Nur wenn wir Religion in ihrer Eigenständigkeit würdigen, haben wir eine Chance, der Wirklichkeit näherzukommen.
Einfach mal behaupten. Belegen muß man's ja nicht, ist ja 'ne Glaubensfrage. Und dann fragt sich der Mann ernsthaft, warum man als wissenschaftlich - will sagen: skeptisch - orientierter Mensch Probleme mit dem Glauben hat.
Warum ist Religion ein zentrales Element der Wirklichkeit? Und was meint er überhaupt mit "Wirklichkeit"?
Überhaupt redet der Mann unfaßbar unverständlich:
Der Mensch ist dasjenige Wesen, das über sich hinausstrebt und über sich hinausdenkt.
Was? "Über sich hinausstreben" und "über sich hinausdenken" - was soll denn das bedeuten!?
Es ist sein großes Glück, wenn er dabei nicht einfach nur auf sich selber stößt,
Wie kann man eigentlich, indem man "über sich hinausdenkt", auf sich selbst stoßen?
Das nur als Beispiel. Herr Huber gibt hier durchaus interessante Antworten, aber warum er das so verwässern muß, verstehe ich nicht. Vielen seiner Sätze würden wohl viele intuitiv zustimmen, aber wenn man sie sich genauer anschaut, merkt man, daß man eigentlich gar nicht so genau weiß, was sie bedeuten sollen.
Herr Spaemann verzapft hingegen nur groben Unfug:
Die neuen Atheisten in Amerika machen nicht die Spur eines Versuches, auch nur zu sagen, dass sie die Fragen beantworten könnten, die die Menschen über die Wissenschaft hinaus haben. Sie sagen, die Wissenschaft wird alles aufklären. Das ist ein neuer Dogmatismus, wie er etwa bei Daniel Dennett zum Ausdruck kommt, einem Bewusstseinstheoretiker, der schreibt: „Ich will hier gleich vorab eine Sache klarstellen, ich werde unbedingt festhalten an einem materialistisch-monistischem Verständnis der Wirklichkeit. Jede Form von Dualismus lehne ich ab – und zwar ungeachtet der Argumente, die dafür vorgebracht werden. Ich erkläre von vornherein, dass ich diese Argumente gar nicht in Betracht ziehe.“ Das ist ehrlicher Dogmatismus.
Wieder so jemand, der besser weiß, was Dennett will als Dennett selbst. Dennett sagt, daß er einen Naturalismus annimmt, weil ihm keine guten Argumente für eine andere Sichtweise bekannt sind. Natürlich müßte man sich als Super mit dieser Annahme auseinandersetzen. Igitt! Da ist es doch viel einfacher einfach das Gegenteil zu behaupten: Dem Dennett sind Argumente wurscht, der ist Dogmatiker! Hach, schön, wieder ein paar Stunden des Nachdenkens gespart...
Der Hammer:
Es gibt immer mehr Konversionen zum Islam. Es ist offenbar so, dass das Christentum besonders anspruchsvoll ist, weil es zwei Dinge miteinander verbindet, die sonst oft getrennt auftreten. Nämlich eine dezidierte Überzeugung von der Wahrheit, dass Christus wirklich auferstanden ist. Paulus sagt, wenn wir uns das nur ausgedacht haben, dann sind wir ganz elend dran. Es ist aber wahr, es ist wirklich passiert. Wir sehen hier eine dezidierte Überzeugung von der Wahrheit und gleichzeitig eine dezidierte Überzeugung von der Freiheit des Menschen, diese Wahrheit zu glauben oder nicht. Da auszuweichen in die Patchworkreligion oder in eine islamische Lebensordnung, die einem sagt, so und so läuft’s – das kann verlockend sein.
Achso!
Die Vernunft wird heute von der Wissenschaft selbst infrage gestellt, nicht vom Glauben. Etwa von Neurowissenschaftlern, die so viele interessante Entdeckungen gemacht haben, dass sie davon etwas besoffen sind und denken, noch mehr zu verstehen. Sie versuchen zu zeigen, dass die Vernunft nicht das ist, für was sie sich hält, sondern dass sie ein zufälliges Evolutionsprodukt sei.
Aha! Ein "zufälliges Evolutionsprodukt" also. Da hat sich ja jemand schwer informiert. Noch interessanter: was soll die Anspielung auf die Neurowissenschaften? Soll das heißen, daß Vernunft keine Vernunft mehr wäre, wenn sie durch neuronale Vorgänge entstünde? Vernunft ist nur dann Vernunft, wenn sie... äh... nicht-physische Ursachen hat? Klar, wenn man Vernunft so definiert, ist der Glaube der Hüter der Vernunft - allein, wie kommt man auf diese Definition!?
Im direkten Vergleich ist mir Bischof Huber direkt sympathisch. Was der Spaemann da von sich gibt ist völlig unerträglich. Was für ein unsagbares Geschwätz.