probieren bestimmte Marktöffnungen immer erst in ein oder zwei Provinzen, bevor sies flächendeckend einführen. Allerdings nicht gesellschaftspolitisch.
Vollbreit hat geschrieben:Sie kriegt einen Sprachkurs, von Schikanen war da noch nichts zu hören.

Mir wurde beispielsweise zugetragen, dass eine Frau, die heiratet bevor sie 30 wird, massiv an Ansehen verliert.

Vollbreit hat geschrieben:Meine Oma hat immer gerne gelesen, damals hatten die aber nur Schulbücher und so las sie ihre Schulbücher heimlich, weil zu viel lesen nicht gut war und ihr untersagt wurde, eine Frau brauchte das nicht.
Die Wohlhabenden waren immer in der Minderzahl, die Statistik kriegt man beim bpb.
Bildung und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen, da hast Du ja sozialdemokartische Gene.

Sozialdemokratisch? Nein, gut bäuerlich-katholisch, würd ich sagen. Ist ne ganz eigene Spezies anscheinend. Auf Bildung wurde da (egal ob für Männlein oder Weiblein) immer extrem viel Wert gelegt. Meine Oma erzählt gern, dass ihr Vater im Dorf den Ruf hatte alles zu wissen, weil er unglaublich belesen war (auch als Bauer gibts lange Winterabende wo man nix zu tun hat). Ich denke, das ist auch der Grund, warum die mit ihren Höfen so erfolgreich waren. Wer lesen, schreiben und rechnen kann und auch sonst nicht dumm ist, ist schwer über den Tisch zu ziehen (für die Maßstäbe des 16.,17., 18. Jahrhunderts). Und respektvoller Umgang miteinander und eine Wertschätzung für Bildung haben zunächst mal nix mit Wohlstand zu tun.
provinzler
 
Beiträge: 929
Registriert: Sa 16. Jun 2012, 16:24

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Nanna » Di 2. Sep 2014, 11:10

stine hat geschrieben:Es gibt kein "Schwulen-Gen". Es wurde bis heute keins gefunden und da sich die Vorliebe für gleichgeschlechtliche Liebe im Kopf abspielt ist dies für mich absolut ein Gender-Thema.

Das ist doch scheißegal. Das Grundrecht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Entscheidungsfreiheit über die eigene Lebensgestaltung (und das impliziert dies öffentlich und nicht nur im dunklen Hinterzimmer, wo du es nicht sehen musst, tun zu dürfen) bricht jegliche Vorschriften, die du irgendwem über seine Lebensentscheidungen machen möchtest. Da kannst du dich auf den Kopf stellen, aber es muss keinen Schwulen interessieren, ob du das, was er mag, gutheißt oder nicht.

Auch hier greift übrigens wieder der naturalistische Fehlschluss: Es ist unerheblich, ob Homosexualität "natürlich" oder "kulturell" hergestellt ist - diese Unterscheidung, da hat Vollbreit völlig recht, ist in diesem Kontext irrelevant. Denn auch wenn ein "Schwulen-Gen" gefunden würde, wäre damit nicht gesagt, dass Schwulsein moralisch gut ist - die berühmte Unmöglichkeit eben, vom Sein auf das Sollen zu schließen. Die Diskussion muss an einer ganz anderen Stelle ansetzen, nämlich bei unserem Verständnis gesellschaftlicher Freiheiten und Selbstbestimmungsrechten. Und da habe ich bisher nicht EIN gutes Argument gehört, warum man die Gleichstellung von Homosexuellen in allen Lebensbereichen verweigern können dürfte.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Di 2. Sep 2014, 12:11

stine hat geschrieben:Schade, dass du die Toleranz die du von anderen forderst nicht selbst mit einbringst. :pfeif:


