Klaus hat geschrieben:Beweisen kann das in seiner Gesamtheit keiner.
Weder in seiner Gesamtheit, noch sonstwie. Du bist ein Subjekt, das Sinneseindrücke unterschiedlicher Stärke verarbeiten muss, und da sind Modelle über Erkannes - Objekte ... das, was sich aus möglichst exakter wissenschaftlicher Betrachtung ermitteln läßt.
Zwischen Deiner Subjektivität und deinen gedanklichen Objekt-Modellen (also Deiner Vorstellung von Wirklichkeit) klafft eine Lücke, die nur durch die Annahme (Hypothese) einer Verbindung zwischen der Sinnesrezeption und den Vorstellungen geschlossen werden kann. Bei dieser Annahme ist die Neurophysiologie recht hilfreich, aber letztlich beweisen lässt sich dadurch nichts, denn alle ihre Forschungsergebnisse gehören ihrerseits ebenfalls in den Bereich der Objekt-Modelle. Dh, Du hast mehrere Objekt-Modelle, die sich untereinander stützen, aber der Sprung zu Deiner Subjektivität unterbleibt.
Nun glaubst Du aber (echt: wir reden hier von einem Glauben, und zwar von Deinem Glauben), dass Ihr beide, dh die von Dir wahrgenommen Objekt-Modelle und Du selbst zu einer realen "Wirk-lichkeit" gehören, die euch und viele andere miteinander verbindet und Dich im Zuge der Evolution überhaupt erst hervorgebracht hat, usw. Ich bin sicher, Du bist davon fester überzeugt als ich von der Existenz Gottes, und das will schon was heißen.
Dieser Glaube ist aber, wie übereinstimmend festgestellt, nicht beweisbar. Es ist ein G l a u b e.
Klaus hat geschrieben:Ich halte mich an die nicht wenigen Fakten, die bewiesen sind, das reicht für meine ungestörte, naturalistische Weltsicht, die frei von Übernatürlichen ist und ohne solchen Mummenschanz auskommt.
Gehen wir noch etwas methodischer an die Sache heran, nämlich mit Hilfe von Gerhard Vollmers evolutionärer Erkenntnistheorie, der auf der Hauptseite der Brights als Lektüre empfohlen wird (und von dem man in der Tat eine Menge lernen kann, auch, weil er verständlich schreibt). Er konstatiert zunächst den hypothetischen Charakter der Wirklichkeit. Dann aber kommt nicht etwa das hier so angesagte "ismiregal"-Argument bezüglich der Realität der Realität, sondern Vollmer sucht, wie ich, nach einem - wie soll man sagen - 'Füllsel' für die Lücken im geglaubten Realismus. Und er findet einen tollen Begriff, der keinen Naturalisten abschreckt: "Materie".
Und es klingt auch so einleuchtend: Klar, die Materie ist die Klammer, die meine Existenz und die der von mir wahrgenommenen Objekte und Subjekte vereinigt! Weil ich materiell bin, weil ich ein Gehirn habe, das so und so funktioniert, gehören meine Vorstellungen und meine Sinnesreize zusammen. Und so weiter.
Nun kommt das Problem: Diese (postulierte) "Materie" hat, auch wenn sie noch so plausibel klingt, ganz immaterielle Eigenschaften:
Sie läßt sich nicht beweisen, ist also übernatürlich.
Sie konstituiert Wirklichkeit.
Sie ist in sich un-bedingt.
Das sind genau die drei operativen Merkmale, die ein (immer nur postulierter) Schöpfergott im Rahmen einer realistischen Weltsicht überhaupt annehmen kann!
Das hat natürlich nicht mit Christentum oder irgendeiner Religion zu tun - darum geht es mir auch nicht. Ich wollte nur mal aufzeigen, wohin es führt, wenn man die Frage mal gnadenlos durchdenkt.