"Pip" hatte ua kommentiert:
Auch ich halte Religiösität für heilbar. Das wir da den betroffenen helfen wollen ...
Darauf ich
Also, da muß ich entschieden protestieren. Das haben immer schon alle, egal welcher Coleurs geglaubt, die Anderen ihre "Wahrheit" aufdrängen wollten.
Darauf er
Mal darüber nachgedacht dass grenzenlose Toleranz und Verständnis letztendlich immer dazu führen, dass man von den Spinnern zu denen man nett war, und ihnen alle Freiheiten gelassen hat unterdrückt wird?
Ich werde auch weiterhin der Überzeugung sein, dass Religion eine Mischung aus Geisteskrankheit und Gehirnwäsche ist. Und ja, unzählige Menschen in ungezählten Generationen waren und sind daran erkrankt.
Nur weil eine Mehrheit etwas glaubt oder tut, ist es nicht unbedingt richtig.
Für fundamentalistisch Religiöse gilt bei mir die gleiuche Maxime wie bei den Rechtsradikalen:
Wehret den Anfängen, und "schlagt" sie wo immer ihr sie trefft. Wobei ich klarstellen möchte, dass dies KEIN Aufruf zur Gewalt ist. Die Religiösen schlägt man am besten, indem man sie spüren lässt, wie wenig ernst man sie nimmt.
Und das ist jetzt die ihm versprochene Antwort:
Mein Protest richtete sich gegen deine Formulierung "Daß wir da den Betroffenen helfen wollen ..."
Von dem indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti (laß dich durch den guruhaft anmutenden Namen nicht irritieren, der ist in Indien ein so verbreiteter Vorname wie bei uns Gottfried, - und anscheinend stehen bei den Indern die "Vornamen" hinter dem Familiennamen) stammt der Aphorismus:
"Die Würde eines Menschen liegt darin, daß er nicht gerettet werden kann."
Das ist eine Ansicht, die in meiner Weltanschauung große Bedeutung hat. Jeder ist zunächst einmal für sich selbst verantwortlich, und zwar sowohl für die Befriedigung seiner körperlichen, als auch seiner geistigen Bedürfnisse, und zu den elementarsten geistigen Bedürfnissen gehört das nach einem Glauben, dh eine in der Regel schwer zu begründende Form der Gewißheit dessen, was wahr ist. Ob es wirklich wahr ist, was einer glaubt, oder nur angeblich, sei einmal dahingestellt. Wichtig ist jedoch zu bedenken, daß ein Glaube nur sehr schwer, wenn überhaupt, für Argumente zugänglich ist. Dem Gläubigen ist es völlig gleichgültig, wie andere, aus seiner Sicht "Nichtgläubige", über seinen Glauben denken, ob sie ihn nun als Schwachsinn, Geisteskrankheit, Irrtum oder werweißwie diffamieren: er will ja seinen Glauben und er will nicht davon abgebracht, nicht "gerettet" werden, im Gegenteil macht es ihn fuchsteufelswild, wenn da einer daherkommt und versucht, ihm "zu helfen". Es ist auch würdelos, jemandem die Selbstverantwortung für seinen Glauben absprechen zu wollen, indem man ihn "im Namen der Wahrheit" von seinem Irrweg abzubringen versucht. Selbst wenn ein (religiöser) Glaube tatsächlich eine Geisteskrankheit wäre, (was nicht einfach zu zeigen ist, da schon der pathologische Begriff von Geisteskrankheit größte Schwierigkeiten macht), wäre es eine, von der ihr Inhaber nichts wüßte und nichts wissen wollte. Nun ist "Hilfe", wenn überhaupt, nur dort angebracht, wo der "Betroffene" das wünscht (oder wo man offensichtlich annehmen darf, daß er es wünschen würde - zB jemand wird auf der Straße bewußtlos). Erst wenn der Betroffene in die Hilfeleistung einwilligt, ist Hilfe gerechtfertigt. Andernfalls ist es würdevoller, jemanden in seiner Krankheit, seinem Unglück, seinem Leiden zu belassen! (Jeder ist seines Unglückes Schmied, wie ich manchmal zu sagen pflege.)
Das heißt nun aber nicht, daß man "grenzenlose Toleranz" üben sollte, wie du mich, so fürchte ich, mißverstanden hast. Es kommt eben darauf an, wie einer an mich herantritt. Das oben geschilderte ethische Prinzip wende ich ja nicht nur auf die Anderen an, sondern auch auf mich. Auch ich habe meinen Glauben und den halte ich für richtig und wahr. In meinem Fall ist es die Vorstellung, daß alles, was geschieht, auf natürliche Weise geschieht, ohne Eingriffe und Anstöße von "außen". Ich bin kein Agnostiker, der sagt "Ich kann es nicht wissen", nein ich bin mir sicher und gewiß, daß ich recht habe, was allerdings, wenn ich gründlich reflektiere, eben das hauptsächlichste Kennzeichen eines Glaubens ist. Ein anderes Merkmal meines Glaubens ist, daß es mir überhaupt nicht paßt, wenn einer daherkommt und mich davon überzeugen will, daß nicht ich an "die Wahrheit" glaube, sondern er und dann versucht, mich zu "bekehren". Dann kriege ich einen "dicken Hals", wie die Wiener sagen, dh ich werde ziemlich schnell wütend und sage dem "Angreifer" ordentlich meine Meinung. Und wenn das auf einer höheren Ebene passiert, zB auf einer politischen, auf der ich alleine nichts ausrichten kann, dann schließe ich mich gerne einer Gegenbewegung an, die vielleicht etwas gegen die religiöse Überrumpelung durch die G.W.Buschs ua ausrichten kann. Auf dieser Ebene habe ich absolut nichts gegen Aufklärung, absolut nichts dagegen, sich gegen den Vormarsch der Religion, insbesondere der fundamentalistischen Varianten, zu wehren. Aber im persönlichen Verkehr mit Einzelnen stört mich der Glaube des Anderen überhaupt nicht, solange er ihn nur auf sich selbst anwendet und mich damit in Ruhe läßt, so wie ich selbst in meinem Glauben an die natürliche Entstehung und Vergänglichkeit aller Dinge ruhe, der von einem religiös Angehauchten nicht erschüttert werden kann.
Aber nun überlaß ich wieder Anderen das Wort.
Übrigens noch Eines. Wenn du glaubst, daß du die Religiösen am besten schlägst, indem du sie spüren läßt, daß du sie nicht ernst nimmst, dann solltest du das beherzigen und überhaupt nicht auf sie reagieren, wenn sie an dich, zB in Form eines Postings, herantreten. Andernfalls nährst du nur ihr "Bekehrungsfeuer".