Schade, dass Du Deine eigenen links nicht liest, sonst wärst Du nämlich auf folgenden Satz gestoßen:
"Die mehrheitliche Überzeugung ist jedoch, dass biologische, kulturelle und soziale Faktoren nicht getrennt voneinander zu betrachten sind."
Nichts anderes war meine Aussage.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Di 2. Sep 2014, 12:29

stine hat geschrieben:Jedes der neun Kinder hatte EINE Großmutter als Bezugsperson und die im Haus lebenden Geschwister zum Spielen und um sich von ihnen etwas abzuschauen.
Nee, Mutter.

stine hat geschrieben:Es ist egal, ob Oma immer Zeit hatte, sie war die Zielperson für allen Kummer. Und weil die 9 Geschwister unterschiedlichen Alters waren, konnte das klappen.
Trotz des ungünstigen Betreungsschlüssels meiner Urgroßmutter von einer Kraft für 9 Kinder?
Nebenher musste sie ja noch den Haushalt erledigen, während professionelle Erzieherinnen da viel verfügbarer sind, oder?

stine hat geschrieben:Dass sich größere um kleinere Kinder kümmern ist auch heute noch wünschenswert. Aber dadurch, dass die Geschwister getrennt und in altersabhängige Einrichtungen gesteckt werden (Krippe, Kindergarten, Hort) hat sich das auch erledigt.
Das ist doch auch in Realfamilien viel dynamischer gewesen. Bei 10 Jahren Alterunterschied ist das mit dem kümmern so eine Sache, spielen tut man da auch nicht groß miteinander.
Diese Idealfamilie die da unterlegt wird, die gibt es doch kaum.
Ich halte persönlich das Aufwachsen in der eigene Familie für die allermeisten Kinder auch für die beste Lösung, selbst dann wenn die Eltern schwierig sind, aber es gab immer schon Ammen, Dienstmädchen und es war immer kunterbunter, als das vermeintliche Ideal suggeriert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Amme#Soziologie
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Vollbreit » Di 2. Sep 2014, 13:00

provinzler hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Gibt es denn auch liberale Versuchslabors, dann können wir ja mal vergleichen.

Ansätze dessen betreibt China in einigen seiner Provinzen. Die probieren bestimmte Marktöffnungen immer erst in ein oder zwei Provinzen, bevor sies flächendeckend einführen. Allerdings nicht gesellschaftspolitisch.
Leider werden wir wohl nicht erfahren, wie es da so läuft, irgendwo in China.

provinzler hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Sie kriegt einen Sprachkurs, von Schikanen war da noch nichts zu hören.
Mir wurde beispielsweise zugetragen, dass eine Frau, die heiratet bevor sie 30 wird, massiv an Ansehen verliert.

Zu jeder Zeit hat immer irgendwer an Ansehen verloren, weil bei allen Regeln immer jemand durch die Machen fällt und ganz ohne Regeln vermutlich noch viel mehr. Was heißt denn massiv an Ansehen verlieren. Grüßt die niemand mehr, werden die nicht mehr eingeladen, kriegen die in Restaurants des Ecktisch?

provinzler hat geschrieben:Sozialdemokratisch? Nein, gut bäuerlich-katholisch, würd ich sagen. Ist ne ganz eigene Spezies anscheinend.

In Bayern ist das Mainstream.
Bildung für Frauen und deren Gleichberechtigung findet man zum ersten Mal politisch ausformuliert wohl im Kommunitischen Manifest.
Aber ansonsten wird es immer schon solche und solche gegeben haben, zu allen Zeiten. Die Bäuerlein hat jeder der Ahnenfoschung betreibt im Stammbaum, ich auch, kein Wunder, wo das doch ein häufiger Beruf war, damals.

provinzler hat geschrieben:Auf Bildung wurde da (egal ob für Männlein oder Weiblein) immer extrem viel Wert gelegt. Meine Oma erzählt gern, dass ihr Vater im Dorf den Ruf hatte alles zu wissen, weil er unglaublich belesen war (auch als Bauer gibts lange Winterabende wo man nix zu tun hat).
Kommt wohl drauf an, ob man Tiere hat. Meine niederbayersiche Pensionswirtin lebt war früher Bäuerin, da stand man um 5:00 auf um die Viecher zu melken, nicht zu vergessen, die Kinder, mussten fertig gemacht werden. Deine Vorfahren stellten da wohl eher die Ausnahme dar.

