Sisyphos hat geschrieben:Eher ungünstig. In Diskussionen erwehren wir uns immer wieder der Unterstellung, wir würden unser Weltbild mit religiöser Inbrunst vertreten, bzw. die Rationalität gottgleich verehren. So ein Motto wäre nur Wasser auf die Mühlen. Außerdem ist der Begriff der Tugend (was ist das eigentlich?) nicht mehr sehr zeitgemäß.
Das sehe ich ähnlich. Vor allem der Vorwurf, Wissenschaft oder Vernunft seien eben auch nur ein "Glaubensbekenntnis" und somit praktisch auch nur eine Religion, kommt fast so oft vor wie der Hitler- und Stalinverweis. Man sollte diesen sattsam bekannten (und widerlegten) Argumenten nicht noch Vorschub leisten, indem man von "Gottheiten" und "anbeten" spricht.
Zumindest meine persönliche Einstellung zur Rationalität gibt ein solches Vokabular auch relativ schlecht wieder - selbst dann, wenn man es nur "poetisch" versteht. Rationalität ist eine Einstellung oder Methode zur Gewinnung von Erkenntnissen. Keine besonders gute, aber eben die am wenigsten schlechte, die uns bekannt ist. Deswegen ziehe ich sie anderen noch schlechteren Methoden vor, aber ich bin weit davon entfernt, die bescheidenen Möglichkeiten der menschlichen Rationalität anzubeten.