HFRudolph hat geschrieben:Starker Naturalismus: Danach wird nur als wahr angenommen, was heute hinreichend beweisbar ist, darüber Hinausgehendes wird als unwahr bzw. nicht existierend angenommen. Wer behauptet, dass es mehr gibt, trägt die Darlegungs- und Beweislast. Die positiven Aussagen müssen auf ihre Bestätigung warten während die negativen Aussagen bis zu ihrer Widerlegung für wahr gehalten werden, beides unter ausdrücklichem Vorbehalt möglicher Fehlerhaftigkeit. Für den starken Naturalismus spricht, dass ohne diesen Maßstab nichts als wahr oder unwahr angenommen werden kann. (Vertreter: David Armstrong, Gonzalo Puente Ojea, Bernulf Kanitscheider, Die Materie und ihre Schatten, S. 72, Ausgabe 2007)
Schwacher Naturalismus: Behauptungen, die weder bewiesen noch widerlegt sind, werden als möglich angesehen (Agnostische Position). Der schwache Naturalismus muss damit über die rein denktheoretische Hintertür für rosa Kanninchen des starken Naturalismus in Form des Fallibilismus hinaus gehen.
Die Unterscheidungen sind eher sprachlicher Natur bezüglich der Frage, wann man etwas als erwiesen oder nicht existent bezeichnet und möglicherweise liegen die Uneterschiede vereinzelt auch in der praktisch Beurteilung von Restwahrscheinlichkeiten.
Hm..., so richtig kann ich mich mit dieser Unterscheidung bzw. ihren Bezeichnungen (noch) nicht anfreunden.
Dass ein rationaler Mensch wissenschaftlich Bewiesenes oder Widerlegtes als wahr bzw. als falsch anzunehmen hat, ist eine Selbstverständichkeit, und auch, dass derjenige, der etwas behauptet, die primäre Beweislast zu tragen hat.
Und dass jede widerspruchsfreie Behauptung im logischen Sinn möglicherweise wahr und möglicherweise falsch ist, steht auch fest.
Ich weiß nur nicht so recht, warum hierfür die Bezeichnung "Naturalismus" gewählt worden ist; denn dabei handelt es sich in meinen Augen um allgemeine wissenschaftstheoretische Belange.
Wenn man terminologisch zwischen dem ontologischen, dem epistemologischen (nicht mit der naturalisierten Erkenntnistheorie verwechseln!) und dem methodologischen Naturalismus unterscheidet, dann machen letzteren meines Erachtens folgende Grundsätze aus:
— Naturalistische Erklärungen sind den nichtnaturalistischen überlegen und sollen deshalb diesen grundsätzlich vorgezogen werden.
— Es soll grundsätzlich nach naturalistischen Erklärungen sämtlicher Phänomene gesucht werden, einschließlich der scheinbar nichtnatürlichen.