provinzler hat geschrieben:Ich denke, das ist auch der Grund, warum die mit ihren Höfen so erfolgreich waren. Wer lesen, schreiben und rechnen kann und auch sonst nicht dumm ist, ist schwer über den Tisch zu ziehen (für die Maßstäbe des 16.,17., 18. Jahrhunderts). Und respektvoller Umgang miteinander und eine Wertschätzung für Bildung haben zunächst mal nix mit Wohlstand zu tun.
Gut, aber Bildung fürs Volk, das ist nun mal zutiefst links.
Das konservative Milieu, gerade auch das katholische, teilweise bis heute, versuchte die Bildung ja in Reihen der Eliten zu halten und selbst in der eigene Familie war es so, dass der Sohn als Stammhalter der Familie mit Bildung erschlagen wurde, während es für Frauen chic war ein bisschen Konversation drauf zuhaben aber bitte nicht zu viel zu wissen. Handarbeiten und Musizieren, das ging, aber zu intelligent sollten die Frauen dann auch nicht werden, dafür waren ja die Männer vorgesehen.

Etwas widersprüchlich ist es auch, die Armen für ihre Dummheit zu verurteilen, aber breite Bildungsprogramme abzulehnen. Für Konservative ist ja schon die Sesamstraße eine Überforderung – und der soundso vielte Untergang des Abendlandes - gewesen.
Benutzeravatar
Vollbreit
 
Beiträge: 2413
Registriert: Mi 30. Nov 2011, 11:48

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2014, 18:59

Nanna hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Es gibt kein "Schwulen-Gen". Es wurde bis heute keins gefunden und da sich die Vorliebe für gleichgeschlechtliche Liebe im Kopf abspielt ist dies für mich absolut ein Gender-Thema.

Das ist doch scheißegal.
Wissenschaftlich gesehen ist es nicht scheißegal, ob sich etwas lediglich im Kopf abspielt oder ob es eine genetische Voraussetzung dafür gibt.

Nanna hat geschrieben:Das Grundrecht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Entscheidungsfreiheit über die eigene Lebensgestaltung (und das impliziert dies öffentlich und nicht nur im dunklen Hinterzimmer, wo du es nicht sehen musst, tun zu dürfen) bricht jegliche Vorschriften, die du irgendwem über seine Lebensentscheidungen machen möchtest. Da kannst du dich auf den Kopf stellen, aber es muss keinen Schwulen interessieren, ob du das, was er mag, gutheißt oder nicht.
Damit hast du recht. Und dieses Thema interessiert mich auch nicht.

Nanna hat geschrieben:Auch hier greift übrigens wieder der naturalistische Fehlschluss: Es ist unerheblich, ob Homosexualität "natürlich" oder "kulturell" hergestellt ist - diese Unterscheidung, da hat Vollbreit völlig recht, ist in diesem Kontext irrelevant. Denn auch wenn ein "Schwulen-Gen" gefunden würde, wäre damit nicht gesagt, dass Schwulsein moralisch gut ist - die berühmte Unmöglichkeit eben, vom Sein auf das Sollen zu schließen. Die Diskussion muss an einer ganz anderen Stelle ansetzen, nämlich bei unserem Verständnis gesellschaftlicher Freiheiten und Selbstbestimmungsrechten. Und da habe ich bisher nicht EIN gutes Argument gehört, warum man die Gleichstellung von Homosexuellen in allen Lebensbereichen verweigern können dürfte.
Das ist ein rein politisches Thema. Einerseits sollen alle Lebensstile ihre Freiheit haben, andererseits will man dann mit den gewonnenen Freiheiten den Schutz einer konservativen Lebensweise. Also wie jetzt?

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2014, 19:07

Vollbreit hat geschrieben:Ich halte persönlich das Aufwachsen in der eigene Familie für die allermeisten Kinder auch für die beste Lösung, selbst dann wenn die Eltern schwierig sind, ...
Hierin sind wir offensichtlich einer Meinung, die Kinder lernen auch etwas in unbequemen Familien.
Vollbreit hat geschrieben:...aber es gab immer schon Ammen, Dienstmädchen und es war immer kunterbunter, als das vermeintliche Ideal suggeriert.
Ein Ideal gibt es vielleicht gar nicht, jede Zusammensetzung innerhalb einer Familie hat ihre ganz eigenen Probleme (zB Erstgeborener, Sandwich-Kind, Nesthäkchen ect.) mit denen Kinder aber fertig werden, wenn sie sich "zu Hause" fühlen und sich dessen sicher sein können.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: (Die heutige) Soziologie ist keine Wissenschaft

Beitragvon Lumen » Di 2. Sep 2014, 23:54

Homosexualität war nun lange genug gerade nicht willkommen und die Kultur war teils extrem dagegen eingestellt. Auch da ein Blick über den großen Teich, wo es geradewegs "Kliniken" gab (und wohl noch gibt), wo sich homosexuelle Evangelikale "heilen" lassen konnten -- natürlich ergebnislos (und auch wenn das Vollbreit und Nanna nicht gerne hören, mit schlimmsten Implikationen für die Betroffenen). Früher wurden Homosexuelle auch strafrechtlich verfolgt, was eher nicht dazu beitrug, sich offen zu bekennen. Das bekannteste Beispiel ist hier vielleicht das englische Genie Alan Turing, der 1952 für "gross indecency" verurteilt wurde und eine chemische Therapie machen musste, was ihn möglicherweise motivierte, sich zwei Jahre später das Leben zu nehmen. Es ist also in gewisser Weise ein makabrer Witz, zu meinen, früher habe es kaum Homosexuelle gegeben.

Der nächste Irrtum ist, dass es nur Pseudo-Genetik ("fest verdrahtet") und Pseudo-Kultur ("frei bestimmbar") gäbe. Es gibt recht komplexe Dinge dazwischen, von biologischen Grundlagen, die Tendenzen verursachen, oder kulturelle Einflüsse die sich letztlich genetisch niederschlagen. Zudem gibt es noch die Epigenetik, wonach Umgebungseinflüsse, die sich auch wieder physisch und chemisch im Körper abbilden (z.B. durch sog. Stresshormone) mit genetischen Schaltern interagieren.

Um das mal einmal stark vereinfacht und rein fiktiv zu illustrieren: Es kann fünf genetische Schalter geben, die unabhängig und rezessiv vererbbar sind. Nur dann, wenn beide Elternteile entsprechende Allele vererben, sind diese Schalter vorhanden und grundsätzlich "schaltbar". Wenn die Mutter genau in Woche 5 bestimmte Nahrung zu sich nimmt, und eine bestimmte Menge Stress hat, dann werden diese 5 Schalter umgelegt, wodurch dann ein genetisches Programm beim Gehirnbau abgespult wird, was eigentlich zum anderen Geschlecht gehört. Das kann noch um ein vielfaches komplizierter sein, wo genau in Woche 42 und bei Zellteilung XY bestimmte Bedingungen herrschen müssen. Nirgendwo wird man ein Gen finden, was das steuert. Grundsätzlich muss man auch wissen, dass Gene bereits von Forschern identifizierte Ketten sind, denen ein bestimmter Effekt zugewiesen werden kannn. Vielleicht etwa so: ADCTTTCDDGGAGCTCThGTTallTToGTAACTstGGTGAine, die schwarzen Bestandteile wurden Junk-DNA genannt, die blauen tragen eine bekannte Funktion (mittlerweile weiß man dass Junk DNA Funktionen hat).
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

VorherigeNächste

Zurück zu Wissenschaft

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast